Donnerstag, 30. Juli 2009

Von Luxus und anderen sauren Gurken

Woran merken Sie, dass Sie in einer Konsumgesellschaft leben? Daran, dass Sie rund um die Uhr alles bekommen können, was Sie wollen? Falsch, das wissen Sie zwar, aber das nehmen Sie im alltäglichen Leben kaum wahr.
Wir merken erst, dass wir in einer Konsumgesellschaft leben, wenn wir ein ganz bestimmtes (Luxus)Produkt, also kein Grundnahrungsmittel, wollen, dass es in jedem Laden zu geben scheint und welches wir auch immer im Laden sehen, aber es ist aktuell nicht verfügbar.
Die gelassenen Exemplare Mensch geben sich damit zufrieden, gehen nach Hause und regen sich ein wenig auf. Andere rennen in 3 Läden, finden es in keinem davon und sind tief unglücklich und wieder andere machen ihrem Ärger noch direkt im Supermarkt ihres Vertrauens Luft und beschimpfen völlig wehrloses Personal, das freundlich bleiben muss, obwohl sie überhaupt nichts dafür können, dass gerade alle in der Stadt auf scheinbar die gleiche Idee gekommen sind.
Letztendlich ist die Reaktion egal, es ändert nichts daran, dass man momentan auf dieses Produkt verzichten muss.
Und genau das ist das Problem der Konsumgesellschaft: Wir haben nicht gelernt zu entbehren. Wir können nicht mehr verzichten, wie das unsere Großeltern oder Urgroßeltern der (Nach)Kriegsgeneration noch konnten, wir haben gelernt jederzeit einen geöffneten Laden zu finden und zu bekommen, wonach uns gerade der Sinn steht. Schlimmer als um uns steht es um die folgende Generation, die jetzt lernt alles jederzeit im Internet oder per Telefon bestellen zu können und es dann auch noch geliefert zu bekommen.
Was würde wohl passieren, wenn die westliche Welt unter einer plötzlichen Nahrungsmittelknappheit zu leiden hätte. -Ein Horrorszenario, das ich mir nicht ausmalen möchte.
Wahrscheinlich würde ein Krieg um ein Glas saure Gurken ausbrechen, ähnlich des Krieges wegen einer großen Anzahl Luftballons aus einem bekannten NDW-Song und am Ende wüsste keiner mehr, warum die Welt in Schutt und Asche liegt.

Mittwoch, 29. Juli 2009

Von Badehosen und anderen Dummheiten

Ich wurde heute darum gebeten zu entscheiden, welche Badehose mein Radiomoderator mit in den Urlaub nehmen sollte. Naja, nicht wirklich ich persönlich sollte entscheiden, sondern vielmehr die Masse aller Hörer sollte entscheiden. Trotzdem hat mich das im höchsten Maße beschäftigt: Einerseits fragte ich mich wie blöd eine Gesellschaft oder besser eine bestimmte Generation dieser Gesellschaft, denn Radiosender sind ja stark generationslastig, sein muss, um von so etwas angesprochen zu werden. Andererseits konnte ich es nicht lassen mir die Auswahl online anzuschauen und war dann wiederum überfordert, denn ich fand alle hässlich und konnte mich nicht entscheiden. Die Tatsache, dass ich mich entscheiden wollte, machte mir dann aber wieder sehr deutlich, dass ich eindeutig zu den Dummen gehöre, über die es tausend gute Gründe gäbe sich aufzuregen und tausend schlechte (das sind die, auf die unsere Eltern kommen, wenn sie sich aufregen). Aber dank dieser kollektiven Dummheit, ist es mir auch nicht peinlich, machen wir doch alle nichts anderes.
Warum kann ein Radiosender Hörer damit beeindrucken eine Badehosenauswahl zu treffen? Weil wir uns gern vor wirklich wichtigen Entscheidungen drücken mit der vermeintlichen Ausrede, wir müssten ja so viel entscheiden und wir hätten ja auch schon so viel entschieden, dass das Wichtige ja noch ein wenig warten kann. Außerdem sind Entscheidungen für andere Leute sowieso viel leichter zu treffen als eigene. Deswegen gehen Frauen auch gern zu zweit einkaufen: Die eine entscheidet, was der anderen steht, ob es zu teuer ist oder zu freizügig oder der Gelegenheit (un)angemessen und natürlich anders herum. Wenn wir dann zu Hause bereuen, was wir eingekauft haben, haben wir immer noch jemanden, dem wir die Schuld in die Schuhe schieben können, was wir natürlich nicht tun, weil wir nicht bereuen, aber wir könnten...

Aber um noch einmal abschließend deutlich zu machen, warum ich unsere Generation für dumm halte, möchte ich mit einer Schlagzeile aus den Nachrichten des gleichen Radiosenders schließen: "Die zunehmende Kinderlosigkeit trägt die Schuld an den geringen Geburtenzahlen der letzten Jahre."
Mir ist zwar mittlerweile klar geworden, was der Satz eigentlich meint, aber ich finde trotzdem, dass man bei dieser Formulierung folgenden Satz in die Nachrichten aufnehmen sollte: "Wenn ich nichts mehr esse, werde ich verhungern."

Mittwoch, 22. Juli 2009

Vom Geld und anderen Beamten und wie lilafarbene Kaninchen damit umgehen

Das große Rätselraten mit kichererbse ist erst einmal wieder vorbei, d.h. eine anstrengende Klausurenphase liegt hinter mir und damit auch ein weiteres Semester in einem Studium, das damit schon halb vorbei ist und wenn die die 2. Hälfte so schnell vergeht wie die erste, dann ist mein Studium schon am gefühlten Übermorgen vorbei... Schade, denn es macht Spaß und ich könnte mir durchaus vorstellen mein Leben lang jeden Tag nichts weiter zu tun als mich mit Wissen zu füttern, dieses Wissen zu diskutieren und an die weiterzugeben, die es bei den Dozenten nicht verstehen.
Ich würde auch gern weiter jeden Tag mein Nichtwissen verbergen, durch reden um den heißen Brei mit mindestens 10 Fremdwörtern deren Kombination ich gerade eben erfunden habe, aber sich ja auch niemand traut nachzufragen, denn alle vertuschen, dass sie eigentlich nichts wissen und würden sich nie durch so eine Lappalie enttarnen lassen. Es scheint für einen Studenten keine schlimmere Peinlichkeit zu geben als inkompetent zu wirken. Alle anderen Peinlichkeiten lebt er dafür mit höchstem Genuss und in großer Regelmäßigkeit aus.
Aber da ist eine Institution, die mich daran hindern wird dieses studentische Lotterleben (woher kommt das Wort eigentlich?) weiterzuführen: Das BAföG- Amt.
Da sind diese netten Damen (vielleicht auch Herren, aber ich habe noch nie einen gesehen), sie sind verbeamtet und müssen sich weder um Job noch um Gehalt Gedanken machen. Sie schauen ihn an, den "Ausbildungsförderung" beantragenden Studenten, sie rufen ihre Kolleginnen herbei: "Guck mal: Da ist wieder einer!" als wäre gerade ein lilafarbenes Kaninchen hereingehoppelt. Aber es ist der "ach-ist-der-süß-Blick, der dann kommt, sondern der arme Student, dessen Bildungsstreik-Forderung "reiche Eltern für ALLE" leider nicht umgesetzt wurde, wird vielmehr als Versager (warum schafft der es denn nicht neben dem Bachelorstudium nicht noch zu arbeiten) oder als Sozialschmarotzer (bei dem, was der studiert schafft er es nie der Gesellschaft zurückzugeben, was er sie jetzt kostet) betrachtet und natürlich wird bei jeder seiner Aussagen und jedem Kreuzchen, das er in seinen Antrag gesetzt hat, erst einmal vermutet, dass er ein Betrüger ist, jeder Student scheint mit seiner Immatrikulation ein potenzieller Betrüger zu werden oder Beamte haben in ihrer Beamtenschule ein Fach, das sich "Der Bürger- ein Betrüger" nennt und sie müssen das einfach denken, sonst beschmutzen sie ihren Berufsethos- kann ja sein. (Gut, dass in deutschen Gerichtren, die Unschuldsvermutung gilt - sitzen da auch Beamte?)
Aber der Student kann gar nicht neben seinem Studium arbeiten, denn die einzigen 4 Stunden in der Woche in denen er Zeit hätte, verbringt er im BAföG-Amt mit Warten, um Unklarheiten in seinem Antrag zu klären, die nicht unklar sind, sie dienen nur dem Versuch ihn zu überführen. Wenn dann - ungefähr 5 Monate nachdem der Antrag gestellt wurde- tatsächlich erwiesen ist, dass der Student leider auf "Förderung" angewiesen ist, folgt dann der das-ist-aber-ein-armes-Würstchen-Blick. Wie er die Zeit der Antragsbearbeitung finanziell überbrückt ist ja seine Sache, er hätte den Antrag ja rechtzeitig abgeben können. Aber Beamte nehmen ihn leider nicht 6 Monate bevor, der Bewilligungszeitraum anfängt, sondern nur 3 und dann muss der Student immer noch 2 Monate von Knäckebrot und Leitungswasser leben. Studenten sind ein armes Volk. Und zu jedem Wintersemester fängt der Spaß wieder von vorn an.

Freitag, 10. Juli 2009

Von Labertaschen und anderen Verdienstmöglichkeiten

„Sehe ich etwa aus wie dein Psychotherapeut!?“

So oder so ähnlich würde ich einige Leute gerne unterbrechen, wenn sie mir mal wieder zu viel erzählen.

Dabei handelt es sich um eine ganz bestimmte Gattung Mensch: Die Labertaschen, Plappermäuler, Selbstdarsteller.

Von diesen habe ich einige Exemplare in meiner Umgebung, scheine sie sogar anzulocken. (Kennt jemand ein Parfüm dagegen?)

Ich beschreibe, zur Verdeutlichung, einige Beispiele: An der Bushaltestelle stehend, treffe ich auf eine junge Frau, die mir aus meinem Bekanntenkreis bekannt ist, aber nicht besonders nahe steht. Wir kommen ins Gespräch, über übliche Studententhemen wie Stress und Klausuren. Sie erzählt mir von ihrem Hauptfach, ihrem Nebenfach, ihren Klausuren, ihrem Urlaub, so einigem.

Nun besagen die Grundregeln der Kommunikation, mit dem Gesprächpartner ein in etwa ausgewogenes Verhältnis von Wortbeiträgen zu teilen. Ebenso sollte sich das Gespräch einer Art „Flow“ unterwerfen: wenn A etwas sagt, nimmt B dies zur Kenntnis und geht darauf ein; wenn B etwas sagt, nimmt A dies zur Kenntnis und geht darauf ein.

A: „Es ist so stressig! Ich hab so viele Klausuren, besonders im Hauptfach.“

B: „Oh, du Arme. Aber das schaffst du schon. Ich hab auch ganz viel Stress, Prof. XYZ macht harte Klausuren.“

A: „Ohje. Naja, ist ja normal in der Klausurenzeit.“

Dieses Beispiel zeigt, wie beider Personen Wortbeiträge zur Kenntnis genommen werden.

Nun zurück zu der jungen Frau, die partout nicht von ihren eigenen Gesprächsbeiträgen ablassen wollte:

A: „Ich hab so viele Klausuren! Und im Hauptfach die wichtigste, die ist am gleichen Tag wie mein Nebenfach!“

B: „Oha, dann musst du dir das Lernen ja gut aufteilen. Aber das hab ich auch dieses Semester.“
A: „Ja, hatte ich letztes Semester auch schon. Da waren meine wichtigste Hauptfachklausur und die Nebenfach an einem Tag, und dann hab ich natürlich beide nicht so gut geschrieben.“

B: „Das ist schade. Aber das kommt auch echt oft vor. Man kann ja versuchen Prioritäten zu setzen. Ich hab auch….“

A (unterbricht): „Ja, dieses Semester hab ich eigentlich auch schon ganz gut geschafft. Und die vom Nebenfach ist die einzige, für die ich richtig lerne. Im Hauptfach, ach, das kann ich eigentlich, aber den Nebenfach-Reader habe ich jetzt auch schon zweimal durchgelesen.“ (erzählt weiter von ihren Klausurvorbereitungen)

B (langsam uninteressiert): „Aha.“

Man merkt, die junge Frau, hier A, geht ständig auf sich selbst zurück und erzählt dem Gesprächspartner von sich, ohne darauf Rücksicht zu nehmen, ob ihn das interessiert, oder ob er auch mal seine Gedanken ins Gespräch mit einbringen will. Allein der Anteil des Wortes „ich“ in ihren Sätzen ist enorm, und für Gesprächspartner, die nicht eng vertraut sind, abschreckend.

Nun frage ich mich: Was soll das? Sehe ich so interessiert aus? – Denn ich bin es nicht. Vielmehr ist diese Art von Vorfällen in letzter Zeit so häufig geworden, dass ich mit dem Gedanken spiele, damit Geld zu verdienen. Richtige Psychotherapeuten schaffen das schließlich auch.

Mein Plan lautet wie folgt: Ich pinne mir eine Art Stoppuhr an mein Shirt, und wenn jemand so zu reden beginnt, als wäre ich sein Psychotherapeut und quasi beruflich verpflichtet, ihm zuzuhören, wie er über sich selbst Monologe hält, drücke ich auf ein kleines Knöpfchen. Es macht *piep*, und die Uhr beginnt zu laufen: Sie startet bei einem generellen Aufwandsentgelt von etwa €3,20 und läuft von da an aufwärts, ganz wie beim Taxifahren: pro zugehörter Minute verdiene ich 20 Cent dazu.

Vielleicht denkt der geneigte Leser jetzt, ich übertreibe. Aber aber, sage ich da mit erhobenem Finger, der geschätzte Leser wird sich an meinen Beitrag erinnern, sobald er selber von dem Phänomen der extremen Zulaberung betroffen ist, und dann sehnlichst meine Gebührenuhr herbeiwünschen. Denn wenn man nur kurz von diesem dammbruchartigen egozentrierten Wortwasserfall betroffen ist, mag man es schulterzuckend abtun, doch ab etwa fünfzehn Minuten merkt man, dass das Zuhören, ohne unhöflich zu werden, in echte Arbeit ausartet, die, wie auch eine Therapiestunde zum Beispiel, anstrengend ist und entlohnt werden sollte.

Mittwoch, 8. Juli 2009

Von Experten und anderen Elefanten

Training zu Vorstellungsgespräch: Aufgabe zur Übung: "Denken Sie mal, an was Sie wollen, ist mir total egal, woran Sie denken. Nur denken Sie NICHT an einen himmelblauen, kleinen, dicken Elefanten mit einem rosa Schmetterling auf seinem Rüssel."
Ich bin mir ganz sicher, dass mich diese Übung für meinem Einstieg ins Berufsleben optimal vorbereitet hat.
Aber mal ehrlich, wenn man mit so einem Unsinn Geld verdienen kann, dann will ich auch ins Berufsleben und ich würde ganz sicher reich werden.
Berater erzählen uns, wie wir Bewerbungen nicht schreiben dürfen, welche Kleidung wir tragen müssen, um erfolgreich auszusehen, welches Parfüm wir tragen müssen, um unseren Lebenspartner zu finden und ihn unterbewusst an uns zu binden (Lösung: Vanille, zumindest um Männer zu binden) und Knigge- Experten streiten sich, ob man besser "Gesundheit" sagt oder nicht. Für alle Lebensbereiche gibt es mittlerweile Seminare und Ratgeberbücher. Auch das Fernsehen kürt Experten aller Bereiche, z. B. Sexperten, Flirt- oder Beziehungsexperten, je nach Konservativität des Senderprofils oder Medienexperten, Haushalts- und Ernährungsexperten und jede Menge Erziehungsexperten, um sie in nervenaufreibenden Dokushows ihre Ratschläge verbreiten lassen, weil ohne sie unser Leben den Bach heruntergehen muss.
Wir behaupten, wenn wir überhaupt zugeben, die eine oder andere dieser Shows zu schauen, dies nur zu unsere persönlichen Belustigung zu tun, probieren aber doch an unserem Mitbewohner aus, ob die "stille Treppe" später bei unseren Kinder funktionieren könnte.
Man sitzt am Stammtisch und sagt: "Neulich beim Flirten habe ich mich total blamiert, weil..." und die Stammtischkollegen fragen ganz entsetzt: "Hast du etwa das Buch von Y nicht gelesen?" Leider ist der Nachteil an sogenannten Expertentipps, wenn sie an die Allgemeinbevölkerung übergegangen sind, gelten sie nicht mehr als expertengerecht und neue werden erfunden, wenn man sich dann noch an die alten hält, fällt man unter Kennern noch negativer auf.
Gibt es denn keinen Lebensbereich mehr, in dem jeder Zeit hat, eigene Erfahrungen zu sammeln, eigene Fehler zu machen und sich selbst zu finden? Ist unsere Zeit so schnelllebig, dass wir nur Zeit haben aus den Fehlern der anderen zu lernen und uns auf Tipps von Experten verlassen müssen, von denen absolut unklar ist, was sie zu selbigen macht und wer das objektiv beurteilen kann?
Werde ich Experte für Kommunikationsformen und Aggressionsbereitschaft von Jugendlichen, nur weil ich das jeden Tag in der Bahn beobachten kann? Werde ich Experte für Wanderexpeditionen rund um Timbuktu, weil ich eine gemacht habe oder werde ich Experte für budgetorientiertes Einkaufen, wenn ich ein Buch darüber schreibe?
Falls das so einfach sein sollte, dann ist mein angestrebtes Berufsziel "Experte"- egal für was- spätestens wenn die Medien Notiz von mir genommen haben, habe ich finanziell ausgesorgt und ansonsten schreibe ich 2 Mal das gleiche Buch mit unterschiedlicher Kapitelsortierung und einem Titel der die Worte "jetzt noch mehr..." beinhaltet, so wie wir es von Experten erwarten.

Sonntag, 5. Juli 2009

Von der Freundschaft

Ich glaube, dass ein gewisses Maß an Vertrauen tief in uns verwurzelt ist und durch nichts erschütterbar ist, auch wenn es immer wieder Menschen gibt, die genau das versuchen. Man geht durch das Leben und je jünger man ist, desto mehr Menschen nennt man Freunde. mit dem Alter reift man und lernt zu differenzieren, erkennt, dass nicht jeder mit dem man sich gut versteht ein Freund ist, bis dahin verbringt man viel Zeit damit kleine und große Enttäuschungen zu verarbeiten. Aber nur wenige geben dadurch, das Projekt "Freundschaft" nicht ganz auf -und das ist auch gut so! Immer wieder schenken wir unser Vertrauen Menschen, von denen wir glauben, sie hätten es verdient und glücklicherweise gibt es auch immer wieder Menschen, die es verdienen. Manchmal entgeht uns auch eine tiefe Freundschaft, weil irgendetwas unser Misstrauen erregt, was gar nicht bedeutsam ist und wir können diesen Fehler nicht überwinden, weil "irren menschlich ist" und wir uns manchmal einfach auf unsere Urteile verlassen (müssen).
Trotz der Tatsache, dass das Leben immer wieder Freunde für uns bereit hält, tut es viel zu sehr weh von einem Menschen enttäuscht zu werden, den man für einen Freund hielt. Obwohl X vielleicht schon von jemand viel großartigeren, bewundernswerteren Menschen abgelöst wurde, der uns viel besser auf unserem neuen Lebensabschnitt begleiten kann, stürzen wir in ein tiefes Loch, wenn X auf uns als Menschen, unsere gemeinsamen Erinnerungen oder eine geteilte Zukunft keinen Wert legt. Und manchmal ist die Tatsache, die uns auf den Gedanken bringt, X nicht mehr wichtig zu sein, derartig belanglos, dass sie nach logischen Kriterien nur schwer nachvollziehbar erscheint.
Aber was macht eigentlich einen Freund aus? Da setzt wohl jeder Mensch andere Prioritäten. Ich betrachte Menschen als Freunde, von denen ich weiß, dass wenn ich ein Problem habe, sie für mich da sind ohne dabei lösungsorientiert zu sein, d.h. sie erkennen an, dass es für mich ein Problem ist, auch wenn es aus rationaler Sicht unsinnig erscheint. Aber viel wichtiger ist für mich bei der Bezeichnung "Freund", dass jemand zu mir Vertrauen hat, dass er mich mitten in der Nacht anruft oder jederzeit vorbeikommt, wenn er jemanden braucht, an dessen Schulter er weinen kann, ohne dass es morgen die halbe Welt weiß oder er in einer komplizierten Frage jemanden sucht, mit dem er einfach mal die Möglichkeiten durchdenken kann ohne Ratschläge zu erhalten. Nur wenn jemand mir vertraut, weiß ich, dass er das Prädikat "Freund" verdient, denn nur dann, weiß er wirklich, wie ich bin. Wichig ist auch offen und direkt Kritik äußern und empfangen zu können, ohne dass einer beleidigt ist und ohne dass sie über 3 Ecken kommt und ohne sie als Angriff gewertet werden kann, sondern vielmehr die eigene Reflexion anregt im Sinne von: "Ich fand eigenartig, was du da gemacht hast, vielleicht kannst du es mir erklären." Dies setzt voraus, dass man noch mal nachdenken muss und wenn es eine angemessene Erklärung gibt, auch Verständnis für das eigene Verhalten erreichen kann.
Ein Freund ist ein Freund, wenn du jedesmal, wenn du ihn triffst oder du von ihm hörst, dich freust und auch am Ende jedes Gesprächs froh bist es geführt zu haben und ein Freund ist ein Freund, wenn ihr auch wochenlang nichts von einander hören könnt, ohne dass etwas zwischen euch steht, denn ihr wisst, wenn ihr einander braucht, ist der andere da und jederzeit zum Gespräch bereit. - Falls ihr niemanden habt auf den das zutrifft solltet ihr über euer Außenwirkung nachdenken.

Anmerkung der Autorin: Wäre ich wirklich so zynisch, wie mir gelegentlich vorgeworfen wird, würde dieser Post: "Von Freunden und anderen Enttäuschungen" heißen.