Montag, 17. August 2009

Von Sachsen und anderen Nazis

Der Slogan "Schilderwald Deutschland" findet gerade ein ganz neues Ausmaß im "beschaulichen" und vom Fremdenhass zerfressenen Bundesländchen Sachsen eine ganz neue Facette:
"Plakatwald"
Dort stehen am 30.08. Landtagswahlen an. Bei den letzten Wahlen schaffte es eine rechte Partei, 9 Sitze zu ergattern, von denen sie, glaube ich, "nur noch" 6 Plätze besetzt.
Dieses Mal streben sie auf alle Sitze und wahrscheinlich werden sie mehr erreichen als beim letzten Mal, denn in einer Zeit in der sich die Menschen vor einer Krise fürchten und sich vor allem von der Politik im Stich gelassen fühlen, sind sie gern bereit Neues auszuprobieren.
Aber der Grund, warum sie dieses Mal präsenter sind, ist, dass sie scheinbar die Einzigen sind die schon einmal etwas von Wahlplakaten gehört haben und diese Idee auch umgesetzt haben und zwar an jeder Laterne und jedem Pfosten, den sie sonst noch finden konnten und in einer atemberaubenden Höhe, dass man kaum etwas dagegen unternehmen kann, unter der Aufsicht braver Bewohner der Straßen, die sich scheinbar alles gefallen lassen. Nur eine einzige weitere Partei hat sich gewagt vereinzelt ein paar Plakätchen aufzuhängen, eine Ökopartei mit "kreativem" Namen. So langsam beginnen auch die großen Partei sich ein Beispiel daran zu nehmen.
Trotzdem ist es nachwievor für Ortsfremde höchst befremdlich dieses Ausmaß an rechtsextremen Plakaten zu sehen und zu lesen und in Sachsen wundert man sich über den schlechten Ruf in den alten Bundesländern.
Aber wenn nicht schon die Zahl der Plakate erschreckend ist, dann sind es zumindest die Wahlslogans, die sie "zieren". Es sind Sprüche, die frustrierte Menschen durchaus ansprechen, die Werte propagieren, von denen ich nur im Geschichtsunterricht -in Behandlung einer schrecklichen Zeit- gehört habe und deren öffentliche Wiedergabe ich kategorisch, selbst wenn es nur der Anschaulichkeit dienen würde, ablehnen muss.
Obwohl ich einen wohl aufgreifen muss, denn er ist so schön klar, durchschaubar, eindeutig und offensichtlich: "Arbeit für Deutsche"
In Deutschland darf man nur Partei sein, wenn man sich auf die Verfassung beruft, das tut jene Partei zwar, aber ich frage mich, was sind unsere Verfassungsrichter für Menschen, die die Grundgesetzverletzung in dieser Aussage nicht sehen, die zulassen, dass der Spruch tausende Male für jeden zu lesen ist.
"Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist die Verpflichtung aller staatlicher Gewalt." (Grundgesetz Artikel 1) Aber wie schützt eine staatliche Gewalt menschliche Würde, die zulässt, dass Rassisten und Fremdenfeindliche in ihren Parlamenten sitzen?

Aber ich weiß jetzt wieso das Jurastudium so lange dauert: Die Hälfte der Zeit wird benötigt um den Studenten ihr gesundes und natürliches Rechtsempfinden rauszuprügeln.


Dienstag, 11. August 2009

Von der Selbstkasteiung und anderen Selbstversuchen

Hinter mir liegt jetzt eine Woche, genauer gesagt sechs Tage, Fasten.
(Platz für entsetzten Aufschrei)
Heilfasten, wohlgemerkt. Das heißt in der Essenz, das es gar nicht zum Abnehmen da ist, sondern um zu 'entschlacken', wie das so schön heißt.
Ich habe die ganzen sechs Tage über nichts festes zu mir genommen. Als Eiweißerhalter (damit die Muskeln nicht abbauen) gab es täglich etwa 1, 5l Molke - kleiner Tipp am Rande, Berchtesgadener Land Fruchtmolke ist lecker, Sauermolke in jeder Form widerlich, und Molkenpulver schmeckt am besten und sättigt am meisten, wenn man es in warmem, aber noch nicht ganz heißem Wasser auflöst. Meine Meinung. - und ein bisschen Fruchtsaft. Nun bin ich in den "Aufbautagen", habe heute morgen also ein bisschen Haferflocken in meine Molke gemischt, mittags gestampfte Kartoffeln und Möhren gegessen und abends einen Joghurt mit frischen Pflaumen darin. Alles Bio wohlgemerkt, da schmeckt insbesondere der Joghurt einfach besser. Die Marke Andechser kann ich sehr empfehlen, da ist sogar der ganz magere Joghurt göttlich cremig und schmackhaft.
So, bevor das entweder zu einer Ernährungsberatung oder einer Werbeveranstaltung ausartet, möchte ich gerne mal die Ergebnisse, Erlebnisse und sonstige Ungereimtheiten schildern, die mir im Laufe der letzten Woche widerfahren sind.
* Aufgrund der Erlebnisberichte im Internet und von Freunden hatte ich mir beinahe eine Erleuchtung erwartet, so begeistert schien mir die Welt von der Enthaltsamkeit.
Das Nirvana ist leider ausgeblieben, aber ich habe meine Lektion gelernt. Ich weiß jetzt, dass man ohne größeren Schaden auch ruhig mal hungrig ins Bett gehen kann oder über einen Rummel schlendern - gerade für jemanden wie mich ist diese Erfahrung wichtig, der dann schnell eine Bratwurst oder eine Tafel Schokolade in der Hand hält.
Ich habe auch das Essen nicht vergessen - im Gegenteil, ich habe nur noch daran gedacht!! Die ersten beiden Tage habe ich das Gefühl einer knusprigen Pizza in den Händen vermisst. Die Tage darauf eher den Döner. Und die letzten drei Tage habe ich alle Kochbücher durchgeblättert, die mir unter die Finger kamen... glaubt mir, ich bin die nächsten paar Tage gut beschäftigt mit dem Ausprobieren leichter, exotischer Gerichte. (Wer zum Futtern vorbeikommen will, melde sich.)
* Ich habe fünf Kilo abgenommen (in sechs Tagen), Fett ab- und Muskeln aufgebaut. Nagut, dafür war ich nach dem Joggen und den Kraftübungen auch ganz schön geplättet.
* Jetzt kommt das für mich persönlich Kurioseste: die Reaktionen meiner Umwelt.
Zuallererst die Entsetztheit der Menschen, die meine Planungsphase nicht mitbekommen haben. Das klang ungefähr so: "Du isst GAR nichts mehr?! Aber du bist doch schon total schlank, das hast du doch gar nicht nötig!"
Ok, erste Erkenntnis: der allgemeine Sprachgebrauch denkt, Fasten sei eine Diät. Aber wenn man abnehmen will, ist Fasten leider eine Fehlentscheidung. Da käme dann nämlich unser aller Freund, der Jojo-Effekt, zum Tragen.
Dann die Reaktionen mir näherstehender Personen.
Mein Vater dachte ebenfalls, ich wollte abnehmen, und befand es für unnötig. Außerdem riet er mir davon ab, in Stresssituationen zu fasten. Nunja, leider bin ich Bachelor-Studierende sowie Kind meiner Generation, das heißt: 'Keinen Stress' gibt es nicht. Es gibt immer eine Hausarbeit, einen Arzttermin, ein Praktikum, einen Verwandtenbesuch...
Meine Mutter? - Wüsste sie es, müsste ich mir eine Gardinenpredigt anhören, denn sie hat schlichtweg Angst, dass ich magersüchtig werde. Weil ich nicht dick sein will. Ja, Mutti. Liebe Leser, Mütter mit der rosaroten Brille ("mein Kind ist eh das hübscheste und schlankste!") und selber einer vom Durchschnitt abweichenden Figur (sie wiegt gefühlte siebenunddreißig Gramm) sind die härtesten. Ogott, mein Kind will seine überflüssigen Pfunde loswerden, es MUSS magersüchtig sein! Oder sein wollen!
Kommen wir kommentarlos zu meiner Lieblingsreaktion, zur Verfügung gestellt von meinem Yang (Yin und Yang, ihr wisst schon, na, mein Freund halt): Er findet, ich sehe klasse aus, so dünn, und lobt mich ständig dafür, sodass ich mich nach klassischer Konditionierung eigentlich in meinem Tun bestärkt fühlen müsste, was widerum zu einem anhaltenden Verhalten führen müsste - ich ess nix. Nicht erstrebenswert, was?
Tja, Freunde der Erfahrungsberichte, das war es auch schon, die Frauenzeitschriftenatmosphäre dieses Blogs macht mir selber schon zu schaffen.
Ich versuche mich mal an enem Summa Summarum:
Die Leute sind komisch, nix essen ist ok, neue Erfahrungen machen Spaß.

Sonntag, 9. August 2009

Vom Wort zum Sonntag und anderen Anti-Raucher-Kampagnen

Zum Warmwerden beginnen wir heute mit einem Ratespiel. Wer ist das asozialste Pack, das auf der Erde kreucht und fleucht?
Antwort: Raucher.

Nach dieser fulminanten Einleitung haben wir hoffentlich betreffendes Klientel verscheucht, und ich kann mit meiner Hassparole, ich wollte sagen, gerechtfertigten Irritation fortfahren.

Was gibt es Schöneres an einem sonnigen Sonntag, der völlig ohne Familienbesuch oder drohende Leistungsabfragen verlaufen kann, gemütlich in einem Café zu sitzen, mit einer Saftschorle, einem Kaffee oder Tee, und einer gutmütigen Gleichgültigkeit gegenüber saccharosophilen Wespen auf einem kleinen Tischchen.
Vogel singen, die Getränke sind köstlich, die Zeit bleibt stehen, es ist herrlich.
Du hebst dein Glas zum Mund, nimmst einen Schluck und fühlst, wie sich sämtliche Papillen in deinem Mund- und Nasenraum zu einem süßen, erfrischenden gemeinsamen Geschmackserlebnis öffnen - und verschluckst dich tierisch, weil plötzlich ein Geruch nach unter anderem Kohlenstoffdioxid, Kohlenmonoxid, Stickstoffoxid, Benzol, Formaldehyd, Butadien, Acetaldehyd, Methanol, Blausäure, und nicht zuletzt Nikotin zu dir herüberzieht.
Nein, denkst du, das ist jetzt nicht wahr, und drehst dich um, nur um tatsächlich ein älteres Ehepaar mit Fluppen zwischen den gelblichen, faltigknochigen Fingern zu sehen.
Du fühlst dich gestört, aber du willst nicht unhöflich sein. Antippen und sagen "Entschuldigung, können Sie Ihre Zigarette bitte so halten, dass ihr Rauch nicht zu mir rüberweht?" - naja, vielleicht später, erstmal schauen, vielleicht kommen sie ja selbst drauf. (Da kannst du lange warten. Das weißt du auch. Raucher, gerade in diesem Alter, denken immer, dass das ja 'ihre Sache' ist und dass sie ja 'niemandem Schaden zufügen außer sich selbst'.)
Muss das denn überhaupt sein? Kaffee UND Kippe? Meine Güte, ihr seid draußen, atmet doch mal durch, nachher könnt ihr immernoch euer gelbwandiges Wohnzimmer vollqualmen.
Du sitzt also über deinem Glas und stellst dir vor, wie der Qualm langsam in deine Lunge wandert, dort lustige schwarze Teerflecken hinterlässt, weiterwandert in die Blutbahn, und schlussendlich im Gehirn ankommt, um sich an deinen Denkzellen gütlich zu tun.
Und dieses dämliche ältere Ehepaar... sitzt da und freut sich des Lebens, während sie deines Zug um Zug verkürzen!
Du stehst auf, bezahlst, das war ja ein erholsamer Sommernachmittag, und denkst dir, das Rauchverbot sollte auch außerhalb von Gastronomien gelten, wenn dort noch Sitzplätze sind.

Herzlichen Dank, liebe Raucher, ihr rücksichtsloses und asoziales Pack. Dieses Gerauche ist ein Schandmal, dass sich durch alle Gesellschaftsschichten zieht und zu ebenso verbreiteten Phänomenen beiträgt. Denn es ist genauso Kindesmisshandlung, wenn eine schwangere Frau raucht, als wenn sie ihr Kind schlägt oder nur jeden zweiten Tag füttert.

Mittwoch, 5. August 2009

Von meinem Gehirn und anderer Spammail

Liebes Gehirn!
Dies ist eine Liebeserklärung. Du warst so super die letzten Tage. Ich habe dich mit Wissen gefüttert, das du bereitwillig aufgenommen hast. 4 Klausuren in 3 Tagen, und alle sind gut bestanden - du bist mein Held. Wie schaffst du das nur, so kurzfristig so viel Zeug zu behalten - und mir in der Abfragesituation dann noch Wissensbrocken hinzuschmeißen, von denen ich erst recht nicht weiß, woher sie kommen. Auf jeden Fall warst du großartig die letzten Tage.

Liebe neechan,
das ist ja... feinfühlig von dir, dass du zur Abwechslung auch mal an mich denkst. Ich finde auch, ich habe das sehr gut gemacht.
Aber wenn du so dankbar bist, warum behandelst du mich dann nicht zur Abwechslung mal gut?

Liebes Gehirn,
tu ich das nicht? was meinst du?

neechan,
gesunde Ernährung, Brainfood, viel Bewegung, genug Schlaf... schon mal was von gesunder Lebensweise gehört?

Hey Gehirn,
klar, und viel Training und abwechslungsreiche Ernährung nennst du nichts? Naja, aber du weißt doch, dass niemand perfekt ist, ich kann doch nicht nur für die Wellness leben.

Liebe neechan,
aber du könntest doch öfter mal deinen inneren Schweinehund überwinden!

Ehm, Gehrin,
Schweinehund heißt Selbstdisziplin, richtig? Und naja, für sowas wie Motivation, Zielsetzung und so bist du doch zuständig, oder? Also, hm, wenn du was willst, veranlasse es doch selber!

Liebe neechan,
du hast da... ein Argument. Ich werde mich in stiller Kontemplation zurückziehen und... weiterhin denken.
Mit freundlichen Grüßen - dein Gehirn.