Mittwoch, 30. September 2009

Von Glücksmomenten und anderen Doppelbetten

"Tausche Lebensmüdigkeit gegen Doppelbett" - auf diese oder ähnliche Überschriften könnte man viele imaginäre Kleinanzeigen von verzweifelten Singles bringen. Sie berichten von ihrem unglücklichen Single-Dasein und dass sie sich nach einem Partner sehnen, aber was sie nicht sagen ist, dass sie nicht einfach ein Doppelbett suchen. Sie suchen nach einem Designermöbelstück, mit extra starkem Lattenrost, speziell an sie angepassten Matratzen politisch korrekter superwärmender Daunendecke, einem integrierten Schmusetier, das automatisch sowohl Nähebedürfnis als auch Autonomiebedürfnis erkennt, einen ethisch vertretbaren Schonbezug in den bevorzugten Farben und natürlich dem gewissen finanziellen Ruhekissen.
Wer soll das bieten? Vor allem wer hat das verdient? Wo sind in der heutigen Partnersuche eigentlich die inneren Werte, der Matratzenkern, hin?
Heute wiegt Geld, Attraktivität und Erfolg höher als Treue, Vertrauen und Respekt. Oberflächlichkeit ist aber nur solange angesagt bis ein Objekt, das diese Grundlagen erfüllt, gefunden ist, dann wiederum wiegen innere Werte wieder schwer und meist kann man nicht beides haben, dann klagt der Single- Überschuss wie schwer es doch ist noch jemanden zu finden, der einem ein wenig Respekt zeigt und obwohl sie solch hohe Ansprüche haben, sind sie nicht bereit, dafür ihre Freiheit aufzugeben oder gar Kompromisse zu machen, sie erwarten das nur von ihren potentiellen Partnern.
Tja, dann sollte man mal über seine Prioritäten nachdenken. Alle Menschen, die in einer Beziehung leben, haben es schließlich auch geschafft, was passendes für sich zu finden.
Als schlimmere Singles hingegen gelten jene, die gar keine Ansprüche an einen potentiellen Partner stellen, weil sie keinen Partner haben wollen. Diese militanten Singles stoßen in ihrem Umfeld auf heftige Kritik, weil sie scheinbar eine ungeahnte Anziehung auf das andere Geschlecht ausüben (oder auf das gleiche Geschlecht, je nach Präferenz) und damit eine schreckliche Konkurrenz sind für all die ach so unglücklichen Singles, die aus der Ferne betrachtet auch gern schmachtende Wesen an ihren Hacken hätten.
Anderseits stoßen sie auch bei den ganzen glücklichen Pärchen auf Unverständnis, die jedem erzählen, dass sie sich ein Leben allein nicht mehr vorstellen können - müssen sie ja auch nicht.
Dauerhaft immer glückliche Singles gibt es wahrscheinlich auch nicht, aber diesen Anspruch erheben die wenigstens Beziehungsverweigerer.
Manche geben gern zu, sich nach Umarmungen zu sehnen, andere geben sogar zu, sich gelegentlich einen Happen für's Bett zu holen, d.h. sie haben unglückliche Momente, aber eine Beziehung würde sie vielleicht nicht zwangsläufig glücklicher machen oder aber sie haben ein hohes Maß an Verantwortungsgefühl gegenüber den Menschen, die sie mit einer Beziehung unglücklich machen würden. Sie tauschen vielleicht ihr persönliches Dauerglück für das Glück Vieler und erhalten im Gegenzug viele kleine Glücksmomente.
"Glück ist das Wissen darum, dass du nicht notwendigerweise Glück brauchst." (William Saroyan)

Donnerstag, 24. September 2009

Von der SPCDFDB90GdPdLP und anderen nicht wählbaren Alternativen

„Heute habe ich einer Freundin auf den Arsch geguckt, und morgen mach ich mit ihr 'nen Dreier.“

Diese und ähnliche Sätze sind es, mit denen 'wir Frauen' gerne mal 'euch Männern' zeigen, wie leicht manipulierbar ihr doch seid.

Allerdings ist es auch einer dieser Sätze, die einfach keinen Sinn machen – oder keinen anständigen... -, wenn man sie nicht ordnungsgemäß erläutert. Ähnlich auch: „Geh nicht zu viel joggen, sonst wirst du wieder schwanger!“ (Um den von der Mediengesellschaft eh schon seiner Phantasie beraubten verehrten Leser ein bisschen auf die Pfade seiner Imagination zurückzuführen, überlassen wir es jetzt mal Ihrer Phantasie, was dieser Satz wirklich beinhaltete. Und auch, weil wir es selber nicht mehr wissen. Tja.)

Worauf wollen wir hinaus? Dass die Medien uns die Phantasie, die Gehirnzellen, aber auch den letzten Rest Anstand rauben? Uns in pervertierte, über dreißig Jahre lang pubertierende, schönheitsgeile Jugendwahnsinnige verwandelt? - Jaja ok, aber wo ist da das Neue?

Heute sprechen wir mal, die Einleitung und unsere Gewohnheiten völlig außer Acht lassend, über Politik.

Wieso unsere Gewohnheiten? Weil wir zu der Generation „Politikverdrossenheit“ gehören, der Generation „Lieber BigBrother gucken als ihn wählen“, der Generation „Angela... wer? Ist die nicht mit dem Pitt zusammen und adoptiert halb Afrika?“, der Generation „Wenn ich schon über Politik sprechen muss, dann nur über das, was mich betrifft, und ich bin generell und sowieso DAGEGEN.“, der Generation „Ich als gebürtiger Deutscher beherrsche drei Sprachen fließend: Englisch, Türkisch, und Assi, Alda!“.

So schlimm das ist, aber statistisch fallen auch die neechan und Ihre kichererbse in diese Kategorie der jungen Wähler.

Nun stehen wir also wieder, wie alle Jubeljahre, mit zwei bis drei bunten Papierchen in der Wahlkabine und denken: „....ähh?“. Es war doch so, dass die Politiker und die älteren Wähler immer schon gerne wissen wollten, was wir jungen Leute zur Wahl denken, und was wir zu unserer Zukunft beitragen wollen. Also, macht euch gefasst, hier kommt es:
„ÄÄÄÄÄÄHHHHHHH......?!“












Ok, vielleicht gibt es das Ganze auch in einer eloquenteren Version.

Geben wir unsere Stimme der schwarzen Pest, kommen wir wieder ins Mittelalter, und haben Koalitionsmöglichkeiten wie 'den Kartoffelkäfer' – übrigens ein schwarz-gelber Schädling, der unsere Nahrungsressourcen angreift -, oder aber einer Kombination, die wir schlichtweg 'Lächerlich' getauft haben (so wie ein ökologisch an- und abbaubarer Salat (ohne Atomkraft gedüngt), der aber so verschimmelt ist, dass er schon wieder schwarz ist).

Wählen wir also die rote Krätze, nur um uns dann wieder vier Jahre lang zu jucken und keinen Arzt zu finden, weil die alle streiken? Und auch hier die Koalititionsmöglichkeiten: 'das gerade erwachende Faultier' – rot geäderte Augen und grüner Schimmel am Hinterteil -; 'das Sonderangebots-Preisschild' in Knallrotrot – jetzt zwei ehemals linke Parteien ohne Konzept zum Preis von einer! MHD kurz vorm Ablaufen! -, 'der Clown' – rote Pappnasen und gelbe Plattfüße, und genauso zum Lachen.

Fehlt da nicht noch was? Achja, die Große Chaoslisation. Wäre das hier eine Liveübertragung, lieber Leser, würden Sie uns jetzt hier schweigend und mit verschränkten Armen sitzen sehen, da wir gerade dabei sind, die effektiven und langwährenden positiven Wirkungen dieser Regierungsperiode aufzuzählen. So ist das, wenn alle Kinderchen mitspielen wollen, aber keiner sich auf irgendwelche Regeln einigen kann.

Die flotten Dreier? Na, das haben wir doch am Anfang schon abgehakt, und Sie dachten, wir kommen nicht mehr darauf zurück! Ist gut, um die niederen Spezies in die Irre zu führen (oben: Männer; hier eher: Politiker), aber irgendwer kommt immer zu kurz. Oder zu schnell.

Tja, die Orangen. Da gilt der eh und je mit dieser Farbe assoziierte Fußballsprechchor: „Ohne Holland fahr'n wir zur WM!!“ Aber mal im Ernst, die sind wie alle Zitrusfrüchte im Wachstum: ganz sauer, aber mit dem Kopf viel zu hoch in den Wolken, als dass sich jemand ernsthaft für sie interessieren würde. Vielleicht sollten sie erstmal die obligatorische Augenklappe ablegen, um mehr zu sehen als nur ihre Pornoseiten, äh, wir meinen natürlich, Internetsperrenthematik.


Da bleibt nichts außer „ääääh...“!

Zum Schluss möchten wir unseren Lesern noch einige Tipps mit auf dem Weg geben, wie Sie sich dieses Jahr die Entscheidung etwas leichter machen können. Sie brauchen: 2-3 schmale Papierstreifen, um damit die Parteien, die Sie auf keinen Fall wählen werden, abzudecken, und ein bis zwei Würfel (oder so einen Rollenspielwürfel mit 20 Augen, macht das ganze fantastischer, eh, realistischer, eh....).

Legen Sie einen der Papierstreifen auf die Reihe mit der NPD. Ein bis zwei weitere haben Sie danach zur freien Verfügung. Nehmen Sie nun ihren Würfel, würfeln Sie. Vergessen Sie nicht, das Ergebnis laut in der Wahlkabine auszurufen: „Eine Sechs! Eine Sechs! Ich darf nochmal!!“

Stellen Sie dann fest, dass Sie den Zahlen keine Parteien zugeordnet haben. Benutzen Sie einen Abzählreim. Laut.


Mit herzlichen Grüßen wünschen Ihnen kichererbse und neechan viel Freude.

Mittwoch, 23. September 2009

Bundeskanzler, Mobbingopfer, Freiheitsberauber und die Rache der Jugend

Am Freitag wurde gemobbt, und zwar niemand geringeres als unsere Bundeskanzlerin. Es wurde zwar eigentlich geflashmobt, aber dieser Flashmob bestand schon irgendwie darin die Kanzlerin zu mobben.
Es war so ähnlich wie bei der unbeliebten kleinen Jacqueline-Chantal, die ein Referat in Geschichte (denn was die gute Frau Kanzlerin da tat, war keine Wahlkampfrede, sondern ein Tatsachenbericht zur Wiedervereinigung) halten soll und nach jedem Satz von der Klasse unterbrochen wird und eben nicht heulend rausrennt, weil sie schon 55 Jahre alt ist und ihr das in ihrer Clique, dem Bundestag, auch nie anders geht.
Was war also passiert? Eine Meute junger Menschen, etwa zwischen 16 und 45 Jahren alt, hatte sich versammelt um nach jedem Satz der Kanzlerin ein "yeeaahh" zu brüllen, was schwierig war, denn die Sätze und Satzenden der Kanzlerin, waren bei permanten Lärm durch Atomgegner nur schlecht zu verstehen.
Die jungen Menschen hatten Spaß auch wenn die Atomgegner über "Jubelschreie" für die Kanzlerin nur den Kopf schütteln konnten und treue CDU- Anhänger der älteren Generation sich ein wenig zu sehr freuten, weil sie die Ironie nicht erkannten.
Aber die Jugendlichen hatten nicht nur Spaß, diverse alte Menschen gehen davon aus, dass sich dort ungebildete und uninteressierte Jugendliche verabredet haben um zu tun, was "solche Leute" am liebsten tun: Stören ohne Sinn und Zweck. Vielleicht gab es die auch. Aber ein großer Teil der Leute wollte ausdrücken, dass das was auf einer solchen Wahlkampfveranstaltung erzählt wird, so beliebig ist und keinerlei Auswirkung auf Realpolitik hat, dass jede Art von Zustimmung nur Ironie sein kann. In diesem Punkt ist der Protest tatsächlich nicht zielgerichtet gegen die CDU oder die Kanzlerin, sondern gegen jeden Wahlkampf-Sand-in-die-Augen-Streuer.
Doch ein nicht unerheblicher Teil dieser Schreihälse kam aus dem Umfeld einer gerade neu entstandenen Partei, die sich für die Freiheit und die Rettung der Bürgerrechte, vor allem im Netz, einsetzt, die mit jedem "yeeaahh" eindeutig politische Kritik an der CDU und deren Netzpolitik äußerten.
Was viele Schreihälse gestört hat, war das ihre Kritik es nicht in die öffentliche Wahrnehmung geschafft hat. Es gab außerhalb von Blogs kaum ein Echo auf diesen Flashmob, keinen Kommentar in den großen Nachrichten oder Tageszeitungen. Auf einigen online-Seiten von Zeitungen oder Zeitschriften, konnte man etwas unter der Rubrik "Internet" -oder wie auch immer sie jeweils heißen- lesen, aber viele hatten sich zumindest eine Randnotiz in der Rubrik "Politik" gewünscht.
Vielleicht sollten Politikwissenschaftler diese scheinbar kleinen Aktionen als das politische Erwachen der jungen Generation betrachten, der ja behandlungsresistente Politikverdrossenheit oder gar politisches Desinteresse vorgeworfen wird, vielleicht muss man sie erst genug in die Enge treiben, bis sie sich wehren. Oder aber man muss politisches Engagement endlich anders definieren, das heißt: den Gegebenheiten der heutigen Jugendkultur anpassen, erkennen, dass heute anders protestiert wird als vor 40 Jahren.

Mittwoch, 9. September 2009

Was aus Ideenlosigkeit so entstehen kann...

In meinem Kopf existieren momentan mindestens 3 Themen, die sich gut zu einem Blog verarbeiten ließen, aber mir fehlt irgendwie der Text dazu, mir fehlt der "rote Faden". Außerdem stelle ich im Nachhinein fest, dass je festgelegter mein Thema vor dem Beginnen des Schreibens war, desto schlechter ist der Post geworden. An den Tagen, an denen ich mich einfach an den Rechner gesetzt habe und vor mich hingeschrieben habe, fand ich meine Posts immer ganz gut und habe meist auch positives Feedback erhalten.
Aber vielleicht wächst mittlerweile auch mein persönlicher Anspruch und damit mein Druck auf mich selbst, weil ich mittlerweile nicht mehr das Gefühl habe, ich schreibe nur für mich selbst, meine persönliche Schreibtherapie gegen Weltschmerz und um den Zynismus mal aus den realen Gesprächen herauszubekommen. Ich hab das Gefühl die Leserschaft wächst und ich bekomme immer mehr Rückmeldungen zu meinen Posts und habe vielleicht Angst zu enttäuschen.
Dabei drängt sich irgendwie die Frage auf, ob kichererbse irgendwann gläsern und durchschaubar sein wird und man sie in der realen Welt erkennen könnte, nur anhand dessen, was man von ihr liest. Wobei sich dann wiederum die Frage stellt: Gibt es die reale kichererbse überhaupt? Und gibt es die Menschen, die diesen Blog lesen und/oder kommentieren auch im realen Leben, d.h. sind es die gleichen Menschen oder sind es mehr 2 verschiedene Seelen oder besser 2 verschiedene Gehirne in einem Körper?
Wie sehr verändert ein Medium, das uns erlaubt absolut anonym unsere tiefsten Gedanken zu offenbaren, eigentliche unser restliches soziales Leben, sofern noch vorhanden?
Manchmal habe ich das Gefühl, es führt dazu, dass sich Menschen generell offener, ungezwungener und scheinbar ohne Schamgefühl über alles Mögliche austauschen, weil sie nicht merken, dass sie "da draußen" doch beobachtbar und erkennbar sind. Andererseits scheint es aber auch dazu zu führen, dass sich manche noch mehr aus der realen Kommunikation zurückzuziehen und die einzige Frage, sich nicht mehr nach dem Befinden erkundigt, sondern lautet: "Hast du meine Mail schon beantwortet, weil da steht ja alles wichtige drin?!"
Dabei entsteht da gerade eine Vision einer besseren Welt in meinen Kopf:
Wenn man das Internet zum anarchistischen, rechtsfreien Spielplatz erklären würde, auf dem sich jeder ohne Konsequenzen austoben könnte, seine ganzen Aggressionen abbauen könnte, seine verbalen und physichen Angriffe auf imaginäre Ersatzcharaktere der wirklichen Personen starten könnte, dann könnte mehr Frieden herrschen. Dann würde es gegenüber dem aggressiven Justin-Kevin-Maik* nicht mehr heißen: "Geh auf die stille Treppe" sondern "Geh eine Stunde ins Internet, da darfst du deine kleine Schwester blau anmalen und deine Mami anspucken oder abstechen, wie auch immer dir gerade ist und dann ist alles wieder gut."

Wie friedlich wäre diese Welt, wenn jeder seine Aggressionen in einem Kasten lassen könnte...


*Name von der Redaktion geändert

Montag, 7. September 2009

Von Respektlosigkeit und anderen Alterserscheinungen

Verwirrte, respektlose, alte Menschen kreuzten in den letzten Wochen recht häufig meinen Weg:
Begonnen hatte alles mit jenen alten Menschen, die immer noch glaubten dem Alter entfliehen zu können. (Ich dachte bis dahin, diese Phase legt sich bei Frauen mit Mitte 30 und bei Männern mit Mitte 60, aber ich scheine mich getäuscht zu haben.) Sie veranstalteten ein rauschendes Fest um ihren Geburtstag noch mal würdig zu feiern, vielleicht feierten sie aber auch den nahenden Tod. Aber sie hatten vergessen, dass sie weder üppige Sahnetorten und ungewohnte Bewegung noch warme Temperaturen und fehlenden Mittagsschlaf vertrugen. Aber gut, so ein kleiner Ausflug ins Krankenhaus erspart die Bettelei beim Chef um Urlaub... ach nein, die sind ja schon Rentner.
Ich bin ja nicht gegendas Feiern und schon gar nicht gegen Feiern im Alter, man sollte vielmehr feiern, dann wäre man auch besser im Training, aber in dem Alter sollte man so langsam seine Grenzen kennen.
Es folgte einige Zeit später: die alte, kleine Frau mit den dicken Brillengläsern, beziehungsweise den Goldfischgläsern in Plastikgestell. Diese Frau hat doch tatsächlich gewagt auf dem Friedhof zu betteln und so das Leid und die dadurch entstehende Verweichlichung ihrer Mitmenschen auszunutzen - und dies auch auf sehr dreiste Weise:

AH = alte Hexe
TW = trauernde Witwe

AH: Wie spät haben Sie es?
TW (verwirrt aufschreckend): Was?
AH: Sie können mir doch sicher sagen, wie spät es ist!?
TW: ...12 Uhr
AH: Und sie haben nicht zufällig einen Euro im Portmonee?
TW (genervt in der Tasche kramend): hier nehmen Sie.
AH: Haben Sie vielleicht 2 Euro in ihrem Portmonee?
TW: Also ich muss doch sehr bitten...

Ich glaube es folgten noch ein paar Undankbarkeiten seitens AH.
Ich finde bedürftige Menschen (sofern sie denn bedürftig sind, was in diesem Fall nicht eindeutig war, aber dies sei dahingestellt) dürfen gern betteln, aber sie sollten Respekt vor Menschen haben, die noch bedürftiger sind, wenn auch auf anderer Ebene. Vor allem würde ein jugendlicher Bettler sofort in seine Schranken gewiesen werden, aber die alten Menschen dürfen sich so etwas einfach herausnehmen.
Dann hörte ich von einer garstigen alten Vermieterin, die ihrer über 30 jährigen Mieterin im lockeren "du" alle möglichen Unverschämtheiten an den Kopf warf und ihr Dinge vorwarf, die eigentlich selbstverständlich sein sollten. Ein Beispiel: Die junge Dame traute sich, sich zu beschweren, weil in ihrem Mitvertrag eine Warmmiete steht, die Heizung in ihrem Zimmer aber nicht funktioniert. Die Vermieterin war der Meinung, der junge Geist solle sich nicht so haben, die Miete sei ja so günstig, dass sie sich einen Heizlüfter kaufen kann.
Ich finde, da ist schon die Aussage allein blanke Ironie, das muss ich nicht noch kommentieren.
Die vorerst letzte Begegnung mit dem Alter hatte ich heute am Bahnhof: Ein alter Mann mit Rollkoffer versucht rechts an mir vorbeizulaufen, als er feststellt, dass seine Geschwindigkeit zu gering oder meine zu hoch ist um den Überholvorgang abzuschließen, beschließt er zum Abdrängen überzugehen, was mir erst richtig auffällt, als ich schon fast an der Wand klebe, sonst hätte ich ja bremsen können und mir in die Hacken laufen lassen. Mir entfährt ein klitzekleines, aber durchaus genervtes "Hee!!!", worauf hin dieser alte Mann tatsächlich kopfschüttelnd murmelte "keinen Respekt vorm Alter mehr."
Wenn ich ehrlich bin, muss ich gestehen, dass ich auch nicht einsehe jemanden die Füße zu lecken, nur weil er seit 10 Jahren keiner Arbeit mehr nachgehen muss. Warum sollte uns das Erreichen und Überschreiten eines bestimmten Geburtstages dazu befähigen mehr Wert zu sein als andere? Ich versuche jedem Menschen Respekt entgegen zu bringen, sofern er mich auch mit einer gewissen Achtung behandelt und ich finde, dass diese Achtung den heutigen Alten manchmal fehlt: Sie pöbeln permanent gegen die Jugend, nehmen keinerlei Rücksicht und sind derartig engstirnig, dass sie den Respekt, den man ihnen entgegen bringt, gar nicht wahrnehmen oder gar als Beleidigung empfinden.
Jemand ist mehr Wert, weil er schon so viel geleistet hat? Ist nicht jemand, der noch jung ist, dass er noch 3 Mal so viel leisten kann, nicht von denen, die ihre Leistung schon gebracht haben, mindestens genauso zu respektieren und in seinen Bedürfnissen zu unterstützen, damit er überhaupt dazu befähigt ist, seine Leistung zu erbringen?
Und ist es nicht so das wir nur lernen können, was wir beobachten können? Wenn keiner von den Alten zeigt, wie Respekt funktioniert, wie sollen es die Jungen dann können???

Mittwoch, 2. September 2009

Von Diskriminierung und anderer Dummheit

Der Jugend auf's Maul geschaut: "Ey Mann, wenn man Hartz IV abkürzt, kommt HIV raus."
Ich war kurzfristig der Meinung, dass manche Leute merkwürdige Methoden haben sich sprachlich zu bilden und fand den Vergleich von Hartz IV und HIV auch höchst unpassend, bis meine Gedanken zu den offensichtlichen Gemeinsamkeiten zwischen beiden abschweiften: der Diskriminierung.
Es steht außer Frage, dass die persönlichen Konsequenzen unsagbar schlimmer sind, wenn man an einer unheilbaren Krankheit erkrankt, als wenn man arbeitslos wird. Doch was sich ähnlich auswirkt, ist der soziale Druck. Jede Andersartigkeit wird von anderen als Grund zum Ausgrenzen genutzt, egal ob positive oder negative Andersartigkeit. Meist wird als Begründung der Selbstschutz angeführt - warum auch immer. Aber im Gegensatz zu Hautfarbe, überdurchschnittliche Intelligenz oder Dummheit haben Arbeitslosigkeit, Homosexualität und Krankheiten, die wie HIV unter anderem bei Drogenkonsum und Sex übertragen werden, bei einigen Menschen in dieser Gesellschaft den Ruf von "selbst Schuld" und bieten damit eine ganz andere Angriffsfläche für Diskriminierung, gesellschaftlichen Ausschluss und ich-bin-besser-als-DIE-Gedanken.
Auch wenn mittlerweile nur noch ein kleiner Teil der Gesellschaft in diesem Bereich so ungebildet ist, ist es doch jedesmal erschreckend Gespräche über "solche" Leute zu hören, öffentliche Ausgrenzung zu beobachten oder gar von körperlichen Übergriffen zu lesen, für die als Begründung angegeben wird: "Na, gucken Sie sich den doch mal an!"
Ich glaube, dass das Leben in einer globalisierten Gesellschaft ohne Diskriminierung und Rassismus nur möglich ist, wenn jede Art von Ungleichheit innerhalb einer Gesellschaft akzeptiert und vor allem respektiert wird. Nur wenn wir lernen keine Angst vor dem "Unbekannten", weil Andersartigem, zu haben, kann auch ein kultureller, sozialer, ökonomischer, gesellschaftlicher... Unterschied konstruktiv genutzt werden.