Donnerstag, 29. Oktober 2009

Von Beziehungen und anderen Gemütszuständen

Beziehungen verändern einen.
Ach neechan, das weiß doch jedes Kind.
Aber wisst ihr auch, dass sie einen drei Mal verändern?

Zuerst machen sie aus einem einen besseren Menschen.
Man wird ruhiger, liebevoller. Man hat das Gefühl, zugehörig und komplettiert zu sein. Es gibt noch vieles kennenzulernen am Partner, die Beziehung ist harmonisch und auf eine gemeinsame Zukunft ausgerichtet. Nach außen wirkt man ausgeglichen, lebendig.

Zweitens machen sie aus einem einen schlechteren Menschen.
Nach einiger Zeit (variiert beziehungsabhängig) wird die Beziehung rissig, heftige Streitpunkte treten auf. Die Kommunikation in der Beziehung ist hauptsächlich entweder oberflächlich, streitend oder kaum vorhanden. Kurz, die Beziehungsqualität ist gering.
Nach außen wirkt man lebendig, ist für seine Freunde da, will ein aktives Eigenleben führen. Dies ist die Phase, in der Selbstverwirklichung oberste Priorität hat. Seitensprünge und andere Grenzübertretungen werden akzeptabel.
In dieser Phase sind Trennungen am wahrscheinlichsten.

Drittens macht sie aus einem einen alten Menschen.
Nach der langen, schwierigen Phase zwei, ist hier die Settlement-Phase. Man wird wieder ausgeglichener, hat den Partner akzeptiert, genauso wie mab sich selber ein wenig mehr akzeptiert hat. Nach außen hin wird man ein wenig ruhiger, aber auch selbstsicherer.
Die Beziehungsqualität ist stabil, die Freundschaften ebenfalls. In dieser Phase fällt es einem schwer, Veränderungen durchzuführen. Oft können fließende Übergänge zwischen Phasen zwei und drei bestehen; hierbei fallen den Betroffenen jedoch nur entweder jeweils die positiven oder nur die negativen Bestandteile auf.

Kinder werden oft in Phase zwei planmäßig eingebaut. Da diese Phase von positiven und negativen subjektiven Beziehungsepisoden durchzogen ist, kann das den Betroffenen als angemessene Idee erscheinen. Zudem deckt Phase zwei meist das gesamte fruchtbare Stadium einer Beziehung ab. Kinder sind ein guter Prädiktor für das Halten einer Beziehung über Phase zwei hinaus, können aber auch zu ungeahnten Phasenabweichungen führen.

neechan, bist du Pessimistin?
Nein, aber Akademiker. Und wer es mir nicht glaubt, was ich dort oben - ohne wissenschaftliche Ambitionen oder Nachforschungen, sei angemerkt - zusammengesponnen habe, mag Recht habe, möge aber zu Verifizierung oder Falsifizierung eine vierzigjährige Beziehung beginnen und mir erst nach Abschluss und Reflexion dieser Periode noch einmal versuchen zu sagen, ich läge falsch.