Montag, 30. November 2009

Vom Ausziehen

Anschauen, aussuchen, verknallen, ausziehen und dann ...

He, seid ihr wieder versaut!



Ich meine natürlich: Einziehen!

Man lernt am meisten über einen Menschen, wenn man ihm beim Umzug hilft. Man erkennt seine Sammelleidenschaften, seine Macken, seine Belastbarkeit und seine Vorstellung von Sauberkeit.
Aber man lernt auch viel über einen Menschen, wenn er mir beim Umzug hilft oder helfen sollte/wollte. Man lernt etwas über seine Zuverlässigkeit, über seinen Umgang mit Besitz von anderen, seine Arbeitsauffassung und über seine Ansichten zum Thema Gegenleistungen.
Man lernt aber auch viel über sich selbst, wenn man Anderen beim Umzug hilft oder wenn man selbst umzieht.
Man lernt in erster Linie, dass die Wochen des laufenden Umzugs ein extremer Einschnitt in die Lebensqualität sind und man fragt sich, warum man sich das antut, deswegen versucht man auch die neue Wohnung so schön wie möglich zu gestalten, damit man sie nie wieder verlassen möchte.
Wenn man anderen hilft, erkennt man manchmal, dass die Macken, über die man sich bei sich selbst ärgert, in anderen Wohnungen noch viel schlimmer ausgeprägt sind. Wenn ein Mensch der auf Sauberkeit nicht den allerhöchsten Wert legt, in anderer Leute Wohnung plötzlich anfängt sich zu ekeln, lernt, dass seine eigene Schlampigkeit noch in engen Grenzen liegt. Man erkennt aber auch, dass Dinge, die einen nicht stören, eigentlich viel besser gelöst werden können als man es selbst tut.
Man lernt etwas darüber, ob man für handfeste Arbeit mit klaren Ergebnissen geeignet ist und ob diese Art von Arbeit Spaß macht und fragt sich viel zum ersten Mal, warum zur Hölle man eine Geister- und Gespensterwissenschaft studiert.
Man lernt auch etwas über seine eigenen Prioritäten. Style oder Komfort. Größe oder Aussehen. Praktisch oder hübsch. Oben oder unten...
Aber man erkennt auch, dass selbst wenn man einmal quer durch die Stadt zieht, sich gewisse Dinge einfach nicht ändern. Erst leidet man darunter, was welche Bequemlichkeiten man aufgibt, doch wenn man sich in der neuen Gegend erst einmal auskennt, dann ist vieles gleich geblieben.
Ein nerviges Industriegebiet ist immer noch nur einen Katzensprung entfernt. Der Weg zur Uni ist nur unwesentlich länger geworden. Der Weg zum einkaufen hat sich auch minimal verlängert, dafür sind die Brötchen näher gekommen und die Nachbarn netter geworden. Die Freunde besuchen dich immer noch und beschweren sich, wie eh und je, dass du am A**** der Welt wohnst. Aber das allerwichtigste: Dein Lieblings- Junk-Food- "Restaurant" ist immer noch exakt 4 Busstationen von deiner Wohnung entfernt!
Alles ist anders, doch nichts hat sich verändert, so wie immer.
Jedes Mal, wenn wir eine Kreuzung im Leben passieren kommen wir meist schon nach wenigen Wochen zu diesem Schluss. Manchmal ärgert es uns, manchmal freut es uns und manchmal ist es nicht wichtig.
Nach ein paar Wochen vergessen wir sogar, was wir über uns und unsere Mitmenschen gelernt haben.
Da bleibt die scheinbar entscheidendste Frage:
Ziehst du noch um oder lebst du schon wieder?

Freitag, 20. November 2009

Von Schweinegrippe und anderen Studentenprotesten

Eigentlich wollte ich hochphilosophische Töne anschlagen und mich aus den "aktuellen" Themen der letzten Wochen heraushalten, weil sie sich schon anhören wie Mensa-Essen aussieht -3 mal durchgekaut.
Aber Depression und Schweinegrippe sind nun mal ein dankbares Thema um seitenweise Text zu produzieren, der in den Boulevardmedien unter die Rubrik "Aufreger der Woche" fällt und mein Aufreger der Woche ist die Schweinegrippe.
Obwohl das eine Lüge ist, die Schweinegrippe regt mich gar nicht auf (zumindest solange sie mich in Ruhe lässt), sondern vielmehr der Umgang mit ihr.
Es ist sehr interessant, dass es anscheinend in Deutschland nicht zum Standart gehört sich regelmäßig die Hände zu waschen, denn wann immer man ein Interview sieht, wie sich das Verhalten der Leute seit Auftreten der Grippe geändert hat, ist immer einer dabei, der sagt: "Naja, ich wasch mir jetzt regelmaßig die Hände" -Herzlichen Glückwunsch, aber du wirst sowieso nie die Schweinegrippe kriegen, denn du hast ein super Immunsystem, bei den Keimen, die es bisher immer abzuwehren hatte.
Aber soviel zu den Vorsichtsmaßnahmen, denn ich möchte nicht über die Menschen mit extremer Panik sprechen, die als natürlichsten Schutz den Mundschutz wählen. Die sind ja auch in unserer Gesellschaft der (typisch deutschen) Skeptiker eher selten, denn wir sind skeptisch, ob das wirklich etwas bringt.
Wir sind skeptisch gegenüber der "neuen" Grippe, die etwas ganz besonderes zu sein scheint, der Erreger, eine Mutation des Erregers der Spanischen Grippe (1918). Mutation ist ein Wort, das bei uns Menschen Urängste weckt: Warum eigentlich? Zu viel X-Men geschaut und auch noch missverstanden? Wenn man der Evolutionsbiologie glauben kann, dann sind wir auch nur eine Mutation, die Weiterentwicklung allen Lebens wird auf Genmutation zurückgeführt, daraus lässt sich schließen, dass eine Mutation nicht von grundsätzlich schlecht sein muss, woher die Angst vor dem Wort kommt, weiß ich nicht.
Aber zurück zu den Skeptikern:
Wir sind aber nicht nur skeptisch gegenüber der Grippe im Allgemeinen, sondern wir sind skeptisch, ob sie nicht noch viel schlimmer sein könnte, als wir es uns vorstellen können, denn es ist ja etwas Neues und nie da Gewesenes, wir sind aber auch gleichzeitig skeptisch, ob sie wirklich so schlimm sein soll, wir merken doch gar nichts davon. Wir sind auch skeptisch gegenüber unserer Regierung und fragen uns die ganze Zeit, was sie von dieser Panik hat. Wir sind skeptisch gegenüber den Pharmafirmen, die die Antibiotika produzieren, ob sie die Grippe nicht vielleicht aus dem Labortresor gelassen haben (weil ja auch noch der Ex-US-Verteidigungsminister Aktien dieser Firma besitzt) und wir sind skeptisch gegenüber den Pharmaunternehmen, die den Impfstoff produzieren, weil wir sie für geldgierig und fahrlässig halten, weil sie ungetesteten Impfstoff verkaufen.
Wir sind aber gegenüber der Impfung genauso skeptisch wie gegenüber der Grippe, was uns in ein persönliches Dilemma stürzt. Risikogruppen, wie Schwangere und Herzkranke brauchen einen Impfstoff ohne Wirkverstärker, den kauft die Regierung aber nicht, weil es sich um eine Pandemie handelt, wenn aber die, die angeblich die Impfung brauchen, sich nicht impfen lassen können, warum sollte sich dann der normale Mensch impfen lassen, wenn er sie doch gar nicht braucht?
Aber vielleicht sollten wir auch weder der Grippe noch der Impfung vertrauen, denn bisher kommen Mediziner zu dem Konsens: Nur Menschen mit Vorbelastungen sterben an der Impfung und höchstwahrscheinlich sterben auch nur Menschen mit Vorbelastungen an der Schweinegrippe.
Dummerweise sagt ein Arzt, der den 1. Teil sagt, nicht den 2. Teil und andersherum, deswegen sind wir Skeptiker verunsichert, weil uns Verunsicherung liegt.
Diese Annahme lässt aber nur einen Schluss zu: Wir sollten skeptisch sein, ob wir nicht eine Vorbelastung haben und wenn wir nicht zu dem absolut sicheren Schluss kommen, dass dem nicht so ist, sollten wir das Haus nicht mehr verlassen, denn sonst werden wir definitiv draufgehen, entweder an der Grippe oder an der Impfung, jeder wie er es mag.
Deswegen bin ich auch dafür bei den aktuellen Studentenprotesten die Forderung aufzunehmen, die Uni zu schließen, bis die Pandemie vorüber ist um diesem riesigen Infektionsherd einhalt zu gebieten. Dann würde sich auch sicher endlich eine Mehrheit der Studenten zu den Protesten bekennen und sich nicht für die anarchistischen und kommunistischen Umsturzversuche einiger Kommilitonen schämen, weil sie doch eigentlich nur für die Abschaffung der Studiengebühren und/oder eine bessere Betreuung für die Studenten sind (so wie hier zu lesen (sehr gelungen, finde ich übrigens, auch wenn es andere Kommentare gibt): http://vayosphere.wordpress.com/2009/11/15/uni-brennt/).
Also wir boykottieren die Schweinegrippe und gehen deswegen nicht zur Uni ...

Samstag, 7. November 2009

Vom Einkaufen und anderem Gebell

Willkommen in der Sendung: "Wie Luxus ihr Sozialverhalten beeinflusst. Heute am Beispiel des Kaufverhaltens."
Generell kann man sagen, dass Wohlstand sich negativ auf Verhaltensweisen wie Rücksichtnahme, Toleranz und Gemeinschaftssinn auswirken. Aber das ist ja hinlänglich bekannt und muss hier also nicht näher ausgeführt werden.
Stellen Sie sich vor, Sie befinden sich in einem Supermarkt für Besserverdiener (weil sie sich verlaufen haben oder etwas kaufen wollen, was einen Fixpreis hat oder oder oder). Sie gehen mit einem Artikel an die Kasse, geöffnet die äußerst rechte und linke Kasse mit 2 ellenlangen Schlagen. Eine 3. Kasse wird geöffnet sowohl von links als auch von rechts treten Menschen an die mittlere Kasse, auch Sie, hinter ihnen kommt jemand von der anderen Kasse. Es passiert erst einmal nichts. Der Mann vor Ihnen wird abkassiert. Da spricht Sie plötzlich der Mann hinter Ihnen an, ob Sie denn nicht zusammengehören. Sie verneinen höflich, aber irritiert. Dann beginnt das Gezeter: "Finden Sie Ihr Verhalten denn nicht äußerst dreist? Was denken Sie sich denn dann, sich hier so hereinzudrängeln. Das ist ja eine Unverschämtheit. Was bilden Sie sich denn ein?!" "Oh ich wusste nicht das im Supermarkt die Rechts- vor- Links- Regel gilt. Ich habe nicht gedrängelt ich bin nur zufällig aus einer anderen Richtung gekommen." Ihr Gefühlszustand ist irgendwo zwischen genervt und belustigt. Die "freundliche" Kassiererin im Allgemeinen (deren Verfehlungen hier schon früher zur Sprache kamen) ist verunsichert und möchte, den Stammkunden ja auch nicht für jemanden verkraulen, die so aussieht als würde sie sowieso nie wieder einen Fuß ins Geschäft setzen. Sie fragt sicherheitshalber, wer denn nun dran sei. Der Schnösel: "Die junge Dame scheint es ja eilig zu haben."
Wenn mal wieder viel zu viele Leute vor mir an der Kasse stehen mach ich das demnächst auch so: Ich nicke erst dem Mann vor mir freundlich zu und wenn er dann fast dran ist, fange ich ein furchtbares Geschrei an, was er sich denn einbilde sich so dreist vorzudrängeln. Ich denke mit dieser Methode komme ich exakt 3 Minuten später aus dem Geschäft, als wenn alles seinen natürlichen Gang geht, denn durch die Prügelei am Kassenband verzögert sich nur die Arbeit der Kassiererin.
Nach dieser Geschichte noch ein harmloses Beispiel:
Jemanden an der Kasse vorlassen, hat für ja nur dann keinen persönlichen Nachteil, wenn man mit Wagenausladen länger braucht, als der Vorgelassene um abkassiert zu werden. Doch meist wird auch der Nachteil in Kauf genommen ein wenig länger zu brauchen, man ist ja eh mit dem Großeinkauf beschäftigt und der dauert meistens sowieso eine gefühlte Ewigkeit. Aber je günstiger der Discounter, desto eher ist diese selbstlose Verhalten zu beobachten, wobei es die Vorgelassenen noch nicht einmal eilig haben müssen. Aber in einem teuren Supermarkt habe ich dieses Verhalten noch nie beobachtet, auch wenn ich keine repräsentative Stichprobe habe, da ich mich dort eher selten aufhalte, möchte ich behaupten, dass dieses Verhalten dort seltener vorkommt. Möglicherweise, weil sich jeder dort selbst für die wichtigste Person der Welt hält, beziehungsweise: Was interessiert es den Mond, wenn ein Hund ihn anbellt.