Dienstag, 22. November 2011

"was wäre, wenn..."

Ab und an kommt im Leben der Punkt, an dem wir uns entscheiden können... Aber jede falsche Entscheidung wiegt schwerer, je öfter wir in Folge dieser Entscheidung Punkte erreichen, an denen wir uns nicht entscheiden können. 
Es spielt dabei keine Rolle, warum wir uns nicht entscheiden können, wir erinnern uns immer an die Vergangenheit und fragen uns: "Was wäre, wenn..." 
Wir werden es nie erfahren, denn selbst wenn wir vor die gleiche Entscheidung gestellt würden hätten sich die Umstände geändert und es entsteht grundsätzlich ein neues "was wäre, wenn..."
Unser Leben erleichtert sich, sobald wir uns von dieser Frage befreien können, wir treffen unsere Entscheidungen dann nur noch aus den gegebenen Umständen heraus ohne vage Zukunftsvisionen oder Utopien zu berücksichtigen. "Aber was wäre, wenn..." wir später feststellen, dass wir die falschen Umstände berücksichtigt haben?
Das Schlimme sind aber selten die Vorstellungen, die wir uns vor einer Entscheidung machen, sondern viel mehr, die die wir uns machen, wenn irgendetwas nicht so läuft, wie wir uns das vorgestellt hatten. Es ändert nichts, wenn wir diese Gedanken haben, denn -wie bereits gesagt- wir werden es nie erfahren, aber dieses bittersüße Elend, in dem wir uns all zu gern baden, macht uns doch sehr menschlich. 
Manchmal bringt uns "was wäre, wenn..." soweit, dass wir nicht mehr in der Lage sind Entscheidungen zu treffen und wir zögern sie so lange hinaus, bis die Umstände sie für uns treffen und dann schreit die Stimme in uns noch lauter als sonst: "WAS WÄRE, WENN..."

Sonntag, 23. Oktober 2011

Von Qualifikation und anderen Quoten


Wenn man Debatten im deutschen Bundestag verfolgt, möchte man doch manchmal einfach nur rufen: "Leute, geht mal raus und schaut euch echte Menschen mit echten Problemen an!"
Aber gut, dann sprechen wir heute eben über Frauenquoten.
In anderen Ländern, wäre man schon froh, wenn überhaupt genug Arbeit für die Männer da wäre, da denkt man noch nicht mal an arbeitende Frauen. In wieder anderen Ländern gilt es als Schande, wenn die Frau für die Familie arbeiten muss oder möchte. Da sind wir doch in Deutschland gut bedient mit: Jeder kann tun und lassen, was er möchte.
Was bringt uns denn eigentlich eine Frauenquote? Ich dachte immer, das Arbeitsplätze mit Personen besetzt werden, die sich am besten dafür eignen und die den Personalchef am besten von ihrer Eignung überzeugen konnten.
Wenn dieser Personaler jetzt jede 3. Stelle einer Frau geben muss, ihn aber nur jeder 3000. überzeugen kann für die Stelle geeignet zu sein, dann müssen sich ja bei großen Unternehmen mit vielen freien Stellen nahezu alle deutschen Frauen bewerben um eine Frauenquote von 30 % zu erfüllen oder ist der Schluss den wir daraus ziehen müssen, dass jetzt Menschen eine Stelle bekommen, obwohl sie vielleicht gar nicht ideal dafür sind?
Was soll denn überhaupt, passieren wenn diese Quoten nicht erfüllt werden? Geldstrafen? Wie stark sich große Unternehmen von Geldstrafen beeindrucken lassen, ist ja aus der Vergangenheit hinlänglich bekannt.
Ich bin eine Frau und ich fühle mich von Frauenquoten diskriminiert, denn ich hätte immer Angst eine Stelle nicht zu bekommen, weil ich durch mein Können überzeugen konnte, sondern nur durch mein Geschlecht, weil das Unternehmen eine Quote zu erfüllen hat und bei freier Auswahl wären vielleicht 2 Männer besser oder wenigsten genauso geeignet gewesen.
Wenn ich ein Mann wäre, würde ich mich auch von Frauenquoten diskriminiert fühlen, aber über die Bedürfnisse des schwachen Geschlechts sprechen wir heute mal zur Abwechslung nicht.
Nach welchem Natur- oder Gesellschaftsgesetz richtet sich denn der Grundsatz bei gleicher Qualifikation und Eignung ist die Frau oder beispielsweise in Amerika der Dunkelhäutige vorzuziehen? Wenn ich eine Stelle zu besetzen hätte und nur 2 Bewerber, die gleich gut qualifiziert sind, dann wähle ich den aus, der besser ins Team passt und sich sympathischer präsentiert hat oder ich warte bis sich jemand bewirbt, der besser geeignet ist, welchen Grund gibt es denn Geschlechter als Kriterium zu wählen?
Weil Personalchefs es jetzt auch tun? Sonst würden ja nicht viel mehr Männer als Frauen arbeiten? Liegt das wirklich an der Auswahl der Personalchefs oder an der Eignung der Leute, die sich auf eine Stelle bewerben? Ich möchte damit nicht sagen, dass sich Männer für manche Dinge besser eignen als Frauen, sondern dass die Bewerber ihre Eignung unterschiedlich zeigen und einschätzen und Frauen sich vielleicht auch nicht trauen sich auf manche Stellen zu bewerben oder manche Stellen vielleicht auch gar nicht möchten.

Aber mir drängt sich noch eine ganz andere Frage auf: Erst kommt die Frauenquote und dann? Wir müssen 3% Katholiken in unserer Firma beschäftigen und 1% Sachsen und 5% Alleinerziehende und eine andere diskriminierte Gruppe sollten wir nicht unterschätzen 25% Übergewichtige und mindestens einen Ex- Drogenkonsumenten oder notfalls einen trockenen Alkoholiker.
Ich freue mich schon auf die neuen Bewerbungen und entweder die Firmen gehen baden oder es sind clevere Personalchefs und sie finden eine übergewichtige, alleinerziehende Katholikin aus Sachsen die in ihrer Jugend mal Haschisch geraucht hat und noch halbwegs für irgendeine Stelle im Unternehmen geeignet ist.

Eigentlich war dieser Post hoch aktuell, aber wegen Internet-Problemen musste die Veröffentlichung leider warten, aber vermutlich ist es eh eine Debatte, die so schnell nicht abreißt.

Mittwoch, 12. Oktober 2011

Von eigenen Wegen und anderen Ratschlägen oder Warum "alle anderen" uns immer schlagen

Jeder Weg, den wir gehen, führt uns zu einem Ziel, die Frage ist nur, ob es unser Ziel ist.
Jeder Ort, den wir besuchen, hat eine Besonderheit, die Frage ist nur, ob es für uns besonders ist.
Jede Situation, die wir erleben, ist wichtig, die Frage ist nur, ob sie für uns persönlich wichtig ist.
Jede Weisheit, die wir hören, hat eine Bedeutung, die Frage ist nur, ob sie für unser Leben eine Bedeutung hat.

Ja, wir können an so vielen Dingen reifen, wir können aus so vielen Erlebnissen lernen. Aber wir müssen nicht. Wir sind Menschen, wir sind verschieden.
Wir dürfen aufgeben, wir dürfen verlieren, wir müssen nicht wachsen, weil "alle anderen" daran gewachsen sind. Wir dürfen weitergehen gehen als "alle anderen", wir dürfen aber auch der sein, der als erstes stehen bleibt. Wir können springen, wenn "alle anderen" klettern, wir dürfen aber auch klettern, wenn "alle anderen" springen. Wir dürfen die spannendsten Geschichten erzählen, wir dürfen aber auch der sein, der einfach nur gespannt lauscht.
Ist es wirklich immer einfacher, die abgenutzten, glatten Stufen der anderen zu benutzen oder macht es manchmal mehr Sinn einen eigenen Weg ins Dickicht zu schlagen. Wer sagt uns, dass "alle anderen" es richtig machen und nicht vielleicht auch alle gedacht haben, sie würden es lieber anders machen. Wer sagt uns, dass "alle anderen" die richtige Entscheidung getroffen haben. Wer sagt es uns? Die Ratschläge und Weisheiten unserer lieben Mitmenschen ("aller anderen").

Nein, ich möchte nicht einfach nur sagen, dass wir Menschen verschieden sind und alle unseren eigenen Weg finden müssen. Ich möchte diese ewige "Kultur der Ratschläge" kritisieren. Was bilden wir uns eigentlich ein, zu wissen, was ein anderer gerade erlebt, denkt fühlt, braucht und was ihm wirklich hilft. Wer sind wir, dass wir sagen dürfen: "Mach es so und es wird besser." Wer gab uns das Recht immer eine Weisheit auf der Zunge parat zu haben?.
Wie gehen wir damit um, an dem Ratschlag eines anderen zu scheitern, wie fühlen wir uns. Wir fühlen uns miserabel, aber wir fühlen uns auch miserabel, wenn wir einen Ratschlag ausschlagen, ihn nicht berücksichtigen. Der Beratschlagte ist immer in der schwachen Position, besonders wenn er um Rat gebeten hat und keiner sein Problem erkannt hat und er keinen Ratschlag bekommen hat, der ansatzweise Erfolg verspricht.

Kennen wir es nicht alle: "Probier es doch mal, was hast du schon zu verlieren?!" Es ist das Tot-Schlag-Argument schlechthin. Was kann man diesem Ratschlag entgegnen? Dass man jetzt schon weiß, dass es schief gehen wird? Dann geht es halt schief, dann hast du aber deine Erfahrungen gemacht.
Wie viele Dinge in unserem Leben tun wir nur um zu beweisen, dass der Rest der Welt Unrecht hatte? Gut ist, wenn wir rechtzeitig die Kurve bekommen und vielleicht, daraus wirklich etwas lernen, nämlich wer wir wirklich sind und was wir wirklich wollen. Vielleicht finden wir auch irgenwann einen Weg zu sagen, nein, für mich stimmt diese allgemeingültige Weisheit nicht, weil ich in diesem oder jenem Punkt anders bin und deswegen eine Situation ganz anders erlebe. Vielleicht lernen wir auch daraus selbst vorsichtig zu sein mit Ratschlägen. Ich erinnere mich noch an einen Momen, als mir gesagt wurde: "Auch Ratschläge sind Schläge!" In dem Moment habe ich mich furchtbar geärgert, denn ich hatte ein Problem und wollte Hilfe und das war alles, was ich bekam, aber jedes mal, wenn mich jemand um Rat fragt, muss ich daran denken und erkenne, dass es so wahr ist und dass alles, was man in dem Moment sagt nur falsch sein kann, allerdings auch der Satz: Auch Ratschläge sind Schläge.
Manchmal sollten wir einfach nur einen Arm und ein Taschentuch reichen und es ist mehr als jedes Wort.

Dienstag, 20. September 2011

Von Waldfrucht und anderen Gewohnheitsmonstern

Ich hab eine neue Mitbewohnerin. Aber nur kurz. Und ausgesucht hab ich sie mir auch nicht. Oder naja, zumindest nicht wirklich. Ja wie nun? - Ja so: Meine ursprüngliche, von mir heißgeliebte und für perfekt erachtete Mitbewohnerin musste aus beruflichen Gründen drei Monate fort. Um die Miete wieder reinzubekommen, wurde also fix eine temporäre Mitbewohnerin gesucht. Da stand auch schon Waldfrucht [Name von der Redaktion geändert] vor der Tür. Meine Mitbewohnerin fand sie gut, also gab ich relativ spontan mein Okay. Flink war Waldfrucht dann bei mir in der Wohnung. Eine Fremde! Bei mir, die ich meine einsamen Stunden doch so genieße und im Eva-Kostüm durch die Wohnung flitze! Daran sollte Waldfrucht jetzt also teilhaben. Und schon bald fand ich überall Anzeichen von Wohnlichkeit. Die bunten, mamagestrickten Puschen auf der Schuhablage. Die dreifache Dosis Milch im Kühlschrank ("oh, ich hab auch welche gekauft!"). Das Fönkabel, das seit neustem zu exotischen Knoten verkettet wird, bevor es über seinem Haken hängt... 'hey, das geht so nicht!', ruft das Monster namens Gewohnheitstrott in mir. 'Und noch ganz andere Dinge sind nicht okay, du!' 'Guck mal', sagt das GeWoTro-Monster, 'die Spülbürste ist ganz verknickert und abgenutzt seit neustem. Das kommt davon, weil Waldfrucht damit viel zu dolle scheuert, und zwar nicht im wasservollen Spülbecken, sondern nur unter einem laufenden Wasserstrahl! Ja du weißt doch, wie viel Wasser das verbraucht?!' Ich gebe GeWoTro Recht und merke, dass sich meine Stirn runzelt. Schon zeigt es auf die nächste 'schräge Nummer! Die Waldfrucht lässt die Kühlschranktür ja noch länger offen stehen als du! Dabei bist du schon knapp an deiner eigenen Toleranzgrenze damit.' - Ja, sage ich, ja GeWoTro, und merke, wie meine Schultern sich verspannen. Aber Gnade bekomme ich nicht: 'Und hast du jetzt mal mitgezählt, wie oft du den Badezimmer-Mülleimer-Deckel wieder runtergeklappt hast, weil die Olle das vergessen hat?!' Ich will dem Monster erläutern, dass mich das doch gar nicht stört und dass ich sicherlich auch meine Macken habe, aber es gestikuliert nur fragend mit denn Händen - denn inzwischen hat Waldfrucht ihre Musik ohrenbetäubend laut angeschaltet, feinster Hiphop dröhnt uns um die Ohren. GeWoTro wird plötzlich ruhig, wir gucken uns an, und teilen eindeutig denselben Gedanken: Ich höre auch gerne Musik. Wir trinken einen Tee, und als die Musik wieder aus ist, setzen wir unser Gespräch fort. 'Weißt du noch, als Waldfrucht ihre schräge, laute Freundin da hatte?' - Ja, ich weiß noch, die war ganz schön laut. - 'Ach iwo, war sie gar nicht! Die war total lieb und interessiert, hatte halt ne laute Stimme, aber du hast doch sogar verschlafen, als die vom Feiern nach Hause gekommen sind.' - Ja... ja okay. War eigentlich echt nett, dass die da war. Und seit die Waldfrucht ständig abspült, ist auch irgendwie weniger schmutziges Geschirr in der Küche... Ich bin noch ein bisschen trotzig und hole mein Hammer-Argument raus: Aber sie hat doch gesagt, sie will hier ein Praktikum machen, und sie hat immernoch keinen Praktikumsplatz. Obwohl sie so fest davon überzeugt war. Zeigt das nicht Selbstüberschätzung? Schlechte Planung? Oder wenigstens Unzuverlässigkeit? Das kleine Monster GeWoTro lächelt bitter, selten argumentieren wir so offen miteinander. 'Es zeugt davon, dass sie an sich selber glaubt. Und nicht aufgibt und mutige Schritte wagt. Könntest du dir eigentlich mal eine Scheibe von abschneiden, neechan.' Ich habe verstanden. Neue Menschen bedeuten immer ein neues Universum der Gewohnheiten. Nur weil Waldfrucht nie meiner echten Mitbewohnerin das Wasser wird reichen können, heißt das nicht, dass sie kein toller Mensch ist. Schließlich ist es so schön, einen Menschen und seine Gewohnheiten kennenzulernen, wenn man es langsam angeht. Und ich habe jetzt eben den Express-Kurs Waldfrucht gebucht: erst zusammen leben, dann näher kennenlernen.

Vom Menschsein und anderen Luxusgütern

Wie lange braucht der Mensch sich an eine neue Lebenssituation anzupassen, wie schnell können wir unser Konsumverhalten an neue Umstände anpassen und wie lange dauert diese Änderung an, wenn die alten Umstände wieder auftreten? Wenn wir einen Monat plötzlich unendlich viel Geld zur Verfügung hätten, wie schnell würden wir uns daran gewöhnen und wie lange würde es dauern sich diesen Überflusskonsum wieder abzugewöhnen, wenn wir wieder in normalen finanziellen Umständen leben würden, könnten wir die Zeit als Geschenk betrachten und danach vielleicht sogar kürzer treten, weil wir uns gerade viele Sachen gegönnt haben oder würde wir dann dauerhaft über die Stränge schlagen. Wie wäre es andersherum, wenn wir plötzlich einen Monat lang extrem sparen müssten, würden wir uns dann erst mal etwas besonderes gönnen, wenn wir wieder Geld hätten oder könnten wir daraus wirklich längerfristig etwas für unser Leben lernen?  Mal angenommen wir finden unsere persönliche Antwort auf diese Gedanken, lassen diese sich auch auf andere Lebensbereiche, wie Essen, Alkohol, Fernseh- oder Internetkonsum, übertragen oder spielen bei diesen Genusselementen noch ganz andere Fragen eine Rolle?
Ich werfe ungern Fragen auf ohne dem Versuch der Beantwortung, aber ich weiß es nicht, ich habe keine Ahnung. Ich würde noch nicht einmal sagen, das es vom Typ Mensch abhängt.
Warum stellt eine kichererbse so komplizierte Fragen? Weil sie eigentlich auf eine ganz andere Frage eine Antwort sucht: Was ist Luxus? 
Luxus ist eine für viele Menschen erstrebenswerte, aber unerreichbare Lebensform, die sich in materiellen und immateriellen Luxus untergliedern lässt.
Bei materiellem Luxus bin ich recht bescheiden -finde ich- mir reicht es schon, wenn ich auf nichts verzichten muss, woran ich gewöhnt bin. Wobei die Betonung hier auf "muss" liegt, das heißt, ich bin durchaus in der Lage zu verzichten, wenn ich es freiwillig tue oder der Meinung bin, dass es gut für mich ist. 
Es hört sich aber wahrscheinlich auch nur für mich und einen kleinen Teil der Menschheit bescheiden an, denn das, was ich als Standard betrachte, ist für einen großen Teil der Weltbevölkerung purer Luxus.
Bei immateriellem Luxus bin ich wesentlich anspruchsvoller: Ich wünsche mir geliebt zu werden und zwar von allen, naja sagen wir zumindest gemocht zu werden. Ich wünsche mir immer glücklich zu sein, ich wünsche mir immer freundlich zu sein, ich wünsche mir vorallem weise zu sein, und für die Menschen die mich brauchen wirklich da sein zu können und immer zu wissen, was sie gerade brauchen und natürlich wünsche ich mir Gesundheit.
Einige vermissen hier vielleicht die Aufzählung von Freizeit, die in der üblichen Definition unter immateriellen Luxus fällt, aber für mich fällt Freizeit unter materiellen Luxus, denn man kann sie mehr oder weniger kaufen: Wenn man genug Geld hat, muss man nicht mehr arbeiten und hat mehr Freizeit. 
Aber alle die aufgezählten Wünsche sind nur in sehr kleinem Maß erfüllbar. Viele versuchen den Mangel an immateriellen Luxus durch materiellen Luxus aufzufüllen und stehen früher oder später am Abgrund, in der Schuldenfalle, kurz vor einer Sucht oder werden völlig desillusioniert menschenfeindlich. Vielleicht ist es deswegen so wichtig unser eigenes Konsumverhalten zu hinterfragen (siehe Einleitung).


Luxus ist und bleibt also etwas Unerreichbares, egal wie viel wir haben, es wird immer etwas geben, wonach wir uns sehnen.

Montag, 15. August 2011

Von Helden und anderen Charakterschwächen

Held versus Superheld,
Während der erste sich laut Definition durch einen edelmütigen Charakter gepaart mit körperlichem Geschick auszeichnet und sowohl fiktiv als auch real existieren kann, zeichnet sich der andere durch übermenschliche körperliche Fähigkeiten und/oder High-Tech-Waffen aus und kann nur fiktiv existieren.
Der klassische Held ist in heutiger Zeit eher aus der Mode gekommen. Meist findet man ihn nur noch mit Ironie gepaart in unserem alltäglichen Sprachgebrauch ("Du bist mir vielleicht ein Held"). Aber der Held ist auch durch inflationären Gebrauch des Wortes in Verruf geraten. Ich deklariere mindestens einmal wöchentlich jemand zu meinem persönlichen Helden, ohne das dieser jemand meinen Ansprüchen an einen echten Helden jemals genügen könnte, wenn ich genauer darüber nachdenken würde.
Aber obwohl diverse Definitionen behaupten der Held könne auch real existieren, frage ich mich, ob es wirklich Menschen mit solch edelmütigem Charakter geben kann, an Menschen mit herausragendem körperlichem Geschick kann ich ja durchaus noch glauben. Je mehr Heldenbeispiele ich lese, desto skeptischer werde ich, verschleiern manche Menschen nicht vielmehr mit einer großmütigen Geste irgendeine Schandtat in ihrem Leben? Eine andere Definition die ich gelesen habe sagt, dass Helden Menschen sind die für andere oder für eine Idee große Taten vollbringen und dafür ihr Leben wagen. Ich glaube, das ist die Heldendefinition der meisten Menschen, mir reicht das aber irgendwie nicht, beziehungsweise ist das für mich der klassische Superheld, der sein Leben darauf ausgerichtet hat, die Menschen (im Kleinen) oder die Menschheit (im Großen) zu retten und dabei jedes Mal sein Leben, seine Liebe oder seine Kräfte auf's Spiel setzt, dabei darf er auch Fehler machen oder er darf, wenn er gerade niemanden rettet durchaus persönliche (Charakter)Schwächen haben.
Der wahre Held dagegen ist für mich fehlerlos und auf ewig der guten Sache versprochen. Er glänzt mit Weisheit und zeichnet sich dadurch aus das er Gerechtigkeit kompromisslos durchsetzt.
Helden wären für mich Zorro, aber der ist nur ein Romanheld und Jeanne d'Arc, aber ihr Heldenleben ist wahrscheinlich mehr Mythos als Wahrheit. Womit ich zu dem Schluss komme echte Helden gibt es nicht, Superhelden hingegen, die angeblich nur fiktiv existieren gibt es in meiner Welt und jeder der das Leben eines Anderen unter Einsatz des eigenen Lebens rettet wird für mich zum Superhelden.

Donnerstag, 26. Mai 2011

Von Humor und anderen Herzensangelegenheiten

Sie: "Ach Mensch, kannst du mich nicht einmal ernst nehmen?"
Er: "Tut mir Leid, aber dafür liebe ich dich viel zu sehr!"

Die ein oder andere Frau wird jetzt entsetzt sein. Aber ich habe mich bei diesem Dialog gefragt, was können wir von diesem Pärchen lernen? Was hat dieses Paar, was andere nicht haben?
Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass diese Beziehung von 3 wesentlichen Merkmalen gekennzeichnet ist:

  1. tiefe Liebe, denn es ist ein öffentliches offenes Liebesgeständnis, das so auch nur von beiden Partnern ge- und ertragen werden kann, wenn wirkliche Gefühle auf beiden Seiten vorhanden ist.
  2. echte Ehrlichkeit, die scheinbar knallhart und trotzdem liebevoll formuliert wird. Sie ist wahrscheinlich auch nur aus Punkt 1 heraus möglich, denn im Normalfall müsste "Mann" sich eine Ausrede einfallen lassen oder er würde für diesen Satz einen Streit ernten.
  3. viel Humor, denn sie scheinen sich beide selbst nicht so ernst zu nehmen und ihren Partner auch nicht mit übergebührlichem Ernst zu begegnen. Daraus können wir wohl schlussfolgern: Die beiden haben viel zu lachen.
Gerade der letzte Punkt ist sehr interessant und nahezu erstaunlich, denn seit Jahren oder gar Jahrzehnten geben die Deutschen in allerlei (mehr oder weniger repräsentativen) Umfragen an, dass ihnen Humor an ihrem Partner besonders wichtig ist oder wäre, gerade weil oder doch eher obwohl? die Deutschen eher dafür bekannt sind zum lachen in den Keller zu gehen, am allerliebsten zu jammern und sich grundsätzlich erstmal zu beschweren, sogar über Kinderlachen vor der Haustür.
Aber wie muss ein Partner mit Humor sein? Wollen wir jemanden, der uns einen Schenkelklopfer nach dem nächsten erzählt oder oder wollen wir jemanden, der sich den ganzen Tag zum Clown macht oder wollen wir eher jemanden, der alles und auch wirklich alles waaaaaahnsinnig witzig findet, was wir tun oder sagen oder wollen wir vielleicht sogar all das auf einmal? Wohl eher nicht!
Für viele bedeutet der Wunsch "ein Partner mit Humor": Ich will jemanden, der mich aus meiner Jammerei herauszieht, ich will jemanden, der mir meinen grauen Alltag versüßt, ich will jemanden, der tolle Ideen hat, wie man ganz viel Spaß haben kann.
Immer wenn ich mir das bewusst mache, wundere ich mich nicht über ständig scheiternde Beziehungen und über immens hohe Scheidungsraten, denn so funktioniert das Leben und besonders der Alltag einfach nicht. Unser Lebens(abschnitts)partner kann nicht permanent unser Animateur oder unser ganz persönlicher Dauerbespaßer, sein.
Wenn wir unser Leben, wie es ist blöd finden, dann finden wir es auch nach kurzer Zeit mit neuem Partner blöd und noch blöder finden wir, dass unser Leben nicht zu einem wundertollen Leben machen kann und er findet blöd, dass wir alles blöd finden und sollte er mal Humor gehabt haben, hat er in unserer Nähe bald nichts mehr zu lachen.
Humor sollten wir in erster Linie selbst haben. Nur wenn wir Spaß an unserem Leben haben und uns und die negativen Dinge, die uns passieren nicht so ernst nehmen, können wir herzlich lachen und fröhlich sein und den Charme und Humor anderer erkennen und ein glückliches Leben führen.

Mittwoch, 23. März 2011

Von Schwächen und anderen Stärken

Es gab in den letzten Wochen so viele Dinge über die man schreiben hätte können. Aber man konnte darüber genauso gut schweigen. Denn einerseits sind es die belanglosen Dinge, die zu viele Menschen bewegen und andererseits sind es die Dinge, die die Menschen bewegen, für die es keine angemessenen Worte gibt.
Kritisch zu hinterfragen und abzuwegen, ob eine weltpolitische Katastrophe für mich wichtiger ist als Lokalpolitik, fällt mir schwer. Ich bin momentan dabei mich von meiner kleinen Welt bewegen zu lassen. Ich bin von meinen eigenen Charakterschwächen mehr bewegt als von Kampfbombern über Afrika. Das ärgert mich. Aber ich bin gefangen in mächtigen Ketten aus Angst (besser gesagt Feigheit) und Faulheit, wobei die Angst vor der Sache selbst noch durch Angst vor dem Einsatz die Sache vermeiden zu können überwogen wird.
Vielleicht bin ich aber auch einfach nur zu faul für all das.
Denn ich bin auch zu faul morgens aufzustehen, zu essen, zu schreiben und zu leben.
Vielleicht ist Faulheit auch der Grund, warum ich es vermieden habe über die oben angesprochenen Geschehnisse zu schreiben, denn eigentlich war ich mir nie für eine kritische Auseinandersetzung zu schade und vertrat auch mal die Meinung: "Lieber die falschen Worte gefunden, als es schweigend hingenommen zu haben!"
Aber wer erfüllt schon seinen eigenen Idealismus.
Die evangelische Kirche Deutschland ruft während der aktuellen christlichen Fastenzeit zu 7 Wochen ohne Ausreden auf und hat dafür einen sehr niedlichen Werbespot produziert. Doch als ich über den Spot nachdachte, in dem sich ein kleiner Junge bei seiner Mutter herausreden will, ist mir aufgefallen, dass ich für andere Leute wenig Ausreden brauche, ich vermeide mit ihnen einfach das Gespräch über persönlich schwierige Themen. Ausreden brache ich in erster Linie für mich selbst. Warum ist es so leicht mir selbst etwas vorzugaukeln?
Ich weiß es nicht, aber mich erinnert die Fragestellung an einen Post-Entwurf, den ich vor ein paar Wochen verfasst habe, dessen Fazit mir aber irgendwie fehlte. Nun füge ich ihn ein, vielleicht gibt es angesichts meiner neuen Erkenntnisse jetzt doch ein Fazit.


Westeuropäer haben Probleme mit ihrem Gewicht, Ostasiaten haben Probleme mit ihrem Karma. Westeuropäer haben für ihr Problem die Weightwatchers. Haben Ostasiaten Karmawatchers? Wahrscheinlich nicht. Aber wahrscheinlich ist die Sache mit dem Karma auch gar nicht so schwierig wie sie für Außenstehende scheint und sie haben gar kein wirkliches Problem. Wobei ich meine, dass wir hier in unserem Kulturkreis wohl besser Charakterwatchers erfunden hätten, dies hätte wahrscheinlich das Gewichtsproblem automatisch mit gelöst, weil wir über irgendein Punktesystem an unseren größten Charakterschwächen gearbeitet hätten und damit vielleicht nie in Frustfressattacken verfallen wären. Vielleicht wäre das ja meine berufliche Nische, wenn ich es schaffen würde gute und schlechte Taten in ein Punktesystem umzurechnen und den idealen Punktebedarf ermitteln könnte. Immerhin kann man mit der Umrechnung von Kalorien in Punkte ja Millionen von Euro/Dollar verdienen, warum also nicht auch mit der Umrechnung von charakterlichen Entgleisungen in Punkte?
Wahrscheinlich, weil wir unsere Laster brauchen, weil sie uns menschlich machen, weil wir einander nur lieben können, wenn wir sehen, dass der andere auch Schwächen hat.
Hätten wir keine Charakterschwächen mehr, bräuchten wir auch keine Mitmenschen mehr, wir bräuchten keinen Trost, wir bräuchten keine Zuneigung, die uns zeigt, dass wir trotzdem liebenswert wären. Wir wären plötzlich arm. Arm an Persönlichkeit. Persönlichkeit ohne Schwächen und Stärken, denn auch unserer größten Charakterstärken erwachsen aus unseren Schwächen, zum Beispiel wenn wir aufrichtig einen Fehler eingestehen und uns für ein Fehlverhalten entschuldigen, erleben wir und unsere Mitmenschen das als Stärke, aber diese Stärke hätten wir nicht mehr, wenn wir nicht mehr schwach wären, wenn es nichts mehr gebe, das zu Reue und Wiedergutmachung erfordert.