Mittwoch, 13. Februar 2013

7 Wochen ohne

Heute, an Aschermittwoch, begann ohne großes Getöse die christliche Fastenzeit. Sie dauert 40 Tage und endet an Ostern. Wer nachrechnet kommt auf einige Tage mehr. Aber ich habe dieses Jahr gelernt, dass der Sonntag von der Fastenzeit ausgenommen ist, damit sind es exakt 40 Fastentage. Das hätte mir mein Schokoladenfasten in der Jugend einfacher gemacht, aber ehrlich gesagt, finde ich, da geht ein wenig die Herausforderung verloren. 11,5 Mio Deutsche fasten in dieser Zeit irgendwie. Während das Fasten in der katholischen Kirche hauptsächlich mit Speisevorschriften, wie dem Verbot von Fleisch, Milch und Speiseöl einhergeht, setzt die protestantische Kirche mehr darauf Alltagsgewohnheiten zu überdenken und die eigenen Wertvorstellungen zu überprüfen. Seit mittlerweile 30 Jahren gibt es die Aktion der evangelische Kirche Deutschland "7 Wochen ohne." Diese Offensive setzt die Fastenzeit jährlich unter ein spezielles Motto und gibt mit Texten und Tipps Unterstützung die 40 Tage durchzuhalten. Diese Motti/Mottos scheinen manchmal ein wenig im Widerspruch zur Enthaltsamkeit zu stehen, die man erwartet, wenn man Fastenzeit hört. Doch meist erklären sich die Themen dann doch und rufen einfach dazu auf mal von einem anderen Blickwinkel auf eine Sache zu werfen: So zum Beispiel 2008 "Verschwendung - 7 Wochen ohne Geiz." Zunächst hörte sich Verschwendung wenig nach Fasten an, doch der Untertitel erklärt, dass es nicht um das sinnfreie Geldausgeben, sondern um eine bewusste und überlegte Absage an den Geiz geht, was doch ein wichtiges Thema der Zeit ist.
Bisher habe, ich seit dem ich 14 bin, in jedem Jahr irgendwie oder irgendwas gefastet - mal erfolgreich, mal weniger erfolgreich. Meist drehte es sich um Schokolade, Alkohol, Fleisch oder das Verdaddeln von Zeit mit PC-Spielen wie Solitär oder ich verzichtete auf Freizeit, indem ich mir vornahm ganz bestimmte Dinge zu tun wie Sport oder fleißig sein. Alkohol und Spiele waren nie ein Problem, Schokolade war immer schwierig, aber das habe ich meistens durchgezogen, an Fleisch bin ich jedesmal gescheitert, wenn ich es mir vorgenommen hatte. Dinge tun die man vorher nicht getan hat, sind immer eine ganz eigene Sache, weil verzichten einfacher ist als aufraffen zumindest bei mir.
Die Aktion "7 Wochen ohne" habe ich noch nie mitgemacht, weil mich das Thema meist nicht interessiert hat beziehungsweise eher meine natürlichen Tendenzen unterstützt hat (z.B. Thema 2012 "gut genug - 7 Wochen ohne falschen Ehrgeiz", ist kein gutes Thema für mich, denn ich habe so schon Probleme mich zu Ehrgeiz aufzuraffen, also keine Herausforderung), wenn ich daran gedacht habe oder ich habe irgendwie nicht an die Aktion gedacht, wie beispielsweise 2011 Ich war's - 7 Wochen ohne Ausreden. Das wäre ein Thema gewesen, das ich gebraucht hätte, aber ich habe es leider verpasst.
Das diesjähriges Motto lautet: " Riskier was, Mensch - 7 Wochen ohne Vorsicht." Das Thema hat mich zunächst schockiert. Aber dann dachte ich, das kann dir kleinem Angsthase eigentlich nicht schaden, also versuche ich jetzt 7 Wochen etwas zu riskieren, bin gespannt, wie es läuft. Desweiteren habe ich festgestellt, dass sich Alkohol-Fasten nicht lohnt, da ich momentan sowieso nur sonntags zum Essen mal ein Glas Wein trinke. Schokoladenfasten möchte ich dieses Jahr nicht, weil sich Zucker reduzieren nicht mit meinem Sportprogramm vereinbaren lässt. Also werde ich es mit i-pod-Spiele und PC- Spiele fasten versuchen und ich werde meinen Fleischkonsum versuchen zu reduzieren, da ganz darauf zu verzichten, in meinem Kopf mit Scheitern verknüpft ist, hoffe ich, dass ein Erfolg beim Reduzieren zu einem Neuversuch des Verzichts im nächsten Jahr führt. 
Warum mach ich das ganze eigentlich? Ich tue das nicht aus religiösem Pflichtbewusstsein, denn das ist nicht mein Verständnis meiner Religion. Ich tue das auch nicht um abzunehmen, zu entschlacken oder ähnliches. Ich tue das um mein Verhalten zu reflektieren, womit verbringe ich meine Zeit, woran hängt mein Herz, welche Prioritäten möchte ich eigentlich setzen? Das sind die Fragen um die es geht, das ist der Sinn, den ich suche. Ich wünsche mir, dass mehr Leute über ihre Ziele nachdenken und ihr Verhalten reflektieren und die Fastenzeit ist eine gute Gelegenheit dies zu verwirklichen.

Samstag, 9. Februar 2013

Von Denkdiäten und anderen Güterverknappungen

Meine Lebenswelt verändert sich unaufhaltsam. Andauernd passieren neue Dinge, neue Menschen tauchen auf, neue Ideen begeistern mich, Nachrichten regen mich auf und alles möchte von meinem Gehirn bewältigt werden. Genau an dieser Stelle liegt die Schwierigkeit. Meist stehen ich neben mir und beobachte all das Geschehene wie ein Zeuge. Ich bin mit dem Leben so sehr beschäftigt, dass ich nicht keine Lust habe es intellektuell auszuwerten. Ich möchte mich nicht privat über meine Studieninhalte ereifern, ich möchte mich nicht über den Polit-Talk, den ich gestern gesehen habe, erneut aufregen, weil ich einfach keine geistige Kapazität daran verschwenden möchte.
Es ist nicht so, dass ich permanent beschäftigt bin, im Gegenteil, ich bin eher der gemütliche Mensch. Meine Freizeit gehört der Couch und nicht dem Computer.  Dabei gibt es so viele Dinge in der Welt zu denen ich gehört werden möchte. Doch es gibt eigentlich nichts zu sagen, weil ich nicht gerade mitten in meinem hundertsten ach so wichtigen Praktikum stecke, keine Zukunftspläne, die über das morgige Frühstück hinausgehen, schmiede und genau das ist mein Problem. Ich bewundere all diese Menschen, die in den Social Networks andauert Weltwichtiges zu verkünden haben und ich denke darüber nach, ob ich einen Kuchen backe oder fernsehe und bedauerlicherweise entscheide ich mich zu oft für letzteres. Und leider gibt es auch nichts zu sagen, weil  ich zu langsam bin, bis ich so weit bin meine Gedanken geordnet zu haben, ist es schon Schnee von gestern. Zu all den Themen, die in letzter Zeit öffentlich passiert sind, Revolutionen, Krisen, Debatten, wurde schon so viel gesagt, dass es sich nicht lohnt, ein weiteres Fass aufzumachen. Schade, ich hätte gern etwas dazu gesagt, doch als es jeweils aktuell war, war ich mit gammeln beschäftigt. Ja, ich weiß, das heißt heutzutage "chillen" - aber nein, ich habe nicht gechillt ich habe gegammelt. Wenn ich nicht andauernd von Hunger und Durst getrieben wäre, würde ich tatsächlich so lange in einer Position verharren bis ich Schimmel ansetze. Aber eigentlich macht mir das nichts, ich beklage mich nicht darüber, denn ich leide nicht darunter, denn mein Leben ist bequem so. Es sind nur diese Momente, wenn ich andere Menschen mit ihrem Elan beobachte, dann werde ich ein wenig melancholisch, aber das geht vorbei und ich hab ja noch soooo viel Zeit etwas ganz tolles auf die Beine zu stellen, warum überstürzen und deprimiert aufgeben müssen, weil es nicht klappt.
Das neue Jahr fing privat eher unspektakulär an, das Semester plätscherte so eben zu Ende ich hörte einige Vorträge, die wohl nicht die Welt bewegen werden, ich besuchte Veranstaltungen, die mich nur beeindruckten, ohne Impulse auszulösen.
Trotzdem werde ich mich in Zukunft wieder etwas mehr meinen Gedanken und ihrer Verschriftlichung widmen, denn es macht mir Spaß eine Meinung zu haben und diese auch zu vertreten.
Eines der Dinge, die mich in letzter Zeit beschäftigen, sind die zahlreichen Diätversuche von einigen Freunden und dann habe ich mir auch noch eine Arbeit gesucht, bei der jeder auf Diät zu sein scheint. Jeder hat seine Wege, den einen tut es gut, den anderen weniger, bei einigen verstehe ich den Wunsch zum Abnehmen, bei anderen tue ich das nicht. Was mich daran hauptsächlich fasziniert, ist das Kommunikationsbedürfnis der Diätenden. Ob Facebook, Blog oder der Mädelsabend, es scheint nur ein Thema zu geben. Mich schreit das an mit den Worten: "Schau, wie diszipliniert ich bin." "Lob mich." Ich glaube nicht, dass die Leute tatsächlich diese Aussagen treffen möchten. Sie möchten eher Unterstützung und nutzen die Öffentlichkeit, um sich selbst auf Spur zu halten, weil ihnen ein Versagen unendlich peinlich wäre.
Dass ich nicht viel von Diäten halte und dass ich mich immer wieder darüber wundere wie wenig die Leute über gesunde ausgewogene Ernährung und Jojo-Effekt und all das wissen, muss ich wohl nicht sagen. Aber die Leute, die wirklich ihre Ernährung zu einer gesunden Ernährung umstellen, das nur für sich tun (kein: "Ich muss schlank sein für meinen Schatz, Job, X.") und dann auch noch ein gesundes Maß an Sport treiben und sich trotzdem noch über andere Dinge als Essen/nicht Essen unterhalten können, sind schon bewundernswert. Sie sind es nicht, weil ich schlank sein für ein besonderes Gut oder wahnsinnig attraktiv halte, sondern weil sie unzufrieden waren und es geschafft haben, ihre innere Schwäche zu überwinden.