Freitag, 5. Juli 2013

Von der eigenen Imperfektion und anderen Erkenntnissen

"Ich schaffe das. Ich kann das." Die Beruhigung eines jeden Studenten kurz vor der Prüfungsphase, wenn die so genannte Lernblockade ihn in die Verzweiflung treibt, da wird noch schnell ein Kuchen gebacken und die Wohnung geputzt und eigentlich ist man ganz stolz, was man so an einem Tag alles erledigt bekommt, was man schon ein halbes Jahr vor sich her schiebt, bis endlich etwas noch Unangenehmeres kommt. Dennoch weiß man, dass man seine Zeit gerade in wichtigere Dinge stecken sollte und dann ist das auch immer die Zeit, in der die interessantesten Veranstaltungen stattfinden, universitäre Vorträge, Festivals, kulturelle Veranstaltungen, Konzerte, Workshops. Es ist findet immer alles am Semesterende statt. Woran mag das liegen? Ich habe keine plausible Antwort.
Es ist wahrscheinlich nur ein Trugschluss. Es ist auch irrelevant, denn sie erscheinen nur spannend, weil man sie sowieso nicht besuchen möchte. 
Da ist man in dieser Phase, geht auf dem Zahnfleisch, möchte nur noch schlafen und tut es manchmal auch, weil man nicht weiß, wo man anfangen sollte. Man käme damit auch ganz gut klar, denn man weiß ja, dass es spätestens in 3 Wochen wieder vorbei ist. Aber was passiert, wenn da noch jemand anders ist. Entweder ist da jemand, der gerade keinen Stress hat, an einem anderen Punkt in seinem Leben steht und die gleiche Aufmerksamkeit fordert wie immer oder wenigstens erwartet, dass man ihn nicht grundlos anschreit oder urplötzlich anfängt zu weinen und man kann das nicht leisten, egal wie sehr man sich bemüht.
Oder da ist jemand der gerade genauso gestresst oder gar noch gestresster ist. Was macht man dann? Man wird herausgefordert, weil man liebt, will man für den anderen da sein und weiß nicht, woher man die Kraft nehmen soll. Man nimmt sich selbst zurück. Man weint lieber heimlich. Man will den Anderen nicht unter Druck setzen.
Das Problem ist, dass man während man in dem Stress festsitzt, der Meinung ist, das ganze Leben sei eine Prüfungsphase, man erinnert sich auch nur an Stress in der Vergangenheit und man denkt schon an all die stressigen Momente, die in der Zukunft lauern, man kommt nicht aus der Gedankenspirale. Wäre dies nicht, könnte man alles viel entspannter sein. Man würde sich an entspannte Momente erinnern und sich ganz bewusst für einige Zeit aus der Situation entziehen und  etwas Nettes machen um dann zurückzukommen und dem Stress wieder in die Augen zu schauen. Und aus dem "ich schaffe das" wird ein "das wird schon."
Man selbst ist immer unzulänglich und ungenügend, das ist das menschliche Wesen. Wenn wir das wissen, dass wir niemals etwas perfekt machen können, dass es nur Momente und Situationen gibt, die zu uns passen, da alle anderen auch imperfekt sind. Man kann es nicht gut machen, es kann nur gut sein.