Freitag, 12. Dezember 2014

Vom wahren Untergang des Abendlandes

Ich fordere von unserer vermeintlich christlich-demokratischen Regierung und Bevölkerung, dass sie im Bezug auf den aufstrebenden Rechtspopulismus das tut, was wir unentwegt von Muslimen gegenüber dem sogenannten IS verlangen: SICH DISTANZIEREN.
Es gibt Stimmen gegen PEgIdA und wie der ganze Rechtsdreck auch heißen mag, aber sie sind zu leise und zu wenige und sie sind nicht engagiert genug wirklich etwas zu tun. Es gibt keinen offenen Brief von hunderten namenhaften christlichen Gelehrten, die dieses Verhalten mit Hilfe von biblischer Exegese auseinandernehmen und verurteilen oder die die wahren Werte unseres Abendlandes herausstellen. Es wird höchste Zeit.
Vor allem muss mehr kommen von unserer Kanzlerin, auch wenn ihr Innenpolitik nie wichtig wahr, seit ihrer Machtübernahme, sie ist die Königin der Außenpolitik. Ihr scheinbares Credo, die innenpolitischen Probleme lösen sich schon von allein, wenn es in der Welt läuft, funktioniert nicht mehr, da nichts mehr läuft in der Welt.  Wirtschaft ist nicht alles
Aber auch wenn sie sich nicht um das Innere kümmern möchte, muss sie wenigstens ihre Leute in den Griff bekommen. Da darf sich keine Schwesterpartei auf die Seite der dümmsten Populisten stellen und plötzlich eine Deutsch-Pflicht in der heimischen Küche fordern, die nirgendwo in Deutschland so lächerlich ist wie in Bayern, aber auch die wissenschaftlich relevanten Fakten, die dagegen sprechen, wurden bereits medial umfangreich ausgewertet, sodass Wiederholung hier überflüssig wäre. 
Da darf auch kein CDU-Ministerpräsident eine Special-Task-Force gegen kriminielle Ausländer ins Leben rufen, die sich in keiner Statistik des Bundeslandes nachweisen lassen, nur um die Vorurteile und Ängste seiner Bürger noch zu stärken. Der Kampf gegen Vorurteile ist schwer und auch langjährige Forschung hat kaum effektive Methoden dagegen entwickeln können, aber hingehen und sagen, ja du hast recht, wir können zwar keinen Nachweiß dafür finden, aber Ausländer könnten gefährlich sein, ist mit Sicherheit der falsche Weg, aber Politik und Logik gehörten ja noch nie zusammen. Schade Herr Tillich, dass Ihnen das Vertrauen der halbwegs gemäßigten Sachsen nicht reicht und Sie unbedingt die Liebe der NPD-Wähler gewinnen wollen. 
Rechtsradikale Gewalt wird noch weitestgehend abgelehnt, aber die rechtspopulistische Äußerungen werden immer beliebter: "Ich bin ja kein Nazi, ABER... "
Es ist ungefähr als ob ich sage: "Ich bin ja nicht naiv, aber ich glaube daran, dass ein friedliches Zusammenleben funktionieren kann."

In was für einem Land leben wir eigentlich?
Da setzen Menschen ihr Leben aufs Spiel, geben alles Geld, das sie haben und lassen alles zurück, um ihre Kinder aus dem Krieg herauszubringen, damit sie zur Schule gehen können, nicht täglich Bomben, Waffen, tote Menschen und Körperteile sehen müssen, schlicht dafür dass sie LEBEN können und eine Zukunft haben können. Ein minimaler Bruchteil schafft es hierher. Darf in einem schimmeligen Raum, Container oder unbeheiztem Zelt bei -3°C unterkriechen und sonst dürfen sie nichts. Sie müssen da bleiben, dürfen keine Deutschkurse besuchen, geschweige denn etwas zur Gesellschaft beitragen und dann kommt da jemand und zündet "ihre" Unterkunft an. Die Angst und die Erinnerung an Krieg, Tod und Zerstörung kehren zurück. Vom Krieg in den Tod. 
Das sind also unsere abendländischen Werte, die wir bedroht sehen?!
Das macht mir Angst. Das tut mir weh. 

Ich kann noch nachvollziehen, dass Menschen am sogenannten Rand der Gesellschaft mit wenig Bildung und noch weniger Bildungschancen für ihre Kinder und ohne Job und Perspektive auf die "Argumente" der rechten Menschenfänger hereinfallen. Obwohl ich mir auch hier wünschen würde, dass diese Menschen erkennen können, dass ihre Probleme der Wirtschafts- und Sozialpolitik geschuldet sind und nicht an ihrer rumänischen Nachbarin liegen, die einen Job macht, den sie selbst gar nicht wollen. 
Leider entwickelt auch die halbwegs gebildete Mittelschicht immer mehr bedenkliche Tendenzen, ohne Not und ohne eigene schlechte Erfahrungen. 

In Dresden laufen 10 000 Menschen, Tendenz steigend, einem vorbestraften Typen hinterher, der um einer Haftstrafe zu entgehen, nach Südafrika FLÜCHTETE, er flüchtete nicht vor Krieg oder Folter, sondern vor rechtsstaatlicher, gerechter Strafe und macht jetzt mobil und läuft jetzt Sturm gegen 0,4 % der sächsichen Bevölkerung, denn nur so viele der über 4 Millionen Sachsen sind Muslime und ein noch viel kleinerer Teil ist radikal. Letztes Jahr wurden in Sachsen 2217 rechts- und linksradikale Straftaten begangen und nur 3 mit ausländerextremistischem Hintergrund. Ja, das sind 3 zu viel, aber es sind 2220 zu viel. Das ist ein gesellschaftliches oder auch politisches Problem. Der Mensch an sich ist böse, der eine mehr der andere weniger. Aber sind die 10000 Demonstranten weniger böse als die 100 Salafisten? 
Als die NSDAP 1933 die Macht ergriff, so nennt man das im Geschichtsunterricht, wurden sie gwählt und zwar von der Minderheit (43,6%). Dennoch hat diese Minderheit gereicht um Deutschland innerhalb von 6 Jahren komplett zu verändern und den Widerstand zur Minderheit zu machen. Die eine Hälfte hat nicht hingesehen haben wollen die andere Hälfte fand das im Prinzip schon alles richtig so. 
Sind das die abendländischen Werte, um die wir uns sorgen?

Als vor 2 Jahren ein Kommilitone sagte, die Behandlung  der Muslime in Deutschland entspräche der Behandlung der Juden von 1933 bis 1937, war ich empört und habe mich massiv dagegen gewehrt, weil ich fand, dass damit die Verbrechen und der Genozid an den Juden relativiert und verharmlost wird, der in diesen Jahren vorbereitet wurde und es in der heutigen Zeit keine systematische und politische Vertreibung der Muslime gibt. Doch wenn ich in den letzten Wochen die Nachrichten verfolge und sehe, was in "meinem" Land passiert, bin ich nicht mehr sicher, ob es unbedingt staatliche Gewalt braucht oder ob nicht das Wegschauen des Staates und der Gesellschaft genügt, damit ein Teil der deutschen Bevölkerung ihre abendländischen Werte durchsetzen kann.

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