alles was da draußen zu sein scheint und trotzdem bisher nie besprochen wurde
Freitag, 5. Juli 2013
Von der eigenen Imperfektion und anderen Erkenntnissen
Es ist wahrscheinlich nur ein Trugschluss. Es ist auch irrelevant, denn sie erscheinen nur spannend, weil man sie sowieso nicht besuchen möchte.
Da ist man in dieser Phase, geht auf dem Zahnfleisch, möchte nur noch schlafen und tut es manchmal auch, weil man nicht weiß, wo man anfangen sollte. Man käme damit auch ganz gut klar, denn man weiß ja, dass es spätestens in 3 Wochen wieder vorbei ist. Aber was passiert, wenn da noch jemand anders ist. Entweder ist da jemand, der gerade keinen Stress hat, an einem anderen Punkt in seinem Leben steht und die gleiche Aufmerksamkeit fordert wie immer oder wenigstens erwartet, dass man ihn nicht grundlos anschreit oder urplötzlich anfängt zu weinen und man kann das nicht leisten, egal wie sehr man sich bemüht.
Oder da ist jemand der gerade genauso gestresst oder gar noch gestresster ist. Was macht man dann? Man wird herausgefordert, weil man liebt, will man für den anderen da sein und weiß nicht, woher man die Kraft nehmen soll. Man nimmt sich selbst zurück. Man weint lieber heimlich. Man will den Anderen nicht unter Druck setzen.
Das Problem ist, dass man während man in dem Stress festsitzt, der Meinung ist, das ganze Leben sei eine Prüfungsphase, man erinnert sich auch nur an Stress in der Vergangenheit und man denkt schon an all die stressigen Momente, die in der Zukunft lauern, man kommt nicht aus der Gedankenspirale. Wäre dies nicht, könnte man alles viel entspannter sein. Man würde sich an entspannte Momente erinnern und sich ganz bewusst für einige Zeit aus der Situation entziehen und etwas Nettes machen um dann zurückzukommen und dem Stress wieder in die Augen zu schauen. Und aus dem "ich schaffe das" wird ein "das wird schon."
Man selbst ist immer unzulänglich und ungenügend, das ist das menschliche Wesen. Wenn wir das wissen, dass wir niemals etwas perfekt machen können, dass es nur Momente und Situationen gibt, die zu uns passen, da alle anderen auch imperfekt sind. Man kann es nicht gut machen, es kann nur gut sein.
Mittwoch, 7. Juli 2010
Von Wurzeln und Flügeln und anderen Liebesbeweisen
So heißt es gerade in einem aktuellen Reggae-Song von Stefanie Heinzmann und Gentleman.
Aber die wenigsten Kinder werden wirklich mit Wurzeln und Flügeln ausgestattet, einige haben nur eins von beiden und manche auch nichts.
Wurzeln zum Wachsen zu haben, heißt, die Möglichkeit bekommen in einem stabilen Umfeld groß zu werden, Sicherheit zu haben und mit den wichtigsten Grundlagen, wie Nahrung, Liebe, Aufmerksamkeit und Bildungsressourcen ausgestattet zu sein.
Flügel zum Fliegen zu haben, heißt, die Möglichkeit bekommen, sich frei entfalten zu können, eigene Wege gehen zu können und trotzdem zu wissen wieder sicher landen zu können, weil man erklärt bekam, wie Flügel funktionieren und weil man gelernt hat auf die Tragfähigkeit dieser Flügel zu vertrauen.
Es ist die Frage, warum der Mensch beides braucht, wenn dem Rest der Natur doch eins genügt oder haben Sie schon einmal eine Ente mit Wurzeln oder eine Eiche mit Flügeln gesehen?
Im Text heißt es weiter:
"Die Welt ist kalt, die Welt kann lügen, kein anderer kann dich retten"
In diesem Satz steckt die Antwort auf meine vorhergehende Frage: Weil der Mensch als solches erst einmal kalt und egoistisch ist, es sei denn ein anderes Verhalten dient seinem Vorteil, also dem Erhalt seiner Gene, so die evolutionsbiologische Ansicht, deshalb braucht der Mensch mehr Ressourcen, er muss fest wachsen können aber auch unabhängig und schnell verschwinden können.
Dass Welt kein Ort der positiven Emotionen ist, glaube ich auch, aber ich glaube nicht, dass daran allein ein paar Gene oder Hormone etwas ändern. Ich glaube, dass Freundlichkeit, Liebe, Respekt usw. rein kognitive Fähigkeiten des Menschen sind, während Tiere ihre Emotionen intuitiv regeln und somit eigentlich ehrlicher sind. Aber der Mensch entscheidet sich freundlich zu sein und er muss jeden Tag wieder darum kämpfen und entweder er schafft es diesen Emotionen größeren Raum zu geben als den anderen oder er schafft es auch nicht seinem Kind die nötige Liebe zu geben.
Menschen werden nicht mit der Befruchtung der Eizelle zu Eltern, sie werden zu Eltern, wenn sie das erste Mal etwas Gutes für ihr Kind tun und bei manchen Eltern ist das erste Gute, was sie tun, das Kind wegzugeben in bessere Hände.
Elternschaft ist nicht biologisch sondern emotional determiniert.
Manche Menschen hätten emotional nie Mutter werden dürfen und doch hat die Biologie nicht eingegriffen.
Das sind die Mütter, die ihren Kindern weder Wurzeln noch Flügel gaben. Das sind die Mütter die ihren Kindern noch eine ganz andere entscheidende Sache nicht gaben: LIEBE oder wenigsten die Möglichkeit dazu Liebe zu empfangen.
Es sind diese Art von Eltern, die niemals ein eigenes Fehlverhalten einräumen würden, wenn das Unglück der eigenen Kinder erklärt werden soll, sondern immer äußere Umstände verantwortlich machen oder gar das Kind selbst, das wehrloseste Wesen.
Die Liebe der Eltern definiert sich für mich nicht dadurch 24 Stunden am Tag 7 Tage die Woche für das Kind dazu sein, sondern, wie schon gesagt, durch das Gute, das man dem Kind tut, durch die Wurzeln und Flügel, die man dem Kind gibt oder ihm die Möglichkeit bereitet, dass es diese Sachen von jemanden erhält.
Der Wert einer Gesellschaft misst sich an der Qualität der Kinder und die Qualität der Kinder misst sich an der Qualität derer, die sie erziehen und ausbilden. Wir sollten kritischer hinschauen, denn das Wohl jeden einzelnen Kindes liegt in unserer Hand und eine Gesellschaft muss dort tragen helfen, wo ein Individuum Schwäche zeigt. Wenn die Mütter unserer Gesellschaft nicht fähig sind den Kindern Wurzeln und Flügel zu geben, dann sollten wir es tun und wir sollten uns um alle die besonders kümmern, die in ihrer Kindheit keine Wurzeln und Flügel bekommen haben, denn auch sie brauchen sie, um sie an ihre Kinder weiterzugeben.
Dienstag, 27. April 2010
Von fleißigen Studenten und anderem regelwidrigen Verhalten
Ich weiß nicht, was in dem Artikel stand, denn ich habe ihn nicht gelesen, weil er mich nicht betraf, zumindest der erste Teil. Faul bin ich auch durch und durch, aber außer Menschen die regelmäßig unangemeldet meine Wohnung betreten und meiner ehemaligen Mathematiklehrerin ist es niemandem aufgefallen. Im Gegenteil, hier an der Uni, unter den fast ausschließlichen Akademikerkindern (wie Studien zum Zusammenhang zwischen sozioökonomischen Status (SÖS) und Bildungschancen belegten), gelte ich gelegentlich sogar als Streber.
Ja ja, das hätte mal niemand gedacht.
Faul oder nicht, das ist ja mehr oder weniger auch eine sehr subjektive Einschätzung. Warum ein hoher SÖS nun automatisch faul macht, ist damit aber nicht zu erklären. Meine These ist, dass Akademikereltern ihren Kindern viel mehr abnehmen können, zum einen weil sie sich besser auskennen mit z.B. Uni-Angelegenheiten, zum anderen weil sie durch ihre Studienzeit über enorme Netzwerke verfügen, die sie jederzeit für ihre Kinder wieder aktivieren können und es ihnen so leichter gemacht wird, z.B. an einen interessanten Praktikumsplatz zu kommen.
Das macht Akademikerkinder aber nicht unbedingt faul, sondern kann eher zu einer Unselbstständigkeit führen.
Vielleicht sind sie auch faul, weil sie meinen, das Geld, das ihre Eltern verdienen reicht auch für sie. Aber ich wäre sehr verwundert, wenn die Akademikerkinder die letzten wären, denen man erzählt, dass ein akademischer Titel allein noch nicht ausreicht und das gerade in wirtschaftlich schwachen Zeiten, auch in diesem Bereich nur bedingt sichere Jobs zu haben sind.
Also ist das doch auch eine eher abwegige These.
Warum bin ich nur ein armer Student aus einer Nichtakademikerfamilie, sodass ich mir nicht einmal außer der Reihe die Zeitung mit dem Pfotenabdruck leisten kann, wenn ich am Monatsletzten noch ein warmes Mittagessen habe möchte, denn mich würde sowohl die Quelle für ihre Thesa als auch ihre Begründung interessieren. Ich kenne nämlich fast nur Akademikerkinder, zumindest seitdem ich studiere, die mindestens genauso fleißig sind wie ich.
Ausnahmen bestätigen die Regel. Die Frage ist nur, ob meine Regel oder die der Pressemenschen.
Dienstag, 8. Dezember 2009
Von Angelido und anderen Chaoten
Das ist die ultimative Wortneuschöpfung zum Regierungswechsel. Das Wort ist so bescheuert, dass es schon wieder genial ist und ich habe mich furchtbar geärgert, dass es nicht von mir ist.
Aber ich glaube ja auch noch nicht, dass sich unser neuer Außenminister über die gesammte Legislaturperiode halten kann. Wer weiß wie sich dann das Ministerkarusell weiterdreht und welche Wortschöpfung wir dann brauchen. Vielleicht: Ursangela von der Leykel. Diese Frau scheint ja noch zu Höherem zu streben auf der Politischen Bühne. Wir bleiben gespannt, oder auch nicht.
Ein anderes Thema, das wahrscheinlich wesentlich mehr mit Politik zu tun hat als unsere aktuelle Bundesregierung, ist doch viel spannender: Was passiert in der linken Szene? Wo führt das, was dort passiert, Deutschland hin? Sprechen wir bald von einer neuen außerparlamentarischen Opposition oder gar einer neuen RAF.
Politisch motivierter Vandalismus schlägt langsam in organisierten Terrorismus um. Linksautonome Gewalt nimmt zu, besonders gegenüber der Polizei. Ich fühle mich zurückversetzt in eine Zeit, die ich neulich inszeniert in einem nichtdokumentarischen Spielfilm mit historisch begründeten Tatsachen gesehen habe: die frühen 1970er.
In den öffentlich rechtlichen Sendern hört man vermehrt von "Idioten und Chaoten, die nur zerstören wollen."
Fragt man in der Szene, so hört man, die steigende Gewaltbereitschaft innerhalb der Linksautonomen sei eine Reaktion auf eine immer stärker im Faschismus gefesselten Gesellschaft.
Anmerkung der Autorin: Ich hatte den Eindruck, dass zum Ende des Jahrzehnts die rechten Ansichten in der Gesellschaft wieder abnehmen. Aber dies ist nur ein persönlicher Eindruck.
Vielleicht ist die neue Jugend nur aus der Interessenlosigkeit am Zeitgeschehen erwacht, die der meinen Generation vorangegangenen Generation noch nachgesagt wurde und aus diesem Interesse musste ein Feindbild entwachsen, denn ohne Feind, keinen Grund zu Partizipation.
Der alte Feind "Faschismus" ist ein guter Feind, denn es ist gemein hin bekannt, dass dieser in all den Jahren in der deutschen Gesellschaft ein warmes Zuhause gefunden hat, wenn auch meist nur hinter verschlossenen Türen und vorgehaltenen Händen.
Es ist sicher zu einfach der Argumentation der Alten zu folgen und von blinder Zerstörungswut, Idioten und Chaoten zu sprechen, auch wenn es in breiten Teilen der Gesellschaft Anklang findet und Sie werden auch zuerst an Idioten glauben, wenn Ihr Auto brennt, doch es wird dem was da passiert nicht gerecht, vorallem aber wird es unserer Gesellschaft und Politik nicht gerecht, die die Jugend erst dazu gebracht hat sich zu vermummen und mit Steinen zu werfen und Lagerfeuer aus Personenkraftwagen herzustellen.
Aber diesem ganzen Geschehen, dessen Ausmaß in den letzten Monaten wuchs, allein eine wichtige politische Botschaft zu unterstellen, ist meiner Meinung nach auch absolut falsch. Dafür sind die Handlungen zu unorganisiert und vor allem meist nicht mit der Botschaft zu vereinen, die sie vertreten sollen. Wenn man beispielsweise gegen die immer weiter auseinanderklaffende soziale Schere protestieren will und dafür die immer reicher werdenden Reichen verantwortlich macht, sollte man keine preisgünstigen Kleinwagen anzünden, was des öfteren geschehen ist.
Was nicht heißt, dass es gutzuheißen ist Oberklassewagen anzuzünden, aber das wäre wenigstens konsistent zur Botschaft.
Warum auch immer die Gewaltbereitschaft zunimmt, ist interessant zu beobachten, dass auch diesmal wieder Studentenproteste, die eigentlich ganz andere Ziele, als die Abschaffung des Staates und des Wirtschaftssystems haben -zumindest in der breiten Masse- für die linke Propaganda instrumentalisiert werden. Deshalb distanzieren sich immer mehr Studenten von den Protesten und den Besetzungen der Unigebäude, was aber dem eigentlich Ziel der Studentenproteste, nämlich bessere Studienbedingungen und Reformierung des Bachelorsystems eher von Nachteil ist, denn um diese Forderungen durchzusetzen, braucht es die breite Rückendeckung der Studenten, denn sonst wird die Notwenigkeit dieser Maßnahmen nicht gesehen.
Aber man kann sich doch auf keine Demo trauen, bei der man fürchten muss, am Ende brennen Autos und die Polizei treibt einen mit dem Gummiknüppel durch die Stadt, weil 3 bis 5 Kollegen von den Jungs schwer verletzt worden.
Ist Studentenprotest auch ohne Linksradikal möglich oder heißt gemäßigt auch auch gleich gemächlich gleich zu faul um sich einzusetzen?
Wenn linksgemäßigter Protest möglich ist, wie grenzt man sich dann aber vor den Anarchisten und Terroristen ab?
Mittwoch, 2. September 2009
Von Diskriminierung und anderer Dummheit
Ich war kurzfristig der Meinung, dass manche Leute merkwürdige Methoden haben sich sprachlich zu bilden und fand den Vergleich von Hartz IV und HIV auch höchst unpassend, bis meine Gedanken zu den offensichtlichen Gemeinsamkeiten zwischen beiden abschweiften: der Diskriminierung.
Es steht außer Frage, dass die persönlichen Konsequenzen unsagbar schlimmer sind, wenn man an einer unheilbaren Krankheit erkrankt, als wenn man arbeitslos wird. Doch was sich ähnlich auswirkt, ist der soziale Druck. Jede Andersartigkeit wird von anderen als Grund zum Ausgrenzen genutzt, egal ob positive oder negative Andersartigkeit. Meist wird als Begründung der Selbstschutz angeführt - warum auch immer. Aber im Gegensatz zu Hautfarbe, überdurchschnittliche Intelligenz oder Dummheit haben Arbeitslosigkeit, Homosexualität und Krankheiten, die wie HIV unter anderem bei Drogenkonsum und Sex übertragen werden, bei einigen Menschen in dieser Gesellschaft den Ruf von "selbst Schuld" und bieten damit eine ganz andere Angriffsfläche für Diskriminierung, gesellschaftlichen Ausschluss und ich-bin-besser-als-DIE-Gedanken.
Auch wenn mittlerweile nur noch ein kleiner Teil der Gesellschaft in diesem Bereich so ungebildet ist, ist es doch jedesmal erschreckend Gespräche über "solche" Leute zu hören, öffentliche Ausgrenzung zu beobachten oder gar von körperlichen Übergriffen zu lesen, für die als Begründung angegeben wird: "Na, gucken Sie sich den doch mal an!"
Ich glaube, dass das Leben in einer globalisierten Gesellschaft ohne Diskriminierung und Rassismus nur möglich ist, wenn jede Art von Ungleichheit innerhalb einer Gesellschaft akzeptiert und vor allem respektiert wird. Nur wenn wir lernen keine Angst vor dem "Unbekannten", weil Andersartigem, zu haben, kann auch ein kultureller, sozialer, ökonomischer, gesellschaftlicher... Unterschied konstruktiv genutzt werden.
Montag, 17. August 2009
Von Sachsen und anderen Nazis
"Plakatwald"
Dort stehen am 30.08. Landtagswahlen an. Bei den letzten Wahlen schaffte es eine rechte Partei, 9 Sitze zu ergattern, von denen sie, glaube ich, "nur noch" 6 Plätze besetzt.
Dieses Mal streben sie auf alle Sitze und wahrscheinlich werden sie mehr erreichen als beim letzten Mal, denn in einer Zeit in der sich die Menschen vor einer Krise fürchten und sich vor allem von der Politik im Stich gelassen fühlen, sind sie gern bereit Neues auszuprobieren.
Aber der Grund, warum sie dieses Mal präsenter sind, ist, dass sie scheinbar die Einzigen sind die schon einmal etwas von Wahlplakaten gehört haben und diese Idee auch umgesetzt haben und zwar an jeder Laterne und jedem Pfosten, den sie sonst noch finden konnten und in einer atemberaubenden Höhe, dass man kaum etwas dagegen unternehmen kann, unter der Aufsicht braver Bewohner der Straßen, die sich scheinbar alles gefallen lassen. Nur eine einzige weitere Partei hat sich gewagt vereinzelt ein paar Plakätchen aufzuhängen, eine Ökopartei mit "kreativem" Namen. So langsam beginnen auch die großen Partei sich ein Beispiel daran zu nehmen.
Trotzdem ist es nachwievor für Ortsfremde höchst befremdlich dieses Ausmaß an rechtsextremen Plakaten zu sehen und zu lesen und in Sachsen wundert man sich über den schlechten Ruf in den alten Bundesländern.
Aber wenn nicht schon die Zahl der Plakate erschreckend ist, dann sind es zumindest die Wahlslogans, die sie "zieren". Es sind Sprüche, die frustrierte Menschen durchaus ansprechen, die Werte propagieren, von denen ich nur im Geschichtsunterricht -in Behandlung einer schrecklichen Zeit- gehört habe und deren öffentliche Wiedergabe ich kategorisch, selbst wenn es nur der Anschaulichkeit dienen würde, ablehnen muss.
Obwohl ich einen wohl aufgreifen muss, denn er ist so schön klar, durchschaubar, eindeutig und offensichtlich: "Arbeit für Deutsche"
In Deutschland darf man nur Partei sein, wenn man sich auf die Verfassung beruft, das tut jene Partei zwar, aber ich frage mich, was sind unsere Verfassungsrichter für Menschen, die die Grundgesetzverletzung in dieser Aussage nicht sehen, die zulassen, dass der Spruch tausende Male für jeden zu lesen ist.
"Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist die Verpflichtung aller staatlicher Gewalt." (Grundgesetz Artikel 1) Aber wie schützt eine staatliche Gewalt menschliche Würde, die zulässt, dass Rassisten und Fremdenfeindliche in ihren Parlamenten sitzen?
Aber ich weiß jetzt wieso das Jurastudium so lange dauert: Die Hälfte der Zeit wird benötigt um den Studenten ihr gesundes und natürliches Rechtsempfinden rauszuprügeln.
Mittwoch, 29. Juli 2009
Von Badehosen und anderen Dummheiten
Warum kann ein Radiosender Hörer damit beeindrucken eine Badehosenauswahl zu treffen? Weil wir uns gern vor wirklich wichtigen Entscheidungen drücken mit der vermeintlichen Ausrede, wir müssten ja so viel entscheiden und wir hätten ja auch schon so viel entschieden, dass das Wichtige ja noch ein wenig warten kann. Außerdem sind Entscheidungen für andere Leute sowieso viel leichter zu treffen als eigene. Deswegen gehen Frauen auch gern zu zweit einkaufen: Die eine entscheidet, was der anderen steht, ob es zu teuer ist oder zu freizügig oder der Gelegenheit (un)angemessen und natürlich anders herum. Wenn wir dann zu Hause bereuen, was wir eingekauft haben, haben wir immer noch jemanden, dem wir die Schuld in die Schuhe schieben können, was wir natürlich nicht tun, weil wir nicht bereuen, aber wir könnten...
Aber um noch einmal abschließend deutlich zu machen, warum ich unsere Generation für dumm halte, möchte ich mit einer Schlagzeile aus den Nachrichten des gleichen Radiosenders schließen: "Die zunehmende Kinderlosigkeit trägt die Schuld an den geringen Geburtenzahlen der letzten Jahre."
Mir ist zwar mittlerweile klar geworden, was der Satz eigentlich meint, aber ich finde trotzdem, dass man bei dieser Formulierung folgenden Satz in die Nachrichten aufnehmen sollte: "Wenn ich nichts mehr esse, werde ich verhungern."
Mittwoch, 22. Juli 2009
Vom Geld und anderen Beamten und wie lilafarbene Kaninchen damit umgehen
Ich würde auch gern weiter jeden Tag mein Nichtwissen verbergen, durch reden um den heißen Brei mit mindestens 10 Fremdwörtern deren Kombination ich gerade eben erfunden habe, aber sich ja auch niemand traut nachzufragen, denn alle vertuschen, dass sie eigentlich nichts wissen und würden sich nie durch so eine Lappalie enttarnen lassen. Es scheint für einen Studenten keine schlimmere Peinlichkeit zu geben als inkompetent zu wirken. Alle anderen Peinlichkeiten lebt er dafür mit höchstem Genuss und in großer Regelmäßigkeit aus.
Aber da ist eine Institution, die mich daran hindern wird dieses studentische Lotterleben (woher kommt das Wort eigentlich?) weiterzuführen: Das BAföG- Amt.
Da sind diese netten Damen (vielleicht auch Herren, aber ich habe noch nie einen gesehen), sie sind verbeamtet und müssen sich weder um Job noch um Gehalt Gedanken machen. Sie schauen ihn an, den "Ausbildungsförderung" beantragenden Studenten, sie rufen ihre Kolleginnen herbei: "Guck mal: Da ist wieder einer!" als wäre gerade ein lilafarbenes Kaninchen hereingehoppelt. Aber es ist der "ach-ist-der-süß-Blick, der dann kommt, sondern der arme Student, dessen Bildungsstreik-Forderung "reiche Eltern für ALLE" leider nicht umgesetzt wurde, wird vielmehr als Versager (warum schafft der es denn nicht neben dem Bachelorstudium nicht noch zu arbeiten) oder als Sozialschmarotzer (bei dem, was der studiert schafft er es nie der Gesellschaft zurückzugeben, was er sie jetzt kostet) betrachtet und natürlich wird bei jeder seiner Aussagen und jedem Kreuzchen, das er in seinen Antrag gesetzt hat, erst einmal vermutet, dass er ein Betrüger ist, jeder Student scheint mit seiner Immatrikulation ein potenzieller Betrüger zu werden oder Beamte haben in ihrer Beamtenschule ein Fach, das sich "Der Bürger- ein Betrüger" nennt und sie müssen das einfach denken, sonst beschmutzen sie ihren Berufsethos- kann ja sein. (Gut, dass in deutschen Gerichtren, die Unschuldsvermutung gilt - sitzen da auch Beamte?)
Aber der Student kann gar nicht neben seinem Studium arbeiten, denn die einzigen 4 Stunden in der Woche in denen er Zeit hätte, verbringt er im BAföG-Amt mit Warten, um Unklarheiten in seinem Antrag zu klären, die nicht unklar sind, sie dienen nur dem Versuch ihn zu überführen. Wenn dann - ungefähr 5 Monate nachdem der Antrag gestellt wurde- tatsächlich erwiesen ist, dass der Student leider auf "Förderung" angewiesen ist, folgt dann der das-ist-aber-ein-armes-Würstchen-Blick. Wie er die Zeit der Antragsbearbeitung finanziell überbrückt ist ja seine Sache, er hätte den Antrag ja rechtzeitig abgeben können. Aber Beamte nehmen ihn leider nicht 6 Monate bevor, der Bewilligungszeitraum anfängt, sondern nur 3 und dann muss der Student immer noch 2 Monate von Knäckebrot und Leitungswasser leben. Studenten sind ein armes Volk. Und zu jedem Wintersemester fängt der Spaß wieder von vorn an.
Mittwoch, 8. Juli 2009
Von Experten und anderen Elefanten
Ich bin mir ganz sicher, dass mich diese Übung für meinem Einstieg ins Berufsleben optimal vorbereitet hat.
Aber mal ehrlich, wenn man mit so einem Unsinn Geld verdienen kann, dann will ich auch ins Berufsleben und ich würde ganz sicher reich werden.
Berater erzählen uns, wie wir Bewerbungen nicht schreiben dürfen, welche Kleidung wir tragen müssen, um erfolgreich auszusehen, welches Parfüm wir tragen müssen, um unseren Lebenspartner zu finden und ihn unterbewusst an uns zu binden (Lösung: Vanille, zumindest um Männer zu binden) und Knigge- Experten streiten sich, ob man besser "Gesundheit" sagt oder nicht. Für alle Lebensbereiche gibt es mittlerweile Seminare und Ratgeberbücher. Auch das Fernsehen kürt Experten aller Bereiche, z. B. Sexperten, Flirt- oder Beziehungsexperten, je nach Konservativität des Senderprofils oder Medienexperten, Haushalts- und Ernährungsexperten und jede Menge Erziehungsexperten, um sie in nervenaufreibenden Dokushows ihre Ratschläge verbreiten lassen, weil ohne sie unser Leben den Bach heruntergehen muss.
Wir behaupten, wenn wir überhaupt zugeben, die eine oder andere dieser Shows zu schauen, dies nur zu unsere persönlichen Belustigung zu tun, probieren aber doch an unserem Mitbewohner aus, ob die "stille Treppe" später bei unseren Kinder funktionieren könnte.
Man sitzt am Stammtisch und sagt: "Neulich beim Flirten habe ich mich total blamiert, weil..." und die Stammtischkollegen fragen ganz entsetzt: "Hast du etwa das Buch von Y nicht gelesen?" Leider ist der Nachteil an sogenannten Expertentipps, wenn sie an die Allgemeinbevölkerung übergegangen sind, gelten sie nicht mehr als expertengerecht und neue werden erfunden, wenn man sich dann noch an die alten hält, fällt man unter Kennern noch negativer auf.
Gibt es denn keinen Lebensbereich mehr, in dem jeder Zeit hat, eigene Erfahrungen zu sammeln, eigene Fehler zu machen und sich selbst zu finden? Ist unsere Zeit so schnelllebig, dass wir nur Zeit haben aus den Fehlern der anderen zu lernen und uns auf Tipps von Experten verlassen müssen, von denen absolut unklar ist, was sie zu selbigen macht und wer das objektiv beurteilen kann?
Werde ich Experte für Kommunikationsformen und Aggressionsbereitschaft von Jugendlichen, nur weil ich das jeden Tag in der Bahn beobachten kann? Werde ich Experte für Wanderexpeditionen rund um Timbuktu, weil ich eine gemacht habe oder werde ich Experte für budgetorientiertes Einkaufen, wenn ich ein Buch darüber schreibe?
Falls das so einfach sein sollte, dann ist mein angestrebtes Berufsziel "Experte"- egal für was- spätestens wenn die Medien Notiz von mir genommen haben, habe ich finanziell ausgesorgt und ansonsten schreibe ich 2 Mal das gleiche Buch mit unterschiedlicher Kapitelsortierung und einem Titel der die Worte "jetzt noch mehr..." beinhaltet, so wie wir es von Experten erwarten.
Montag, 27. April 2009
Von Zukunftsvisionen im Datenschutz und anderen Verschwörungstheorien
Hallo Internet!
Hat jemand die ZEIT letzter Woche gelesen? Ein Redakteur beschreibt, wie er Verfassungsklage gegen das neuste BKA-Gesetz einlegen will. Darin geht es im Prinzip um die weitere Legalisierung der Beschneidung von Datenschutz und Freiheit der Privatsphäre. Zum Beispiel, den Einbau von "Kleinstkameras" in die Wohnung von Bürgern, ohne es denen jemals mitteilen zu müssen. Oder die Beschneidung der ärztlichen Schweigepflicht.
Mich erinnern solche Artikel und Szenarien daran, wie ich gerade "Brave New World" gelesen hatte. Oder "Minority Report" geguckt. Der Mensch als planbares und präventiv kontrollierbares Konstrukt. Damals hab ich noch gedacht, so weit könnte das nie kommen - die Technik dazu wird abgelehnt werden.
Aber genau das gleiche hab ich erst von iPods, dann vom iPhone, dann von BluRay gedacht. Und übrigens auch von den TV-Serien "Lost" und "Grey's Anatomy", aber das soll ein anderes Thema sein.
Jedenfalls lief mir im Kino, als ich frisch aus dem Saal kam, so mit der leeren Popcorn-Tüte in der Hand, ein Schaudern über den Rücken. "Das könnte uns hier nie passieren."
Inzwischen musste ich für meine Einreise nach Japan ein biometrisches Passfoto machen und meinen Fingerabdruck abgeben.
Paranoid bin ich ja wohl nicht. Ich gehe in der Wirtschaftskrise munter weiter shoppen und benutze trotz Vorratsdatenspeicherung ICQ, MSN, Facebook und StasiVZ.
Einsatz Mister Schäuble (kein Zitat!): "Den jungen Leuten von heute sollte es doch eh egal sein - sie geben ihre Daten doch freiwillig auf all den Plattformen preis!"
Ja, eben, FREIWILLIG! Auf Studi schreibe ich, welche Musik ich mag und wo ich meine Handtasche gekauft habe, aber eben nicht, wann ich das letzte Mal Malaria hatte (Krankendaten/Gesundheitsbetreff) oder mich über einen Ausländer aufgeregt habe (staatsgefährdende Gesinnung)! (ersteres, für die Korrektheit: nie; zweites: in der 3. oder 4. Klasse, als Pinar es partout nicht geschafft hat, ihren Notenschnitt zu verbessern, obwohl ich ihr helfen wollte).
Und war es nicht so gedacht, dass in einer Demokratie die Selbstverwaltung besteht, die Bürger bilden ihre eigene Regierungselite, und es gibt nicht die "Krone" des Volkes, die Regierung, die Bestimmungen auferlegt?
"Ja, aber! Die jungen Leute von heute gehen ja auch nicht mehr wählen! Politikverdrossenheit! Wählerunmut! Medienkonsum! Amokläufe!"
Oh, wir 'jungen Leute' sind's schon wieder gewesen? Ja, wahrscheinlich, das ist freilich schade...
Das einzige, was ich dagegenzustellen habe, ist, dass ich im momentanen Parteiengefüge am liebsten auch nicht wählen würde. Schließlich hat mir bei der letzten Wahl keiner weniger Studiengebühren oder wenigstens höhere Bildungsqualität verschafft. Geschweige denn die versprochene Vergleichbarkeit von Studiengängen und einfacheren Zugang zum Auslandsstudium.
Nun gut, ich bin volljährig und selbstbestimmt, und nun bin ich ein Bachelor-Versuchskaninchen, wenn ich es absolut nicht gewollt hätte, hätt ich mit meinem Studium halt noch etwas warten müssen.
Aber was ist mit den Schulkindern? Die können nämlich nicht warten, die brauchen ihre Lesekenntnisse, ihren ersten Fremdspracheunterricht, und ihren Schulabschluss sofort. Und auch sie werden in die versuchsreformierte Oberstufe gesteckt und in einen Lehrplan gepfropft, von dem keiner die Folgen so richtig vorhergerechnet hat.
Man lässt die Kinder von 8 bis 16 in der Schule sitzen, erwartet, dass sie so Freude an Bildung erwerben.
Dann sollen sie noch daran arbeiten, nicht mehr die dicksten Europäer zu sein (Zeit für einen Sportverein? Und Geld?) und sich womöglich noch in frühen Jahren für Politik interessieren, denn die berühmte Politikverdrossenheit will man sich ja nicht weiter heranzüchten.
Oh, hab ich Sozialleben in der Aufzählung vergessen? Mh, ist nicht zwangsweise wichtig, viele meiner Kommilitonen kommen schließlich auch mit einem Minimum aus.
Ach, ich erinnere mich auch noch an die Diskussion um die Erzieherrolle. Die Eltern sollen mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen? Und gleichzeitig mehr arbeiten und shoppen gehen, damit die Wirtschaft wieder läuft. Und ordentlich Auto fahren. Und dabei die Umwelt schützen, sowie das Klima.
Puh, ganz schön viele Sachen auf einmal, oder?
Vielleicht fangen wir nochmal bei der Bildung an, denn wenn wir Kinder vernünftig erziehen und eine Grundlage zur Selbstbildung geben, lernen sie auch, dass man Dinge ohne Terroranschläge und rechte Parolen lösen kann.
Soweit meine Hypothese. Könnte sich ja bewahrheiten. Genauso durchdacht wie die Hypothesen des Bologna-Vertrags ist sie allemal. Schließlich lese ich Zeitung. Haha. Wenn sie jemand aus dem Stand falsifizieren kann, umso besser.