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Samstag, 15. Mai 2010

Von Bayern und anderen Berlinern

Landeshauptstadt, Bundeshauptstadt und Zentrum Europas. Zumindest soll es Menschen geben, die dies von Berlin behaupten.
Für einen Wochenendkurztripp ist es eine ganz annehmbare Stadt. Ich habe eine Metropole mit wunderschönen Wohnungen zu günstigen Preisen gesehen, die über ein unvorteilhaftes Untergrund- und Stadtbahnnetz verfügt. Ich habe mich gefühlt, als wäre ich gute 500 Kilometer südlicher (oh, jetzt hätte ich beinah tiefer geschrieben, ich bitte um Verzeihung lieber Ex-Geographie-Lehrer) gelandet, es reihte sich ein bayrisches Restaurant an das andere, ein Brezelverkäufer an den Weißwurstimbiss und umgekehrt und auch Buchhandlungen trugen klangvolle bayrische Namen. Ich weiß jetzt woher unser Bild bei den Touristen herkommt. Da merkt man doch erst einmal, dass man in einer Weltstadt wohnt.
Berlin erweckt außerdem den Eindruck, dass man sich entweder in einem Juppi-Viertel oder in der Einöde bewegt. Da sage noch mal einer Hamburg sei entweder provinzell oder teuer.
Es soll ja auch schöne Orte zum gemütlich Ausgehen geben, aber die kann man nicht erreichen, weil man nur zick-zack Bahn fahren kann.
Die berühmte "Berliner Schnauze" hat einen liebevollen Akzent bekommen und hat damit auch ein bisschen südländische Wärme.

Tendenziell war der Weg nach Berlin und der Weg zurück die nettesten Momente der Reise. Denn wenn man eine wahre Großstadt (groß im Sinne von großartig und nicht von vollgestopft) Richtung Osten verlässt, wundert man sich, dass man doch noch mit Euro bezahlen kann und auch den einen oder anderen Laden wiedererkennt. Studenten unter sich: Man erzählt sich lustige Geschichten, stellt sich gegenseitig unlösbare, philosophische Rätsel: „Steht ein Mann allein im Wald, erzählt etwas und niemand hört ihn, hat er dann trotzdem noch unrecht?“

Man hat einen guten Eindruck hinterlassen, sich in für Studenten üblicher Art blamiert und hat die einen oder anderen flachen Witzchen gemacht, wenn gerade kein „Erwachsener“ in der Nähe war.
Beispiel? Aber natürlich: Wir stehen am Gendarmenmarkt am Deutschen Dom und sehen einen Currywurststand. Es kommt die Beschwerde, dass es am Deutschen Dom deutsche Snacks gibt, aber am französischen Dom keine französischen Snacks, zum Beispiel: Crepé, Croque oder Schnecken to go. Antwort: "Schnecken to go ist aber der Straßenstrich."

Der Eindruck meiner bisherigen Berlinbesuche, die doch schon eine Weile zurückliegen und doch immer mehr den Tourismus ins Zentrum rückte als diese Reise, hat sich wieder einmal bestätigt: In Berlin geht Beton vor Baum, grau vor grün, Weltflairgehabe vor Wohlfühlfaktor.

Aber alles in allem bekommt man den Eindruck, dass die Dinge die wirklich wichtig sind, wirklich überall in Deutschland möglich sind: Bei leichtem Regen 2 Uhr nachts schweigend neben einander her gehen und dem eigenen Gedanken nachhängen sich plötzlich anschauen, kurz etwas sagen und dann wieder schweigend neben einander hergehen und etwa 10 Minuten eine Antwort erhalten um dann wieder schweigend in den Reflexionen des Regen zu starren.
(deswegen auch nur überall in Deutschland, nirgendwo regnet es so oft, aber so geringe Mengen wie in deutschen Großstädten)

Im Übrigen bin ich der Meinung, dass die ganze Welt nicht jetzt schon ausflippen sollte, nur weil im Sommer Fussball-Weltmeisterschaft ist. Lasst den Kindern ihr Spiel und benehmt euch wie erwachsene Menschen.

Donnerstag, 6. Mai 2010

Von alten Römern und anderen Rentnern

Warum sollte eine Universität keine Lehrpersonen aus dem Ruhestand zurück in den Lehrstuhl holen?
Sie werfen mit überkommenen lateinischen Floskeln umher, sind in einem körperlich bedenklichen Zustand, haben den Studenten ein Weltwissen voraus, das in der heutigen Zeit als unnütz und überholt betrachtet wird und ihnen fehlt das entscheidende Wissen der "Neuzeit", um mit den Studenten kommunizieren zu können.
Desweiteren strahlen sie eine Arroganz aus mit denen man den hintersten Teil des Universums ausleuchten könnte, aber dazu müssen Lehrpersonen nicht im Ruhestand gewesen sein, aber es trägt doch irgendwie dazu bei.
Studenten sind ausgesprochen bekannt dafür, dass es ihnen das Lehrpersonal nie recht machen kann, entweder sie sind nett, aber inkompetent oder arrogant, aber wissenschaftlich erstklassisch, dann gibt es noch die die weder nett noch kompetent sind und nur ein Hauch von netten, kompetenten Menschen verirrt sich an die Uni. Da Studenten ein besonders wählerisches Volk zu sein scheinen, gibt man nicht viel auf seitenlange Beschwerden, aber irgendwo in der Personalabteilung muss sich doch ein leiser Verdacht hegen, dass mit diesen Ex-Ruheständlern irgendwas nicht stimmt. Denn auch innerhalb der Verwaltung kommen Irritationen auf, wenn sie sich mit Menschen konfrontiert sehen, die einfach nicht begreifen wollen, was ein BA-Creditpoint ist und wofür man den genau braucht - nicht, dass es irgendjemand wüsste, aber man bemüht sich wenigstens darum, so zu tun als wüsste man es und kommt mit dieser Antihaltung der älteren Generation, der ja heutzutage so gern Sturköpfigkeit nachgesagt wird, nicht zurecht.
Wo sind sie hin, die weisen Alten, deren Gelassenheit Steine zum Schweben bringt?

Ich weiß man könnte momentan täglich Posts mit tagespolitischen Diskussionen füllen, aber da die momentan an jeder Straßenecke mündlich ausdiskutiert werden, sind sie auch schon wieder eher ein alter Hut.
Aber ich habe beschlossen dem Beispiel meines alten Freundes Cato zu folgen:
Im Übrigen bin ich der Meinung, dass die ganze Welt nicht jetzt schon ausflippen sollte, nur weil im Sommer Fussball-Weltmeisterschaft ist. Lasst den Kindern ihr Spiel und benehmt euch wie erwachsene Menschen.

Dienstag, 27. April 2010

Von fleißigen Studenten und anderem regelwidrigen Verhalten

Die Zeitung mit dem Pfotenabdruck titelte gestern: "Akademikerkinder sind faul"
Ich weiß nicht, was in dem Artikel stand, denn ich habe ihn nicht gelesen, weil er mich nicht betraf, zumindest der erste Teil. Faul bin ich auch durch und durch, aber außer Menschen die regelmäßig unangemeldet meine Wohnung betreten und meiner ehemaligen Mathematiklehrerin ist es niemandem aufgefallen. Im Gegenteil, hier an der Uni, unter den fast ausschließlichen Akademikerkindern (wie Studien zum Zusammenhang zwischen sozioökonomischen Status (SÖS) und Bildungschancen belegten), gelte ich gelegentlich sogar als Streber.
Ja ja, das hätte mal niemand gedacht.
Faul oder nicht, das ist ja mehr oder weniger auch eine sehr subjektive Einschätzung. Warum ein hoher SÖS nun automatisch faul macht, ist damit aber nicht zu erklären. Meine These ist, dass Akademikereltern ihren Kindern viel mehr abnehmen können, zum einen weil sie sich besser auskennen mit z.B. Uni-Angelegenheiten, zum anderen weil sie durch ihre Studienzeit über enorme Netzwerke verfügen, die sie jederzeit für ihre Kinder wieder aktivieren können und es ihnen so leichter gemacht wird, z.B. an einen interessanten Praktikumsplatz zu kommen.
Das macht Akademikerkinder aber nicht unbedingt faul, sondern kann eher zu einer Unselbstständigkeit führen.
Vielleicht sind sie auch faul, weil sie meinen, das Geld, das ihre Eltern verdienen reicht auch für sie. Aber ich wäre sehr verwundert, wenn die Akademikerkinder die letzten wären, denen man erzählt, dass ein akademischer Titel allein noch nicht ausreicht und das gerade in wirtschaftlich schwachen Zeiten, auch in diesem Bereich nur bedingt sichere Jobs zu haben sind.
Also ist das doch auch eine eher abwegige These.
Warum bin ich nur ein armer Student aus einer Nichtakademikerfamilie, sodass ich mir nicht einmal außer der Reihe die Zeitung mit dem Pfotenabdruck leisten kann, wenn ich am Monatsletzten noch ein warmes Mittagessen habe möchte, denn mich würde sowohl die Quelle für ihre Thesa als auch ihre Begründung interessieren. Ich kenne nämlich fast nur Akademikerkinder, zumindest seitdem ich studiere, die mindestens genauso fleißig sind wie ich.
Ausnahmen bestätigen die Regel. Die Frage ist nur, ob meine Regel oder die der Pressemenschen.

Mittwoch, 14. April 2010

Von Froschteichen und anderen Lebensmittelpunkten

Das Semester hat erneut begonnen, alles ist wie immer, nichts ist wie immer. Jeder geht seine Wege. Keiner dieser Wege muss sich kreuzen. Man kann in der Masse untertauchen oder im Mittelpunkt baden. Man kann sich einsam fühlen unter hunderten Menschen und gleichzeitig geborgen und behütet allein in der Ecke sitzen.
Die Uni ist ein soziales Gefüge ohnegleichen und ein Ort des gnadenlosen Respekts.
Die Menschen, die es bis an die Uni geschafft haben, sind in ihrer Persönlichkeit relativ gefestigt und man erlebt eher selten pubertäre Ausbrüche, im Gegenzug entfallen auch Mobbingangriffe im großen und ganzen.
Die Grenze des Einzelnen wird respektiert, keiner kommt einem ungefragt zu nahe und man kann auch selbst eigentlich keinem zu nahe kommen. Man erlernt ganz neue Umgangsformen. Dozenten sind auch nicht hinter ihrem Rücken "die alte XY" sondern trotzdem "Frau Professor Z." Unter Umständen beginnt man auch seine Kommilitonen mit dem Nachnamen oder mit "Sie" anzusprechen, weil man dank der lieben Dozenten nicht mehr kennt als ihren Nachnamen.

Es gibt noch immer keine Wahrheiten. Mancher erkennt auch erst jetzt, dass es in einigen Fragen nie Wahrheiten geben wird und was in der Schule noch von den Lehrern als Wahrheit verkauft wurde, wird jetzt von den Dozenten in Frage gestellt, verworfen oder zumindest kritisch hinterfragt.
Nach Motiven muss man auch nicht mehr suchen. Sie werden präsentiert, denn das sind oft die einzigen gemeinsamen Gesprächsthemen, die Studenten (am besten noch unterschiedlicher Fachrichtungen) untereinander finden. Aber Motive werden auch vielfaltiger, während man in der Schule noch glaubte, es gäbe nur Ehrgeiz, Geld und den Willen besser zu sein als andere, finden in der Uni auch Selbstverwirklichung, Ideale und Träume einen Platz. Auch wenn man diese Motive im Einzelnen nicht immer verstehen oder nachvollziehen kann, bewundert man meist den anderen stillschweigend dafür. Man sucht sich noch immer selbst und noch immer ist man nicht immer glücklich mit dem, was man findet.
Manchmal betrachtet man sich von außen, wie man im Strom mit Hunderttausenden schwimmt, plötzlich stehen bleibt und in eine andere Richtung geht und es ist möglich. Das, was in Schulzeiten den sozialen Tod bedeutet hätte ist auf einmal möglich. Aber es ist auch leichter möglich auf der Strecke zu bleiben. Selten werden von selbst Hände gereicht, wenn man langsamer wird, in einen Sog gerät oder von einer Welle erfasst wird, es sei denn man bittet um eine Hand.
Man muss aber auch lernen seine eigene Hand nicht immer helfend auszustrecken, wenn gar keine Hilfe verlangt ist.
Man lernt an einer deutschen Uni einen sehr wichtigen Grundpfeiler unserer Gesellschaft kennen und man lernt ihn zu akzeptieren: Individualismus.

Wir sind von Kaulquappen zu kleinen Fröschen geworden und wenn wir wollen und die Ansprüche, die die Universität an uns stellt meistern, steht uns auch der Weg offen eine Königskröte* zu werden.





*erfolgreicher, finanziell zufriedener, ausgeglichener Mensch, der seinen Beitrag zur Volkswirtschaft leistet

Freitag, 20. November 2009

Von Schweinegrippe und anderen Studentenprotesten

Eigentlich wollte ich hochphilosophische Töne anschlagen und mich aus den "aktuellen" Themen der letzten Wochen heraushalten, weil sie sich schon anhören wie Mensa-Essen aussieht -3 mal durchgekaut.
Aber Depression und Schweinegrippe sind nun mal ein dankbares Thema um seitenweise Text zu produzieren, der in den Boulevardmedien unter die Rubrik "Aufreger der Woche" fällt und mein Aufreger der Woche ist die Schweinegrippe.
Obwohl das eine Lüge ist, die Schweinegrippe regt mich gar nicht auf (zumindest solange sie mich in Ruhe lässt), sondern vielmehr der Umgang mit ihr.
Es ist sehr interessant, dass es anscheinend in Deutschland nicht zum Standart gehört sich regelmäßig die Hände zu waschen, denn wann immer man ein Interview sieht, wie sich das Verhalten der Leute seit Auftreten der Grippe geändert hat, ist immer einer dabei, der sagt: "Naja, ich wasch mir jetzt regelmaßig die Hände" -Herzlichen Glückwunsch, aber du wirst sowieso nie die Schweinegrippe kriegen, denn du hast ein super Immunsystem, bei den Keimen, die es bisher immer abzuwehren hatte.
Aber soviel zu den Vorsichtsmaßnahmen, denn ich möchte nicht über die Menschen mit extremer Panik sprechen, die als natürlichsten Schutz den Mundschutz wählen. Die sind ja auch in unserer Gesellschaft der (typisch deutschen) Skeptiker eher selten, denn wir sind skeptisch, ob das wirklich etwas bringt.
Wir sind skeptisch gegenüber der "neuen" Grippe, die etwas ganz besonderes zu sein scheint, der Erreger, eine Mutation des Erregers der Spanischen Grippe (1918). Mutation ist ein Wort, das bei uns Menschen Urängste weckt: Warum eigentlich? Zu viel X-Men geschaut und auch noch missverstanden? Wenn man der Evolutionsbiologie glauben kann, dann sind wir auch nur eine Mutation, die Weiterentwicklung allen Lebens wird auf Genmutation zurückgeführt, daraus lässt sich schließen, dass eine Mutation nicht von grundsätzlich schlecht sein muss, woher die Angst vor dem Wort kommt, weiß ich nicht.
Aber zurück zu den Skeptikern:
Wir sind aber nicht nur skeptisch gegenüber der Grippe im Allgemeinen, sondern wir sind skeptisch, ob sie nicht noch viel schlimmer sein könnte, als wir es uns vorstellen können, denn es ist ja etwas Neues und nie da Gewesenes, wir sind aber auch gleichzeitig skeptisch, ob sie wirklich so schlimm sein soll, wir merken doch gar nichts davon. Wir sind auch skeptisch gegenüber unserer Regierung und fragen uns die ganze Zeit, was sie von dieser Panik hat. Wir sind skeptisch gegenüber den Pharmafirmen, die die Antibiotika produzieren, ob sie die Grippe nicht vielleicht aus dem Labortresor gelassen haben (weil ja auch noch der Ex-US-Verteidigungsminister Aktien dieser Firma besitzt) und wir sind skeptisch gegenüber den Pharmaunternehmen, die den Impfstoff produzieren, weil wir sie für geldgierig und fahrlässig halten, weil sie ungetesteten Impfstoff verkaufen.
Wir sind aber gegenüber der Impfung genauso skeptisch wie gegenüber der Grippe, was uns in ein persönliches Dilemma stürzt. Risikogruppen, wie Schwangere und Herzkranke brauchen einen Impfstoff ohne Wirkverstärker, den kauft die Regierung aber nicht, weil es sich um eine Pandemie handelt, wenn aber die, die angeblich die Impfung brauchen, sich nicht impfen lassen können, warum sollte sich dann der normale Mensch impfen lassen, wenn er sie doch gar nicht braucht?
Aber vielleicht sollten wir auch weder der Grippe noch der Impfung vertrauen, denn bisher kommen Mediziner zu dem Konsens: Nur Menschen mit Vorbelastungen sterben an der Impfung und höchstwahrscheinlich sterben auch nur Menschen mit Vorbelastungen an der Schweinegrippe.
Dummerweise sagt ein Arzt, der den 1. Teil sagt, nicht den 2. Teil und andersherum, deswegen sind wir Skeptiker verunsichert, weil uns Verunsicherung liegt.
Diese Annahme lässt aber nur einen Schluss zu: Wir sollten skeptisch sein, ob wir nicht eine Vorbelastung haben und wenn wir nicht zu dem absolut sicheren Schluss kommen, dass dem nicht so ist, sollten wir das Haus nicht mehr verlassen, denn sonst werden wir definitiv draufgehen, entweder an der Grippe oder an der Impfung, jeder wie er es mag.
Deswegen bin ich auch dafür bei den aktuellen Studentenprotesten die Forderung aufzunehmen, die Uni zu schließen, bis die Pandemie vorüber ist um diesem riesigen Infektionsherd einhalt zu gebieten. Dann würde sich auch sicher endlich eine Mehrheit der Studenten zu den Protesten bekennen und sich nicht für die anarchistischen und kommunistischen Umsturzversuche einiger Kommilitonen schämen, weil sie doch eigentlich nur für die Abschaffung der Studiengebühren und/oder eine bessere Betreuung für die Studenten sind (so wie hier zu lesen (sehr gelungen, finde ich übrigens, auch wenn es andere Kommentare gibt): http://vayosphere.wordpress.com/2009/11/15/uni-brennt/).
Also wir boykottieren die Schweinegrippe und gehen deswegen nicht zur Uni ...

Mittwoch, 22. Juli 2009

Vom Geld und anderen Beamten und wie lilafarbene Kaninchen damit umgehen

Das große Rätselraten mit kichererbse ist erst einmal wieder vorbei, d.h. eine anstrengende Klausurenphase liegt hinter mir und damit auch ein weiteres Semester in einem Studium, das damit schon halb vorbei ist und wenn die die 2. Hälfte so schnell vergeht wie die erste, dann ist mein Studium schon am gefühlten Übermorgen vorbei... Schade, denn es macht Spaß und ich könnte mir durchaus vorstellen mein Leben lang jeden Tag nichts weiter zu tun als mich mit Wissen zu füttern, dieses Wissen zu diskutieren und an die weiterzugeben, die es bei den Dozenten nicht verstehen.
Ich würde auch gern weiter jeden Tag mein Nichtwissen verbergen, durch reden um den heißen Brei mit mindestens 10 Fremdwörtern deren Kombination ich gerade eben erfunden habe, aber sich ja auch niemand traut nachzufragen, denn alle vertuschen, dass sie eigentlich nichts wissen und würden sich nie durch so eine Lappalie enttarnen lassen. Es scheint für einen Studenten keine schlimmere Peinlichkeit zu geben als inkompetent zu wirken. Alle anderen Peinlichkeiten lebt er dafür mit höchstem Genuss und in großer Regelmäßigkeit aus.
Aber da ist eine Institution, die mich daran hindern wird dieses studentische Lotterleben (woher kommt das Wort eigentlich?) weiterzuführen: Das BAföG- Amt.
Da sind diese netten Damen (vielleicht auch Herren, aber ich habe noch nie einen gesehen), sie sind verbeamtet und müssen sich weder um Job noch um Gehalt Gedanken machen. Sie schauen ihn an, den "Ausbildungsförderung" beantragenden Studenten, sie rufen ihre Kolleginnen herbei: "Guck mal: Da ist wieder einer!" als wäre gerade ein lilafarbenes Kaninchen hereingehoppelt. Aber es ist der "ach-ist-der-süß-Blick, der dann kommt, sondern der arme Student, dessen Bildungsstreik-Forderung "reiche Eltern für ALLE" leider nicht umgesetzt wurde, wird vielmehr als Versager (warum schafft der es denn nicht neben dem Bachelorstudium nicht noch zu arbeiten) oder als Sozialschmarotzer (bei dem, was der studiert schafft er es nie der Gesellschaft zurückzugeben, was er sie jetzt kostet) betrachtet und natürlich wird bei jeder seiner Aussagen und jedem Kreuzchen, das er in seinen Antrag gesetzt hat, erst einmal vermutet, dass er ein Betrüger ist, jeder Student scheint mit seiner Immatrikulation ein potenzieller Betrüger zu werden oder Beamte haben in ihrer Beamtenschule ein Fach, das sich "Der Bürger- ein Betrüger" nennt und sie müssen das einfach denken, sonst beschmutzen sie ihren Berufsethos- kann ja sein. (Gut, dass in deutschen Gerichtren, die Unschuldsvermutung gilt - sitzen da auch Beamte?)
Aber der Student kann gar nicht neben seinem Studium arbeiten, denn die einzigen 4 Stunden in der Woche in denen er Zeit hätte, verbringt er im BAföG-Amt mit Warten, um Unklarheiten in seinem Antrag zu klären, die nicht unklar sind, sie dienen nur dem Versuch ihn zu überführen. Wenn dann - ungefähr 5 Monate nachdem der Antrag gestellt wurde- tatsächlich erwiesen ist, dass der Student leider auf "Förderung" angewiesen ist, folgt dann der das-ist-aber-ein-armes-Würstchen-Blick. Wie er die Zeit der Antragsbearbeitung finanziell überbrückt ist ja seine Sache, er hätte den Antrag ja rechtzeitig abgeben können. Aber Beamte nehmen ihn leider nicht 6 Monate bevor, der Bewilligungszeitraum anfängt, sondern nur 3 und dann muss der Student immer noch 2 Monate von Knäckebrot und Leitungswasser leben. Studenten sind ein armes Volk. Und zu jedem Wintersemester fängt der Spaß wieder von vorn an.

Montag, 29. Juni 2009

Von Plänen und anderen Katastrophen

Ereignisreiche Wochen liegen hinter uns: Eine Woche Bildungsstreik, mit anschließender Beerdigung der Bildung. Jede Menge insolvente oder krisengeschüttelte deutsche und internationale Firmen. 2 tote Prominente an einem Tag und jede Menge Flugzeugabstürze.
Das sind vielleicht alles Dinge, die bewegen, aber für die den Einen die Worte fehlen oder über die den Anderen schon viel zu viel gesagt wurde, immerhin wurde eine berühmte Suchmaschine damit lahmgelegt.
Außerdem liegen ereignisreiche Wochen vor mir: die Prüfungswochen fangen mal wieder an und ich werde gezwungen Zukunftspläne zu machen.
Mit Plänen ist das so eine Sache, solange sie rein hypothetisch sind, heißen sie Träume und haben deswegen ihre Daseinsberechtigung und können jederzeit, wenn unrealistisch, als utopische Fantasie beiseite gelegt werden. Wenn es nur Arbeitspläne für regelmäßig wiederkehrende Routineaufgaben sind, dann machen sie deshalb Sinn, weil es viel zu viel Energie kosten würde, es immer wieder anders zu machen, außerdem ist in diesen Plänen eine gewisse Abweichquote integriert und man muss sich nicht exakt daran halten.
Aber welchen Sinn haben langfristige Pläne in einem so jungen Leben, sollte nicht Abenteuer- und Forschergeist uns durch die Welt begleiten und wir angstfrei und mutig auf ein noch lange dauerndes, vor uns liegendes Leben blicken?
Meinen Schock für's Leben hatte ich ungefähr im ersten Semester, noch keine 20 Jahre alt, als mich auf dem Campus ein Versicherungsvertreter ansprach und mich fragte, ob ich mir über meine Altersvorsorge und Rente schon Gedanken gemacht hätte. Ich hatte noch nicht einen Cent durch wirkliche Arbeit verdient und sollte schon einen Plan für die Zeit nach der Arbeit haben???
Ich glaube mit dem Leben ohne Pläne ist es wie mit den Menschen ohne Orientierungssinn, die sich auch auf Wegen verlaufen, die sie schon 5 Mal gegangen sind: "Ohne Orientierungssinn sieht man mehr von der Welt."
Übertragen auf Pläne sollte es vielleicht heißen: "Ohne Pläne bietet dir das Leben mehr Möglichkeiten."
Der Satz trifft, aber nur zu, wenn man offen und spontan ist und die Augen nach Möglichkeiten offen hält. Dies ist also kein Plädoyer für im Bett liegen bleiben und glauben, der Abschluss und der Job kommt schon von alleine geflogen.
Aber jeder kennt doch diese dreisten Menschen, die zu spät zum Konzert kommen und dann immer den besten Platz haben oder irgendeine Abwandlung davon...
Leben ganz ohne Pläne geht aber wahrscheinlich nur, wenn man selbst Geld hat oder keinen Wert auf gewisse Standards legt, wie ein Bett, "regelmäßiges" Essen ...
So wird es wohl auch Planungsphobikern nicht erspart bleiben, sich hin und wieder ihrer Angst zu stellen und gewisse Projekte zu planen und vielleicht bietet es ganz neue Erfahrungen und Kenntnisse, die den Forschergeist beflügeln.

Sonntag, 14. Juni 2009

Ein Dozent - Tausend Gesichter

Das Studentenleben ist ja generell schon ein schweres Leben, aber es gibt doch hier und da noch Menschen und Ereignisse, die es noch schwerer machen. Da regnet es zum Beispiel so sehr, dass das wahrscheinlich teuerste Unigebäude einen Wasserschaden hat und seit einer Woche der Hörsaal außer Betrieb ist. Von den Toiletten, die 4 Monate nicht zu benutzen waren und nicht einmal in den Semesterferien repariert wurden, rede ich besser gar nicht erst. Das, was das Studentenleben am schwierigsten macht, soll heute mein Thema sein: Die Menschen, die es ganz stark beeinflussen.
Ein berühmter deutscher Aufklärer ( gemeint ist nicht die Epoche der Aufklärung) würde diesen Post wohl "Dein Dozent- Das unbekannte Wesen" nennen.
Du stehst am Anfang deines Studiums, suchst Orientierung und da ist er da, dein Dozent, er strahlt Ruhe aus, erklärt dir scheinbar genau, was er vorhat, nennt seine Ansprüche und sagt, er ist jederzeit für Fragen offen, dann ist das Semester vorbei, die Texte waren weit über Anfängerniveau, wobei das doch versprochen wurde, die Hausarbeit ist trotzdem geschrieben und der Schock kommt, die Note ist nur ein ausreichend, der Dozent wiegelt stur und schroff alle Nachfragen ab und man fragt sich wo der Mann hin ist, den man mal kennengelernt hat. Herzlich willkommen im Studentenalltag.
Ein anderes Exemplar Dozent macht sich gerade bei uns im Institut breit, noch neu und schon mit viel zu viel Verantwortung belegt, trifft man ihn mit Kaffeetasse in der Hand oder gerade frisch gesättigt aus der Mensa kommend, ist er gesprächig, gern bereit alle Fragen zu beantworten und kommt aus dem Plaudern gar nicht mehr heraus. Es sei denn er spürt deine Unsicherheit bei Dingen, die dir längst klar sein sollten oder er fühlt sich von Kollegen beobachtet, dann wird er streng und unnachsichtig.
Aber wehe du sitzt in seinem Seminar, ein kleiner Einwand und er packt dich wie ein Löwe eine Gazelle. Aber interessanter Weise nur in einem von 2 Seminaren, die er nacheinander hält, hat er sich im ersten ausgepowert, ist er im folgenden Seminar brav wie ein Kätzchen. Gab es dagegen im ersten Seminar entweder nichts zu meckern oder er war ein wenig nachsichtig, dann wird es im 2. Seminar ganz sicher jemanden geben, den er zerfleischt.
Natürlich ist keiner von uns Studenten in beiden Seminaren, aber man tauscht sich ja aus und als diese Tatsache eher zufällig ans Licht kam, machte sich ein wenig Unsicherheit unter den Studenten breit. Wie soll man denn mit so viel unberechenbarer Berechenbarkeit (wahrscheinlich ist es eher berechenbare Unberechenbarkeit) umgehen? Die andere Frage ist, ob der zuständige Arzt, die Beruhigungsmittel nicht ein wenig höher dosieren sollte.
Generell sind, bis auf wenige Ausnahmen bei denen es sich andersherum verhält, alle Dozenten außerhalb ihrer Seminare oder Vorlesungen umgänglicher und freundlicher, aber diese immer mehr in den Sadismus abgleitenden Exemplare nehmen stark zu und es sollte dringend darüber nachgedacht werden, ob es Zeit für eine neue Studentenrevolution wird und die Werte von 68 aufgefrischt gehören.
Wobei man entschuldigend einwerfen muss, dass einige Studenten einen derartigen Umgang zu brauchen scheinen um überhaupt mal Grenzen kennenzulernen.

Freitag, 24. April 2009

Die einen nennen es Demo - die anderen Volksbelustigung

Studenten scheinen immer mehr der allgemeinen Politikmüdigkeit zu verfallen. Sah man doch gestern in Hamburg eine studentisch organisierte Demonstration gegen -ich vermute- Studiengebühren oder den geplanten Umzug, die aus mehr Polizeibeamten als Demonstranten bestand. Der Anlass der Demo ist deswegen nur zu erahnen, weil nicht mal genügend Studenten dabei waren um die Plakate so straff zu halten, dass man sie lesen konnte. Dieser kleine Umzug stieß auf sehr viel Gelächter bei den Umstehenden und alle brav in der Uni gebliebenen Studenten, die es durch die Fenster sahen konnten sich ein Grinsen kaum verkneifen.
Heute fand dann eine etwas umfassender angekündigte Demonstration statt, die deswegen auch etwas besser besucht war. Aber es waren auch keine Massen, die da 20 Minuten den Verkehr in der Innenstadt lahmlegten und Leid konnten einen die Polizisten in ihren -ich nenne es mal- Kampfanzügen tun, bei diesen Temperaturen. Es ist echt unfair unschuldige Dritte, in diesem Fall die Autofahrer, Businsassen und einfache Polizeibeamte, mit solchen Demos, die sowieso nichts bringen, zu belasten. Wäre das ganze wenigstens effektiv, könnte man über Unannehmlichkeiten für einen geringen Teil der Stadtbewohner diskutieren.
Unsere Dozenten fragten schon hoffnungsvoll, wann wir unseren Generalstreik beginnen, das würde wahrscheinlich auch mehr Studenten mobilisieren, denn viele behaupten ja das geringe studentische Engagement läge an der Überbelastung durch die neuen Studienpläne in Zeiten des Bachelor. Da kämen ein paar arbeitsfreie Stunden durch einen Streik sehr gelege, mal davon abgesehen, dass man als zahlender Dienstleistungsempfänger ziemlich dumm wäre, wenn man streikt, wenn das rein gesetzlich überhaupt ein Streik wäre. Aber wahrscheinlich würden die angeblich so hochmotivierten und arbeitseifrigen Studenten von heute die Zeit nutzten um endlich mal die Zusatzliteratur zu den Seminaren zu lesen oder sich selbstständig weiterzubilden, um zur nächsten Sitzung noch sinnlosere Fragen zu stellen oder unsinnigere Diskussionen über längst allgemeingültige Themen zu beginnen.

Dienstag, 7. April 2009

Von Studenten und anderem Pack

Studenten sind echt ein widerliches Pack. Der Spruch: "Schieß mich auf den Mond, denn ich bin zu gut für diese Welt!" charakterisiert mindestens, die gelegentliche Einstellung von 80% von uns. Das Schaulaufen und Protzen mit den Noten vom letzten Semester oder das Publikmachen, wie überarbeitet wir doch sind, hat wieder begonnen. Es gibt sie leider immer noch, die Studentinnen, die glauben, aufgebrezelt zu sein, ersetzt ein Gehirn, ein paar von ihnen sind wenigstens hübsch und das ersetzt bei ihnen wahrscheinlich tatsächlich ein Gehirn, da sie im Leben wahrscheinlich viel zu viel Glück haben werden. Andere wiederum sind nicht mal hübsch, reden wie frisch aus der Gosse gekrochen über hochtrabende gesellschaftliche Probleme, von denen sie nicht den leisesten Schimmer haben. Ich werde es mit Fassung tragen, meinen Anteil dazu beitragen, dass ein paar typische Studentenklischees über Bord geworfen werden können und hoffen, dass die Semesterferien bald beginnen, damit ich mich wieder höheren Dingen zuwenden kann.
Die Menschen sind ansonsten immer noch sehr vom Frühling geprägt, zu viel gute Laune in der Welt zerstört das Bild der mürrischen Deutschen. Es ist wunderschön zu sehen, wenn fremde Menschen auf der Straße das eigene Lächeln erwidern. Normalerweise kenne ich das nur aus dem Urlaub im Süden. Was ist mit unserer Gesellschaft los, dass sie sich von ein bisschen Sonne so beeinflussen lässt?

Sonntag, 8. März 2009

Von Großvieh und anderen Dummschwätzern

Gestern interessanten Bericht über Amtsdeutsch im Fernsehen geschaut- ich glaube, ich habe endlich meine Sprache gefunden. Man kann stundenlang über irgendwelchen Unsinn philosophieren und keiner merkt es, denn keiner versteht es. Oder wer kann mir sagen was eine "Raufutter verzehrende Großviehanlage neben einem raumübergreifenden Großgrün umgeben von einer nichtlebenden Einfriedung" ist. Ich glaube damit schaffe ich es in der Uni noch jeden Dummschwätzer zu übertreffen und die schießen da ja aus dem Boden wie Spontanvegetation (Unkraut).
Also ich meine fachliche Dummschwätzer in der Uni, die 90 Minuten mit dem Dozenten oder viel mehr mit sich selbst ausdiskutieren, was einen Streber ausmacht (Sozialpsychologie) oder was der vermeintliche Unterschied zwischen Selbstwirksamkeitserwartung und selbstwertdienlicher Attribuierung ist, sind schlimm genug.
Aber was jedem Menschen mit gesunden Schamgefühl das nächste Mauseloch zum Hineinkriechen suchen lässt, sind die Menschen die sich selbst um Kopf und Kragen reden, weil sie selbst jedes Gefühl für Peinlichkeit verloren haben. Ich habe dafür auch ein ausgesprochen grausames Beispiel: Kommilitonin muss dringend auf Toilette, doch statt einfach zu gehen, gibt sie für ihre Studienkollegen und die Dozentin eine mindestens 5 minütige Erklärung ab, warum das ausgerechnet jetzt der Fall ist, angefangen mit: weil ihr Unterricht so früh ist, muss ich so früh aufstehen und weil ich nur früh aufstehen kann wenn ich viel Kaffee trinke und weil Kaffee ja harntreibend wirkt...usw. Die restlichen Details ihrer Verdauung möchte ich euch echt ersparen. Da war wieder einer der Momente in denen ich mich fragte, warum die Natur das "Fremdschämen" erfunden hat. Zumal ich auch immer dachte, das funktioniere nur, wenn man sich mit der Person identifiziert. Na schön Dank auch, wenn ich mich diesem unmöglichen Göre identifiziere, dann ist irgendwas schief gelaufen.
Aber Fremdschämen ist auch so ein schönes Wort, worüber völlig Ahnungslose jetzt stundenlang diskutieren können, wo wir wieder bei dem Dummschwätzer wären... Was mich aber immer wieder fasziniert, ist die Tatsache, dass es solche inhaltlichen Dummschwätzer die Dozenten damit beeindrucken können das gleiche 3 mal anders zu sagen und damit nicht aufzufallen. Diese Fähigkeit versuche ich schon seit Beginn der Oberstufe erfolglos zu lernen. Ich kann Dinge einfach nur auf den Punkt bringen. Das ist eine Behinderung die mich noch viel Anerkennung kosten wird...