alles was da draußen zu sein scheint und trotzdem bisher nie besprochen wurde
Freitag, 5. Juli 2013
Von der eigenen Imperfektion und anderen Erkenntnissen
Es ist wahrscheinlich nur ein Trugschluss. Es ist auch irrelevant, denn sie erscheinen nur spannend, weil man sie sowieso nicht besuchen möchte.
Da ist man in dieser Phase, geht auf dem Zahnfleisch, möchte nur noch schlafen und tut es manchmal auch, weil man nicht weiß, wo man anfangen sollte. Man käme damit auch ganz gut klar, denn man weiß ja, dass es spätestens in 3 Wochen wieder vorbei ist. Aber was passiert, wenn da noch jemand anders ist. Entweder ist da jemand, der gerade keinen Stress hat, an einem anderen Punkt in seinem Leben steht und die gleiche Aufmerksamkeit fordert wie immer oder wenigstens erwartet, dass man ihn nicht grundlos anschreit oder urplötzlich anfängt zu weinen und man kann das nicht leisten, egal wie sehr man sich bemüht.
Oder da ist jemand der gerade genauso gestresst oder gar noch gestresster ist. Was macht man dann? Man wird herausgefordert, weil man liebt, will man für den anderen da sein und weiß nicht, woher man die Kraft nehmen soll. Man nimmt sich selbst zurück. Man weint lieber heimlich. Man will den Anderen nicht unter Druck setzen.
Das Problem ist, dass man während man in dem Stress festsitzt, der Meinung ist, das ganze Leben sei eine Prüfungsphase, man erinnert sich auch nur an Stress in der Vergangenheit und man denkt schon an all die stressigen Momente, die in der Zukunft lauern, man kommt nicht aus der Gedankenspirale. Wäre dies nicht, könnte man alles viel entspannter sein. Man würde sich an entspannte Momente erinnern und sich ganz bewusst für einige Zeit aus der Situation entziehen und etwas Nettes machen um dann zurückzukommen und dem Stress wieder in die Augen zu schauen. Und aus dem "ich schaffe das" wird ein "das wird schon."
Man selbst ist immer unzulänglich und ungenügend, das ist das menschliche Wesen. Wenn wir das wissen, dass wir niemals etwas perfekt machen können, dass es nur Momente und Situationen gibt, die zu uns passen, da alle anderen auch imperfekt sind. Man kann es nicht gut machen, es kann nur gut sein.
Samstag, 9. Februar 2013
Von Denkdiäten und anderen Güterverknappungen
Es ist nicht so, dass ich permanent beschäftigt bin, im Gegenteil, ich bin eher der gemütliche Mensch. Meine Freizeit gehört der Couch und nicht dem Computer. Dabei gibt es so viele Dinge in der Welt zu denen ich gehört werden möchte. Doch es gibt eigentlich nichts zu sagen, weil ich nicht gerade mitten in meinem hundertsten ach so wichtigen Praktikum stecke, keine Zukunftspläne, die über das morgige Frühstück hinausgehen, schmiede und genau das ist mein Problem. Ich bewundere all diese Menschen, die in den Social Networks andauert Weltwichtiges zu verkünden haben und ich denke darüber nach, ob ich einen Kuchen backe oder fernsehe und bedauerlicherweise entscheide ich mich zu oft für letzteres. Und leider gibt es auch nichts zu sagen, weil ich zu langsam bin, bis ich so weit bin meine Gedanken geordnet zu haben, ist es schon Schnee von gestern. Zu all den Themen, die in letzter Zeit öffentlich passiert sind, Revolutionen, Krisen, Debatten, wurde schon so viel gesagt, dass es sich nicht lohnt, ein weiteres Fass aufzumachen. Schade, ich hätte gern etwas dazu gesagt, doch als es jeweils aktuell war, war ich mit gammeln beschäftigt. Ja, ich weiß, das heißt heutzutage "chillen" - aber nein, ich habe nicht gechillt ich habe gegammelt. Wenn ich nicht andauernd von Hunger und Durst getrieben wäre, würde ich tatsächlich so lange in einer Position verharren bis ich Schimmel ansetze. Aber eigentlich macht mir das nichts, ich beklage mich nicht darüber, denn ich leide nicht darunter, denn mein Leben ist bequem so. Es sind nur diese Momente, wenn ich andere Menschen mit ihrem Elan beobachte, dann werde ich ein wenig melancholisch, aber das geht vorbei und ich hab ja noch soooo viel Zeit etwas ganz tolles auf die Beine zu stellen, warum überstürzen und deprimiert aufgeben müssen, weil es nicht klappt.
Das neue Jahr fing privat eher unspektakulär an, das Semester plätscherte so eben zu Ende ich hörte einige Vorträge, die wohl nicht die Welt bewegen werden, ich besuchte Veranstaltungen, die mich nur beeindruckten, ohne Impulse auszulösen.
Trotzdem werde ich mich in Zukunft wieder etwas mehr meinen Gedanken und ihrer Verschriftlichung widmen, denn es macht mir Spaß eine Meinung zu haben und diese auch zu vertreten.
Eines der Dinge, die mich in letzter Zeit beschäftigen, sind die zahlreichen Diätversuche von einigen Freunden und dann habe ich mir auch noch eine Arbeit gesucht, bei der jeder auf Diät zu sein scheint. Jeder hat seine Wege, den einen tut es gut, den anderen weniger, bei einigen verstehe ich den Wunsch zum Abnehmen, bei anderen tue ich das nicht. Was mich daran hauptsächlich fasziniert, ist das Kommunikationsbedürfnis der Diätenden. Ob Facebook, Blog oder der Mädelsabend, es scheint nur ein Thema zu geben. Mich schreit das an mit den Worten: "Schau, wie diszipliniert ich bin." "Lob mich." Ich glaube nicht, dass die Leute tatsächlich diese Aussagen treffen möchten. Sie möchten eher Unterstützung und nutzen die Öffentlichkeit, um sich selbst auf Spur zu halten, weil ihnen ein Versagen unendlich peinlich wäre.
Dass ich nicht viel von Diäten halte und dass ich mich immer wieder darüber wundere wie wenig die Leute über gesunde ausgewogene Ernährung und Jojo-Effekt und all das wissen, muss ich wohl nicht sagen. Aber die Leute, die wirklich ihre Ernährung zu einer gesunden Ernährung umstellen, das nur für sich tun (kein: "Ich muss schlank sein für meinen Schatz, Job, X.") und dann auch noch ein gesundes Maß an Sport treiben und sich trotzdem noch über andere Dinge als Essen/nicht Essen unterhalten können, sind schon bewundernswert. Sie sind es nicht, weil ich schlank sein für ein besonderes Gut oder wahnsinnig attraktiv halte, sondern weil sie unzufrieden waren und es geschafft haben, ihre innere Schwäche zu überwinden.
Montag, 13. August 2012
Von Selbstzweifeln und anderen Leidenschaften
Montag, 14. Mai 2012
Von Freunschaften und anderen Haltbarkeitsdaten
Es gibt Freundschaften, die früher felsenfest erschienen und plötzlich mit dem Ende der Schulzeit in die Brüche gehen, entweder weil man sich entfremdet, zu unterschiedliche Lebensstile entwickelt und unterschiedliche Vorstellungen von der Intensität der Freundschaft hat oder sie enden, weil sie, im Nachhinein betrachtet, Abhängigkeitsbeziehungen waren, das heißt, einer war immer stärker als der andere, der eine hat immer den einen bewundert und ihm "gedient" und mit Beginn des neuen Lebensabschnitts gewinnt der bisher Schwächere Stärke und findet den anderen plötzlich uninteressant oder der andere erträgt keine Beziehung auf gleicher Ebene und zieht sich zurück.
Es gibt auch Freundschaften für gewisse Stunden, man teilt ein Hobby und findet sich ganz nett, verbringt Zeit miteinander und mit Ende des Hobbys geht man einfach auseinander, ohne dass einer der beiden darunter leidet.
Es gibt Freundschaften bei denen man miteinander eine ganze Weile viel Zeit miteinander verbringt, sich sehr nahe steht und bei denen plötzlich einer von beiden bei dem anderen Ansichten entdeckt, die er dem anderen nicht verzeihen kann oder man trifft klare Absprachen und einer von beiden kann sich daran nicht halten und darauf hin ist die Freundschaft einfach zerstört, einer ist einfach zu verletzt oder enttäuscht.
Es gibt aber auch Freundschaften, die entwickeln sich erst im Laufe des Lebens, eher zufällig, sie werden schnell sehr intensiv und scheinen ebenso fest wie die Freundschaften aus der Kindheit, aber sie sind zerbrechlicher. Meist werden sie aber durch partnerschaftliche Beziehungen gestört (nicht zwangsläufig zerstört): Entweder verliert einer der Befreundeten im Laufe der Freundschaft seinen Partner und hat plötzlich andere Ansprüche an den Freund, die der nicht erfüllen kann oder einer von beiden findet erst im Laufe der Freundschaft einen Partner und zieht sich zurück oder der andere fühlt sich plötzlich zurückgesetzt. Diese Freundschaften setzen nicht voraus, dass sie sich nur zwischen 2 Menschen, die Single sind oder beide in Beziehungen sind, entwickeln können, sondern es ist nur so, dass sie sich in einem klar definierten Beziehungsgefüge entwickeln und in diesem extrem stabil sind, außerhalb dessen extrem fragil.
Und es gibt Momente im Leben, da sitzt du da und denkst:
Eigentlich habe ich 15 Freunde, die mir alle ziemlich wichtig sind, die mir nahe stehen und trotzdem habe ich gerade ein Problem und ich möchte keinen von ihnen hier haben und mit ihm drüber reden, was los ist. Der eine ist zu sehr involviert, bei dem anderen müsst ich zu weit ausholen und der Dritte hat überhaupt keine Erfahrung auf dem Gebiet, ein Gespräch scheint einfach aussichtslos, die Probleme des Nächsten scheinen so groß, dass die eigenen minimal erscheinen. An dieser Stelle fragt man sich, was man für Freund ist, der seinen Freunden scheinbar nicht vertraut und doch weiß man, dass man jederzeit für sie da wäre,wenn sie an gleicher Stelle säßen und man würde auch schweigend trösten, wenn es nötig wäre.
Freundschaften sind höchst kompliziert und ihre eigentliche Haltbarkeit beschränkt sich, trotz all meiner vorherigen Erläuterungen auf die Verfügbarkeit im richtigen Moment. Es ist egal, ob ich für gewöhnlich rund um die Uhr für alle erreichbar bin, wenn ich im entscheidenden Augenblick nicht da bin (egal ob selbst verschuldet oder zufällig nicht veränderbar), kann das eine Freundschaft so stark schwächen, dass sie sich in naher Zukunft einfach abschwächen wird, bis sie sich irgendwann ganz auflöst.
Freitag, 13. April 2012
Vom Sein und anderen Träumen
Dienstag, 22. November 2011
"was wäre, wenn..."
Mittwoch, 12. Oktober 2011
Von eigenen Wegen und anderen Ratschlägen oder Warum "alle anderen" uns immer schlagen
Jeder Ort, den wir besuchen, hat eine Besonderheit, die Frage ist nur, ob es für uns besonders ist.
Jede Situation, die wir erleben, ist wichtig, die Frage ist nur, ob sie für uns persönlich wichtig ist.
Jede Weisheit, die wir hören, hat eine Bedeutung, die Frage ist nur, ob sie für unser Leben eine Bedeutung hat.
Ja, wir können an so vielen Dingen reifen, wir können aus so vielen Erlebnissen lernen. Aber wir müssen nicht. Wir sind Menschen, wir sind verschieden.
Wir dürfen aufgeben, wir dürfen verlieren, wir müssen nicht wachsen, weil "alle anderen" daran gewachsen sind. Wir dürfen weitergehen gehen als "alle anderen", wir dürfen aber auch der sein, der als erstes stehen bleibt. Wir können springen, wenn "alle anderen" klettern, wir dürfen aber auch klettern, wenn "alle anderen" springen. Wir dürfen die spannendsten Geschichten erzählen, wir dürfen aber auch der sein, der einfach nur gespannt lauscht.
Ist es wirklich immer einfacher, die abgenutzten, glatten Stufen der anderen zu benutzen oder macht es manchmal mehr Sinn einen eigenen Weg ins Dickicht zu schlagen. Wer sagt uns, dass "alle anderen" es richtig machen und nicht vielleicht auch alle gedacht haben, sie würden es lieber anders machen. Wer sagt uns, dass "alle anderen" die richtige Entscheidung getroffen haben. Wer sagt es uns? Die Ratschläge und Weisheiten unserer lieben Mitmenschen ("aller anderen").
Nein, ich möchte nicht einfach nur sagen, dass wir Menschen verschieden sind und alle unseren eigenen Weg finden müssen. Ich möchte diese ewige "Kultur der Ratschläge" kritisieren. Was bilden wir uns eigentlich ein, zu wissen, was ein anderer gerade erlebt, denkt fühlt, braucht und was ihm wirklich hilft. Wer sind wir, dass wir sagen dürfen: "Mach es so und es wird besser." Wer gab uns das Recht immer eine Weisheit auf der Zunge parat zu haben?.
Wie gehen wir damit um, an dem Ratschlag eines anderen zu scheitern, wie fühlen wir uns. Wir fühlen uns miserabel, aber wir fühlen uns auch miserabel, wenn wir einen Ratschlag ausschlagen, ihn nicht berücksichtigen. Der Beratschlagte ist immer in der schwachen Position, besonders wenn er um Rat gebeten hat und keiner sein Problem erkannt hat und er keinen Ratschlag bekommen hat, der ansatzweise Erfolg verspricht.
Kennen wir es nicht alle: "Probier es doch mal, was hast du schon zu verlieren?!" Es ist das Tot-Schlag-Argument schlechthin. Was kann man diesem Ratschlag entgegnen? Dass man jetzt schon weiß, dass es schief gehen wird? Dann geht es halt schief, dann hast du aber deine Erfahrungen gemacht.
Wie viele Dinge in unserem Leben tun wir nur um zu beweisen, dass der Rest der Welt Unrecht hatte? Gut ist, wenn wir rechtzeitig die Kurve bekommen und vielleicht, daraus wirklich etwas lernen, nämlich wer wir wirklich sind und was wir wirklich wollen. Vielleicht finden wir auch irgenwann einen Weg zu sagen, nein, für mich stimmt diese allgemeingültige Weisheit nicht, weil ich in diesem oder jenem Punkt anders bin und deswegen eine Situation ganz anders erlebe. Vielleicht lernen wir auch daraus selbst vorsichtig zu sein mit Ratschlägen. Ich erinnere mich noch an einen Momen, als mir gesagt wurde: "Auch Ratschläge sind Schläge!" In dem Moment habe ich mich furchtbar geärgert, denn ich hatte ein Problem und wollte Hilfe und das war alles, was ich bekam, aber jedes mal, wenn mich jemand um Rat fragt, muss ich daran denken und erkenne, dass es so wahr ist und dass alles, was man in dem Moment sagt nur falsch sein kann, allerdings auch der Satz: Auch Ratschläge sind Schläge.
Manchmal sollten wir einfach nur einen Arm und ein Taschentuch reichen und es ist mehr als jedes Wort.
Dienstag, 20. September 2011
Vom Menschsein und anderen Luxusgütern
Ich werfe ungern Fragen auf ohne dem Versuch der Beantwortung, aber ich weiß es nicht, ich habe keine Ahnung. Ich würde noch nicht einmal sagen, das es vom Typ Mensch abhängt.
Warum stellt eine kichererbse so komplizierte Fragen? Weil sie eigentlich auf eine ganz andere Frage eine Antwort sucht: Was ist Luxus?
Luxus ist eine für viele Menschen erstrebenswerte, aber unerreichbare Lebensform, die sich in materiellen und immateriellen Luxus untergliedern lässt.
Bei materiellem Luxus bin ich recht bescheiden -finde ich- mir reicht es schon, wenn ich auf nichts verzichten muss, woran ich gewöhnt bin. Wobei die Betonung hier auf "muss" liegt, das heißt, ich bin durchaus in der Lage zu verzichten, wenn ich es freiwillig tue oder der Meinung bin, dass es gut für mich ist.
Es hört sich aber wahrscheinlich auch nur für mich und einen kleinen Teil der Menschheit bescheiden an, denn das, was ich als Standard betrachte, ist für einen großen Teil der Weltbevölkerung purer Luxus.
Bei immateriellem Luxus bin ich wesentlich anspruchsvoller: Ich wünsche mir geliebt zu werden und zwar von allen, naja sagen wir zumindest gemocht zu werden. Ich wünsche mir immer glücklich zu sein, ich wünsche mir immer freundlich zu sein, ich wünsche mir vorallem weise zu sein, und für die Menschen die mich brauchen wirklich da sein zu können und immer zu wissen, was sie gerade brauchen und natürlich wünsche ich mir Gesundheit.
Einige vermissen hier vielleicht die Aufzählung von Freizeit, die in der üblichen Definition unter immateriellen Luxus fällt, aber für mich fällt Freizeit unter materiellen Luxus, denn man kann sie mehr oder weniger kaufen: Wenn man genug Geld hat, muss man nicht mehr arbeiten und hat mehr Freizeit.
Aber alle die aufgezählten Wünsche sind nur in sehr kleinem Maß erfüllbar. Viele versuchen den Mangel an immateriellen Luxus durch materiellen Luxus aufzufüllen und stehen früher oder später am Abgrund, in der Schuldenfalle, kurz vor einer Sucht oder werden völlig desillusioniert menschenfeindlich. Vielleicht ist es deswegen so wichtig unser eigenes Konsumverhalten zu hinterfragen (siehe Einleitung).
Luxus ist und bleibt also etwas Unerreichbares, egal wie viel wir haben, es wird immer etwas geben, wonach wir uns sehnen.
Mittwoch, 23. März 2011
Von Schwächen und anderen Stärken
Kritisch zu hinterfragen und abzuwegen, ob eine weltpolitische Katastrophe für mich wichtiger ist als Lokalpolitik, fällt mir schwer. Ich bin momentan dabei mich von meiner kleinen Welt bewegen zu lassen. Ich bin von meinen eigenen Charakterschwächen mehr bewegt als von Kampfbombern über Afrika. Das ärgert mich. Aber ich bin gefangen in mächtigen Ketten aus Angst (besser gesagt Feigheit) und Faulheit, wobei die Angst vor der Sache selbst noch durch Angst vor dem Einsatz die Sache vermeiden zu können überwogen wird.
Vielleicht bin ich aber auch einfach nur zu faul für all das.
Denn ich bin auch zu faul morgens aufzustehen, zu essen, zu schreiben und zu leben.
Vielleicht ist Faulheit auch der Grund, warum ich es vermieden habe über die oben angesprochenen Geschehnisse zu schreiben, denn eigentlich war ich mir nie für eine kritische Auseinandersetzung zu schade und vertrat auch mal die Meinung: "Lieber die falschen Worte gefunden, als es schweigend hingenommen zu haben!"
Aber wer erfüllt schon seinen eigenen Idealismus.
Die evangelische Kirche Deutschland ruft während der aktuellen christlichen Fastenzeit zu 7 Wochen ohne Ausreden auf und hat dafür einen sehr niedlichen Werbespot produziert. Doch als ich über den Spot nachdachte, in dem sich ein kleiner Junge bei seiner Mutter herausreden will, ist mir aufgefallen, dass ich für andere Leute wenig Ausreden brauche, ich vermeide mit ihnen einfach das Gespräch über persönlich schwierige Themen. Ausreden brache ich in erster Linie für mich selbst. Warum ist es so leicht mir selbst etwas vorzugaukeln?
Ich weiß es nicht, aber mich erinnert die Fragestellung an einen Post-Entwurf, den ich vor ein paar Wochen verfasst habe, dessen Fazit mir aber irgendwie fehlte. Nun füge ich ihn ein, vielleicht gibt es angesichts meiner neuen Erkenntnisse jetzt doch ein Fazit.
Westeuropäer haben Probleme mit ihrem Gewicht, Ostasiaten haben Probleme mit ihrem Karma. Westeuropäer haben für ihr Problem die Weightwatchers. Haben Ostasiaten Karmawatchers? Wahrscheinlich nicht. Aber wahrscheinlich ist die Sache mit dem Karma auch gar nicht so schwierig wie sie für Außenstehende scheint und sie haben gar kein wirkliches Problem. Wobei ich meine, dass wir hier in unserem Kulturkreis wohl besser Charakterwatchers erfunden hätten, dies hätte wahrscheinlich das Gewichtsproblem automatisch mit gelöst, weil wir über irgendein Punktesystem an unseren größten Charakterschwächen gearbeitet hätten und damit vielleicht nie in Frustfressattacken verfallen wären. Vielleicht wäre das ja meine berufliche Nische, wenn ich es schaffen würde gute und schlechte Taten in ein Punktesystem umzurechnen und den idealen Punktebedarf ermitteln könnte. Immerhin kann man mit der Umrechnung von Kalorien in Punkte ja Millionen von Euro/Dollar verdienen, warum also nicht auch mit der Umrechnung von charakterlichen Entgleisungen in Punkte?
Wahrscheinlich, weil wir unsere Laster brauchen, weil sie uns menschlich machen, weil wir einander nur lieben können, wenn wir sehen, dass der andere auch Schwächen hat.
Hätten wir keine Charakterschwächen mehr, bräuchten wir auch keine Mitmenschen mehr, wir bräuchten keinen Trost, wir bräuchten keine Zuneigung, die uns zeigt, dass wir trotzdem liebenswert wären. Wir wären plötzlich arm. Arm an Persönlichkeit. Persönlichkeit ohne Schwächen und Stärken, denn auch unserer größten Charakterstärken erwachsen aus unseren Schwächen, zum Beispiel wenn wir aufrichtig einen Fehler eingestehen und uns für ein Fehlverhalten entschuldigen, erleben wir und unsere Mitmenschen das als Stärke, aber diese Stärke hätten wir nicht mehr, wenn wir nicht mehr schwach wären, wenn es nichts mehr gebe, das zu Reue und Wiedergutmachung erfordert.
Sonntag, 14. November 2010
Ich - einfach unverbesserlich oder von Schreibblockaden und anderen Herzensangelegenheiten
Und dann plötzlich sitze ich zu Hause vor meinem Rechner, habe eine weiße Seite auf dem Bildschirm geöffnet und all die schönen Worte sind verschwunden. Mein Kopf ist plötzlich leer. Er ist nicht wirklich leer, er findet nur nicht mehr die richtigen Worte, weil er seine Gedanken plötzlich belanglos findet, weil er überraschend an die Irrelevanz des Themas glaubt. Er hadert mit sich, weil er ein schlechtes Gewissen hat zu seinem persönlichen Vergnügen zu schreiben, obwohl so viele wichtigere Dinge getan werden müssten/sollten/könnten.
Das passiert in meinem Leben so häufig. Ich kann mich zu dem wesentlichen nicht aufraffen und weil ich das nicht kann, traue ich mich nicht, mich den Dingen zu widmen die mich motivieren könnten, weil ich Spaß daran habe. Der berühmt berüchtigte innere Schweinehund als mein ganz persönlicher Freund.
Aber meine Schreibblockade nährt sich auch aus anderen Quellen.
Es gibt etwas, das die Probleme der Welt oder gar Welt belanglos erscheinen lässt und genau dieses "etwas" ist auch eine Ursache für meine Schreibfaulheit.
Ich habe lange geglaubt, dieses "etwas" wäre nicht für mich bestimmt und ich hatte gelernt gut ohne es zu leben. Ich habe nie versucht etwas hinterher zu laufen und es hat mir das Leben erleichtert. Ich habe mich vielleicht sogar daran gewöhnt ohne es zu leben und mir hat nichts gefehlt (so soll das ja häufig mit vielerlei Dingen sein, man vermisst sie erst wenn man sie einmal besaß, oder so ähnlich, habe ich gehört) und mich angefangen zu wehren, als es mich heimsuchen wollte und nur so konnte ich dem "etwas" begegnen, weil es mich fand und ich es nicht finden musste, denn ich hätte nicht so richtig gewusst, wonach ich suchen sollte, vielleicht weil es nicht dazu bestimmt ist gefunden zu werden sondern zu finden.
Ich sehe immer wieder wie viele Menschen dem Leben hinterher rennen, statt sich einfach mal vom Leben einholen und überrollen zu lassen, vielleicht auch mal eine persönliche Krise auszuhalten ohne sich sehenden Auges in eine neue Krise zu stürzen.
Das Glück kommt wenn wir es am wenigsten erwarten und das Glück kommt nur wenn wir es nicht suchen und vor allem kann das Glück nur kommen, wenn wir diesen Platz in unserer scheinbaren Verzweiflung des Wartens nicht durch etwas anderes besetzt haben.
Mittwoch, 8. September 2010
Von Missverständnissen und anderen Gesprächen
Man hat seinen Standpunkt und diesen muss man nicht erklären können, denn man kennt ihn und denkt, jeder andere der das gleiche Wort wie man selbst für etwas benutzt, meint auch den gleichen Inhalt damit. Beim Erlernen einer Fremdsprache lernen wir solche Missverständnisse als "False Friends" (falsche Freunde) kennen. Aber dass sie uns permanent in unserer eigenen Sprache begegnen, sagt uns niemand.
Erschwerend hinzukommt, dass wir selten mimisch, gestisch und verbal das Gleiche sagen, wir widersprechen uns schon in innerhalb unserer Aussage, weil wir entweder nicht 100-prozentig hinter dem stehen, was wir sagen, weil wir unsere wahre Ansicht nicht wirklich kennen oder weil wir uns schützen wollen, indem wir noch etwas darstellen, was gar nicht dazu gehört. Wenn wir uns aber gar nicht mit uns selbst einig sind, was wir eigentlich sagen wollen, wie soll dann unser Gegenüber wissen, was wir mit den Worten, die wir sagen oder den Gesten die wir aussenden, wirklich meinen?
Eine weitere These behauptet, dass jeder Satz von uns 4 Aussagen enthält, die vom Empfänger noch als 4 weitere Aussagen verstanden werden können, wobei die Sachebenen von Sender und Empfänger meist fast gleich sind, sodass man sagen könnte, dass jeder Satz von uns 7 Aussagen beinhalten kann. Die Wahrscheinlichkeit, dass 2 Gesprächspartner nach je 10 Sätzen noch über das Gleiche reden, ist minimal.
Aber die Menschheit hat sich mehr oder minder damit arrangiert, sich nicht zu verstehen. Ich bin mir nicht sicher, ob in der Tierwelt derartig viele Missverständnisse innerhalb einer Rasse nicht zum Aussterben dieser führen würden, aber der Mensch beweist ja in dieser Hinsicht sowieso eine besondere Zähigkeit.
Wenn wir also zu den reflektierteren Zeitgenossen gehören, wissen wir, dass nur, weil 2 Menschen das Gleiche sagen, noch nicht dasselbe meinen müssen. Wir beginnen also dieses Wissen in unserer Gesprächen zu berücksichtigen und versuchen so viel wie möglich deutlich zu erklären, wenn unser Gegenüber dies auch tut, könnte es ein gelungenes Gespräch werden.
Aber möglicherweise stehen wir dann vor einem anderen Problem. Es gibt einfach verschiedene Stile wie Menschen kommunizieren und manche passen einfach nicht zusammen. Dann muss man sich einander annähern. Sollte dieser Prozess jedoch einseitig verlaufen kommt es zu riesigen Problemen.
Mir sind 2 besonders unproduktive Wege aufgefallen (wobei es sicher noch viele weitere gibt):
1: X kopiert plötzlich die Art von Y zu kommunizieren, benutzt die gleichen Floskeln, Betonungen und Gesten, obwohl auffällt, dass dieses Verhalten nicht zu ihm passt. Y spürt, dass X sich anders verhalten will und bei seinen Versuchen X wieder zu seinem gewohnten Verhalten zu bringen entsteht bei Y Wut und Verzweiflung, weil X sich immer mehr in unwirkliches Verhalten stürzt und außerdem erkennt Y, dass sein Verhalten kopiert wird und fühlt sich nicht ernst genommen, bloßgestellt oder gar lächerlich gemacht.
2: X erkennt, wie er sich Y gegenüber verhalten muss, um Y dazu zu bringen, Dinge von sich preiszugeben, behält aber für ihn betreffende Gespräche sein gewohntes Verhalten bei. Y erkennt die Veränderung bei X und nimmt an, dass diese sich auf jede Art von Gespräch beziehen und wird immer wieder frustriert, weil er an Gesprächen mit X über X wieder und wieder scheitert, fühlt sich aber nicht in der Lage, das für X angenehmere Verhalten zu zeigen, weil er es selbst schrecklich finden würde, wenn man so mit ihm kommunizieren würde.
Obwohl die Beispiele überspitzt sind, finden wir sie unseren Gesprächen immer wieder ähnlich vor. Besonders auf Partys ärgern wir uns oft über Gespräche und wissen eigentlich nicht so recht warum, denn den Inhalt fanden wir eigentlich inspirierend. Man macht sich selten klar, warum man mit einem Menschen nicht gut zurecht kommt, den alle anderen für wahnsinnig sympathisch halten, aber meist liegt es daran, dass man keine Form der Kommunikation gefunden hat mit der beide gut zurecht kommen. Egal, wieviel Mühe wir uns geben, es wird Menschen geben mit denen wir nicht wirklich reden können, bei manchen scheitert es am Inhalt bei manchen an der Form bei anderen an beidem. Aber wir können versuchen bei Gesprächen, die uns wichtig sind, bewusster zu kommunizieren um Missverständnisse zu vermeiden.
Wenn wir wirklich wissen wollen, was uns der andere zu sagen hat, werden wir es auch irgendwann erfahren und manchmal ist es dafür wichtig über unseren Schatten zu springen und einander entgegen zu kommen.
Montag, 23. August 2010
Von Selbstschutzmechanismen und anderem schamhaftem Verhalten
Fremdscham dient unserem eigenen gesellschaftlichen Schutz: Wenn wir vor unseren Mitmenschen zeigen, dass uns das Fehlverhalten der anderen peinlich ist, symbolisieren wir damit, dass wir dieses Verhalten nicht zeigen würden und verkaufen damit ein gutes Bild von uns nach außen.
Ich glaube, dass unsere Fremdscham am größten ist, wenn wir einen Fehler wiedererkennen, den wir begangen haben und dabei nicht in der Lage waren uns dafür zu schämen (z.B. weil wir betrunken oder in der Pubertät waren, oder beides).
Scham ist wahrscheinlich ein jahrtausendealtes Gefühl. Schon immer schämen sich Menschen für etwas. Scham scheint zum Mensch-Sein zu gehören (wobei meine Katze auch Schamverhalten zeigt, wenn sie mich beim Spielen ausversehen kratzt). Scham bleibt ewig, doch der Inhalt des Schämens scheint sich zu verändern wie die Mode. Früher schämte man sich für uneheliche Kinder, heute gehören sie fast zum guten Ton einer intakten Familie, oder man schämte sich in der Öffentlichkeit einen Kuss zu erhalten, heute tragen einige ihr ganzes Sexualleben in die Öffentlichkeit, zumindest verbal.
Heute schämen wir uns für unsere Arbeitslosigkeit, unseren sexuellen Fehltritt auf der letzten Party, unsere 13-jährige schwangere Tochter, unseren demenzkranken Großvater, der der jungen Pflegeschwester immer an den Hintern packt oder doch ganz banal für unsere Herkunft.
Wobei auffällt, dass einige Gründe, für die wir uns heute schämen, auch in die Rubrik Fremdscham fallen könnten, es aber nicht tun, weil sie sich nicht auf direkte Fehlhandlungen anderer beziehen, sondern wir uns eher deren Existenz schämen.
Scham ist eine Emotion, deren Sinn schwer zu ergründen scheint. Warum macht es Sinn, tomatenfarben anzulaufen, in Schweiß auszubrechen und peinlich berührt dreinblickend mit gebrochener Stimme zu erklären, dass wir jenes (welches auch immer) absonderliche Verhalten durch und durch verachtenswert finden (hier endet die Erklärung bei Fremdscham) in jener (welcher auch immer) Situation jedoch keine andere Wahl hatten (hier endet die Erklärung, wenn wir uns unserer eigenen Fehler schämen)?
Wenn Scham jedoch als Angst verstanden wird, wo liegt der Sinn in einer nachträglichen Angst? Denn Scham ist nicht die Angst vor Entdeckung einer Missetat, denn Scham tritt ja erst nach deren Entdeckung oder Beobachtung ein. Weckt Scham Sympathie? Das kann ich mir persönlich nicht vorstellen, denn finden wir nicht Menschen sympathischer, die zu ihren Fehlern stehen, statt feuermelderfarben Ausreden herzubeten?
Wissen wir nicht auch, dass es nichts bringt uns für die Menschen in unserer Umgebung zu schämen, weil die Menschen, die uns mögen uns um unserer Selbst willen mögen und nicht ihre Sympathie für uns wegen schlechter Manieren anderer aufgeben.
Ist Scham nicht nur ein Gefühl zum Selbstschutz? Wenn wir Scham empfinden, sagen wir uns selbst damit, dass wir nicht so schlecht sind, wie der Eindruck, der von uns entstehen könnte. Scham dient nicht dazu anderen zu zeigen wie gut wir sind, sondern nur uns selbst.
So passt auch die Form der Scham dazu, die ich bisher ausgespart habe, die Scham sich selbst zu offenbaren, Ideen und Wünsche preiszugeben. Die Scham davor, die manchen Partner in die Verzweiflung treibt dient dazu uns selbst glauben zu machen, dass wir trotz der schmutzigsten Phantasien ein ehrbarer Mensch sind, denn wir haben ja den Anstand sie nicht auszusprechen. So werden wir auch nie erfahren, dass unsere Gedanken gar nicht so bösartig oder dreckig oder was auch immer sind, wie wir befürchten, denn sie werden nie an die Oberfläche gelangen und ihr wahres Gesicht offenbaren.
Mittwoch, 28. Juli 2010
Regen
Es ist nicht der Regen, den man herbeisehnt nach einer langen Dürre. Es ist der Regen, der den Menschen Raum für ihre Gefühle gibt.
Man liebt sich im leisen Tröpfeln des ersten Frühlingsschauers. Man streitet sich im lauten Toben des heißen Sommergewitters, man schenkt sich gegenseitig Wärme im feuchtkalten herbstlichen Regensturm, man spürt seine Einsamkeit im Eisregen des Winters und an jedem Regentag dazwischen, weiß man, dass man fühlt, warum man fühlt und wie man fühlt.
Es ist nicht die Sonne, die uns zu Menschen macht, es ist der Regen. Der Regen ist wie die bestechende Ehrlichkeit eines wutverzerrten Kindergesichts. Die Sonne dagegen ist das süffisante Lächeln einer chic verpackten Highsocietylady auf einer Spendengala. Es ist der Regen der uns zu Menschen macht, denn er entlarvt unsere Stärken und Schwächen. Ein Lächeln in der wärmenden Frühlingssonne fällt jedem Menschen leicht, doch eine ehrliche, warmherzige Umarmung in stärksten Schauer ist eine besondere Geste. Aber der Regen zeigt auch unsere Schwächen, wenn es uns schwer fällt, auf unsere Mitmenschen zu achten, wenn unsere Selbstversunkenheit plötzlich Konsequenzen hat, die es bei Sonnenschein nicht gegeben hätte. Regen macht uns menschlich. Regen macht uns verletzlich. Regen macht uns aufrichtig.
Ich folge stumm meinen Gedanken, die mit den Tropfen auf die Erde fallen, in tausend Stücke zerspringen und damit Teil eines großen Ganzen werden, denn sie vereinigen sich mit allen anderen in tausend Stücke zersprungenen Gedanken zu einem feuchten Teppich auf den schwarzen glänzenden Straßen unserer Stadt.
Freitag, 23. Juli 2010
Von Entscheidungen und anderen Alternativen
Wie treffen Menschen ihre Entscheidungen?
Psychologen definieren Entscheiden als den Prozess der Wahl zwischen Alternativen und die Auswahl oder Ablehnung vorhandener Möglichkeiten.
Aber was passiert praktisch in einem Menschen der eine Entscheidung trifft?
Da man die Zukunft nur erahnen und die Vergangenheit nie vollständig erfassen kann sind Entscheidungen nur begrenzt rational.
Die Formulierung der Frage hat einen enormen Einfluss auf die folgende Entscheidung. So verschiebt sich möglicherweise die Entscheidung, wenn wir keine Präferenzentscheidung mehr treffen müssen, sondern eine Ablehnungsentscheidung.
Wenn wir zu dem Schluss kommen, dass die Alternative, die wir am ehesten präferieren, auch die Alternative ist, die wir am ehesten Ablehnen würden, ist uns klar geworden, dass diese Alternative viele Vor- und gleichzeitig Nachteile beinhaltet. Zu dieser Erkenntnis kommen Menschen in der Praxis häufig, wenn sie Pro- und Contra- Listen zur Entscheidungsfindung benutzen.
Eine wichtige Rolle bei einer Entscheidungsfindung spielen Erwartungen, an denen wir die Vorteile einer Alternative abwägen. Wenn wir beispielsweise kein Geburtstagsgeschenk erwarten, wird die Freude über eine Kleinigkeit groß sein, hatten wir aber einen bestimmten Wunsch gehegt, der nicht erfüllt wurde, wird unsere Freude getrübt und möglicherweise beeinflusst, wie wir uns entscheiden uns gegenüber dem Schenkenden zu verhalten. Auch wenn wir uns bemühen, wird es uns nicht gelingen uns von unseren Erwartungen vollständig zu lösen, d.h. sie beeinflussen jede unserer Entscheidungen.
Das Ziel einer Entscheidung ist eigentlich den Gewinn zu maximieren oder den Verlust zu minimieren. Je nach dem, ob wir eine Verlust- oder eine Gewinnvorrechnung erhalten wird auch hier unsere Entscheidung stark beeinflusst, beispielsweise bei medizinischen Entscheidungen: OP versus konservative Behandlung, ist entscheidend, ob einem Patienten jeweils die Überlebenswahrscheinlichkeit oder die Sterbewahrscheinlichkeit mitgeteilt wird. Und wer die Weitsicht besitzt die gebotenen Informationen umzurechnen, wird möglicherweise zu dem Schluss kommen, dass diese Entscheidung zu schwierig zu treffen ist und versuchen zu vermeiden eine Entscheidung zu treffen: Es kommt zu einer Entscheidungsaversion.
Zu Entscheidungsaversionen kommt es, wenn Probleme scheinbar zu komplex sind, um die optimale Entscheidung finden zu können, aber auch weil Menschen nicht gern Entscheidungen treffen bei denen Güter ungleich verteilt werden müssen, weil Menschen das Bedauern einer falschen Entscheidung antizipieren können, weil Menschen ungern Verantwortung für schlechte Resultate übernehmen und weil Menschen ungern Entscheidung für andere treffen.
Und Menschen mögen keine Entscheidungen, die andere für sie getroffen haben, deswegen führt eine Entscheidungsaversion generell zu Unzufriedenheit, denn irgendwer trifft früher oder später eine Entscheidung und wenn irgendwer eine Kraft ist, die wir einmal Schicksal nennen wollen.
Meist können wir uns auf unsere kognitiven Fähigkeiten verlassen und treffen häufig Entscheidungen mit denen wir gut leben können.
Kognitive Fähigkeiten sagt schon, dass wir uns eher auf Kopf- als auf Gefühlsentscheidungen verlassen sollten, weil wir sonst möglicherweise falschen Signalen folgen. Aber bei den meisten Entscheidungsprozessen kommt der Kopf früher oder später zu dem gleichen Ergebnis, wie das „Herz,“ sodass es in dieser Hinsicht selten zu Komplikationen kommen sollte.
Mein Tipp für Probleme, die uns zu schwierig erscheinen: Sie einfach betrachten wie Probleme, deren Lösung uns leicht fällt (z.B. Ich habe Hunger. Was soll ich essen?), weil jede Alternative eine gute Entscheidung ist. Wenn wir also zu dem Schluss kommen, dass jede Alternative eine gute Seite hat, entfällt des Gefühl der möglichen Fehlentscheidung und wir können uns der Wahl des Besten unter dem Guten hingeben.
Mittwoch, 7. Juli 2010
Von Wurzeln und Flügeln und anderen Liebesbeweisen
So heißt es gerade in einem aktuellen Reggae-Song von Stefanie Heinzmann und Gentleman.
Aber die wenigsten Kinder werden wirklich mit Wurzeln und Flügeln ausgestattet, einige haben nur eins von beiden und manche auch nichts.
Wurzeln zum Wachsen zu haben, heißt, die Möglichkeit bekommen in einem stabilen Umfeld groß zu werden, Sicherheit zu haben und mit den wichtigsten Grundlagen, wie Nahrung, Liebe, Aufmerksamkeit und Bildungsressourcen ausgestattet zu sein.
Flügel zum Fliegen zu haben, heißt, die Möglichkeit bekommen, sich frei entfalten zu können, eigene Wege gehen zu können und trotzdem zu wissen wieder sicher landen zu können, weil man erklärt bekam, wie Flügel funktionieren und weil man gelernt hat auf die Tragfähigkeit dieser Flügel zu vertrauen.
Es ist die Frage, warum der Mensch beides braucht, wenn dem Rest der Natur doch eins genügt oder haben Sie schon einmal eine Ente mit Wurzeln oder eine Eiche mit Flügeln gesehen?
Im Text heißt es weiter:
"Die Welt ist kalt, die Welt kann lügen, kein anderer kann dich retten"
In diesem Satz steckt die Antwort auf meine vorhergehende Frage: Weil der Mensch als solches erst einmal kalt und egoistisch ist, es sei denn ein anderes Verhalten dient seinem Vorteil, also dem Erhalt seiner Gene, so die evolutionsbiologische Ansicht, deshalb braucht der Mensch mehr Ressourcen, er muss fest wachsen können aber auch unabhängig und schnell verschwinden können.
Dass Welt kein Ort der positiven Emotionen ist, glaube ich auch, aber ich glaube nicht, dass daran allein ein paar Gene oder Hormone etwas ändern. Ich glaube, dass Freundlichkeit, Liebe, Respekt usw. rein kognitive Fähigkeiten des Menschen sind, während Tiere ihre Emotionen intuitiv regeln und somit eigentlich ehrlicher sind. Aber der Mensch entscheidet sich freundlich zu sein und er muss jeden Tag wieder darum kämpfen und entweder er schafft es diesen Emotionen größeren Raum zu geben als den anderen oder er schafft es auch nicht seinem Kind die nötige Liebe zu geben.
Menschen werden nicht mit der Befruchtung der Eizelle zu Eltern, sie werden zu Eltern, wenn sie das erste Mal etwas Gutes für ihr Kind tun und bei manchen Eltern ist das erste Gute, was sie tun, das Kind wegzugeben in bessere Hände.
Elternschaft ist nicht biologisch sondern emotional determiniert.
Manche Menschen hätten emotional nie Mutter werden dürfen und doch hat die Biologie nicht eingegriffen.
Das sind die Mütter, die ihren Kindern weder Wurzeln noch Flügel gaben. Das sind die Mütter die ihren Kindern noch eine ganz andere entscheidende Sache nicht gaben: LIEBE oder wenigsten die Möglichkeit dazu Liebe zu empfangen.
Es sind diese Art von Eltern, die niemals ein eigenes Fehlverhalten einräumen würden, wenn das Unglück der eigenen Kinder erklärt werden soll, sondern immer äußere Umstände verantwortlich machen oder gar das Kind selbst, das wehrloseste Wesen.
Die Liebe der Eltern definiert sich für mich nicht dadurch 24 Stunden am Tag 7 Tage die Woche für das Kind dazu sein, sondern, wie schon gesagt, durch das Gute, das man dem Kind tut, durch die Wurzeln und Flügel, die man dem Kind gibt oder ihm die Möglichkeit bereitet, dass es diese Sachen von jemanden erhält.
Der Wert einer Gesellschaft misst sich an der Qualität der Kinder und die Qualität der Kinder misst sich an der Qualität derer, die sie erziehen und ausbilden. Wir sollten kritischer hinschauen, denn das Wohl jeden einzelnen Kindes liegt in unserer Hand und eine Gesellschaft muss dort tragen helfen, wo ein Individuum Schwäche zeigt. Wenn die Mütter unserer Gesellschaft nicht fähig sind den Kindern Wurzeln und Flügel zu geben, dann sollten wir es tun und wir sollten uns um alle die besonders kümmern, die in ihrer Kindheit keine Wurzeln und Flügel bekommen haben, denn auch sie brauchen sie, um sie an ihre Kinder weiterzugeben.
Dienstag, 15. Juni 2010
Von Teufelskreisen und anderen Idealismen
Manchmal ist Vertrauen auch mehr als das. Manchmal ist Vertrauen, die Wahrheit nicht wissen zu müssen. Manchmal ist Vertrauen auch zu wissen, die Wahrheit sagen zu dürfen ohne den anderen zu verlieren. Manchmal ist Vertrauen auch die Wahrheit zu kennen, aber dem anderen zu überlassen, wann er sie sagen möchte.
Ich kenne Menschen, die sagen aus Liebe wächst Vertrauen und wenn man wirklich liebt kann man auch vertrauen. Ich glaube, es verhält sich anders herum, nur wenn wir dem anderen vertrauen, sind wir fähig ihn zu lieben und Liebe, die nicht auf Vertrauen basiert ist nur der Anspruch auf Besitz.
Ich denke häufiger darüber nach, warum man manche Dinge nicht verschweigt, seltener, warum man nicht lügt. In der Wissenschaft zählt auch Verschweigen zum Lügen, denn sonst würden es wahrscheinlich die wenigsten von uns auf täglich 200 Lügen schaffen. Doch wenn wir unserem Nachbar einen "Guten Tag" wünschen und ihn eigentlich nicht leiden können und ihm nichts Gutes gönnen, ist das eine Lüge. So schaffen wir es schnell auf 200 Lügen und wenn wir verschweigen, dass unserer Freundin ihr Kleid nicht steht? Schwer zu sagen! Wahrscheinlich erwartet sie von uns Aufrichtigkeit, auch wenn sie nicht danach fragt, dann ist es eine Lüge. Gehört sie allerdings zu den Menschen, denen es total egal ist wie sie herumlaufen und keinen Wert auf Äußerlichkeiten legen, dann ist Schweigen wahrscheinlich keine Lüge.
Wenn unser Gesprächspartner also nicht implizit oder explizit nach unserer Vergangenheit, unseren Ansichten oder anderen, uns möglicherweise unangenehmen Dingen fragt, dann ist es keine Lüge, sie zu verschweigen. Wir erzählen sie also, weil wir vertrauen und unser Gesprächspartner vertraut uns, weil wir sie ihm erzählen (s. Zitat). Weil er uns vertraut, erzählt er uns vielleicht auch unangenehme Dinge, woraus wir noch mehr Vertrauen ziehen. Das ist eine Art positiver Teufelskreis (man findet so etwas wie Engels- oder Himmelspirale als Gegenteil von Teufelskreis, was mir allerdings zu triefend kitschig ist).
Aber woher kommt das Grundvertrauen, das für den ersten Schritt in die Spirale nötig ist? Naivität? Hemmungshemmer (Alkohol)?
Vertrauen ist eine angeborene Fähigkeit, die mit dem Alter und der Summe der (schlechten) Erfahrungen abnimmt. Als kleine Kinder haben wir keine andere Wahl als darauf zu vertrauen, dass man sich um uns kümmert, als Erwachsene haben wir den Glauben daran verloren und wenn wir uns nicht ein wenig von unserem Grundvertrauen bewahren, werden wir nicht in der Lage sein es zurückzugewinnen.
Deswegen sollten wir uns manchmal überlegen, ob wir jemanden wirklich verletzen müssen und ob er noch genug Vertrauen hat um unseren Vertrauensmissbrauch auszugleichen oder ob wir jemanden ein Leben zerstören.
Ich glaube daran, dass wir achtsamer sein können und weniger zerstören, wenn wir besser zuhören und mehr überlegen, bevor wir handeln und wenn wir das alle tun, dann können wir zumindest bei der nächsten Generation dafür sorgen, dass sie ihr kindliches Urvertrauen behalten.
Das mag der ein oder andere naiv oder idealistisch halten, aber dem gebe ich noch ein Zitat von H. L. Mencken mit auf den Weg und gebe dabei zu bedenken, dass man in dem ein oder anderen Post durchaus erkennen kann, dass ich so nicht bin:
"Ein Idealist ist ein Mensch, der aus der Tatsache, daß eine Rose besser riecht als ein Kohlkopf, schließt, daß eine Suppe aus Rosen auch besser schmeckt."
Montag, 31. Mai 2010
Ein ganz normaler Tag - nicht für jeden von uns
Du sitzt plötzlich nicht mehr in diesem Raum, du sitzt im Kino, im Kopfkino.
Deine Gedanken fahren Achterbahn, du malst dir Szenarien aller Art aus. In dir steigt eine immense Wut und Ohnmacht auf. Du hast das Gefühl, das Leid der gesamten Menschheit lastet auf deinen Schultern. Keiner außer dir leidet, alle sind mit ihren banalen kleinen Leben beschäftigt.
Du sitzt plötzlich wieder in diesem Raum, die Bilder sind weg, die Wut im Bauch ist noch da. Du siehst das Elend selbst nicht mehr, doch du siehst noch immer die Banalitäten und du wünschst dir ein bisschen mehr Tragik und ein bisschen mehr Respekt für die Situation.
Du spürst, dass deine Stimmung heute nicht mehr zu retten ist und du bist überzeugt, dass sie nur schlimmer werden kann, weil alle Menschen in deiner Umgebung ignorant sind.
Es wird sich beweisen, dass die Welt schlecht ist und gegen dich ist sie sowieso.
Du wirst in der Bahn angerempelt, die Kantinenfrau gibt dir falsch raus, der Bus fährt dir vor der Nase weg, der Nachbar grüßt dich nicht, die Freundin ist total genervt, die Nachrichten schaust du dir heute besser gar nicht an.
Mittlerweile ist es Nacht. Du liegst im Bett, kannst nicht schlafen, dein Magen verkrampft sich, du wälzt dich hin und her.
Der Tag läuft vor deinem inneren Auge erneut ab. Plötzlich bewertest du ihn aber ganz anders.
Der Rempler in der Bahn war natürlich komplett deine Schuld, du hattest viel mehr Platz zum Ausweichen, wolltest aber lieber in Mitleid baden und der andere hatte überhaupt keine Chance.
Der Busfahrer hat einfach nicht gesehen, dass du mitwillst, weil du konsequent auf den Boden gestarrt hast und keine Versuche unternommen hast, den Bus noch rechtzeitig zu erreichen.
Der Nachbar hat dich nicht gegrüßt, weil dich nicht stören wollte, weil du konsequent auf deine Post starrtest und einen nicht-ansprechbaren Eindruck erwecktest, weil du beweisen wolltest wie sehr dich deine Mitmenschen ignorieren.
Deine Freundin hast du auch die ganze Zeit provoziert. Du bist ihr mit deiner miesen Laune auf die Pelle gerückt und hast sie in die Ecke gedrängt, sodass sie nichts anderes tun konnte als dich abzuweisen, denn wann immer sie etwas Positives sagte, hast du sie oberflächlich genannt.
Jetzt wird dir plötzlich alles klar: DU bist an allem Schuld. Du bist der schlechte Mensch und du bist so hinterhältig, dass du alle dazu bringen willst auch ein schlechter Mensch zu sein, damit keiner merkt, wie schlecht du bist.
Du ekelst dich an, doch irgendwann gegen morgen weinst du dich in den Schlaf.
Der Wecker klingelt. Du wachst mit Kopfschmerzen auf, hast zu wenig geschlafen, du fühlst dich matt und deprimiert und du weißt, dieser Tag wird nicht besser werden, du willst nicht aufstehen, sondern dich in deiner Schuld baden. Du drehst erneut am Gedankenkarussell bis du wieder spürst, dass dein Elend allen egal ist und sich keiner um dich sorgt und du so allein und verlassen bist. Alle anderen Menschen sind so ignorant.
Willkommen im Kopf eines Borderliners.
von Gastautor über kichererbse, die sich ganz herzlich für die Einblicke bedankt und ihren treuen Lesern ans Herz legt, mehr auf ihre Mitmenschen zu achten.
Mittwoch, 14. April 2010
Von Froschteichen und anderen Lebensmittelpunkten
Die Uni ist ein soziales Gefüge ohnegleichen und ein Ort des gnadenlosen Respekts.
Die Menschen, die es bis an die Uni geschafft haben, sind in ihrer Persönlichkeit relativ gefestigt und man erlebt eher selten pubertäre Ausbrüche, im Gegenzug entfallen auch Mobbingangriffe im großen und ganzen.
Die Grenze des Einzelnen wird respektiert, keiner kommt einem ungefragt zu nahe und man kann auch selbst eigentlich keinem zu nahe kommen. Man erlernt ganz neue Umgangsformen. Dozenten sind auch nicht hinter ihrem Rücken "die alte XY" sondern trotzdem "Frau Professor Z." Unter Umständen beginnt man auch seine Kommilitonen mit dem Nachnamen oder mit "Sie" anzusprechen, weil man dank der lieben Dozenten nicht mehr kennt als ihren Nachnamen.
Es gibt noch immer keine Wahrheiten. Mancher erkennt auch erst jetzt, dass es in einigen Fragen nie Wahrheiten geben wird und was in der Schule noch von den Lehrern als Wahrheit verkauft wurde, wird jetzt von den Dozenten in Frage gestellt, verworfen oder zumindest kritisch hinterfragt.
Nach Motiven muss man auch nicht mehr suchen. Sie werden präsentiert, denn das sind oft die einzigen gemeinsamen Gesprächsthemen, die Studenten (am besten noch unterschiedlicher Fachrichtungen) untereinander finden. Aber Motive werden auch vielfaltiger, während man in der Schule noch glaubte, es gäbe nur Ehrgeiz, Geld und den Willen besser zu sein als andere, finden in der Uni auch Selbstverwirklichung, Ideale und Träume einen Platz. Auch wenn man diese Motive im Einzelnen nicht immer verstehen oder nachvollziehen kann, bewundert man meist den anderen stillschweigend dafür. Man sucht sich noch immer selbst und noch immer ist man nicht immer glücklich mit dem, was man findet.
Manchmal betrachtet man sich von außen, wie man im Strom mit Hunderttausenden schwimmt, plötzlich stehen bleibt und in eine andere Richtung geht und es ist möglich. Das, was in Schulzeiten den sozialen Tod bedeutet hätte ist auf einmal möglich. Aber es ist auch leichter möglich auf der Strecke zu bleiben. Selten werden von selbst Hände gereicht, wenn man langsamer wird, in einen Sog gerät oder von einer Welle erfasst wird, es sei denn man bittet um eine Hand.
Man muss aber auch lernen seine eigene Hand nicht immer helfend auszustrecken, wenn gar keine Hilfe verlangt ist.
Man lernt an einer deutschen Uni einen sehr wichtigen Grundpfeiler unserer Gesellschaft kennen und man lernt ihn zu akzeptieren: Individualismus.
Wir sind von Kaulquappen zu kleinen Fröschen geworden und wenn wir wollen und die Ansprüche, die die Universität an uns stellt meistern, steht uns auch der Weg offen eine Königskröte* zu werden.
*erfolgreicher, finanziell zufriedener, ausgeglichener Mensch, der seinen Beitrag zur Volkswirtschaft leistet
Samstag, 6. März 2010
Abenteuer bloggen - it seems like yesterday
Was war der Anspruch vor einem Jahr, etwas Neues ausprobieren, einen neuen Blickwinkel üben und sich ein bisschen aus dem Geschehen herausnehmen und die Welt auch mal von außen betrachten (ich wusste nicht mehr, was ich vor einem Jahr überlegt habe, aber da ich ja angefangen hatte zu bloggen, kann ich es jederzeit bequem nachlesen).
Was Neues habe ich angefangen und ich habe auch reichlich Spaß dabei, auch wenn ich ein paar Krisenmonate dabei hatte. Ich habe auch ein bisschen positives Feedback bekommen, was mich zu der Entscheidung brachte, dass es vielleicht doch den ein oder anderen Menschen gibt, den das ganze hier interessiert und da es so ein wunderschönes Medium zum Aggressionsabbau ist und wenigstens niemand sofort wiedersprechen kann, werde ich die Online-Welt noch ein Weilchen mit meinen geistigen Ergüssen "bereichern"/langweilen/zuspamen/unterhalten/informierten...
Damit auch einen großen Dank an alle (regelmäßigen) Leser für euer Interesse und eure Toleranz.
Einen neuen Blickwinkel habe ich auch gewagt, auch wenn es im Blog vielleicht nicht so erscheint, aber neue Blickwinkel ergab sich auch eher außerhalb des Internets (oh ja, doch es gibt ein Leben außerhalb des Internets, auch wenn es Exemplare geben soll, die daran nicht glauben, siehe: Post vom 02.03.2010). Ich bin viel aufmerksamer gewesen, habe mich intensiver mit Themen auseinander gesetzt und habe manche Dinge auch erst wahrgenommen, weil ich nach etwas suchte, worüber man schreiben könnte.
Mich selbst zurücknehmen und Dinge von außen betrachten ist mir nur in einem sehr beschränkten Rahmen gelungen. Es ist viel Meinung dabei. Aber ich habe auch viel geschrieben, dass über meine Meinung weit hinaus geht, manchmal um zu provozieren, manchmal um zu verdeutlichen, manchmal aber auch um klar zu stellen, dass ich keine Meinung zu einem Thema äußern werde.
Ich habe mir seit Wochen überlegt, ob ich mich heute nicht ein wenig feiern sollte, stellvertretend für meinen Blog. Ich habe auch überlegt, ob ich ein besonderes Thema aufgreife oder ob ich Bilanz ziehen soll, scheint so, als hätte ich mich für das Bilanzziehen entschieden.
Aber am witzigsten finde ich, dass mir nicht nur selbst mein einjähriges Kritzeljulbeläum am Herzen lag, sondern dass es tatsächlich auch andere Leute gab, die mich daran erinnerten, oder meinten mich erinnern zu müssen, als ob ich einen so wichtigen Tag in meinem Leben vergessen könnte ;).
Ich werde heute anstoßen auf ein Jahr voller Männerkritik, Beschwerden über Servicekräfte, alltägliche Aufreger und andere Nebensächlichkeiten und ich wünsche mir, dass ich und neechan noch oft die Lust und Zeit aufbringen werden uns öffentlich zu ärgern, zu freuen, zu schadenfreuen, zu entwirren und euch zu verwirren und die Welt (unsere Welt) ein klein wenig zu verändern.
Der Blog heißt: "ein bisschen mehr vom Leben" und genau das ist er für mich geworden und ich möchte auch allen anderen Mut machen, ein bisschen mehr von ihrem Leben zu sehen und zu zeigen, mal hinter ihre eigenen Kulissen zu blicken und Dinge zu hinterfragen und vielleicht andere an ihren Erkenntnissen teilhaben zu lassen.
(Mittlerweile klingt der Post, als hätte ich einen Preis für mein Lebenswerk bekommen und würde eine Dankesrede dafür halten müssen, das wollt ich nicht, ich wollte eigentlich nur sagen, ich habe Spaß an dem, was ich tue und sage und darüber kann jeder denken, was er mag!)
Dienstag, 2. März 2010
Von Monologmitschnitten und anderem alternativen Lebensdesign
Die bescheidene Verfasserin neechan hat ja das zweifelhafte Vergnügen, ein solches internetsüchtiges Exemplar aus nächster Nähe beobachten zu dürfen. Ich möchte im Folgenden einen Auszug vorlegen aus dem Protokoll eines normalen, sich jeden Tag abspielenden Feierabends, den das Exemplar in seinem gewohnten Lebenraum - dem WeltWeitenWitz - verbringt.
Für die Glücklichen unter uns, die mit dem Phänomen der internet addiction disorder (http://en.wikipedia.org/wiki/Internet_addiction_disorder) nicht allzu vertraut sind, hier zuerst eine kurze Einführung.
Das erkrankte Exemplar kommt in sein Habitat (im Volksmund "zuhause", meistens ein Zimmer in der Elternwohnung oder ein Wohnheimzimmer), lässt Rucksack und Schuhe mitten im Flur stehen, stattet sich eventuell noch unterwegs mit Chips und Schokolade aus und lässt sich dann vor das symbiotisch schwer vermisste Unnütze-Freizeitaktivitäten-Ausübe-Gerät fallen (den PC). Dieses wird die nächsten vier bis acht Stunden nur zum Nahrungsnachschubauffinden oder Urinieren verlassen, welches beides in höchste Eile geschieht. Die eigentliche Aktivität besteht in unaufhörlichem Betätigen der Maus- und Tastaturknöpfe, im spezifischen Fall des beobachteten Exemplars in der Benutzung eines Headsets (Kopfhörer mit Mikrophon.) Sogleich wird ins ununterbrochene Daddeln übergegangen. Im vorliegenden Fall ein Spiel, das wir mal "Bunch of Heroes" nennen wollen, das man online mit mehreren echten Mitspielern spielt, über die man per "Teamspeak" kommunizieren kann. Aus ebendieser Kommunikation stammt nun der folgende Ausschnitt, der genau eine Viertelstunde dessen darstellt, was die bescheidene Verfasserin vom beobachteten Exemplar vernommen hat - ungekürzt:
Diese Gesprächsfetzen werden von einem ständigen Klicken der Maustasten begleitet - und mit ständig meine ich tatsächlich ohne Ende in in einem Takt von Millisekunden.
(20:45)
*klickklickklickklickklick*...
„'Sis glaub ich nicht das Original oder. weiß auch nicht
Hui macht schon ganz gut Schaden
*lauterwerdend* Hier is Schacko hier ist schacko!! Komm zurück komm zurück!!
Oh, hier... mh...
klickklickklick....
Schieß sie zurück!! Och ich, eh... hier ich, brauch Hilfe!
Es war ne sehr geniale Band mal wieder... das war auch nicht... das war auch kaum Sarkasmus und so.. und Ironie... ja lass Tarek allein da rumlaufen, mnja....
Nee der Schacko ist auch grottig.
Doch. Neeenene. Nein, die pusht unten ne. Jetzt ist irgendwie nicht so gut, Sie pusht nicht als Tiger, sondern irgendwie als Puma, ne.
Ah. Blitz gefunden.
Ist das da für -? Mh.
Oh mein Gott. Jack saäuft ab. Ah hiers noch was.
Ja Malte is echt uncool. Malte is tooot.
Ah hier noch einen gefunden.
Yay der XY hat -36 Armor!
Drei unten. Wollen wir die drei holen?
Dann gehen wir einfach mal -
Ja die fehlen ja auch noch. Ah hier kommen sie. Nunu läuft hoch.
Ja ich geh mal mitte gleich mal. Kann doch ein Mal... hm...
Oh hier is Schacko.
Schimmelpilze?
Jaa komm zurück komm zurück.
Wieso?
Ach das zieht, der macht keinen Schaden eh.
Wem mach ich eigtl grad Lizard? Ach ich hab mich selber geholt, einfach.
Tarek! Hier rum! Hier rum! Tarek! Hilf uns!
Ach Tarek is nicht wieder da glaub ich.
Hat er gesagT?
Weißauch nicht. Ja.
Hinter mir.
Mitte ne.
Falle nach unteeen. (?)
MOAHH.
Ja geh ich hin. Ich geh zum -
Ey ey ihr müsst zusammenbleiben (x2) Malte, was machst du, Malte!
Hörst du uns jetzt wieder?
Soll ich Blitz End holen oderLast Whisper? Enddragon?
Ich dachte, ihr -
Kann man voll schlecht mit Alli.
*lacht*
Ich hab Ulti für... gut... Nunu is ulti.
Ja und Fiddle haben die alle nicht mehr, wollt ich nur mal sagen.
Ja, bleibt zusammen. Jacks kommen dazu und... nein die haben alle nicht mehr so viel.
Ehm mach den Inhibitor und dann – achso ok, ich geh nach rechts. Ich wollt -
Wann hast du wieder Ulti Rolf? Weil wir könnten barron machen. Ok.
Komm weg.
Was? Wieso das denn?
Jetzt hab ich Shining. (21:00)
Nun stelle man sich mal vor, man hätte exakt diese Geräuschkulisse in seinem Wohnzimmer. Und zwar jeden Tag, jeden Abend, stundenlang. Sobald man nach Hause kommt, bis man ins Bett geht.
Das hat was von den Foltermethoden amerikanischer Geheimdienste, nicht wahr?
Um den schönen Kreis von Einleitung und Schlusswort zu schließen, bleibt nur noch zu sagen: "ein bisschen mehr vom (echten) Leben" würde Individuen wie dem vorgestellten Exemplar durchaus guttun. Und zwar nicht nur ihretwillen (ein kellergebräunter Nerd mehr oder weniger...), sondern auch ihrer armen, erholungsbreaubten Umwelt zuliebe.