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Mittwoch, 23. Mai 2012

Vom Schweigen und anderem Zuckerguss

Woher kommen all die Zuckermädchen? Überall im Internet tummeln sich (kleine) Mädchen die in allen Glitzer-Regenbogen-Farben beschreiben, wie wundervoll ihre Welt ist. Nebenbei erfährt man welchen rosa Zuckergusskuchen sie gebacken haben oder wie gut doch der (pinke) Nagellack ( der natürlich nach dem "schmackhaften Cocktail von letzter Woche benannt ist, sonst hätte ich ihn nie gekauft") von der teuersten Designermarke doch hält. Aber nicht nur im Internet, sie sind auch auf der Straße überall und können bei einem gepflegten Caramel Macchiato stundenlang über den Tragekomfort von Lip-Gloss beim Tanzen und Küssen philosophieren. Dabei wundere ich mich gleichzeitig, wie Drogerieketten pleite gehen können, wenn diese Menschen meine Jahresausgabe an Drogerieartikeln an einem Tag ausgeben. Ich frage mich, womit solche Menschen ihr Geld verdienen und wie leicht dieser Job sein muss, wenn es einem so leicht fällt, das (hart) erarbeitete Geld so schnell und teilweise sinnfrei auszugeben. 
Auch ich mache mich auch gern hübsch und besitze mit Sicherheit Kosmetika, die man nicht braucht, aber es würde mir schwer fallen mehrere 100 € im Monat für Kosmetik und nochmal mehrere 1000 € für Kleidung auszugeben und ich sehe keinen Sinn darin von allem nur Markenprodukte besitzen zu müssen. 
Aber was mich an diesen puderrosa Mädels wirklich stört, ist ihre "die Welt ist so toll und nichts kann das ändern" Einstellung.
Ich möchte sie schütteln und ihnen sagen, sie sollen doch mal raus auf die Straße gehen und gucken, sollen mal in einem Kinderheim oder einer Asylunterkunft vorbeischauen oder einfach mal Nachrichten schauen und dann möchte ich von denen wissen, ob die Welt wirklich nur aus Zuckerguss und Rouge besteht.
Ich frage mich dabei: Ist das Arroganz (Wenn es mir gut geht, muss die Welt in Ordnung sein...)? Oder ist es eher Fluchtreflex (Ich kann es nicht ändern, also will ich mich damit nicht beschäftigen...)? 
Ich weiß es nicht und es ist ungerecht sie zu verurteilen, nur weil sie gern über ihr Lieblingsthema reden, aber sie nerven mich. Sie sind mir zu fröhlich und zu laut und sie kultivieren die Banalität. Ich glaube das ist der Beginn vom Zerfall der Kultur, wenn die Banalität das Wichtigste wird und all die philosophischen Fragen nach Sinn und Sein an Bedeutung verlieren.
Ich wünsche mir, dass wir wieder das Schweigen lernen, bis wir wirklich etwas wichtiges zu sagen haben. In Zeiten in denen sich jeder darstellen kann, sei es in sozialen Netzwerken, Blogs oder Castingshows haben wir verlernt, dass nicht alles, was gesagt werden kann, auch gesagt werden muss...

Montag, 15. August 2011

Von Helden und anderen Charakterschwächen

Held versus Superheld,
Während der erste sich laut Definition durch einen edelmütigen Charakter gepaart mit körperlichem Geschick auszeichnet und sowohl fiktiv als auch real existieren kann, zeichnet sich der andere durch übermenschliche körperliche Fähigkeiten und/oder High-Tech-Waffen aus und kann nur fiktiv existieren.
Der klassische Held ist in heutiger Zeit eher aus der Mode gekommen. Meist findet man ihn nur noch mit Ironie gepaart in unserem alltäglichen Sprachgebrauch ("Du bist mir vielleicht ein Held"). Aber der Held ist auch durch inflationären Gebrauch des Wortes in Verruf geraten. Ich deklariere mindestens einmal wöchentlich jemand zu meinem persönlichen Helden, ohne das dieser jemand meinen Ansprüchen an einen echten Helden jemals genügen könnte, wenn ich genauer darüber nachdenken würde.
Aber obwohl diverse Definitionen behaupten der Held könne auch real existieren, frage ich mich, ob es wirklich Menschen mit solch edelmütigem Charakter geben kann, an Menschen mit herausragendem körperlichem Geschick kann ich ja durchaus noch glauben. Je mehr Heldenbeispiele ich lese, desto skeptischer werde ich, verschleiern manche Menschen nicht vielmehr mit einer großmütigen Geste irgendeine Schandtat in ihrem Leben? Eine andere Definition die ich gelesen habe sagt, dass Helden Menschen sind die für andere oder für eine Idee große Taten vollbringen und dafür ihr Leben wagen. Ich glaube, das ist die Heldendefinition der meisten Menschen, mir reicht das aber irgendwie nicht, beziehungsweise ist das für mich der klassische Superheld, der sein Leben darauf ausgerichtet hat, die Menschen (im Kleinen) oder die Menschheit (im Großen) zu retten und dabei jedes Mal sein Leben, seine Liebe oder seine Kräfte auf's Spiel setzt, dabei darf er auch Fehler machen oder er darf, wenn er gerade niemanden rettet durchaus persönliche (Charakter)Schwächen haben.
Der wahre Held dagegen ist für mich fehlerlos und auf ewig der guten Sache versprochen. Er glänzt mit Weisheit und zeichnet sich dadurch aus das er Gerechtigkeit kompromisslos durchsetzt.
Helden wären für mich Zorro, aber der ist nur ein Romanheld und Jeanne d'Arc, aber ihr Heldenleben ist wahrscheinlich mehr Mythos als Wahrheit. Womit ich zu dem Schluss komme echte Helden gibt es nicht, Superhelden hingegen, die angeblich nur fiktiv existieren gibt es in meiner Welt und jeder der das Leben eines Anderen unter Einsatz des eigenen Lebens rettet wird für mich zum Superhelden.

Donnerstag, 26. Mai 2011

Von Humor und anderen Herzensangelegenheiten

Sie: "Ach Mensch, kannst du mich nicht einmal ernst nehmen?"
Er: "Tut mir Leid, aber dafür liebe ich dich viel zu sehr!"

Die ein oder andere Frau wird jetzt entsetzt sein. Aber ich habe mich bei diesem Dialog gefragt, was können wir von diesem Pärchen lernen? Was hat dieses Paar, was andere nicht haben?
Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass diese Beziehung von 3 wesentlichen Merkmalen gekennzeichnet ist:

  1. tiefe Liebe, denn es ist ein öffentliches offenes Liebesgeständnis, das so auch nur von beiden Partnern ge- und ertragen werden kann, wenn wirkliche Gefühle auf beiden Seiten vorhanden ist.
  2. echte Ehrlichkeit, die scheinbar knallhart und trotzdem liebevoll formuliert wird. Sie ist wahrscheinlich auch nur aus Punkt 1 heraus möglich, denn im Normalfall müsste "Mann" sich eine Ausrede einfallen lassen oder er würde für diesen Satz einen Streit ernten.
  3. viel Humor, denn sie scheinen sich beide selbst nicht so ernst zu nehmen und ihren Partner auch nicht mit übergebührlichem Ernst zu begegnen. Daraus können wir wohl schlussfolgern: Die beiden haben viel zu lachen.
Gerade der letzte Punkt ist sehr interessant und nahezu erstaunlich, denn seit Jahren oder gar Jahrzehnten geben die Deutschen in allerlei (mehr oder weniger repräsentativen) Umfragen an, dass ihnen Humor an ihrem Partner besonders wichtig ist oder wäre, gerade weil oder doch eher obwohl? die Deutschen eher dafür bekannt sind zum lachen in den Keller zu gehen, am allerliebsten zu jammern und sich grundsätzlich erstmal zu beschweren, sogar über Kinderlachen vor der Haustür.
Aber wie muss ein Partner mit Humor sein? Wollen wir jemanden, der uns einen Schenkelklopfer nach dem nächsten erzählt oder oder wollen wir jemanden, der sich den ganzen Tag zum Clown macht oder wollen wir eher jemanden, der alles und auch wirklich alles waaaaaahnsinnig witzig findet, was wir tun oder sagen oder wollen wir vielleicht sogar all das auf einmal? Wohl eher nicht!
Für viele bedeutet der Wunsch "ein Partner mit Humor": Ich will jemanden, der mich aus meiner Jammerei herauszieht, ich will jemanden, der mir meinen grauen Alltag versüßt, ich will jemanden, der tolle Ideen hat, wie man ganz viel Spaß haben kann.
Immer wenn ich mir das bewusst mache, wundere ich mich nicht über ständig scheiternde Beziehungen und über immens hohe Scheidungsraten, denn so funktioniert das Leben und besonders der Alltag einfach nicht. Unser Lebens(abschnitts)partner kann nicht permanent unser Animateur oder unser ganz persönlicher Dauerbespaßer, sein.
Wenn wir unser Leben, wie es ist blöd finden, dann finden wir es auch nach kurzer Zeit mit neuem Partner blöd und noch blöder finden wir, dass unser Leben nicht zu einem wundertollen Leben machen kann und er findet blöd, dass wir alles blöd finden und sollte er mal Humor gehabt haben, hat er in unserer Nähe bald nichts mehr zu lachen.
Humor sollten wir in erster Linie selbst haben. Nur wenn wir Spaß an unserem Leben haben und uns und die negativen Dinge, die uns passieren nicht so ernst nehmen, können wir herzlich lachen und fröhlich sein und den Charme und Humor anderer erkennen und ein glückliches Leben führen.

Mittwoch, 21. Juli 2010

Alles konstruiert?

Liebe ist eine Emotion, die unser Leben sehr stark beeinflusst. Aber diese Emotion gibt es noch nicht ewig. Liebe ist ein Konstrukt der Neuzeit, ein Luxusgut, das sich Menschen vor einigen 100 Jahren noch nicht leisten konnten oder wollten. Liebe ist nicht angeboren, sondern anerzogen. Was nicht heißt, dass man an der Aufrichtigkeit dieser Emotion zweifeln sollte, es ist ein tief empfundenen Gefühl, ein tief empfundenes Bedürfnis. Woher es kommt ist dabei irrelevant.
Beziehungen sind auch ein Konstrukt, ein von außen aufgezwungenes noch dazu.
Beziehung bedeutet, dass Menschen in einem Bezug zueinander stehen, in welchem auch immer. Was die Menschen aus Beziehungen gemacht haben sind aber Verpflichtungen. Wenn wir heute eine (offizielle) Beziehungen eingehen, heißt das, dass wir Sex haben, nur noch gemeinsam auf Partys auftauchen, uns gegenseitig Eltern und Freunden vorstellen, uns mehr oder weniger aufrichtig Treue schwören, vorher Bescheid sagen, wenn wir uns mit einem potentiellen Rivalen unseres Partners treffen, auf der Straße keine (je nach Bedarf) gegen- oder gleichgeschlechtlichen Menschen anlächeln und zumindest kurzfristig eine gemeinsame Zukunft planen.
Das Wort Beziehung zwängt uns in ein gesellschaftliches Korsett. Einerseits brauchen wir diesen Zwang, weil wir uns nach Sicherheit sehnen, deswegen begeben sich einige von uns gern freiwillig in gesellschaftliche Zwänge. Zum anderen brauchen wir gesellschaftliche Zwänge auch um rebellieren zu können, um etwas zu haben, wogegen wir uns auflehnen können oder einfach nur um zu zeigen, dass wir anders sind.
Aber Beziehungen üben einen anderen Zwang auf uns aus. Vielleicht kommt dieser Zwang aus unseren kindlichen Idealen (zu oft Bambi gesehen oder so), vielleicht aus unserem persönlichen Perfektionismus heraus. Dieser innere Drang alles richtig machen zu wollen, behindert uns vielleicht in unserer freien Entfaltung uns gegen etwas zu wehren, was nicht zu uns passt oder ein Konstrukt umzudefinieren. Denn alles was konstruiert ist, kann auch anders konstruiert werden.
Wie macht man aber seinem Umfeld klar, dass man Beziehungen für sich neu definiert hat? Und wie definiert man eine Beziehung neu, in der noch die gleichen Werte gelten sollen, die in klassischen Beziehungen gelten? Diese Werte sollten aber jetzt von innen heraus kommen, nicht durch das Wort Beziehung aufdiktiert werden? In den meisten Beziehungen kommen Werte, wie Treue, Aufrichtigkeit, Nähe und Respekt auch von innen heraus, aber viele machen sich darum keine Gedanken, weil sie wissen, wenn sie das, was sie mit ihrem Partner machen, Beziehung nennen, dann haben sie keine andere Wahl. Aber genau dieser Mangel an Wahl ist es doch, was viele Menschen abschreckt. Sie sagen sie wollen ein ungezwungenes Leben führen, sich alle Wege offen halten, aber wenn es so weit wäre, würden sie schon ihren Freiheitsdrang einschränken, wenn es nur nicht jeder von ihnen erwarten würde.
Dabei geht es wie gesagt noch nicht einmal um die Erwartungen des Partners, sondern viel mehr um die Erwartungen des Umfeldes.
Wenn ich sage: "Ich habe einen Freund," dann quetsche ich mein Leben in eine vorgefertigte Schablone, aus der es nur an 2 Stellen über den Rand ragen darf, ansonsten mache ich etwas falsch und schieße mich ins gesellschaftliche Abseits.
Man wird also seiner Entscheidung und Selbstbestimmung beraubt, wenn man für Dinge die man tut, Bezeichnungen wählt, die nur nach einem Schema konstruiert werden können.

Was ich will?
Keine freie Liebe!
Findet für eure Lebensentwürfe coole, individuelle, neue Namen, damit ihr euch nicht selbst der Entscheidung beraubt, so leben zu wollen, wie ihr lebt, um euch selbst die Chance zu geben Dinge zu hinterfragen und sie aus vollem Herzen zu tun und nicht sie nur stumpfsinnig nachmacht.

Mittwoch, 14. April 2010

Von Froschteichen und anderen Lebensmittelpunkten

Das Semester hat erneut begonnen, alles ist wie immer, nichts ist wie immer. Jeder geht seine Wege. Keiner dieser Wege muss sich kreuzen. Man kann in der Masse untertauchen oder im Mittelpunkt baden. Man kann sich einsam fühlen unter hunderten Menschen und gleichzeitig geborgen und behütet allein in der Ecke sitzen.
Die Uni ist ein soziales Gefüge ohnegleichen und ein Ort des gnadenlosen Respekts.
Die Menschen, die es bis an die Uni geschafft haben, sind in ihrer Persönlichkeit relativ gefestigt und man erlebt eher selten pubertäre Ausbrüche, im Gegenzug entfallen auch Mobbingangriffe im großen und ganzen.
Die Grenze des Einzelnen wird respektiert, keiner kommt einem ungefragt zu nahe und man kann auch selbst eigentlich keinem zu nahe kommen. Man erlernt ganz neue Umgangsformen. Dozenten sind auch nicht hinter ihrem Rücken "die alte XY" sondern trotzdem "Frau Professor Z." Unter Umständen beginnt man auch seine Kommilitonen mit dem Nachnamen oder mit "Sie" anzusprechen, weil man dank der lieben Dozenten nicht mehr kennt als ihren Nachnamen.

Es gibt noch immer keine Wahrheiten. Mancher erkennt auch erst jetzt, dass es in einigen Fragen nie Wahrheiten geben wird und was in der Schule noch von den Lehrern als Wahrheit verkauft wurde, wird jetzt von den Dozenten in Frage gestellt, verworfen oder zumindest kritisch hinterfragt.
Nach Motiven muss man auch nicht mehr suchen. Sie werden präsentiert, denn das sind oft die einzigen gemeinsamen Gesprächsthemen, die Studenten (am besten noch unterschiedlicher Fachrichtungen) untereinander finden. Aber Motive werden auch vielfaltiger, während man in der Schule noch glaubte, es gäbe nur Ehrgeiz, Geld und den Willen besser zu sein als andere, finden in der Uni auch Selbstverwirklichung, Ideale und Träume einen Platz. Auch wenn man diese Motive im Einzelnen nicht immer verstehen oder nachvollziehen kann, bewundert man meist den anderen stillschweigend dafür. Man sucht sich noch immer selbst und noch immer ist man nicht immer glücklich mit dem, was man findet.
Manchmal betrachtet man sich von außen, wie man im Strom mit Hunderttausenden schwimmt, plötzlich stehen bleibt und in eine andere Richtung geht und es ist möglich. Das, was in Schulzeiten den sozialen Tod bedeutet hätte ist auf einmal möglich. Aber es ist auch leichter möglich auf der Strecke zu bleiben. Selten werden von selbst Hände gereicht, wenn man langsamer wird, in einen Sog gerät oder von einer Welle erfasst wird, es sei denn man bittet um eine Hand.
Man muss aber auch lernen seine eigene Hand nicht immer helfend auszustrecken, wenn gar keine Hilfe verlangt ist.
Man lernt an einer deutschen Uni einen sehr wichtigen Grundpfeiler unserer Gesellschaft kennen und man lernt ihn zu akzeptieren: Individualismus.

Wir sind von Kaulquappen zu kleinen Fröschen geworden und wenn wir wollen und die Ansprüche, die die Universität an uns stellt meistern, steht uns auch der Weg offen eine Königskröte* zu werden.





*erfolgreicher, finanziell zufriedener, ausgeglichener Mensch, der seinen Beitrag zur Volkswirtschaft leistet

Montag, 1. Februar 2010

Home, sweet Home... oder Klo(ver)balisierung

Ein Streitgespräch:

"Beim Koreaner mit dem Löffel Sushi essen - das ist Globalisierung."
"Alle Menschen auf der Welt sprechen hauptsächlich englisch und adapitieren "the American way of life"- das ist Globalisierung."
"Wir demonstrieren dagegen, dass durch Globalisierung unsere Umwelt stärker belastet wird und lassen dann auf dem Demo-Gelände unsere Junkfoodverpackungen liegen- das ist Globalisierung."
"Alle können, aber keiner macht mehr- das ist Globalisierung."

Unter Globalisierung versteht man die zunehmenden weltweiten Verflechtungen in mehreren Bereichen, wie Kommunikation und Wirtschaft. Selbstverständlich haben diese Verflechtungen sowohl positive als auch negative Konsequenzen, die oft genug an anderer Stelle diskutiert werden. Aber zu diesem Thema gehören so viele andere Lebensbereiche:
Die Fragen, die in Zusammenhang mit Globalisierung und Kapitalismus stehen (Wie soll sich der Bauer verhalten, wenn seine Frau sagt: 'Sieh zu, dass du Land gewinnst!'?) und Fragen zu Trennungen trotz wachsender Reisemöglichkeiten (Leiden Bäcker unter Abschiedsschmerz, wenn sie jeden morgen einen Hefeteig gehen lassen müssen?) oder ob die durch die Globalisierung wachsende Mobilität nicht größere Folgen für unsere Umwelt hat, als wir bisher befürchteten (Macht man den Meeresspiegel kaputt, wenn man in See sticht?)

Aber zurück zum Ernst der Sache: Wenn wir Samstagabend beim Thai sitzen und unsere "Italian Pizza" Belag Hawaii essen und dazu ein gutes Glas Burgunder trinken und dann der netten türkischen Bedienung ein extra großes Trinkgeld geben, scheint es so zu sein, dass wir etwas verlieren, was angeblich für die Entwicklung einer stabilen Persönlichkeit von unschätzbarem Wert ist: Heimat?
Wenn wir rastlos reisen können, unser berufliches Glück aller 2 Jahre auf einem anderen Kontinent suchen und wir keinen Ort mehr zu Hause nennen, keine spezifischen Eigenheiten der Länder und Kulturen mehr kennen, dann brauchen wir eine neue Definition von Heimat und die gibt es auch schon: Heimat ist kein Ort sondern ein Gefühl, ein Gefühl der Geborgenheit, ein Platz an dem die Menschen sich gern haben. Na, dann ist mir ja alles klar! Nein, nichts ist mir klar. Kann ein Deutscher so ein Gefühl überhaupt vermitteln. Der Bewohner eines von Individualismus geprägten Landes soll ein wärmendes Gefühl vermitteln? Ein Land in dem es schwer fällt Respekt zu zeigen, ein Land in dem Eltern Probleme haben ihren Kindern oder den Kindern ihrer Partner liebevoll zu begegnen, soll ein Gefühl von "zu Hause" sein vermitteln. Immer weniger Deutsche schaffen es, ihre Nachbarn zu grüßen, sich für nette Gesten zu bedanken oder einfach nur freundlich zu lächeln. Ein Land, das jedem fremden Heimatlosgewordenenen sooooo kritisch gegenübersteht, kann auch bald denen kein Heimatgefühl mehr vermitteln, die es von Geburt an haben sollten.

In einem Land in dem materielle Werte mehr zählen als ein echtes Gemeinschaftsgefühl, können auch Kampangen wie "WIR sind Deutschland" nicht mehr helfen. Wenn Hautfarbe, sexuelle Vorlieben und politische Einstellung ausreichen um diskriminiert oder verletzt zu werden, ist nirgendwo Platz für Geborgenheit. Wie sollen eine solche Gesellschaft dazu einladen eine Heimat zu sein, wenn auch nur eine vorübergehenende?

Dienstag, 15. Dezember 2009

nichts passiert oder von Erinnerung und anderen Retrospektiven

Es scheint mir noch zu früh in diesem Jahr um einen Jahresrückblick zu schreiben, obwohl sowohl die Printmedien als auch die Flimmermedien voll davon sind. Aber ein zweiter Rückblick ist in den letzten Tagen sehr beliebt: Der Rückblick auf das vergangene Jahrzehnt: 10 Jahre Nullen.
Ich finde diese objektive Beschreibung der Erscheinung der Jahreszahlen von 2000 bis 2009 -10 Jahre Nullen- sagt auch eine Menge über den Inhalt des sich neigenden Jahrzehnts.
Es gibt nur 2 Ereignisse, die ich unweigerlich mit den letzten 10 Jahren in Verbindung bringe: Das Ankommen des "islamistischen" Terrorismus in der westlichen Welt und die offizielle Euro-Einführung, wobei die Euro- Einführung als Buchwährung bereits 1999 war und ab da auch schon geprägt wurde und damit noch nicht einmal ihre Geburtsstunde in den 2000ern hat.
Wenn ich über weitere Großereignisse berichten sollte, müsste ich nachdenken. Ich erinnere mich noch dunkel an den Tsunamie und dass wir (gemeint: die BRD) die ein oder andere kriegerische Auseinandersetzung im Nahen Osten unterstützt haben. Desweiteren begann bereits 2008 eine Weltwirtschaftskrise, die heute von einigen Finanzexperten als finanzielle Nahtoderfahrung beschrieben wird. Bei dieser Nahtoderfahrung fragen sich aber einige Wenige, ob nicht doch alles ein großer Schwindel war und man sich so ein paar unliebsamer Probleme entledigen konnte oder Unternehmensschulden zu Staatsschulden machen konnte. Reale Auswirkungen dieser Krise haben nicht-an-der-Börse-spekulierende Ottonormalverbraucher erst in den letzten Monaten realisiert, als doch das ein oder andere Großunternehmen das Handtuch hin- und die Mitarbeiter herauswarf. Aber bei Krisenskeptikern und Verschwörungstheoretikern hält sich vehement das Gerücht, diese Firmen waren auch so am Ende.
Desweiteren gilt die letzten 10 Jahre als Retro- Jahrzehnt, die merkwürdigen Kleidermacken aller Jahrzehnte kamen geballt und zeitweise neu kombiniert zurück.
Ach, und dann war da auch noch die Fußball-WM in Deutschland und man hat sich bemüht "Freunde" zu werden mit der Welt, eine gute Gelegenheit das angekratzte Gastgeberimage aufzupolieren, mit mäßigem Erfolg. Wir sind einfach keine Feiernation und wenn man sich dann als junger Deutscher mit "Du bist Deutschland"- Kampagnen identifizieren soll, bei denen man die ganze Zeit mit toten Dichtern und Denkern verglichen wird, kommt auch keine richtige Feierstimmung auf: "Goethe ist tot, Goethe ist Deutschland, DU bist Deutschland, du bist tot, Deutschland ist tot."
Da enden sie auch schon: die weltbewegenden Ereignisse, die in meinem Bewusstsein hängen geblieben sind. Aber vielleicht bin ich auch nur ignorant und/oder mir sind viele Ereignisse einfach nicht in ihrer bedeutungstragenden Rolle deutlich geworden.
Aber vielleicht wesentlicher als das große Ganze sind die persönliche Erfahrungen mit dem letzte Jahrzehnt. Diese sind im aber eigentlich auch nicht so rosig. Es war die vielleicht schwierigste Zeit in meinem Leben, der Weg von einem naiven, sensiblen Kind, das die Welt in bunten und schillernden Farben sieht, zu einer jungen Erwachsenen, die Negativität und Schwärze der Welt erkennt und mit realitätsnahen Zynismus das beste daraus zu machen versucht.
Jeder, der es erlebt hat, kennt die Probleme der Pubertät und die verzweifelten Versuche die Eltern zu erziehen, aber im Großen und Ganzen waren keine dieser Erfahrungen an das Jahrzehnt gebunden -schade, dass ich leider kein Flowerpowerkind werden konnte, weil die Jugend von heute zu auf- oder abgeklärt für eine Retrovariante von Love and Peace ist.
Auch der Schritt aus den verkrusteten Strukturen in die Moderne ist mir gelungen, aber nicht durch bereichernde Erfindungen des Jahrzehnts, sondern durch Landflucht und ein neues Leben in der Großstadt in der man für DSL nicht auf den Kirchturm klettern muss, wenn überhaupt.
Aber Erfindungen ist ein gutes Stichwort. Hatten wir welche in den letzten Jahren? Neue Möglichkeiten Musik innerhalb der Ohren abzuspielen, aber dafür gab es in den 80ern den Walkman und in den 90ern den Diskman, also nur eine Weiterentwicklung. Ein Auto in das eigentlich nur 2 Leute reinpassen jetzt für 4 Leute, auch nichts wirklich Neues. In der Kommunikations- und IT- Branche findet sich die ein oder andere Neuheit, aber da ist der jungen Generation gar nicht mehr klar, dass Ende der 90er die Handys der meisten Leute noch gelb waren und am Straßenrand standen und nur privilegierte Menschen eine tragbare Telefonzelle besaßen und man in der Zeit des Ladens einer Website den Wochenabwasch machen konnte, beschreibt Entwicklung diese Phenomene besser als Erfindung. Auch social networking scheint eine Erfindung der letzten Jahre. Obwohl es früher wahrscheinlich besser funktionierte, als man die Leute noch von Angesicht zu Angesicht kannte und nur den Begriff dafür noch nicht.
So ist das eben mit dem "time ghost" oder wie die Engländer zu sagen pflegen: "zeitgeist"

Samstag, 12. Dezember 2009

Von glamourösen Weihnachten und anderen Illusionen

Jedes Jahr sagen wir um diese Zeit doch wieder: Das ging aber schnell vorbei. Merkwürdig, dass jedes Jahr die subjektive Wahrnehmung am Jahresende vorgaugelt, dass 365 Tage diesmal noch weniger waren als letztes Jahr. Ein Tag ist auch nicht mehr das, was er mal war. Wir haben das Gefühl, dass uns Weihnachten einfach ohne Vorwarnung überfällt oder überrennt. Wir glauben im Nachhinein, dass in unserer Kindheit die Zeit zwischen den Weihnachten eine halbe Ewigkeit waren, aber ich glaube, dass das nur in unseren Erinnerungen so ist und wir damals schon nur von einem Konsumfest zum nächsten hetzten, es war nur nicht so stressig, weil kleine Kinder ihren Eltern nur ein Bild zum Geburtstag malen müssen und sich nicht stundenlang Gedanken über ein angemessenes Geschenk zu machen. An Ostern und Weihnachten haben wir einfach so lange wie möglich behauptet an Osterhase und Weihnachtsmann zu glauben um uns eine Menge Zeit zu ersparen. Wir hatten damals einfach ein besseres Zeitmanagement. Aber wenn ich dieses Jahr an Weihnachten vor meiner Nichte stehe und ihr erzähle, dass ich nichts für sie habe, weil die Geschenke ja der Weihnachtsmann bringt, sorgt sie dafür, dass ihre Eltern mich in eine psychiatrische Einrichtung einweisen lassen, aber sie selbst muss niemandem Geschenke machen, das ist ja Sache des Weihnachtsmannes. Ach, für Kinder ist die Welt noch einfach.
Es rückt immer näher, das Fest der roten Männer. Ich habe mir dieses Jahr auch ein wenig meiner kindlichen Bescheidenheit zurückerobert und die Liste der von mir Beschenkten stark reduziert. Ich mache gern Geschenke, aber Weihnachtsgeschenke sind so unpersönlich geworden. Die ein oder andere kleine Freude über das Jahr verteilt und ein individuelles Geburtstagsgeschenk haben doch eine viel längerfristige Wirkung, als ein hektisch besorgtes Geschenk zu einem Fest, bei dem es zum guten Ton gehört, sich zu beschenken. Man schenkt also praktisch nur noch,weil man schenken muss.
Man könnte sich jetzt auch seitenlang darüber auslassen, das wir die wahre Bedeutung von Weihnachten aus den Augen verloren haben. Aber das wird genug an anderer Stelle getan. Des weiteren ist doch die Bedeutung eines Festes daran zu messen, was die Gesellschaft von diesem Tag hält und was sie tut. Denn Bedeutung meint doch: Welchen Wert hat etwas für mich und wie setze ich diesen Wert um? Dann misst sich die Bedeutung von Weihnachten an der Anzahl von verspeisten Gänsen, getrunkenen Glühweinbechern, verteilten Geschenken und fabrizierten Familienstreitigkeiten. Man spricht gelegentlich auch von Weihnachten als das Fest der Liebe, aber es ist mehr ein Fest der Illusion der Liebe. Man wünscht sich ein Mal im Jahr Frieden und Freude, aber man erntet eigentlich nur Streit. Dies kommt vor allem dadurch zu stande, dass wir versuchen diese Liebe auf rationalen Wegen zu erreichen. Wir geben uns Mühe, besonders freundlich zu sein, keine falschen Worte zu gebrauchen, aber durch unsere Anspannung, passiert genau das: Wir sagen etwas falsches oder unsere Anspannung wandelt sich in Gereiztheit und wir fühlen uns von den anderen nicht gut genug behandelt, wo wir uns doch so viel Mühe geben. Aber diese wachsende Gereiztheit nimmt den Raum für echte Freundlichkeit, Gemeinschaft und Zärtlichkeit. Da geht es dahin, das Fest der Liebe.
Wenn wir nun wissen, dass Weihnachten nicht das Fest der Liebe ist, was ist es dann? Ich denke als ein Fest kann man Weihnachten definitiv definieren: als ein Familienfest. Vielleicht das letzte übrig gebliebene Familienfest in einer individualistischen Gesellschaft wie der unseren. Familienfest heißt ja nicht zwangsläufig harmonisches Fest und schließt deswegen ein Fest der mangelnden Liebe nicht aus. Aber man kann Weihnachten nur bei seiner Familie verbringen, weil alle anderen auch bei ihrer Familie sind. Es gibt auch keine Begründung, die eine Familie zulassen würde, mit der man den Fest der Feste entziehen könnte.
Ab einem gewissen Alter kommt dann die „Schwiegerfamilie“ dazu und noch ein wenig später ist es die eigene Familie, die man an Weihnachten zusammen zuhalten versucht und dafür auch die eigenen Eltern unter den ersten sebstgekauften Weihnachtsbaum setzt und die kommen zu der unweigerlichen Erkenntnis, dass sie alt geworden sind.
Jeder versucht irgendwann gegen Weihnachten aufzubegehren, es für sich persönlich zu reformieren, aber es ändert sich nur die äußere Erscheinung und bleibt irgendwie immer ein Familienfest.
Man wirft Weihnachten seit Jahren vor immer „amerikanischer“ zu werden und auch die diesjährige Weihnachtsreform legt diesen Schluss nahe: Weihnachten wird dieses Jahr ein Glitzer- und Glamourfest, zumindest wenn man in die Dekoläden schaut. Zwischen in Glitter getauchten Kugeln findet man Glitzerelche und schimmernden Kunstschnee. Die Frauen müssen sich dieses Jahr etwas einfallen lassen, wenn sie mit dem Baum um die Wette glitzern möchten. Aber vielleicht sollten wir dieses Jahr die Rolle des Baumes übernehmen und mit natürlicher Schönheit glänzen.

Sonntag, 9. August 2009

Vom Wort zum Sonntag und anderen Anti-Raucher-Kampagnen

Zum Warmwerden beginnen wir heute mit einem Ratespiel. Wer ist das asozialste Pack, das auf der Erde kreucht und fleucht?
Antwort: Raucher.

Nach dieser fulminanten Einleitung haben wir hoffentlich betreffendes Klientel verscheucht, und ich kann mit meiner Hassparole, ich wollte sagen, gerechtfertigten Irritation fortfahren.

Was gibt es Schöneres an einem sonnigen Sonntag, der völlig ohne Familienbesuch oder drohende Leistungsabfragen verlaufen kann, gemütlich in einem Café zu sitzen, mit einer Saftschorle, einem Kaffee oder Tee, und einer gutmütigen Gleichgültigkeit gegenüber saccharosophilen Wespen auf einem kleinen Tischchen.
Vogel singen, die Getränke sind köstlich, die Zeit bleibt stehen, es ist herrlich.
Du hebst dein Glas zum Mund, nimmst einen Schluck und fühlst, wie sich sämtliche Papillen in deinem Mund- und Nasenraum zu einem süßen, erfrischenden gemeinsamen Geschmackserlebnis öffnen - und verschluckst dich tierisch, weil plötzlich ein Geruch nach unter anderem Kohlenstoffdioxid, Kohlenmonoxid, Stickstoffoxid, Benzol, Formaldehyd, Butadien, Acetaldehyd, Methanol, Blausäure, und nicht zuletzt Nikotin zu dir herüberzieht.
Nein, denkst du, das ist jetzt nicht wahr, und drehst dich um, nur um tatsächlich ein älteres Ehepaar mit Fluppen zwischen den gelblichen, faltigknochigen Fingern zu sehen.
Du fühlst dich gestört, aber du willst nicht unhöflich sein. Antippen und sagen "Entschuldigung, können Sie Ihre Zigarette bitte so halten, dass ihr Rauch nicht zu mir rüberweht?" - naja, vielleicht später, erstmal schauen, vielleicht kommen sie ja selbst drauf. (Da kannst du lange warten. Das weißt du auch. Raucher, gerade in diesem Alter, denken immer, dass das ja 'ihre Sache' ist und dass sie ja 'niemandem Schaden zufügen außer sich selbst'.)
Muss das denn überhaupt sein? Kaffee UND Kippe? Meine Güte, ihr seid draußen, atmet doch mal durch, nachher könnt ihr immernoch euer gelbwandiges Wohnzimmer vollqualmen.
Du sitzt also über deinem Glas und stellst dir vor, wie der Qualm langsam in deine Lunge wandert, dort lustige schwarze Teerflecken hinterlässt, weiterwandert in die Blutbahn, und schlussendlich im Gehirn ankommt, um sich an deinen Denkzellen gütlich zu tun.
Und dieses dämliche ältere Ehepaar... sitzt da und freut sich des Lebens, während sie deines Zug um Zug verkürzen!
Du stehst auf, bezahlst, das war ja ein erholsamer Sommernachmittag, und denkst dir, das Rauchverbot sollte auch außerhalb von Gastronomien gelten, wenn dort noch Sitzplätze sind.

Herzlichen Dank, liebe Raucher, ihr rücksichtsloses und asoziales Pack. Dieses Gerauche ist ein Schandmal, dass sich durch alle Gesellschaftsschichten zieht und zu ebenso verbreiteten Phänomenen beiträgt. Denn es ist genauso Kindesmisshandlung, wenn eine schwangere Frau raucht, als wenn sie ihr Kind schlägt oder nur jeden zweiten Tag füttert.

Montag, 1. Juni 2009

Von deutschen Feiermuffeln und anderer Bürokratie

- in Bezug auf Kichererbses Blog vom selben Tag: Von Feiermuffeln und anderen Deutschen -

In der Tat sind "wir Deutschen" ein faules Volk, das lieber vor der Fernsehcouch sitzt und sich von D. Bohlen und V. Pooth beschallen lässt, als mal munter in den Garten zu spazieren und mit Freunden zu feiern. Zumindest verallgemeinert.

Woran kann das denn liegen?
Ich behaupte mal, es liegt an mangelnder Spontanität und Perfektionsdrang; Und die Begründung folgt stehenden Fußes.

Eine deutsche Feier muss organisiert werden. Wie viele Leute kommen? Wann treffen wir uns, und wo genau? Was soll ich mitbringen? Darf ich den-und-den-einladen, oder streitet der sich dann wieder mit der-und-der? Können da auch alle kommen? Haben alle meine Einladung bekommen? Haben wir alle überhaupt genug Platz? Darf man da überhaupt grillen?
All diese Fragen müssen strengstens abgeklärt werden, bevor eine Feier hier begangen werden kann.
Nur wenige Gastgeber/Feierorganisatoren sind entspannt genug, um eine spontan auftauchende Menschentraube mit einem lockeren Lächeln begrüßen zu können, oder um bei einer Grillfeier nicht mit einem Wort zu beklagen, dass für dreizehn Leute zwei Steaks da sind, aber ungefähr sieben Baguettes.

Natürlich stelle ich mir auch die Frage, warum ich Pfingsten feiern sollte, schließlich bin ich weder jüdisch noch christlich.
Andererseits muss man es doch mal so sehen: Seid ihr schon mal morgens (so um 12Uhr) zur Uni gehetzt, oder habt mittags am Schreibtisch gesessen, während ihr durch fleckige Glasscheiben starrtet und die Sonne wunderschön vom Himmel leuchtete - und dann gedacht: "Boah, jetzt grillen/Hängematte/tanzen gehen/...."? Ich gehe davon aus, dass das jedem gelegentlich so geht, vielleicht in leicht abwendelbarer Situation.
Heute, Pfingstmontag, den 1.6.09, herrscht ein glorioses Wetter: kein Wölkchen am Himmel, alles Eisdielen haben offen, angenehmer Sonnenschein. Da kann man doch einfach diesen Umstand mal genießen. Rausgehen, an den See setzen; oder einfach nur ein paar Freunde anrufen, auf die man Lust hat, und sich irgendwas schönes suchen.
Und das ist nicht nur auf Sommerwetter beschränkt: Feiert doch einfach mal die Feste, wie sie fallen! Diese ominösen Brückentage, an denen man sich denkt: "heute arbeite ich an meinem Projekt weiter" (was meistensnicht funktioniert) - man kann sie sich doch einfach nehmen und geselliges Zusammensein praktizieren. Und zum Trost für das oben genannte 'wichtige Projekt': Im Zweifelsfall hättet ihr eh maximal 90 Minuten konzentriert dran gesessen, und den Rest des Tages in "Ich muss was tun aber ich kann mich nicht aufraffen"-Stimmung verbracht.

Also, ich schließe mich mal ein bisschen Kichererbses Meinung an: es ist schon seltsam, dass die stressgeplagten Deutschen ihre freien Tage nicht exzessiver nutzen.
Aber wir sind dazu wohl einfach nicht prädestiniert. Was erwartet man von einem Volk, dessen Nationalgerichte sich in der Zubereitung in etwa so lesen: "Nimm Fleisch und Butter, serviere schwere Teigspeise dazu, und wenn du dahast, TK-Gemüse." [für die Rhethoriker unter uns: das Stilmittel hier nennt man ironische Überhöhung].

Andererseits: Liebe Kichererbse, möchtest du wirklich ständig irgendwelche Paraden auf den Straßen haben? Mir reicht schon Christopher Street Day völlig.
Und wenn du das nächste Mal den TDDE (Tag der deutschen Einheit) feiern möchtest, lade ein! Wir sind dabei, so spontan, flexibel, feierfreudig und undeutsch wie uns Deutschen das nur möglich ist!

Zum Abschluss noch eines: Feier- und Gedenktage sollten ruhig kontrovers diskutiert werden.
Ist der Muttertag abschaffungswürdig, weil er von den Nazis für ihre Zwecke missbraucht wurde? Ist Ostern heutzutage überhaupt noch ein Festtag? Ist es absoluter Schwachsinn, Halloween zu feiern? [hier kurz eine Anmerkung im Eigeninteresse: nein, ist es nicht, und ich will auch dieses Jahr wieder feiern!! Ab in die Kostüme!!] Und kann man den TDDE nicht auch negativ sehen, zum Beispiel weil man sich vor der Einheit ein wirtschaftskräftigeres Ostdeutschland gewünscht hätte?

Mein Vorschlag wäre: gesetzlich festgelegte Feiertage werden gemütlich begangen, jeder feiert so, wie er das für gut hält (im Rahmen des Gesetzes, versteht sich). Und damit wir unsere Feiertage auch genießen können, baut jeder Arbeitgeber eine Woche ein, in der liegengelassene Arbeit aufgeholt werden soll - kein Urlaub, sondern eine Chance, die echten Feiertage ohne schlechtes Gewissen genießen zu können.

In dem Sinne, frohe Pfingstfeiertage!

Vom Feiermuffeln und anderen Deutschen

Alte Menschen wandeln durch den Park, Entenfamilien machen ihren Feiertagsausflug auf dem See. Alleinerziehende Mütter schubsen unermüdlich ihre Kinder auf den Schaukeln des Spielplatzes an. Es ist Feiertag, was in dieser Gesellschaft so viel heißt wie ein zusätzlicher arbeitsfreier Tag in einer stressigen Woche. Er wird dafür genutzt die liegengebliebene Hausarbeit zu machen, sich um den Garten zu kümmern oder den fehlenden Schlaf nachzuholen. Warum macht kein ganzes Stadtviertel den Park unsicher, grillt und feiert und lacht gemeinsam?
Dabei gibt es doch auch den Spruch: "Man soll die Feste feiern wie sie fallen." Ich suche hier in Deutschland einen Feiertag oder ein Fest, das tatsächlich noch gefeiert wird. Schaut man in andere Kulturen oder nur Nationen wird dort ausgelassen gefeiert, was der Kalender zu bieten hat. In den USA begeht man regelrecht ein Volksfest am Independence Day und auch an Thanks Giving würde niemand auf die Idee kommen allein zu bleiben, in anderen Ländern feiert man ausgelassen alle religiösen Feste, die sich auftreiben lassen, am liebsten mit der ganzen Straße oder dem ganzen Dorf oder auch eher traditionelle Familienfeste feiert man dann wirklich mit der ganzen Familie, zum Beispiel die berühmte türkische Hochzeit, die überhaupt kein richtiges Fest ist, wenn nicht wenigstens 100 Personen da sind und in Deutschland reicht einigen eine Hochzeit mit Eltern, Schwiegereltern und Trauzeugen und feiern heißt, gemeinsam irgendwo essen zu gehen und auch Weihnachten ist für viele auch nur aus dem Grund der Geschenke relevant, ein Familienfest ist es kaum noch und religiöse Bedeutung hat es sowieso für die wenigsten, was auch nicht schlimm wäre, wenn man die Zeit wenigstens nutzen würde um in Gemeinschaft eine schöne Zeit zu verbringen und nicht von Tante A zu B hetzen würde um Geschenke einzusammeln.
Was Ausländer immer wieder entsetzt, ist die Tatsache, dass wir Deutschen nicht einmal unseren Nationalfeiertag (für alle, die sich gerade fragen, welcher das ist: Tag der deutschen Einheit am 03. 10.) vernünftig und ausgelassen feiern und ihm kaum Bedeutung beimessen.
Da stellt sich wieder die Frage, wie man der Jugend ein gesundes Verhältnis zu ihrem Land und ihrer Geschichte beibringen soll, wenn man nicht einmal die positiven Ereignisse der Vergangenheit feiert, sondern man ihnen nur sagt, dass sie schulfrei haben und auch alle Läden geschlossen. Wie soll denn auch ein Zusammengehörigkeitsgefühl entstehen und alle Menschen, die in Deutschland leben, integriert werden, wenn es kein Fest gibt, dass alle gemeinsam feiern können?