alles was da draußen zu sein scheint und trotzdem bisher nie besprochen wurde
Freitag, 12. Dezember 2014
Vom wahren Untergang des Abendlandes
Es gibt Stimmen gegen PEgIdA und wie der ganze Rechtsdreck auch heißen mag, aber sie sind zu leise und zu wenige und sie sind nicht engagiert genug wirklich etwas zu tun. Es gibt keinen offenen Brief von hunderten namenhaften christlichen Gelehrten, die dieses Verhalten mit Hilfe von biblischer Exegese auseinandernehmen und verurteilen oder die die wahren Werte unseres Abendlandes herausstellen. Es wird höchste Zeit.
Vor allem muss mehr kommen von unserer Kanzlerin, auch wenn ihr Innenpolitik nie wichtig wahr, seit ihrer Machtübernahme, sie ist die Königin der Außenpolitik. Ihr scheinbares Credo, die innenpolitischen Probleme lösen sich schon von allein, wenn es in der Welt läuft, funktioniert nicht mehr, da nichts mehr läuft in der Welt. Wirtschaft ist nicht alles
Aber auch wenn sie sich nicht um das Innere kümmern möchte, muss sie wenigstens ihre Leute in den Griff bekommen. Da darf sich keine Schwesterpartei auf die Seite der dümmsten Populisten stellen und plötzlich eine Deutsch-Pflicht in der heimischen Küche fordern, die nirgendwo in Deutschland so lächerlich ist wie in Bayern, aber auch die wissenschaftlich relevanten Fakten, die dagegen sprechen, wurden bereits medial umfangreich ausgewertet, sodass Wiederholung hier überflüssig wäre.
Da darf auch kein CDU-Ministerpräsident eine Special-Task-Force gegen kriminielle Ausländer ins Leben rufen, die sich in keiner Statistik des Bundeslandes nachweisen lassen, nur um die Vorurteile und Ängste seiner Bürger noch zu stärken. Der Kampf gegen Vorurteile ist schwer und auch langjährige Forschung hat kaum effektive Methoden dagegen entwickeln können, aber hingehen und sagen, ja du hast recht, wir können zwar keinen Nachweiß dafür finden, aber Ausländer könnten gefährlich sein, ist mit Sicherheit der falsche Weg, aber Politik und Logik gehörten ja noch nie zusammen. Schade Herr Tillich, dass Ihnen das Vertrauen der halbwegs gemäßigten Sachsen nicht reicht und Sie unbedingt die Liebe der NPD-Wähler gewinnen wollen.
Rechtsradikale Gewalt wird noch weitestgehend abgelehnt, aber die rechtspopulistische Äußerungen werden immer beliebter: "Ich bin ja kein Nazi, ABER... "
Es ist ungefähr als ob ich sage: "Ich bin ja nicht naiv, aber ich glaube daran, dass ein friedliches Zusammenleben funktionieren kann."
In was für einem Land leben wir eigentlich?
Da setzen Menschen ihr Leben aufs Spiel, geben alles Geld, das sie haben und lassen alles zurück, um ihre Kinder aus dem Krieg herauszubringen, damit sie zur Schule gehen können, nicht täglich Bomben, Waffen, tote Menschen und Körperteile sehen müssen, schlicht dafür dass sie LEBEN können und eine Zukunft haben können. Ein minimaler Bruchteil schafft es hierher. Darf in einem schimmeligen Raum, Container oder unbeheiztem Zelt bei -3°C unterkriechen und sonst dürfen sie nichts. Sie müssen da bleiben, dürfen keine Deutschkurse besuchen, geschweige denn etwas zur Gesellschaft beitragen und dann kommt da jemand und zündet "ihre" Unterkunft an. Die Angst und die Erinnerung an Krieg, Tod und Zerstörung kehren zurück. Vom Krieg in den Tod.
Das sind also unsere abendländischen Werte, die wir bedroht sehen?!
Das macht mir Angst. Das tut mir weh.
Ich kann noch nachvollziehen, dass Menschen am sogenannten Rand der Gesellschaft mit wenig Bildung und noch weniger Bildungschancen für ihre Kinder und ohne Job und Perspektive auf die "Argumente" der rechten Menschenfänger hereinfallen. Obwohl ich mir auch hier wünschen würde, dass diese Menschen erkennen können, dass ihre Probleme der Wirtschafts- und Sozialpolitik geschuldet sind und nicht an ihrer rumänischen Nachbarin liegen, die einen Job macht, den sie selbst gar nicht wollen.
Leider entwickelt auch die halbwegs gebildete Mittelschicht immer mehr bedenkliche Tendenzen, ohne Not und ohne eigene schlechte Erfahrungen.
In Dresden laufen 10 000 Menschen, Tendenz steigend, einem vorbestraften Typen hinterher, der um einer Haftstrafe zu entgehen, nach Südafrika FLÜCHTETE, er flüchtete nicht vor Krieg oder Folter, sondern vor rechtsstaatlicher, gerechter Strafe und macht jetzt mobil und läuft jetzt Sturm gegen 0,4 % der sächsichen Bevölkerung, denn nur so viele der über 4 Millionen Sachsen sind Muslime und ein noch viel kleinerer Teil ist radikal. Letztes Jahr wurden in Sachsen 2217 rechts- und linksradikale Straftaten begangen und nur 3 mit ausländerextremistischem Hintergrund. Ja, das sind 3 zu viel, aber es sind 2220 zu viel. Das ist ein gesellschaftliches oder auch politisches Problem. Der Mensch an sich ist böse, der eine mehr der andere weniger. Aber sind die 10000 Demonstranten weniger böse als die 100 Salafisten?
Als die NSDAP 1933 die Macht ergriff, so nennt man das im Geschichtsunterricht, wurden sie gwählt und zwar von der Minderheit (43,6%). Dennoch hat diese Minderheit gereicht um Deutschland innerhalb von 6 Jahren komplett zu verändern und den Widerstand zur Minderheit zu machen. Die eine Hälfte hat nicht hingesehen haben wollen die andere Hälfte fand das im Prinzip schon alles richtig so.
Sind das die abendländischen Werte, um die wir uns sorgen?
Als vor 2 Jahren ein Kommilitone sagte, die Behandlung der Muslime in Deutschland entspräche der Behandlung der Juden von 1933 bis 1937, war ich empört und habe mich massiv dagegen gewehrt, weil ich fand, dass damit die Verbrechen und der Genozid an den Juden relativiert und verharmlost wird, der in diesen Jahren vorbereitet wurde und es in der heutigen Zeit keine systematische und politische Vertreibung der Muslime gibt. Doch wenn ich in den letzten Wochen die Nachrichten verfolge und sehe, was in "meinem" Land passiert, bin ich nicht mehr sicher, ob es unbedingt staatliche Gewalt braucht oder ob nicht das Wegschauen des Staates und der Gesellschaft genügt, damit ein Teil der deutschen Bevölkerung ihre abendländischen Werte durchsetzen kann.
Montag, 16. Januar 2012
Von Ruhm und anderen Meinungen
Der Drang einiger Menschen berühmt zu sein, ist dabei so groß, dass sie auch negative Berühmtheit -im Sinne von sich lächerlich machen- in Kauf nehmen, um nach ihren 5 Minuten Ruhm vielleicht doch irgendwie in die ewige Geschichte einzugehen.
Obwohl ich diesen Drang nicht teile, kann ich ihn doch gut verstehen. Aufmerksamkeit braucht jeder und wenn man irgendwann einmal Mangel litt, braucht man von da an dauerhaft mehr. Ich kenne einige Leute, denen im Leben irgendwann mal irgendwas gefehlt hat und jetzt haschen sie permanent nach Aufmerksamkeit, ob auf der Straße, auf der Party oder im Seminar in der Uni. Warum die meisten von ihnen nicht in den großen Fernsehshows zu finden sind, liegt schlicht und einfach an ihrem hohen Intelligenzquotienten. Sie sind klug genug um vorherzusehen, dass diese 5 Minuten Ruhm nicht die Aufmerksamkeit sind, die sie suchen.
Ich möchte gar nicht berühmt sein und ich möchte auf gar keinen Fall auf der Straße erkannt werden als: "Das ist doch die, die da neulich..." Nein, das wäre überaus schrecklich. Dennoch habe ich nicht wirklich einen geringeren Anspruch als die Casting-Sänger, -Models und Dschungel-Prominenz:
Ich möchte WICHTIG sein. Eine echte kichererbse möchte gefragt werden, ich möchte in all diesen Polit-Talkshows sitzen und zu allen(!) gesellschaftlich relevanten Themen befragt werden, ich möchte immer eine Meinung haben, eine Meinung, die polarisiert, wäre noch besser und was ich sage, soll für die Menschen Bedeutung haben. Es soll nicht heißen: "Da hat irgendein junger Schnösel irgendwas gesagt, von dem er doch noch gar keine Ahnung hat!" Nein, es heißt: "Na, wenn die kichererbse das gesagt hat, dann muss ich da mal drüber nachdenken!"
Am Ende der Sendung verschwinde ich dann wieder in mein kleines unentdecktes bürgerliches Leben und wenn die Welt mich wieder braucht, dann bin ich montags bei Hart aber fair und TV total (die jungen Leute sollen ja nicht außen vor bleiben), dienstags bei Menschen bei Maischberger, mittwochs bei Anne Will und Stern TV, donnerstags bei Beckmann und Lanz, freitags in der NDR Talkshow, bei Tietjen und Hirschhausen oder was sonst gerade freitags abends vom dem NDR ausgestrahlt wird, samstags hab ich frei oder gehe zu irgendeinem anderen 3. Programm und sonntags bin ich bei Günther Jauch.
Es geht mir dabei nicht darum als Person berühmt zu werden, wie einige vielleicht jetzt meinen könnten ("Die kritisiert die doch nur, weil sie sich selbst darin wiederfindet."), eigentlich möchte ich nur, dass mal jemand die richtige Meinung vertritt, mal jemand die Aspekte beleuchtet, die die Politiker oder so genannte Experten auslassen, weil es unbequem ist. Ich möchte der Gesellschaft in Diskussionen mehr Optionen aufzeigen und zu mehr Nachdenken anregen.
Ich könnte auch zu allen wichtigen Themen einen blog schreiben? Aber die Leute, die die Meinung der Gesellschaft prägen lesen sicherlich nicht meinen blog. Außerdem kann man, besonders frau und im ganz Besonderen kichererbsen in gleicher Zeit viel mehr sagen als schreiben und damit viel schneller die Welt bewegen.
Sonntag, 23. Oktober 2011
Von Qualifikation und anderen Quoten
Donnerstag, 10. Juni 2010
Von Moral und anderen Skrupellosigkeiten
"Wulff nimmt sich Köhler zum Vorbild" Wie? Will der etwa auch gleich wieder hinschmeißen? Mir ist aufgefallen, dass das öffentliche Interesse am Rücktritt des Bundespräsidenten recht überschaubar war und auch der Nachfolger eher Nebensache ist.
"Wir können es nicht beeinflussen, deswegen interessiert es uns nicht," ist die gängiste Begründung. Mich treibt in diesem Zusammenhang eine andere Frage um: Hat ein BP (nein, nicht British Petroleum, sondern Bundespräsident) nicht die Aufgabe dem Volk gewisse Werte zu vermitteln und Sicherheit zu geben, gerade in schwierigen Zeiten? Seine Hauptaufgabe ist den Staat zu repräsentieren und ab und an mal ein Gesetz zu unterschreiben, ohne dessen Inhalt beeinflussen zu können. Er ist also staatstechnisch fast überflüssig, sollte er dann nicht wenigstens einen Nutzen für die Gesellschaft haben. Darf ein BP wie ein trotziges Kind in sein Zimmer stürmen und hinter sich die Tür zu knallen? Da kann keine Erziehungshelferin mehr kommen, weil er schon am höchsten Punkt steht, da ist niemand, der ihn auf die stille Treppe schickt, außer vielleicht die Medien, aber Papier ist bekanntlich geduldig und die Medien schreiben viel.
Unser ExBP (oder ist er noch BP bis ein neuer gewählt ist?) hat mir vermittelt, ich darf ruhig alles hinschmeißen, wenn es schwierig wird und wenn jemand an mir Kritik übt sowieso und irgendwie geht es für die Großen schon immer weiter und wenn die Kleinen untergehen, wen kümmert es?
Ich finde es sollte ein paar moralische Ämter geben von denen man nicht zurücktreten darf.
Es sollte auch irgendjemanden in der Politik geben, der in der Lage ist nachzudenken. Ich habe in der Schule irgendwann einmal gelernt, dass wir in Deutschland in einer sozialen Marktwirtschaft leben. Ich frage mich, wo das "sozial" hingekommen ist.
Es ist eine clevere Zeit um von den Armen zu nehmen und es den Reichen zu geben. Die meisten freuen sich auf ein großes Ereignis und sind davon so begeistert, dass sie sich von ein paar Kürzungen nicht die Laune verderben lassen. Die moralischeren Menschen, die sich nicht durch positive Ereignisse ablenken lassen, haben momentan einen größeren Feind als die Bundesregierung: BP (nein, nicht der Bundespräsident, sondern Britisch Petroleum).
Es geht also unter, dass unsere Familienministerin etwas unglücklich formuliert hat, dass sie es gerecht findet, wenn Familien am Existenzminimum leben. Es geht also unter, dass unsere Regierung an den falschen Stellen spart. Es geht also unter, dass sich in irgendeinem Bundesland schon wieder die Politiker die Diäten erhöht haben, um etwa 2x 200€!
Früher hätte es mal Proteste auf der Straße gegeben. In anderen Ländern gäbe es Generalstreik. Unsere Politiker haben uns gut erzogen, sie nutzen die Politikverdrossenheit der Bevölkerung, die sie so oft kritisieren.
Aber ich gehe jetzt auf die Straße und kaufe mir ein Eis.
Freitag, 12. März 2010
kichererbses Kopf-Tsatsiki und anderes politisches Gyros
Wir können den Griechen unsere "Arbeit muss sich wieder lohnen"-Plakate schicken. Daran glaubt hier eh niemand.
Generalstreik beendet, zurück bleibt Chaos, heute gibt es keine Zeitung, weil gestern auch die Journalisten streikten, vielleicht ist das besser für die Griechen, dann lesen sie wenigstens keine neuen Hiobsbotschaften.
Folgen für den Rest-EU-Raum:
Der Euro ist weniger Wert.
Der Urlaub in Griechenland wird günstiger und gefährlicher (arme Menschen sind von Natur aus kriminell).
Falls Griechenland doch ganz abschmiert, zahlt die EU schon, also der europäische Steuerzahler.
Es wird gemunkelt, die griechische Regierung hofft auf Naturkatastrophe, damit sie von den Aufbauhilfen etwas zur Staatssanierung abzweigen kann.
Seit Beginn der wirtschaftlichen Probleme in Griechenland können Flüchtlinge, die über Griechenland in die EU eingereist sind, erfolgreich dagegen klagen zurück nach Griechenland geschoben zu werden, setzt voraus das der Asylbewerber über die finanziellen Mittel für einen Prozess verfügt, denn Nichtdeutsche erhalten für diese Art von Verfahren keine Prozesskostenbeihilfe, aber das ist ja kein Problem für die meisten Menschen, die lebendig ein Kriegs- oder Krisengebiet verlassen haben, die sind ja alle besonders wohlhabend.
Das ist alles was ich in den letzten Wochen den Medien über das "Griechenlandproblem" entnommen habe. Ich habe mich weder besonders mit dem Thema beschäftigt noch versucht einen Bogen darum zu machen. Die Fetzen sind halbwegs chronologisch nach ihrem Erscheinen in meiner Wahrnehmung geordnet, aber möglicherweise in höchstem Maße selektiv.
Es geht mir nicht um Berichterstattung, sondern ich will zeigen, wie mein Kopf Informationen verarbeitet und speichert, wenn er nicht zur Außeinandersetzung mit diesen Infos angeregt wird.
Ich hätte auch jedes andere ähnlich medienpräsente Beispiel wählen können, aber da die Medien momentan nur um gefühlte 3 Themen kreisen und ich mich mit einem davon etwas intensiver auseinandergesetzt habe, war die Auswahl etwas beschränkt.
Ich habe keine Ahnung, wie sich das "Griechenlandproblem" lösen wird, mit Staatspleite oder einem mühsamen Regenerationsprozess oder ob es nach dem Medienhype der letzten Wochen nicht einfach nur in einem journalistischen Wattebausch endet, aber ich wünsche den Griechen das Beste für ihr Land und schaue bald bei meinem Lieblingsrestaurant für Griechische Küche vorbei und, wie ich den Besitzer kenne, werde ich den ein oder anderen Ouzo auf jeden guten Griechen trinken.
Dienstag, 9. März 2010
Von Abschiebung und anderen Todesstrafen
Ich wollte heute einen kleinen Exkurs zum Thema "Deutsches Recht für alle" geben. Wobei dieser Satz mindestens 4-deutig gemeint ist:
- zum einen der Verständnisaspekt: Kann jeder Juradeutsch verstehen?
- zum anderen der Wissensaspekt: Wieviel Ahnung haben die Leute von den Gesetzen, die für sie gelten
- darüber hinaus der Zugehörigkeitsaspekt: Für wen gilt "deutsches Recht"
- zu guter letzt der Nachdenkaspekt: Sollte es für alle gelten? Wie sollte was für wen gelten?
Aber der Exkurs ins Rechtssystem darf nur noch den Rahmen bilden. Denn ich habe heute morgen erfahren, dass am Sonntag ein 17-jähriger Flüchtling in einem Hamburger AbschiebeGEFÄNGNIS gestorben ist. Er war allein ohne Eltern hier in Deutschland und saß seit Anfang Februar in Haft und musste tagtäglich damit rechnen ausgewiesen zu werden. Er hat wohl nach wochenlangem psychischem Stress seinem selbst Leben ein Ende gesetzt. Ein Kind kann in einem deutschen Gefängnis vom Wachpersonal unbemerkt ums Leben kommen!?
Er starb allein und verzweifelt und wählte den vorzeitigen Tod, weil für ihn Abschiebung das gleiche bedeutete.
Er hatte deutschen Boden betreten und trotzdem galt für ihn kein deutsches Recht. Für ihn galt noch nicht einmal, dass die Würde des Menschen unantastbar ist.
Wir leben in einem Staat in dem es Regeln/Pflichten gibt, die für jeden gelten, der sich in ihm aufhält, aber es gibt Rechte nur für die, die durch einen Pass zu dieser Nation gehören und für alle, die sich hier aufhalten und diesen Pass nicht besitzen gelten noch zusätzliche Regeln. Darüber, dass die Bedingungen diesen Pass zu erhalten irreal und willkürlich sind, brauchen wir hier nicht zu reden.
Reden möchte ich über das Recht auf Freizügigkeit (das Recht da hin zu ziehen, wo man leben möchte), gilt für jeden Deutschen innerhalb Deutschlands und in eingeschränkter Form auch für die EU. Warum gilt es nicht für die ganze Welt? Warum gilt es nicht einmal für einen Asylbewerber in der EU oder noch eingeschränkter in Deutschland? Jemand, der es lebend bis hierher geschafft hat und zumindest vorübergehend bleiben darf, darf nicht entscheiden an welchem Eckchen in Deutschland er bleiben/überleben darf.
Wir behaupten "alle Menschen sind gleich" oder haben zumindest die gleichen Rechte verdient. Wenn wir also so eine Weltgemeinschaft gleichberechtigter Menschen sind, warum darf dann nicht jeder dieser Weltgemeinschaft leben wo er möchte, warum darf sich nicht jeder seine Nation und Sprache, sein politisches und religiöses System, seine Nachbarn und geographischen Vorlieben selbst aussuchen?
Ich möchte keine staatenlose Welt (egal ob anarchistisch oder kommunistisch), aber ich möchte, dass jeder sich das System aussuchen kann, dass am besten zu ihm passt.
noch ein Update zu dem 17-jährigen Toten:
In Hamburg gibt es zahlreiche kleine Organisationen, die sich um Menschenrechte bemühen, auch und besonders um die Rechte von Asylbewerbern, Migranten, Menschen mit befristeten Aufenthalten. In diesen Kreisen herrschte heute morgen Bestürzung und Krisenräte tagten, eine Spontandemonstration wird angesetzt, besonders unterstützt aus kirchlichen Kreisen. Auch die Lokalredaktion eines großen Fernsehsenders hatte von dem toten Minderjährigen im Gefängnis gehört und witterte einen Skandal und will heute Abend berichten und fragte in mindestens einer Organisation an, ob sie denn die Aktionsplanung filmen dürften, vielleicht die Herstellung von Transparenten. Als ihnen ein Interview zu den Ereignissen zugesagt wurde, lehnten sie jedoch mit der Begründung ab, man brauche Action für die Zuschauer, ein Gespräch sei zu langweilig.
Ich lasse das jetzt so stehen und versuche meine Kritik an der Medienperversion, die aus der Sensationsgeilheit der Zuschauer resultiert zurückzuhalten.
Montag, 1. März 2010
Vom Altern und anderen Alkoholproblemen
Woran ich das gemerkt habe? Es gibt mehrere Indikatoren: Ich fange an, 16-jährige, selbstverliebte Jungs niedlich zu finden, mein Verständnis von Gerechtigkeit geht über meinen eigenen Horizont und meine eigenen Probleme hinaus, ich bin besser über das aktuelle tagespolitische Geschehen informiert als die meisten meiner Bekannten (obwohl ich sagen muss, ich bin immer noch unterirdisch informiert, aber auch diese Erkenntnis scheint mir ein Phänomen des "alt Seins" zu sein) und ich finde Comedy, die sich über negative Entwicklungen unserer Gesellschaft lustig macht nur noch bedingt lustig: So blieb bei dem Satz: eine "Was ist momentan das Schlimmste, was dir passieren kann? Du machst bei jesuitischen GebirgsjägernSchiedsrichterausbildung!" von Stefan Raab in seiner Comedyshow bei mir nur ein bitterer Nachgeschmack von: Muss man wirklich das Leid anderer Menschen ausnutzen um Leute zum Lachen zu bringen?
Die Welt ist bitter geworden und was machen Konservative dafür verantwortlich: den Verfall der Werte. Dabei beobachten Soziologen in den letzten Jahren einen Trend der Jugend, sich wieder stärker an konservativen Werten zu orientieren und darin die scheinbar verlorene Sicherheit wieder zu finden.
Aber die Medien erzählen uns das auch an den Orten, an denen wir Werte und Sicherheit vermuten, nichts mehr in diese Richtung geboten wird:
Nach der lange andauernden negativen Medienpräsenz der katholischen Kirche hat jetzt auch die evangelische Kirche mit skandalträchtigen Schlagzeilen auf sich aufmerksam gemacht, möglicherweise eine Reaktion des Protests der Protestanten (ja, ich weiß, der war flach).
Es war vielleicht die einzige Möglichkeit eine für einige führende Politiker sich einer unliebsamen einflussreichen Person zu entledigen, die durchaus auch über religiöse Kreise hinaus in der Gesellschaft Gehör fand.
Menschen machen Fehler, es ist mittlerweile üblich, dass Menschen des öffentlichen Lebens, die Fehler machen ihre Position verlassen, ich empfinde das gelegentlich als feigen Rückzug, besonders bei Managern, die erst ihre Firma ruinieren und dann mit einem "tut mir Leid" und mehreren Millionen Euro gehen dürfen und andere müssen den Schaden ausbügeln.
Aber zurück zu kleineren Fehlern, es gibt sicher einige Menschen, denen dieser Rückzug gelegen kam, aber er erntete auch viel Anerkennung, besonders von Männern, die Frauen plötzlich größere innere Stärke als ihrem eigenen Geschlecht zuschreiben.
Aber dieser zum Skandal hochstilisierten Fall von riskantem Alkoholkonsum sollte in unserer Gesellschaft zu einer neuen Debatte anregen. Mir sind in letzter Zeit immer mehr bewundernswerter Menschen begegnet, die völlig auf Alkohol verzichten und dafür in der Gesellschaft viel Unverständnis ernten. Öffentliches NICHTtrinken fällt mehr auf und irritiert mehr als übermäßiger Konsum in der Öffentlichkeit. Das ist meines Erachtens eine völlige Fehlentwicklung der Gesellschaft, man sollte Alkohol nicht verteufeln, das bringt andere Probleme mit sich, aber man sollte mehr Verantwortungsbewusstsein wecken und willensstarken Menschen mehr Respekt entgegenbringen.
Schließen will ich heute nachdenklich mit einem Songtitel einer berühmten deutschen Punkrockband: "Kein Alkohol ist auch keine Lösung"
Mittwoch, 30. Dezember 2009
Es war einmal... 2009
Aber das ganze Jahr war vom Zurückschauen geprägt, es wurde nicht nur auf die Leben von Swayze, Jackson und Enke, um nur einige zu nennen, zurückgeblickt, sondern auch auf ein vergangenes Jahrzehnt, auch ich habe mich dem schon hingegeben. Es wurde auch auf große und kleinere Momente in der Geschichte zurückgeblickt, denn es war auch ein Jahr der Jubiläen:
• Bundesrepublik, 60 Jahre
• Sandmännchen, 50 Jahre
• Billyregal, 30 Jahre
• Privatfernsehen, 25 Jahre
• Mauerfall, 20 Jahre
Das waren die Jubiläen, die es in mein Bewusstsein geschafft haben. Aber wenn man ein ganzes Jahr nur mit Zurückschauen beschäftigt ist, hat das Jahr gar keine Zeit eigene Geschichte zu schreiben oder die Menschen haben gar keine Zeit diese Geschichte zu würdigen.
Aber dafür wird ja am Ende des Jahres in allen Medien das Jahr noch einmal wiederholt, damit man auch nichts vergisst. Die Frage ist: Wäre es nicht besser das ein oder andere einfach zu vergessen? Wären ohne die Medien einige Probleme eigentlich überhaupt Probleme geworden?
Lasst uns 25 Jahre "unabhängige" Medien feiern.
So klafften auch in meiner Erinnerung große Lücke über das vergangene Jahr bis ich zur Vorbereitung des Posts 2-3 Jahresrückblicke schaute und hätte ich nicht mitgeschrieben würden diese Lücke schon wieder klaffen und ich habe beschlossen diese Lücken auch Lücken sein zu lassen. Mir fiel beim Schauen nur eine Sache auf: Jeden Monat war irgendwas mit einem Autokonzern, den jeder wollte, aber sich keiner leisten konnte.
An die Geburt unseres ersten Helden des Jahres im Januar kann ich mich auch nur erinnern, weil es meinen Wortschatz um ein unglaubliches Wort erweiterte: Notwasserung.
Im Januar war doch auch die Vereidigung dessen, der seinen Heldenstatus zumindest in seiner Heimat schon fast verloren hat, oder?
Im Februar war ich eine Woche im Urlaub ohne Medienzugang: Pressefreiheit mal anders.
Wir feiern 25 Jahre "freie" Medien.
Im März begann ich mein persönliches Abenteuer Bloggen und alles, was mir persönlich im folgenden Erwähnenswert erschien, kann jeder nachlesen.
Im Juni gingen die Studentenproteste in die erste Runde und gut geplante Aktionen stießen damals noch auf breite Unterstützung und kleine Erfolge. Über die Leichen des Monats möchte ich nicht schreiben, weil es zum einen schon überall getan wurde und weil mir zum anderen der persönliche Bezug fehlt.
Dann kam das Sommerloch und danach die Wahl ohne Wahlkampf, weil dieser dem politischen Sommerurlaub weichen musste. Warum müssen diese Wahlen auch immer an einem strategisch so ungünstigen Termin im Spätsommer/Frühherbst stattfinden, wo unsere Politiker doch gerade so entspannt aus dem Urlaub kommen? Auch zur Wahl ist damit eigentlich schon alles gesagt.
Mitten in diesem Sommerloch bestätigte aber auch noch ein sowieso schon unbeliebtes Bundesland bei Landtagswahlen seine Gesinnung und wenn man jetzt fragt, will es keiner gewesen sein und keiner kann sich erklären, wie das schon wieder passieren konnte.
In der dunklen Jahreszeit (diese fängt, meiner Erfahrung nach, schon im Herbst an) sollte die Hochphase dieser neuen uns alle dahinraffenden Grippe kommen und es kam... das öffentliche Interesse an einer ganz anderen Krankheit, die sich eigentlich lieber ins Privatleben zurückzieht: Depression.
Wir feiern 25 Jahre "investigative" Medien.
Kurz vor Ende des Jahres weckt ein alter Bekannter wieder Urängste, der Terrorismus ist zurück im Westen. Sein Ziel? Angst schüren! Dabei hatte er Erfolg, vielleicht will auch jemand anders Angst schüren und benutzt ein etabliertes Wort, wer weiß?
Was bleibt dann noch für nächstes Jahr? Wir bekommen ein Comeback versprochen, das dieses Jahr schon in etwas anderer Form stattfinden sollte. Ansonsten erwarten wir die üblichen Katastrophen und freudigen Ereignisse. Alles was bleibt ist: abwarten.
Bis dahin einen fröhlichen Jahreswechsel.
Dienstag, 15. Dezember 2009
nichts passiert oder von Erinnerung und anderen Retrospektiven
Ich finde diese objektive Beschreibung der Erscheinung der Jahreszahlen von 2000 bis 2009 -10 Jahre Nullen- sagt auch eine Menge über den Inhalt des sich neigenden Jahrzehnts.
Es gibt nur 2 Ereignisse, die ich unweigerlich mit den letzten 10 Jahren in Verbindung bringe: Das Ankommen des "islamistischen" Terrorismus in der westlichen Welt und die offizielle Euro-Einführung, wobei die Euro- Einführung als Buchwährung bereits 1999 war und ab da auch schon geprägt wurde und damit noch nicht einmal ihre Geburtsstunde in den 2000ern hat.
Wenn ich über weitere Großereignisse berichten sollte, müsste ich nachdenken. Ich erinnere mich noch dunkel an den Tsunamie und dass wir (gemeint: die BRD) die ein oder andere kriegerische Auseinandersetzung im Nahen Osten unterstützt haben. Desweiteren begann bereits 2008 eine Weltwirtschaftskrise, die heute von einigen Finanzexperten als finanzielle Nahtoderfahrung beschrieben wird. Bei dieser Nahtoderfahrung fragen sich aber einige Wenige, ob nicht doch alles ein großer Schwindel war und man sich so ein paar unliebsamer Probleme entledigen konnte oder Unternehmensschulden zu Staatsschulden machen konnte. Reale Auswirkungen dieser Krise haben nicht-an-der-Börse-spekulierende Ottonormalverbraucher erst in den letzten Monaten realisiert, als doch das ein oder andere Großunternehmen das Handtuch hin- und die Mitarbeiter herauswarf. Aber bei Krisenskeptikern und Verschwörungstheoretikern hält sich vehement das Gerücht, diese Firmen waren auch so am Ende.
Desweiteren gilt die letzten 10 Jahre als Retro- Jahrzehnt, die merkwürdigen Kleidermacken aller Jahrzehnte kamen geballt und zeitweise neu kombiniert zurück.
Ach, und dann war da auch noch die Fußball-WM in Deutschland und man hat sich bemüht "Freunde" zu werden mit der Welt, eine gute Gelegenheit das angekratzte Gastgeberimage aufzupolieren, mit mäßigem Erfolg. Wir sind einfach keine Feiernation und wenn man sich dann als junger Deutscher mit "Du bist Deutschland"- Kampagnen identifizieren soll, bei denen man die ganze Zeit mit toten Dichtern und Denkern verglichen wird, kommt auch keine richtige Feierstimmung auf: "Goethe ist tot, Goethe ist Deutschland, DU bist Deutschland, du bist tot, Deutschland ist tot."
Da enden sie auch schon: die weltbewegenden Ereignisse, die in meinem Bewusstsein hängen geblieben sind. Aber vielleicht bin ich auch nur ignorant und/oder mir sind viele Ereignisse einfach nicht in ihrer bedeutungstragenden Rolle deutlich geworden.
Aber vielleicht wesentlicher als das große Ganze sind die persönliche Erfahrungen mit dem letzte Jahrzehnt. Diese sind im aber eigentlich auch nicht so rosig. Es war die vielleicht schwierigste Zeit in meinem Leben, der Weg von einem naiven, sensiblen Kind, das die Welt in bunten und schillernden Farben sieht, zu einer jungen Erwachsenen, die Negativität und Schwärze der Welt erkennt und mit realitätsnahen Zynismus das beste daraus zu machen versucht.
Jeder, der es erlebt hat, kennt die Probleme der Pubertät und die verzweifelten Versuche die Eltern zu erziehen, aber im Großen und Ganzen waren keine dieser Erfahrungen an das Jahrzehnt gebunden -schade, dass ich leider kein Flowerpowerkind werden konnte, weil die Jugend von heute zu auf- oder abgeklärt für eine Retrovariante von Love and Peace ist.
Auch der Schritt aus den verkrusteten Strukturen in die Moderne ist mir gelungen, aber nicht durch bereichernde Erfindungen des Jahrzehnts, sondern durch Landflucht und ein neues Leben in der Großstadt in der man für DSL nicht auf den Kirchturm klettern muss, wenn überhaupt.
Aber Erfindungen ist ein gutes Stichwort. Hatten wir welche in den letzten Jahren? Neue Möglichkeiten Musik innerhalb der Ohren abzuspielen, aber dafür gab es in den 80ern den Walkman und in den 90ern den Diskman, also nur eine Weiterentwicklung. Ein Auto in das eigentlich nur 2 Leute reinpassen jetzt für 4 Leute, auch nichts wirklich Neues. In der Kommunikations- und IT- Branche findet sich die ein oder andere Neuheit, aber da ist der jungen Generation gar nicht mehr klar, dass Ende der 90er die Handys der meisten Leute noch gelb waren und am Straßenrand standen und nur privilegierte Menschen eine tragbare Telefonzelle besaßen und man in der Zeit des Ladens einer Website den Wochenabwasch machen konnte, beschreibt Entwicklung diese Phenomene besser als Erfindung. Auch social networking scheint eine Erfindung der letzten Jahre. Obwohl es früher wahrscheinlich besser funktionierte, als man die Leute noch von Angesicht zu Angesicht kannte und nur den Begriff dafür noch nicht.
So ist das eben mit dem "time ghost" oder wie die Engländer zu sagen pflegen: "zeitgeist"
Dienstag, 8. Dezember 2009
Von Angelido und anderen Chaoten
Das ist die ultimative Wortneuschöpfung zum Regierungswechsel. Das Wort ist so bescheuert, dass es schon wieder genial ist und ich habe mich furchtbar geärgert, dass es nicht von mir ist.
Aber ich glaube ja auch noch nicht, dass sich unser neuer Außenminister über die gesammte Legislaturperiode halten kann. Wer weiß wie sich dann das Ministerkarusell weiterdreht und welche Wortschöpfung wir dann brauchen. Vielleicht: Ursangela von der Leykel. Diese Frau scheint ja noch zu Höherem zu streben auf der Politischen Bühne. Wir bleiben gespannt, oder auch nicht.
Ein anderes Thema, das wahrscheinlich wesentlich mehr mit Politik zu tun hat als unsere aktuelle Bundesregierung, ist doch viel spannender: Was passiert in der linken Szene? Wo führt das, was dort passiert, Deutschland hin? Sprechen wir bald von einer neuen außerparlamentarischen Opposition oder gar einer neuen RAF.
Politisch motivierter Vandalismus schlägt langsam in organisierten Terrorismus um. Linksautonome Gewalt nimmt zu, besonders gegenüber der Polizei. Ich fühle mich zurückversetzt in eine Zeit, die ich neulich inszeniert in einem nichtdokumentarischen Spielfilm mit historisch begründeten Tatsachen gesehen habe: die frühen 1970er.
In den öffentlich rechtlichen Sendern hört man vermehrt von "Idioten und Chaoten, die nur zerstören wollen."
Fragt man in der Szene, so hört man, die steigende Gewaltbereitschaft innerhalb der Linksautonomen sei eine Reaktion auf eine immer stärker im Faschismus gefesselten Gesellschaft.
Anmerkung der Autorin: Ich hatte den Eindruck, dass zum Ende des Jahrzehnts die rechten Ansichten in der Gesellschaft wieder abnehmen. Aber dies ist nur ein persönlicher Eindruck.
Vielleicht ist die neue Jugend nur aus der Interessenlosigkeit am Zeitgeschehen erwacht, die der meinen Generation vorangegangenen Generation noch nachgesagt wurde und aus diesem Interesse musste ein Feindbild entwachsen, denn ohne Feind, keinen Grund zu Partizipation.
Der alte Feind "Faschismus" ist ein guter Feind, denn es ist gemein hin bekannt, dass dieser in all den Jahren in der deutschen Gesellschaft ein warmes Zuhause gefunden hat, wenn auch meist nur hinter verschlossenen Türen und vorgehaltenen Händen.
Es ist sicher zu einfach der Argumentation der Alten zu folgen und von blinder Zerstörungswut, Idioten und Chaoten zu sprechen, auch wenn es in breiten Teilen der Gesellschaft Anklang findet und Sie werden auch zuerst an Idioten glauben, wenn Ihr Auto brennt, doch es wird dem was da passiert nicht gerecht, vorallem aber wird es unserer Gesellschaft und Politik nicht gerecht, die die Jugend erst dazu gebracht hat sich zu vermummen und mit Steinen zu werfen und Lagerfeuer aus Personenkraftwagen herzustellen.
Aber diesem ganzen Geschehen, dessen Ausmaß in den letzten Monaten wuchs, allein eine wichtige politische Botschaft zu unterstellen, ist meiner Meinung nach auch absolut falsch. Dafür sind die Handlungen zu unorganisiert und vor allem meist nicht mit der Botschaft zu vereinen, die sie vertreten sollen. Wenn man beispielsweise gegen die immer weiter auseinanderklaffende soziale Schere protestieren will und dafür die immer reicher werdenden Reichen verantwortlich macht, sollte man keine preisgünstigen Kleinwagen anzünden, was des öfteren geschehen ist.
Was nicht heißt, dass es gutzuheißen ist Oberklassewagen anzuzünden, aber das wäre wenigstens konsistent zur Botschaft.
Warum auch immer die Gewaltbereitschaft zunimmt, ist interessant zu beobachten, dass auch diesmal wieder Studentenproteste, die eigentlich ganz andere Ziele, als die Abschaffung des Staates und des Wirtschaftssystems haben -zumindest in der breiten Masse- für die linke Propaganda instrumentalisiert werden. Deshalb distanzieren sich immer mehr Studenten von den Protesten und den Besetzungen der Unigebäude, was aber dem eigentlich Ziel der Studentenproteste, nämlich bessere Studienbedingungen und Reformierung des Bachelorsystems eher von Nachteil ist, denn um diese Forderungen durchzusetzen, braucht es die breite Rückendeckung der Studenten, denn sonst wird die Notwenigkeit dieser Maßnahmen nicht gesehen.
Aber man kann sich doch auf keine Demo trauen, bei der man fürchten muss, am Ende brennen Autos und die Polizei treibt einen mit dem Gummiknüppel durch die Stadt, weil 3 bis 5 Kollegen von den Jungs schwer verletzt worden.
Ist Studentenprotest auch ohne Linksradikal möglich oder heißt gemäßigt auch auch gleich gemächlich gleich zu faul um sich einzusetzen?
Wenn linksgemäßigter Protest möglich ist, wie grenzt man sich dann aber vor den Anarchisten und Terroristen ab?
Donnerstag, 24. September 2009
Von der SPCDFDB90GdPdLP und anderen nicht wählbaren Alternativen
„Heute habe ich einer Freundin auf den Arsch geguckt, und morgen mach ich mit ihr 'nen Dreier.“
Diese und ähnliche Sätze sind es, mit denen 'wir Frauen' gerne mal 'euch Männern' zeigen, wie leicht manipulierbar ihr doch seid.
Allerdings ist es auch einer dieser Sätze, die einfach keinen Sinn machen – oder keinen anständigen... -, wenn man sie nicht ordnungsgemäß erläutert. Ähnlich auch: „Geh nicht zu viel joggen, sonst wirst du wieder schwanger!“ (Um den von der Mediengesellschaft eh schon seiner Phantasie beraubten verehrten Leser ein bisschen auf die Pfade seiner Imagination zurückzuführen, überlassen wir es jetzt mal Ihrer Phantasie, was dieser Satz wirklich beinhaltete. Und auch, weil wir es selber nicht mehr wissen. Tja.)
Worauf wollen wir hinaus? Dass die Medien uns die Phantasie, die Gehirnzellen, aber auch den letzten Rest Anstand rauben? Uns in pervertierte, über dreißig Jahre lang pubertierende, schönheitsgeile Jugendwahnsinnige verwandelt? - Jaja ok, aber wo ist da das Neue?
Heute sprechen wir mal, die Einleitung und unsere Gewohnheiten völlig außer Acht lassend, über Politik.
Wieso unsere Gewohnheiten? Weil wir zu der Generation „Politikverdrossenheit“ gehören, der Generation „Lieber BigBrother gucken als ihn wählen“, der Generation „Angela... wer? Ist die nicht mit dem Pitt zusammen und adoptiert halb Afrika?“, der Generation „Wenn ich schon über Politik sprechen muss, dann nur über das, was mich betrifft, und ich bin generell und sowieso DAGEGEN.“, der Generation „Ich als gebürtiger Deutscher beherrsche drei Sprachen fließend: Englisch, Türkisch, und Assi, Alda!“.
So schlimm das ist, aber statistisch fallen auch die neechan und Ihre kichererbse in diese Kategorie der jungen Wähler.
Nun stehen wir also wieder, wie alle Jubeljahre, mit zwei bis drei bunten Papierchen in der Wahlkabine und denken: „....ähh?“. Es war doch so, dass die Politiker und die älteren Wähler immer schon gerne wissen wollten, was wir jungen Leute zur Wahl denken, und was wir zu unserer Zukunft beitragen wollen. Also, macht euch gefasst, hier kommt es:
„ÄÄÄÄÄÄHHHHHHH......?!“
Ok, vielleicht gibt es das Ganze auch in einer eloquenteren Version.
Geben wir unsere Stimme der schwarzen Pest, kommen wir wieder ins Mittelalter, und haben Koalitionsmöglichkeiten wie 'den Kartoffelkäfer' – übrigens ein schwarz-gelber Schädling, der unsere Nahrungsressourcen angreift -, oder aber einer Kombination, die wir schlichtweg 'Lächerlich' getauft haben (so wie ein ökologisch an- und abbaubarer Salat (ohne Atomkraft gedüngt), der aber so verschimmelt ist, dass er schon wieder schwarz ist).
Wählen wir also die rote Krätze, nur um uns dann wieder vier Jahre lang zu jucken und keinen Arzt zu finden, weil die alle streiken? Und auch hier die Koalititionsmöglichkeiten: 'das gerade erwachende Faultier' – rot geäderte Augen und grüner Schimmel am Hinterteil -; 'das Sonderangebots-Preisschild' in Knallrotrot – jetzt zwei ehemals linke Parteien ohne Konzept zum Preis von einer! MHD kurz vorm Ablaufen! -, 'der Clown' – rote Pappnasen und gelbe Plattfüße, und genauso zum Lachen.
Fehlt da nicht noch was? Achja, die Große Chaoslisation. Wäre das hier eine Liveübertragung, lieber Leser, würden Sie uns jetzt hier schweigend und mit verschränkten Armen sitzen sehen, da wir gerade dabei sind, die effektiven und langwährenden positiven Wirkungen dieser Regierungsperiode aufzuzählen. So ist das, wenn alle Kinderchen mitspielen wollen, aber keiner sich auf irgendwelche Regeln einigen kann.
Die flotten Dreier? Na, das haben wir doch am Anfang schon abgehakt, und Sie dachten, wir kommen nicht mehr darauf zurück! Ist gut, um die niederen Spezies in die Irre zu führen (oben: Männer; hier eher: Politiker), aber irgendwer kommt immer zu kurz. Oder zu schnell.
Tja, die Orangen. Da gilt der eh und je mit dieser Farbe assoziierte Fußballsprechchor: „Ohne Holland fahr'n wir zur WM!!“ Aber mal im Ernst, die sind wie alle Zitrusfrüchte im Wachstum: ganz sauer, aber mit dem Kopf viel zu hoch in den Wolken, als dass sich jemand ernsthaft für sie interessieren würde. Vielleicht sollten sie erstmal die obligatorische Augenklappe ablegen, um mehr zu sehen als nur ihre Pornoseiten, äh, wir meinen natürlich, Internetsperrenthematik.
Da bleibt nichts außer „ääääh...“!
Zum Schluss möchten wir unseren Lesern noch einige Tipps mit auf dem Weg geben, wie Sie sich dieses Jahr die Entscheidung etwas leichter machen können. Sie brauchen: 2-3 schmale Papierstreifen, um damit die Parteien, die Sie auf keinen Fall wählen werden, abzudecken, und ein bis zwei Würfel (oder so einen Rollenspielwürfel mit 20 Augen, macht das ganze fantastischer, eh, realistischer, eh....).
Legen Sie einen der Papierstreifen auf die Reihe mit der NPD. Ein bis zwei weitere haben Sie danach zur freien Verfügung. Nehmen Sie nun ihren Würfel, würfeln Sie. Vergessen Sie nicht, das Ergebnis laut in der Wahlkabine auszurufen: „Eine Sechs! Eine Sechs! Ich darf nochmal!!“
Stellen Sie dann fest, dass Sie den Zahlen keine Parteien zugeordnet haben. Benutzen Sie einen Abzählreim. Laut.
Mit herzlichen Grüßen wünschen Ihnen kichererbse und neechan viel Freude.
Mittwoch, 23. September 2009
Bundeskanzler, Mobbingopfer, Freiheitsberauber und die Rache der Jugend
Es war so ähnlich wie bei der unbeliebten kleinen Jacqueline-Chantal, die ein Referat in Geschichte (denn was die gute Frau Kanzlerin da tat, war keine Wahlkampfrede, sondern ein Tatsachenbericht zur Wiedervereinigung) halten soll und nach jedem Satz von der Klasse unterbrochen wird und eben nicht heulend rausrennt, weil sie schon 55 Jahre alt ist und ihr das in ihrer Clique, dem Bundestag, auch nie anders geht.
Was war also passiert? Eine Meute junger Menschen, etwa zwischen 16 und 45 Jahren alt, hatte sich versammelt um nach jedem Satz der Kanzlerin ein "yeeaahh" zu brüllen, was schwierig war, denn die Sätze und Satzenden der Kanzlerin, waren bei permanten Lärm durch Atomgegner nur schlecht zu verstehen.
Die jungen Menschen hatten Spaß auch wenn die Atomgegner über "Jubelschreie" für die Kanzlerin nur den Kopf schütteln konnten und treue CDU- Anhänger der älteren Generation sich ein wenig zu sehr freuten, weil sie die Ironie nicht erkannten.
Aber die Jugendlichen hatten nicht nur Spaß, diverse alte Menschen gehen davon aus, dass sich dort ungebildete und uninteressierte Jugendliche verabredet haben um zu tun, was "solche Leute" am liebsten tun: Stören ohne Sinn und Zweck. Vielleicht gab es die auch. Aber ein großer Teil der Leute wollte ausdrücken, dass das was auf einer solchen Wahlkampfveranstaltung erzählt wird, so beliebig ist und keinerlei Auswirkung auf Realpolitik hat, dass jede Art von Zustimmung nur Ironie sein kann. In diesem Punkt ist der Protest tatsächlich nicht zielgerichtet gegen die CDU oder die Kanzlerin, sondern gegen jeden Wahlkampf-Sand-in-die-Augen-Streuer.
Doch ein nicht unerheblicher Teil dieser Schreihälse kam aus dem Umfeld einer gerade neu entstandenen Partei, die sich für die Freiheit und die Rettung der Bürgerrechte, vor allem im Netz, einsetzt, die mit jedem "yeeaahh" eindeutig politische Kritik an der CDU und deren Netzpolitik äußerten.
Was viele Schreihälse gestört hat, war das ihre Kritik es nicht in die öffentliche Wahrnehmung geschafft hat. Es gab außerhalb von Blogs kaum ein Echo auf diesen Flashmob, keinen Kommentar in den großen Nachrichten oder Tageszeitungen. Auf einigen online-Seiten von Zeitungen oder Zeitschriften, konnte man etwas unter der Rubrik "Internet" -oder wie auch immer sie jeweils heißen- lesen, aber viele hatten sich zumindest eine Randnotiz in der Rubrik "Politik" gewünscht.
Vielleicht sollten Politikwissenschaftler diese scheinbar kleinen Aktionen als das politische Erwachen der jungen Generation betrachten, der ja behandlungsresistente Politikverdrossenheit oder gar politisches Desinteresse vorgeworfen wird, vielleicht muss man sie erst genug in die Enge treiben, bis sie sich wehren. Oder aber man muss politisches Engagement endlich anders definieren, das heißt: den Gegebenheiten der heutigen Jugendkultur anpassen, erkennen, dass heute anders protestiert wird als vor 40 Jahren.
Montag, 17. August 2009
Von Sachsen und anderen Nazis
"Plakatwald"
Dort stehen am 30.08. Landtagswahlen an. Bei den letzten Wahlen schaffte es eine rechte Partei, 9 Sitze zu ergattern, von denen sie, glaube ich, "nur noch" 6 Plätze besetzt.
Dieses Mal streben sie auf alle Sitze und wahrscheinlich werden sie mehr erreichen als beim letzten Mal, denn in einer Zeit in der sich die Menschen vor einer Krise fürchten und sich vor allem von der Politik im Stich gelassen fühlen, sind sie gern bereit Neues auszuprobieren.
Aber der Grund, warum sie dieses Mal präsenter sind, ist, dass sie scheinbar die Einzigen sind die schon einmal etwas von Wahlplakaten gehört haben und diese Idee auch umgesetzt haben und zwar an jeder Laterne und jedem Pfosten, den sie sonst noch finden konnten und in einer atemberaubenden Höhe, dass man kaum etwas dagegen unternehmen kann, unter der Aufsicht braver Bewohner der Straßen, die sich scheinbar alles gefallen lassen. Nur eine einzige weitere Partei hat sich gewagt vereinzelt ein paar Plakätchen aufzuhängen, eine Ökopartei mit "kreativem" Namen. So langsam beginnen auch die großen Partei sich ein Beispiel daran zu nehmen.
Trotzdem ist es nachwievor für Ortsfremde höchst befremdlich dieses Ausmaß an rechtsextremen Plakaten zu sehen und zu lesen und in Sachsen wundert man sich über den schlechten Ruf in den alten Bundesländern.
Aber wenn nicht schon die Zahl der Plakate erschreckend ist, dann sind es zumindest die Wahlslogans, die sie "zieren". Es sind Sprüche, die frustrierte Menschen durchaus ansprechen, die Werte propagieren, von denen ich nur im Geschichtsunterricht -in Behandlung einer schrecklichen Zeit- gehört habe und deren öffentliche Wiedergabe ich kategorisch, selbst wenn es nur der Anschaulichkeit dienen würde, ablehnen muss.
Obwohl ich einen wohl aufgreifen muss, denn er ist so schön klar, durchschaubar, eindeutig und offensichtlich: "Arbeit für Deutsche"
In Deutschland darf man nur Partei sein, wenn man sich auf die Verfassung beruft, das tut jene Partei zwar, aber ich frage mich, was sind unsere Verfassungsrichter für Menschen, die die Grundgesetzverletzung in dieser Aussage nicht sehen, die zulassen, dass der Spruch tausende Male für jeden zu lesen ist.
"Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist die Verpflichtung aller staatlicher Gewalt." (Grundgesetz Artikel 1) Aber wie schützt eine staatliche Gewalt menschliche Würde, die zulässt, dass Rassisten und Fremdenfeindliche in ihren Parlamenten sitzen?
Aber ich weiß jetzt wieso das Jurastudium so lange dauert: Die Hälfte der Zeit wird benötigt um den Studenten ihr gesundes und natürliches Rechtsempfinden rauszuprügeln.
Sonntag, 9. August 2009
Vom Wort zum Sonntag und anderen Anti-Raucher-Kampagnen
Mittwoch, 13. Mai 2009
Von käuflicher Schönheit und anderem Kontrollverlust
Warum verkauft man seinen Körper und damit sich selbst und zahlt dafür auch noch Unsummen? Warum glauben junge attraktive Frauen sich mit angeklebten Haaren, Fingernägeln und Wimpern, mit eingepflanzten Brüsten und Po- Implantaten und mit korrigierten Nasen und aufgespritzten Lippen wirklich verschönern zu können?
Man kann es auf die sogenannte Schönheitsindustrie oder die Medien, die mit "Wir ändern dein Leben, indem wir dein Aussehen verändern"- Formaten dazu beitragen, schieben und sicher sind sie auch nicht unschuldig. Aber einem Menschen mit halbwegs klarem Verstand, sollten Sendungen dieser Art doch sofort suspekt sein und außerdem ist auch hinlänglich bekannt, dass "Barbie" rein anatomisch nicht existieren könnte, demzufolge sollten auch Fotos mit ähnlich gebauten Personen schnell als irreale Nachbearbeitung erkannt werden.
Das Problem ist doch das diese Gesellschaft dieses Bild von Schönheit haben möchte. Es ist eine Art kollektiver Anorexia Nervosa (Magersucht), die den Kontrollverlust kompensieren soll. Die Gesellschaft hat kaum noch Einfluss auf die Politik, trotz Partizipation durch Wahlen, werden heute kaum noch Wahlprogramme in befriedigender Art und Weise erfüllt, somit stellt sich die Frage, warum überhaupt engagieren? Darüberhinaus haben stehen immer mehr Menschen einem sehr unsicheren Arbeitsmarkt gegenüber. Wenn das Leben einer ganzen Gesellschaft aus den Fugen zu geraten scheint, sucht man sich einen Faktor, den man ohne größere Schwierigkeiten, kontrollieren kann, in diesem Fall: das "Schönheitsideal" und die Umsetzung des selbigen. Man sucht sich etwas wodurch man sich definieren kann, ohne dabei in größere gesellschaftliche Konflikte zu geraten, denn man möchte ja keinen existenziellen Konkurrenzkampf, sondern nur die Suche nach Bestätigung.
Es wird Zeit, dass sich unsere Gesellschaft eine gesundheitsverträglichere Bestätigungsvariante suchen!
Montag, 27. April 2009
Von Zukunftsvisionen im Datenschutz und anderen Verschwörungstheorien
Hallo Internet!
Hat jemand die ZEIT letzter Woche gelesen? Ein Redakteur beschreibt, wie er Verfassungsklage gegen das neuste BKA-Gesetz einlegen will. Darin geht es im Prinzip um die weitere Legalisierung der Beschneidung von Datenschutz und Freiheit der Privatsphäre. Zum Beispiel, den Einbau von "Kleinstkameras" in die Wohnung von Bürgern, ohne es denen jemals mitteilen zu müssen. Oder die Beschneidung der ärztlichen Schweigepflicht.
Mich erinnern solche Artikel und Szenarien daran, wie ich gerade "Brave New World" gelesen hatte. Oder "Minority Report" geguckt. Der Mensch als planbares und präventiv kontrollierbares Konstrukt. Damals hab ich noch gedacht, so weit könnte das nie kommen - die Technik dazu wird abgelehnt werden.
Aber genau das gleiche hab ich erst von iPods, dann vom iPhone, dann von BluRay gedacht. Und übrigens auch von den TV-Serien "Lost" und "Grey's Anatomy", aber das soll ein anderes Thema sein.
Jedenfalls lief mir im Kino, als ich frisch aus dem Saal kam, so mit der leeren Popcorn-Tüte in der Hand, ein Schaudern über den Rücken. "Das könnte uns hier nie passieren."
Inzwischen musste ich für meine Einreise nach Japan ein biometrisches Passfoto machen und meinen Fingerabdruck abgeben.
Paranoid bin ich ja wohl nicht. Ich gehe in der Wirtschaftskrise munter weiter shoppen und benutze trotz Vorratsdatenspeicherung ICQ, MSN, Facebook und StasiVZ.
Einsatz Mister Schäuble (kein Zitat!): "Den jungen Leuten von heute sollte es doch eh egal sein - sie geben ihre Daten doch freiwillig auf all den Plattformen preis!"
Ja, eben, FREIWILLIG! Auf Studi schreibe ich, welche Musik ich mag und wo ich meine Handtasche gekauft habe, aber eben nicht, wann ich das letzte Mal Malaria hatte (Krankendaten/Gesundheitsbetreff) oder mich über einen Ausländer aufgeregt habe (staatsgefährdende Gesinnung)! (ersteres, für die Korrektheit: nie; zweites: in der 3. oder 4. Klasse, als Pinar es partout nicht geschafft hat, ihren Notenschnitt zu verbessern, obwohl ich ihr helfen wollte).
Und war es nicht so gedacht, dass in einer Demokratie die Selbstverwaltung besteht, die Bürger bilden ihre eigene Regierungselite, und es gibt nicht die "Krone" des Volkes, die Regierung, die Bestimmungen auferlegt?
"Ja, aber! Die jungen Leute von heute gehen ja auch nicht mehr wählen! Politikverdrossenheit! Wählerunmut! Medienkonsum! Amokläufe!"
Oh, wir 'jungen Leute' sind's schon wieder gewesen? Ja, wahrscheinlich, das ist freilich schade...
Das einzige, was ich dagegenzustellen habe, ist, dass ich im momentanen Parteiengefüge am liebsten auch nicht wählen würde. Schließlich hat mir bei der letzten Wahl keiner weniger Studiengebühren oder wenigstens höhere Bildungsqualität verschafft. Geschweige denn die versprochene Vergleichbarkeit von Studiengängen und einfacheren Zugang zum Auslandsstudium.
Nun gut, ich bin volljährig und selbstbestimmt, und nun bin ich ein Bachelor-Versuchskaninchen, wenn ich es absolut nicht gewollt hätte, hätt ich mit meinem Studium halt noch etwas warten müssen.
Aber was ist mit den Schulkindern? Die können nämlich nicht warten, die brauchen ihre Lesekenntnisse, ihren ersten Fremdspracheunterricht, und ihren Schulabschluss sofort. Und auch sie werden in die versuchsreformierte Oberstufe gesteckt und in einen Lehrplan gepfropft, von dem keiner die Folgen so richtig vorhergerechnet hat.
Man lässt die Kinder von 8 bis 16 in der Schule sitzen, erwartet, dass sie so Freude an Bildung erwerben.
Dann sollen sie noch daran arbeiten, nicht mehr die dicksten Europäer zu sein (Zeit für einen Sportverein? Und Geld?) und sich womöglich noch in frühen Jahren für Politik interessieren, denn die berühmte Politikverdrossenheit will man sich ja nicht weiter heranzüchten.
Oh, hab ich Sozialleben in der Aufzählung vergessen? Mh, ist nicht zwangsweise wichtig, viele meiner Kommilitonen kommen schließlich auch mit einem Minimum aus.
Ach, ich erinnere mich auch noch an die Diskussion um die Erzieherrolle. Die Eltern sollen mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen? Und gleichzeitig mehr arbeiten und shoppen gehen, damit die Wirtschaft wieder läuft. Und ordentlich Auto fahren. Und dabei die Umwelt schützen, sowie das Klima.
Puh, ganz schön viele Sachen auf einmal, oder?
Vielleicht fangen wir nochmal bei der Bildung an, denn wenn wir Kinder vernünftig erziehen und eine Grundlage zur Selbstbildung geben, lernen sie auch, dass man Dinge ohne Terroranschläge und rechte Parolen lösen kann.
Soweit meine Hypothese. Könnte sich ja bewahrheiten. Genauso durchdacht wie die Hypothesen des Bologna-Vertrags ist sie allemal. Schließlich lese ich Zeitung. Haha. Wenn sie jemand aus dem Stand falsifizieren kann, umso besser.Freitag, 24. April 2009
Die einen nennen es Demo - die anderen Volksbelustigung
Heute fand dann eine etwas umfassender angekündigte Demonstration statt, die deswegen auch etwas besser besucht war. Aber es waren auch keine Massen, die da 20 Minuten den Verkehr in der Innenstadt lahmlegten und Leid konnten einen die Polizisten in ihren -ich nenne es mal- Kampfanzügen tun, bei diesen Temperaturen. Es ist echt unfair unschuldige Dritte, in diesem Fall die Autofahrer, Businsassen und einfache Polizeibeamte, mit solchen Demos, die sowieso nichts bringen, zu belasten. Wäre das ganze wenigstens effektiv, könnte man über Unannehmlichkeiten für einen geringen Teil der Stadtbewohner diskutieren.
Unsere Dozenten fragten schon hoffnungsvoll, wann wir unseren Generalstreik beginnen, das würde wahrscheinlich auch mehr Studenten mobilisieren, denn viele behaupten ja das geringe studentische Engagement läge an der Überbelastung durch die neuen Studienpläne in Zeiten des Bachelor. Da kämen ein paar arbeitsfreie Stunden durch einen Streik sehr gelege, mal davon abgesehen, dass man als zahlender Dienstleistungsempfänger ziemlich dumm wäre, wenn man streikt, wenn das rein gesetzlich überhaupt ein Streik wäre. Aber wahrscheinlich würden die angeblich so hochmotivierten und arbeitseifrigen Studenten von heute die Zeit nutzten um endlich mal die Zusatzliteratur zu den Seminaren zu lesen oder sich selbstständig weiterzubilden, um zur nächsten Sitzung noch sinnlosere Fragen zu stellen oder unsinnigere Diskussionen über längst allgemeingültige Themen zu beginnen.
Montag, 13. April 2009
Von Eierschlachten und anderen Kriegen
Ostern ist die Zeit der Familienausflüge und Kurztrips, was sich in riesigen Autoschlagen, die sich nur millimeterweise vorwärts bewegen, und an scheinbar verdoppelten Spritpreisen bemerkbar macht. Aber Stau ist ja auch eine gute Zeit um die längst überfälligen Aufklärungsgespräche mit den Kindern zu führen, da können sie wenigstens dank Kindersicherung nicht weglaufen. Oder man hat Zeit seinem Lebensabschnittspartner endlich mal alles aufzuzählen, was einen stört, nach dem Prinzip: "Ich packe meinen Koffer und nehme mit...(dein ewiges Genörgel an meinen Freunden, dass dir dein Feierabendbier wichtiger ist als ich...)"
Gut, dass die meisten Menschen all diese Probleme gar nicht haben. Sie haben auch keine Verwandten in der Bundeswahr in Afghanistan, denn sonst würden Meldungen von mehreren Anschlägen auf jene jungen Männer nicht so im Nichts verhallen. Wollte nicht irgendjemand die Wehrpflicht abschaffen? Ach, und wenn Mr US-Präsident schon dabei ist für eine atombombenfreie Welt zu sorgen, dann soll er doch den Krieg gleich mit abschaffen. Ach wieder falsch, ich meine ja gar nicht Krieg, den führt Deutschland nicht, also gibt es ihn für ein ignorantes Volk auch nicht, soll die Welt doch den Bach heruntergehen, wenn in Deutschland nur der Wohlstand bleibt. Ich meine natürlich die Verteidigung des Friedens mit Hilfe von Waffen und die Aufbauarbeit unter Zuhilfenahme von Maschinengewähren. Ob da ein Osterfriedensmarsch von ein paar tausend Menschen, einmal im Jahr durchgeführt, etwas bewirken kann? Wohl kaum...
Sonntag, 5. April 2009
Vom Frühlingsloch
Obama empfiehlt, die Türkei in die EU aufzunehmen, nett von ihm, aber was hat er denn mit der EU zu tun? Er macht sich mit solchen Versuchen in fremden Teichen zu fischen noch unbeliebt, besonders bei unserer lieben Bundeskanzlerin, die sich so einiges vorstellen kann, aber nicht die Türkei in der EU. Ist das ein neuer Eurozentrismus der US- Regierung, sucht man sich seine Gegner eher in der Nähe? Außerdem will er eine atomwaffenfreie Welt, davon werden sicher alle anderen Atomnationen und alle, die die "Unbesiegbarkeit" der USA erhalten wollten, sehr begeistert sein. Er gibt auch noch einen Termin bekannt, an dem das Guantanamolager geschlossen werden soll, auch nett von ihm! Aber kommt der nächste Präsident, macht er wieder irgendwo eins auf...
Ansonsten ist heute noch der 15. Todestag von Kurt Cubain. Hat mit meinem Leben nicht viel zu tun, außer das alle Schlagzeuger, und besonders Schlagzeugerinnen, die ich kenne heute in tiefer Trauer versinken. Warum auch immer! Ja, es war tragisch, aber wäre es nicht tragisch gewesen, hätte sich auch keiner für ihn interessiert, zumindest nicht aus meiner Generation und damit auch nicht selbige Schlagzeugerinnen von eben.
In einer Weltpolitik in der nicht wirklich etwas passiert, dass man sarkastisch auseinander nehmen kann, muss ich mich wohl doch dem schönen Wetter hingeben, mir ein riesiges Eis kaufen und irgendwo draußen den ganzen frisch Frühlingsverliebten eine Parkbank wegschnappen.
Freitag, 3. April 2009
Von Schlägen und von anderer Politik
Eigenartiger Weise gab es in letzter Zeit keine größeren Naturkatastrophen, denn irgendwie "fehlt" in dieser Aufzählung noch: "Die Erde schlägt zurück!"
In dieser sich überschlagenden Zeit bekommt Deutschland auch noch Besuch von dem Mann bei dem vor wenigen Monaten einige Radionachrichtensprecher so euphorisch waren, dass sie ihren Bericht mit der Schlagzeile: "Wir haben einen neuen Präsidenten, ach nein, leider nur Amerika hat einen neuen Präsidenten" einleiteten. Seit dem werden von dem smartesten Präsidenten seit Kennedy so viele Wunder erwartet, dass er es noch nicht einmal zu Antrittsbesuchen nach Europa geschafft hat. Jetzt ist er ja da.
Warum feiert die NATO ihr 60- jähriges Bestehen ausgerechnet in Deutschland, in der spaßfreiesten Nation nach dem Vatikan? Besonders feierlich ist Deutschland nun auch nicht gerade. Da gibt es sicher auch graziösere Nationen.
Warum muss man das Bestehen eines Militärbündnisses überhaupt feiern? Warum muss man feiern, dass die NATO immer noch benötigt wird? Warum muss man feiern, dass man die Demokratie der westlichen Welt nur mit Hilfe von Waffengewalt verteidigen kann. Die Demokratie scheint ja ein sehr überzeugendes Konzept zu sein.
Na zum Glück feiern sie sich nicht nur sondern "machen sich Gedanken um die Zukunft dieses Bündnisses." Was bleibt da noch außer ihnen viel Erfolg zu wünschen.