Montag, 16. Januar 2012

Von Ruhm und anderen Meinungen

Im ersten Viertel des neuen Jahres starten wieder reichlich Sendungen im deutschen Fernsehen, die den Menschen zu ihrer angemessenen Berühmtheit verhelfen, wieder verhelfen oder sie (im Falle der Jury-Mitglieder und/oder Moderatoren) auf ihrem Level halten.
Der Drang einiger Menschen berühmt zu sein, ist dabei so groß, dass sie auch negative Berühmtheit -im Sinne von sich lächerlich machen- in Kauf nehmen, um nach ihren 5 Minuten Ruhm vielleicht doch irgendwie in die ewige Geschichte einzugehen.
Obwohl ich diesen Drang nicht teile, kann ich ihn doch gut verstehen. Aufmerksamkeit braucht jeder und wenn man irgendwann einmal Mangel litt, braucht man von da an dauerhaft mehr. Ich kenne einige Leute, denen im Leben irgendwann mal irgendwas gefehlt hat und jetzt haschen sie permanent nach Aufmerksamkeit, ob auf der Straße, auf der Party oder im Seminar in der Uni. Warum die meisten von ihnen nicht in den großen Fernsehshows zu finden sind, liegt schlicht und einfach an ihrem hohen Intelligenzquotienten. Sie sind klug genug um vorherzusehen, dass diese 5 Minuten Ruhm nicht die Aufmerksamkeit sind, die sie suchen.

Ich möchte gar nicht berühmt sein und ich möchte auf gar keinen Fall auf der Straße erkannt werden als: "Das ist doch die, die da neulich..." Nein, das wäre überaus schrecklich. Dennoch habe ich nicht wirklich einen geringeren Anspruch als die Casting-Sänger, -Models und Dschungel-Prominenz:
Ich möchte WICHTIG sein. Eine echte kichererbse möchte gefragt werden, ich möchte in all diesen Polit-Talkshows sitzen und zu allen(!) gesellschaftlich relevanten Themen befragt werden, ich möchte immer eine Meinung haben, eine Meinung, die polarisiert, wäre noch besser und was ich sage, soll für die Menschen Bedeutung haben. Es soll nicht heißen: "Da hat irgendein junger Schnösel irgendwas gesagt, von dem er doch noch gar keine Ahnung hat!" Nein, es heißt: "Na, wenn die kichererbse das gesagt hat, dann muss ich da mal drüber nachdenken!"
Am Ende der Sendung verschwinde ich dann wieder in mein kleines unentdecktes bürgerliches Leben und wenn die Welt mich wieder braucht, dann bin ich montags bei Hart aber fair und TV total (die jungen Leute sollen ja nicht außen vor bleiben), dienstags bei Menschen bei Maischberger, mittwochs bei Anne Will und Stern TV, donnerstags bei Beckmann und Lanz, freitags in der NDR Talkshow, bei Tietjen und Hirschhausen oder was sonst gerade freitags abends vom dem NDR ausgestrahlt wird, samstags hab ich frei oder gehe zu irgendeinem anderen 3. Programm und sonntags bin ich bei Günther Jauch.
Es geht mir dabei nicht darum als Person berühmt zu werden, wie einige vielleicht jetzt meinen könnten ("Die kritisiert die doch nur, weil sie sich selbst darin wiederfindet."), eigentlich möchte ich nur, dass mal jemand die richtige Meinung vertritt, mal jemand die Aspekte beleuchtet, die die Politiker oder so genannte Experten auslassen, weil es unbequem ist. Ich möchte der Gesellschaft in Diskussionen mehr Optionen aufzeigen und zu mehr Nachdenken anregen.
Ich könnte auch zu allen wichtigen Themen einen blog schreiben? Aber die Leute, die die Meinung der Gesellschaft prägen lesen sicherlich nicht meinen blog. Außerdem kann man, besonders frau und im ganz Besonderen kichererbsen in gleicher Zeit viel mehr sagen als schreiben und damit viel schneller die Welt bewegen.