Samstag, 13. Februar 2010

Vom Lächeln und anderen outgesourcten Leistungen

Wir alle kennen die "Gelben Engel", aber ich möchte heute über die "gelben Teufel" schreiben. Das sind auch Menschen, deren Arbeitskleidung in dieser wunderschönen Farbe des Himmelskörpers, den wir seit Wochen (gefühlten Monaten) nicht mehr gesehen haben, strahlt und die mir das Leben schwer machen.
Dass sie nicht grüßen, ist ein geringes Übel, dass sie Schwierigkeiten haben zu lesen, schon ein größeres und dass sie gern Dinge verschwinden lassen, die mir gehören, ist ein riesiges Problem. Aber ich wollte eigentlich von der Service- Wüste Deutschland erzählen.
Man möchte sein Paket am Schalter einer so rar gewordenen Filiale der gelben Teufel -denn sie sind die wahren Meister des outsourcens, jeder kapitalistische Unternehmensberater, Entschuldigung Consulter, benutzt sie als Musterbeispiel- sein Paket abholen. Angesichts der Kälte und der typisch nordischen s-teifen Brise freut man sich, dass die Schlange genau hinter der Tür beginnt und man sich doch im warmen Neonlicht die Beine in den Bauch stehen darf. Aber wie jeder andere möchte man ja etwas von ihnen, deswegen bleibt man ja freundlich. (Dass man nur deswegen etwas von ihnen möchte, weil einer ihrer Legastheniker wieder irgendeinen Bockmist gebaut hat, kann man kurzfristig verdrängen.) Man wartet also geduldig und beim warten hat man Zeit:
Zeit zum Beobachten. Man beobachtet die Arbeitsmoral, der Schalterangestellten, man beobachtet die wartende Meute, die ungeduldig werdende Mutter, deren Unruhe auf ihr Kind übergeht, was für die Geduld der Mutter nicht zwingend förderlich ist, man beobachtet die junge angestellte aus der angegliederten Bank, die man durch eine riesige Glasfläche bei einer Kundenberatung sehen kann (so will ich mal nicht arbeiten).
Zeit zum Analysieren. Man sieht das breite Lächeln der Banktante und stellt fest, dass da der Unterschied zur Schalterangestellten liegt, zu der die Leute kommen, die was wollen, im Gegensatz zur Finanzberaterin, die selbst etwas will, etwas aufschwatzen.
Zeit zum Pläne schmieden. Egal wie lange ich noch warten muss und egal wie sehr mich das Geschrei des Kindes nervt, ich werde die gestresste Frau, dort vorn ganz freundlich anlächeln.
Gesagt, getan!
Ich kann euch nur raten, lasst es sein!

Gelber Teufel murrend murmelnd: "Ich brauch dann noch Ihren Ausweiß!"
Ich beschwingt lächelnd: "Natürlich, bitte schön!"
GT irritiert aufschauend: "Is irgendwas?"

Ist gelb das neue schwarz? Ich meine, es ist Farbpsychologisch belegt, dass Farben einen Einfluss auf unsere Stimmung haben. Manchmal erfüllen Farben auch nur einen praktischen Zweck (OP grün zum Beispiel), aber ich assozierte gelb immer mit Lebensfreude und Fröhlichkeit, obwohl ich wohl weiß, dass es auch die Farbe des Neids und Egoismus ist, aber die Menschen, die diese Arbeitskleidung tragen sind nicht aggressiv oder neidisch sondern eher, phlegmatisch und teilnahmslos bis traurig.
Aber Schornsteinfeger kontrastieren dann ja wieder ihr schwarz durch Freude, die -wie ich dachte- daher kommt, dass sich immer alle so freuen einen zu sehen und dann einfach einen freundlichen Mann sehen.
Beeinflusst wirklich die Farbe unserer Arbeitskleidung unser Verhalten und unsere Stimmung in anderer Weise als es Farben üblicherweise tun? Zeit für eine vergleichende Studie zwischen gelben Engeln, gelben Teufeln, Schornsteinfegern und Bestattungsunternehmern.
In der Folgestudie sollten auch unbedingt Tarnmuster untersucht werden, aber dazu brauch ich erst noch eine These.

Wo sind wir denn bitte hingekommen, wenn die Leute irritiert nachfragen, warum man freundlich ist, während sie andere Menschen weinend am Straßenrand als ganz normales Phänomen ignorieren???

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