Samstag, 9. Februar 2013

Von Denkdiäten und anderen Güterverknappungen

Meine Lebenswelt verändert sich unaufhaltsam. Andauernd passieren neue Dinge, neue Menschen tauchen auf, neue Ideen begeistern mich, Nachrichten regen mich auf und alles möchte von meinem Gehirn bewältigt werden. Genau an dieser Stelle liegt die Schwierigkeit. Meist stehen ich neben mir und beobachte all das Geschehene wie ein Zeuge. Ich bin mit dem Leben so sehr beschäftigt, dass ich nicht keine Lust habe es intellektuell auszuwerten. Ich möchte mich nicht privat über meine Studieninhalte ereifern, ich möchte mich nicht über den Polit-Talk, den ich gestern gesehen habe, erneut aufregen, weil ich einfach keine geistige Kapazität daran verschwenden möchte.
Es ist nicht so, dass ich permanent beschäftigt bin, im Gegenteil, ich bin eher der gemütliche Mensch. Meine Freizeit gehört der Couch und nicht dem Computer.  Dabei gibt es so viele Dinge in der Welt zu denen ich gehört werden möchte. Doch es gibt eigentlich nichts zu sagen, weil ich nicht gerade mitten in meinem hundertsten ach so wichtigen Praktikum stecke, keine Zukunftspläne, die über das morgige Frühstück hinausgehen, schmiede und genau das ist mein Problem. Ich bewundere all diese Menschen, die in den Social Networks andauert Weltwichtiges zu verkünden haben und ich denke darüber nach, ob ich einen Kuchen backe oder fernsehe und bedauerlicherweise entscheide ich mich zu oft für letzteres. Und leider gibt es auch nichts zu sagen, weil  ich zu langsam bin, bis ich so weit bin meine Gedanken geordnet zu haben, ist es schon Schnee von gestern. Zu all den Themen, die in letzter Zeit öffentlich passiert sind, Revolutionen, Krisen, Debatten, wurde schon so viel gesagt, dass es sich nicht lohnt, ein weiteres Fass aufzumachen. Schade, ich hätte gern etwas dazu gesagt, doch als es jeweils aktuell war, war ich mit gammeln beschäftigt. Ja, ich weiß, das heißt heutzutage "chillen" - aber nein, ich habe nicht gechillt ich habe gegammelt. Wenn ich nicht andauernd von Hunger und Durst getrieben wäre, würde ich tatsächlich so lange in einer Position verharren bis ich Schimmel ansetze. Aber eigentlich macht mir das nichts, ich beklage mich nicht darüber, denn ich leide nicht darunter, denn mein Leben ist bequem so. Es sind nur diese Momente, wenn ich andere Menschen mit ihrem Elan beobachte, dann werde ich ein wenig melancholisch, aber das geht vorbei und ich hab ja noch soooo viel Zeit etwas ganz tolles auf die Beine zu stellen, warum überstürzen und deprimiert aufgeben müssen, weil es nicht klappt.
Das neue Jahr fing privat eher unspektakulär an, das Semester plätscherte so eben zu Ende ich hörte einige Vorträge, die wohl nicht die Welt bewegen werden, ich besuchte Veranstaltungen, die mich nur beeindruckten, ohne Impulse auszulösen.
Trotzdem werde ich mich in Zukunft wieder etwas mehr meinen Gedanken und ihrer Verschriftlichung widmen, denn es macht mir Spaß eine Meinung zu haben und diese auch zu vertreten.
Eines der Dinge, die mich in letzter Zeit beschäftigen, sind die zahlreichen Diätversuche von einigen Freunden und dann habe ich mir auch noch eine Arbeit gesucht, bei der jeder auf Diät zu sein scheint. Jeder hat seine Wege, den einen tut es gut, den anderen weniger, bei einigen verstehe ich den Wunsch zum Abnehmen, bei anderen tue ich das nicht. Was mich daran hauptsächlich fasziniert, ist das Kommunikationsbedürfnis der Diätenden. Ob Facebook, Blog oder der Mädelsabend, es scheint nur ein Thema zu geben. Mich schreit das an mit den Worten: "Schau, wie diszipliniert ich bin." "Lob mich." Ich glaube nicht, dass die Leute tatsächlich diese Aussagen treffen möchten. Sie möchten eher Unterstützung und nutzen die Öffentlichkeit, um sich selbst auf Spur zu halten, weil ihnen ein Versagen unendlich peinlich wäre.
Dass ich nicht viel von Diäten halte und dass ich mich immer wieder darüber wundere wie wenig die Leute über gesunde ausgewogene Ernährung und Jojo-Effekt und all das wissen, muss ich wohl nicht sagen. Aber die Leute, die wirklich ihre Ernährung zu einer gesunden Ernährung umstellen, das nur für sich tun (kein: "Ich muss schlank sein für meinen Schatz, Job, X.") und dann auch noch ein gesundes Maß an Sport treiben und sich trotzdem noch über andere Dinge als Essen/nicht Essen unterhalten können, sind schon bewundernswert. Sie sind es nicht, weil ich schlank sein für ein besonderes Gut oder wahnsinnig attraktiv halte, sondern weil sie unzufrieden waren und es geschafft haben, ihre innere Schwäche zu überwinden. 

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