Samstag, 7. November 2009

Vom Einkaufen und anderem Gebell

Willkommen in der Sendung: "Wie Luxus ihr Sozialverhalten beeinflusst. Heute am Beispiel des Kaufverhaltens."
Generell kann man sagen, dass Wohlstand sich negativ auf Verhaltensweisen wie Rücksichtnahme, Toleranz und Gemeinschaftssinn auswirken. Aber das ist ja hinlänglich bekannt und muss hier also nicht näher ausgeführt werden.
Stellen Sie sich vor, Sie befinden sich in einem Supermarkt für Besserverdiener (weil sie sich verlaufen haben oder etwas kaufen wollen, was einen Fixpreis hat oder oder oder). Sie gehen mit einem Artikel an die Kasse, geöffnet die äußerst rechte und linke Kasse mit 2 ellenlangen Schlagen. Eine 3. Kasse wird geöffnet sowohl von links als auch von rechts treten Menschen an die mittlere Kasse, auch Sie, hinter ihnen kommt jemand von der anderen Kasse. Es passiert erst einmal nichts. Der Mann vor Ihnen wird abkassiert. Da spricht Sie plötzlich der Mann hinter Ihnen an, ob Sie denn nicht zusammengehören. Sie verneinen höflich, aber irritiert. Dann beginnt das Gezeter: "Finden Sie Ihr Verhalten denn nicht äußerst dreist? Was denken Sie sich denn dann, sich hier so hereinzudrängeln. Das ist ja eine Unverschämtheit. Was bilden Sie sich denn ein?!" "Oh ich wusste nicht das im Supermarkt die Rechts- vor- Links- Regel gilt. Ich habe nicht gedrängelt ich bin nur zufällig aus einer anderen Richtung gekommen." Ihr Gefühlszustand ist irgendwo zwischen genervt und belustigt. Die "freundliche" Kassiererin im Allgemeinen (deren Verfehlungen hier schon früher zur Sprache kamen) ist verunsichert und möchte, den Stammkunden ja auch nicht für jemanden verkraulen, die so aussieht als würde sie sowieso nie wieder einen Fuß ins Geschäft setzen. Sie fragt sicherheitshalber, wer denn nun dran sei. Der Schnösel: "Die junge Dame scheint es ja eilig zu haben."
Wenn mal wieder viel zu viele Leute vor mir an der Kasse stehen mach ich das demnächst auch so: Ich nicke erst dem Mann vor mir freundlich zu und wenn er dann fast dran ist, fange ich ein furchtbares Geschrei an, was er sich denn einbilde sich so dreist vorzudrängeln. Ich denke mit dieser Methode komme ich exakt 3 Minuten später aus dem Geschäft, als wenn alles seinen natürlichen Gang geht, denn durch die Prügelei am Kassenband verzögert sich nur die Arbeit der Kassiererin.
Nach dieser Geschichte noch ein harmloses Beispiel:
Jemanden an der Kasse vorlassen, hat für ja nur dann keinen persönlichen Nachteil, wenn man mit Wagenausladen länger braucht, als der Vorgelassene um abkassiert zu werden. Doch meist wird auch der Nachteil in Kauf genommen ein wenig länger zu brauchen, man ist ja eh mit dem Großeinkauf beschäftigt und der dauert meistens sowieso eine gefühlte Ewigkeit. Aber je günstiger der Discounter, desto eher ist diese selbstlose Verhalten zu beobachten, wobei es die Vorgelassenen noch nicht einmal eilig haben müssen. Aber in einem teuren Supermarkt habe ich dieses Verhalten noch nie beobachtet, auch wenn ich keine repräsentative Stichprobe habe, da ich mich dort eher selten aufhalte, möchte ich behaupten, dass dieses Verhalten dort seltener vorkommt. Möglicherweise, weil sich jeder dort selbst für die wichtigste Person der Welt hält, beziehungsweise: Was interessiert es den Mond, wenn ein Hund ihn anbellt.

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