Donnerstag, 13. November 2014

Vom Gesundheitswahn und anderen Religionen

Manchmal, wenn ich den Eindruck habe, mein Leben sei stressig, hole ich eine Zigarette hervor, zünde sie an, rauche und träume mir dabei eine bessere Welt. Das ist nichts, worauf ich besonders stolz bin, es ist aber auch nichts, weswegen ich mich schäme.
Neulich war es wieder so weit. Ich stand auf meinem Balkon und langsam wurde mein Kopf leicht und meine Beine zittrig (ja so fühlt sich das bei mir an und ich schwöre es war wirklich nur Tabak) und meine Gedanken sprangen leichtfüßig umher, da sprach mich plötzlich ein Mann an, der unten vorbei ging: "He, rauchen ist ungesund." Mal davon abgesehen, dass es sehr unhöflich ist Menschen bei ihren zeremoniellen Handlungen zu stören, war ich nur bedingt bereit mich damit auseinander zu setzen, deswegen entgegnete ich höflich aber bestimmt: "Das Leben ist ungesund." "Häää, versteh ich nicht."
Da ich heute meinen geduldigen Tag habe, bin ich bereit es zu erläutern.
Als gesund bezeichnen wir gemein hin Dinge, die nicht tötlich sind. Das Leben kann also nicht gesund sein, denn es führt unweigerlich zum Tod. Aber diese Weisheit ist ja allgemein bekannt. Das Leben ist aber vorallem deswegen ungesund, weil es uns permant dazu zwingt Dinge zu tun, die es unweigerlich verkürzen. Damit meine ich nicht meinen gelegentlichen Griff zur Zigarette, da dieser in seiner Seltenheit kaum Einfluss nehmen kann. Ich meine damit vor allem Dinge, die wir täglich tun müssen, weil sie zum Leben gehören. Raus gehen und uns dem tödlichen Straßenverkehr stellen, Arbeiten, das uns über kurz oder lang sowohl körperlich als auch seelich ruiniert, auch Essen ist gefährlich für unser Leben, es locken Vergiftungen, Krankheiten und Übergewicht, nicht zu essen ist allerdings sehr schnell tödlich, damit äußert ungesund.
Glauben/Religion ist gesund, da es vielen Menschen eine Perspektive/einen Sinn bietet, der das Leben überhaupt erst erträglich macht und es damit unweigerlich verlängert. Auch die Regeln, die die meisten Religionen bieten dienen sind gesund, da sie dazu dienen unnötige Risiken zu vermeiden, die das Leben verkürzen. Darüber hinaus sind die meisten Religionen, nicht auf dieses Irdenleben beschränkt und nehmen damit dem Tod seine ungesunden Aspekte.
Religion ist aber auch ungesund. Damit meine ich nicht, all die Versuche Religion zu benutzen, um kriegerische Handlungen zu rechtfertigen. Denn hinter jedem Krieg stecken immer ökonomische und machtpolitische Ziele, alles andere ist Propaganda. Religion ist so ungesund wie das Leben selbst. Denn durch die Hoffnung, die sie den Menschen gibt, animiert sie nur zu Aktivitäten und Aktivitäten sind immer gefährlich, wie oben beschrieben.
Der Gesundheitswahn dieser Gesellschaft ist auch ungesund, gegessen werden nur noch Pflanzen, die sich freiwillig zum Verzehr geopfert haben (Stichwort: Frutarier) und am besten roh, damit auch ja kein Vitamin getötet wird. Zusätzlich wird stundenlang gesportelt, natürlich nur zur Figuroptimierung, nicht um mit Freunden in spielerischen Wettstreit zu treten. All diese Dinge werden unter dem Deckmantel der Gesundheit getan, dabei geht der Spaß am Leben verloren und der Verlust des Spaßes am Leben ist lebensgefährlich, also ungesund.
Dabei wusste man schon vor tausenden Jahren: "Carpe Diem" (Pflücke den Tag). Mach was aus Deinem Tag, lass ihn nicht ungenutzt verstreichen, aber fülle ihn nicht übervoll mit Aktivitäten, sondern nutze ihn für Dich, tue Dinge, die gut für Dich sind und Dich bereichern. Nur so kann ein Leben so gesund wie möglich gelebt werden, in all seiner Unvollkommenheit und trotz der natürlichen Ungesundheit

1 Kommentar:

  1. Haha, ich bin auch ein Fan des Nikotinrausches beim Gelegenheitspaffen! Ich bin mir hundert Prozent sicher, dass dieser Spaß lebensverlängernd ist. Wie immer und überall macht halt die Dosis das Gift.

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