Montag, 1. Juni 2009

Von deutschen Feiermuffeln und anderer Bürokratie

- in Bezug auf Kichererbses Blog vom selben Tag: Von Feiermuffeln und anderen Deutschen -

In der Tat sind "wir Deutschen" ein faules Volk, das lieber vor der Fernsehcouch sitzt und sich von D. Bohlen und V. Pooth beschallen lässt, als mal munter in den Garten zu spazieren und mit Freunden zu feiern. Zumindest verallgemeinert.

Woran kann das denn liegen?
Ich behaupte mal, es liegt an mangelnder Spontanität und Perfektionsdrang; Und die Begründung folgt stehenden Fußes.

Eine deutsche Feier muss organisiert werden. Wie viele Leute kommen? Wann treffen wir uns, und wo genau? Was soll ich mitbringen? Darf ich den-und-den-einladen, oder streitet der sich dann wieder mit der-und-der? Können da auch alle kommen? Haben alle meine Einladung bekommen? Haben wir alle überhaupt genug Platz? Darf man da überhaupt grillen?
All diese Fragen müssen strengstens abgeklärt werden, bevor eine Feier hier begangen werden kann.
Nur wenige Gastgeber/Feierorganisatoren sind entspannt genug, um eine spontan auftauchende Menschentraube mit einem lockeren Lächeln begrüßen zu können, oder um bei einer Grillfeier nicht mit einem Wort zu beklagen, dass für dreizehn Leute zwei Steaks da sind, aber ungefähr sieben Baguettes.

Natürlich stelle ich mir auch die Frage, warum ich Pfingsten feiern sollte, schließlich bin ich weder jüdisch noch christlich.
Andererseits muss man es doch mal so sehen: Seid ihr schon mal morgens (so um 12Uhr) zur Uni gehetzt, oder habt mittags am Schreibtisch gesessen, während ihr durch fleckige Glasscheiben starrtet und die Sonne wunderschön vom Himmel leuchtete - und dann gedacht: "Boah, jetzt grillen/Hängematte/tanzen gehen/...."? Ich gehe davon aus, dass das jedem gelegentlich so geht, vielleicht in leicht abwendelbarer Situation.
Heute, Pfingstmontag, den 1.6.09, herrscht ein glorioses Wetter: kein Wölkchen am Himmel, alles Eisdielen haben offen, angenehmer Sonnenschein. Da kann man doch einfach diesen Umstand mal genießen. Rausgehen, an den See setzen; oder einfach nur ein paar Freunde anrufen, auf die man Lust hat, und sich irgendwas schönes suchen.
Und das ist nicht nur auf Sommerwetter beschränkt: Feiert doch einfach mal die Feste, wie sie fallen! Diese ominösen Brückentage, an denen man sich denkt: "heute arbeite ich an meinem Projekt weiter" (was meistensnicht funktioniert) - man kann sie sich doch einfach nehmen und geselliges Zusammensein praktizieren. Und zum Trost für das oben genannte 'wichtige Projekt': Im Zweifelsfall hättet ihr eh maximal 90 Minuten konzentriert dran gesessen, und den Rest des Tages in "Ich muss was tun aber ich kann mich nicht aufraffen"-Stimmung verbracht.

Also, ich schließe mich mal ein bisschen Kichererbses Meinung an: es ist schon seltsam, dass die stressgeplagten Deutschen ihre freien Tage nicht exzessiver nutzen.
Aber wir sind dazu wohl einfach nicht prädestiniert. Was erwartet man von einem Volk, dessen Nationalgerichte sich in der Zubereitung in etwa so lesen: "Nimm Fleisch und Butter, serviere schwere Teigspeise dazu, und wenn du dahast, TK-Gemüse." [für die Rhethoriker unter uns: das Stilmittel hier nennt man ironische Überhöhung].

Andererseits: Liebe Kichererbse, möchtest du wirklich ständig irgendwelche Paraden auf den Straßen haben? Mir reicht schon Christopher Street Day völlig.
Und wenn du das nächste Mal den TDDE (Tag der deutschen Einheit) feiern möchtest, lade ein! Wir sind dabei, so spontan, flexibel, feierfreudig und undeutsch wie uns Deutschen das nur möglich ist!

Zum Abschluss noch eines: Feier- und Gedenktage sollten ruhig kontrovers diskutiert werden.
Ist der Muttertag abschaffungswürdig, weil er von den Nazis für ihre Zwecke missbraucht wurde? Ist Ostern heutzutage überhaupt noch ein Festtag? Ist es absoluter Schwachsinn, Halloween zu feiern? [hier kurz eine Anmerkung im Eigeninteresse: nein, ist es nicht, und ich will auch dieses Jahr wieder feiern!! Ab in die Kostüme!!] Und kann man den TDDE nicht auch negativ sehen, zum Beispiel weil man sich vor der Einheit ein wirtschaftskräftigeres Ostdeutschland gewünscht hätte?

Mein Vorschlag wäre: gesetzlich festgelegte Feiertage werden gemütlich begangen, jeder feiert so, wie er das für gut hält (im Rahmen des Gesetzes, versteht sich). Und damit wir unsere Feiertage auch genießen können, baut jeder Arbeitgeber eine Woche ein, in der liegengelassene Arbeit aufgeholt werden soll - kein Urlaub, sondern eine Chance, die echten Feiertage ohne schlechtes Gewissen genießen zu können.

In dem Sinne, frohe Pfingstfeiertage!

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