Sonntag, 9. August 2009

Vom Wort zum Sonntag und anderen Anti-Raucher-Kampagnen

Zum Warmwerden beginnen wir heute mit einem Ratespiel. Wer ist das asozialste Pack, das auf der Erde kreucht und fleucht?
Antwort: Raucher.

Nach dieser fulminanten Einleitung haben wir hoffentlich betreffendes Klientel verscheucht, und ich kann mit meiner Hassparole, ich wollte sagen, gerechtfertigten Irritation fortfahren.

Was gibt es Schöneres an einem sonnigen Sonntag, der völlig ohne Familienbesuch oder drohende Leistungsabfragen verlaufen kann, gemütlich in einem Café zu sitzen, mit einer Saftschorle, einem Kaffee oder Tee, und einer gutmütigen Gleichgültigkeit gegenüber saccharosophilen Wespen auf einem kleinen Tischchen.
Vogel singen, die Getränke sind köstlich, die Zeit bleibt stehen, es ist herrlich.
Du hebst dein Glas zum Mund, nimmst einen Schluck und fühlst, wie sich sämtliche Papillen in deinem Mund- und Nasenraum zu einem süßen, erfrischenden gemeinsamen Geschmackserlebnis öffnen - und verschluckst dich tierisch, weil plötzlich ein Geruch nach unter anderem Kohlenstoffdioxid, Kohlenmonoxid, Stickstoffoxid, Benzol, Formaldehyd, Butadien, Acetaldehyd, Methanol, Blausäure, und nicht zuletzt Nikotin zu dir herüberzieht.
Nein, denkst du, das ist jetzt nicht wahr, und drehst dich um, nur um tatsächlich ein älteres Ehepaar mit Fluppen zwischen den gelblichen, faltigknochigen Fingern zu sehen.
Du fühlst dich gestört, aber du willst nicht unhöflich sein. Antippen und sagen "Entschuldigung, können Sie Ihre Zigarette bitte so halten, dass ihr Rauch nicht zu mir rüberweht?" - naja, vielleicht später, erstmal schauen, vielleicht kommen sie ja selbst drauf. (Da kannst du lange warten. Das weißt du auch. Raucher, gerade in diesem Alter, denken immer, dass das ja 'ihre Sache' ist und dass sie ja 'niemandem Schaden zufügen außer sich selbst'.)
Muss das denn überhaupt sein? Kaffee UND Kippe? Meine Güte, ihr seid draußen, atmet doch mal durch, nachher könnt ihr immernoch euer gelbwandiges Wohnzimmer vollqualmen.
Du sitzt also über deinem Glas und stellst dir vor, wie der Qualm langsam in deine Lunge wandert, dort lustige schwarze Teerflecken hinterlässt, weiterwandert in die Blutbahn, und schlussendlich im Gehirn ankommt, um sich an deinen Denkzellen gütlich zu tun.
Und dieses dämliche ältere Ehepaar... sitzt da und freut sich des Lebens, während sie deines Zug um Zug verkürzen!
Du stehst auf, bezahlst, das war ja ein erholsamer Sommernachmittag, und denkst dir, das Rauchverbot sollte auch außerhalb von Gastronomien gelten, wenn dort noch Sitzplätze sind.

Herzlichen Dank, liebe Raucher, ihr rücksichtsloses und asoziales Pack. Dieses Gerauche ist ein Schandmal, dass sich durch alle Gesellschaftsschichten zieht und zu ebenso verbreiteten Phänomenen beiträgt. Denn es ist genauso Kindesmisshandlung, wenn eine schwangere Frau raucht, als wenn sie ihr Kind schlägt oder nur jeden zweiten Tag füttert.

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