Dienstag, 11. August 2009

Von der Selbstkasteiung und anderen Selbstversuchen

Hinter mir liegt jetzt eine Woche, genauer gesagt sechs Tage, Fasten.
(Platz für entsetzten Aufschrei)
Heilfasten, wohlgemerkt. Das heißt in der Essenz, das es gar nicht zum Abnehmen da ist, sondern um zu 'entschlacken', wie das so schön heißt.
Ich habe die ganzen sechs Tage über nichts festes zu mir genommen. Als Eiweißerhalter (damit die Muskeln nicht abbauen) gab es täglich etwa 1, 5l Molke - kleiner Tipp am Rande, Berchtesgadener Land Fruchtmolke ist lecker, Sauermolke in jeder Form widerlich, und Molkenpulver schmeckt am besten und sättigt am meisten, wenn man es in warmem, aber noch nicht ganz heißem Wasser auflöst. Meine Meinung. - und ein bisschen Fruchtsaft. Nun bin ich in den "Aufbautagen", habe heute morgen also ein bisschen Haferflocken in meine Molke gemischt, mittags gestampfte Kartoffeln und Möhren gegessen und abends einen Joghurt mit frischen Pflaumen darin. Alles Bio wohlgemerkt, da schmeckt insbesondere der Joghurt einfach besser. Die Marke Andechser kann ich sehr empfehlen, da ist sogar der ganz magere Joghurt göttlich cremig und schmackhaft.
So, bevor das entweder zu einer Ernährungsberatung oder einer Werbeveranstaltung ausartet, möchte ich gerne mal die Ergebnisse, Erlebnisse und sonstige Ungereimtheiten schildern, die mir im Laufe der letzten Woche widerfahren sind.
* Aufgrund der Erlebnisberichte im Internet und von Freunden hatte ich mir beinahe eine Erleuchtung erwartet, so begeistert schien mir die Welt von der Enthaltsamkeit.
Das Nirvana ist leider ausgeblieben, aber ich habe meine Lektion gelernt. Ich weiß jetzt, dass man ohne größeren Schaden auch ruhig mal hungrig ins Bett gehen kann oder über einen Rummel schlendern - gerade für jemanden wie mich ist diese Erfahrung wichtig, der dann schnell eine Bratwurst oder eine Tafel Schokolade in der Hand hält.
Ich habe auch das Essen nicht vergessen - im Gegenteil, ich habe nur noch daran gedacht!! Die ersten beiden Tage habe ich das Gefühl einer knusprigen Pizza in den Händen vermisst. Die Tage darauf eher den Döner. Und die letzten drei Tage habe ich alle Kochbücher durchgeblättert, die mir unter die Finger kamen... glaubt mir, ich bin die nächsten paar Tage gut beschäftigt mit dem Ausprobieren leichter, exotischer Gerichte. (Wer zum Futtern vorbeikommen will, melde sich.)
* Ich habe fünf Kilo abgenommen (in sechs Tagen), Fett ab- und Muskeln aufgebaut. Nagut, dafür war ich nach dem Joggen und den Kraftübungen auch ganz schön geplättet.
* Jetzt kommt das für mich persönlich Kurioseste: die Reaktionen meiner Umwelt.
Zuallererst die Entsetztheit der Menschen, die meine Planungsphase nicht mitbekommen haben. Das klang ungefähr so: "Du isst GAR nichts mehr?! Aber du bist doch schon total schlank, das hast du doch gar nicht nötig!"
Ok, erste Erkenntnis: der allgemeine Sprachgebrauch denkt, Fasten sei eine Diät. Aber wenn man abnehmen will, ist Fasten leider eine Fehlentscheidung. Da käme dann nämlich unser aller Freund, der Jojo-Effekt, zum Tragen.
Dann die Reaktionen mir näherstehender Personen.
Mein Vater dachte ebenfalls, ich wollte abnehmen, und befand es für unnötig. Außerdem riet er mir davon ab, in Stresssituationen zu fasten. Nunja, leider bin ich Bachelor-Studierende sowie Kind meiner Generation, das heißt: 'Keinen Stress' gibt es nicht. Es gibt immer eine Hausarbeit, einen Arzttermin, ein Praktikum, einen Verwandtenbesuch...
Meine Mutter? - Wüsste sie es, müsste ich mir eine Gardinenpredigt anhören, denn sie hat schlichtweg Angst, dass ich magersüchtig werde. Weil ich nicht dick sein will. Ja, Mutti. Liebe Leser, Mütter mit der rosaroten Brille ("mein Kind ist eh das hübscheste und schlankste!") und selber einer vom Durchschnitt abweichenden Figur (sie wiegt gefühlte siebenunddreißig Gramm) sind die härtesten. Ogott, mein Kind will seine überflüssigen Pfunde loswerden, es MUSS magersüchtig sein! Oder sein wollen!
Kommen wir kommentarlos zu meiner Lieblingsreaktion, zur Verfügung gestellt von meinem Yang (Yin und Yang, ihr wisst schon, na, mein Freund halt): Er findet, ich sehe klasse aus, so dünn, und lobt mich ständig dafür, sodass ich mich nach klassischer Konditionierung eigentlich in meinem Tun bestärkt fühlen müsste, was widerum zu einem anhaltenden Verhalten führen müsste - ich ess nix. Nicht erstrebenswert, was?
Tja, Freunde der Erfahrungsberichte, das war es auch schon, die Frauenzeitschriftenatmosphäre dieses Blogs macht mir selber schon zu schaffen.
Ich versuche mich mal an enem Summa Summarum:
Die Leute sind komisch, nix essen ist ok, neue Erfahrungen machen Spaß.

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