Dienstag, 8. Dezember 2009

Von Angelido und anderen Chaoten

"Vergiss Brangelina, wir haben Angelido!"
Das ist die ultimative Wortneuschöpfung zum Regierungswechsel. Das Wort ist so bescheuert, dass es schon wieder genial ist und ich habe mich furchtbar geärgert, dass es nicht von mir ist.
Aber ich glaube ja auch noch nicht, dass sich unser neuer Außenminister über die gesammte Legislaturperiode halten kann. Wer weiß wie sich dann das Ministerkarusell weiterdreht und welche Wortschöpfung wir dann brauchen. Vielleicht: Ursangela von der Leykel. Diese Frau scheint ja noch zu Höherem zu streben auf der Politischen Bühne. Wir bleiben gespannt, oder auch nicht.
Ein anderes Thema, das wahrscheinlich wesentlich mehr mit Politik zu tun hat als unsere aktuelle Bundesregierung, ist doch viel spannender: Was passiert in der linken Szene? Wo führt das, was dort passiert, Deutschland hin? Sprechen wir bald von einer neuen außerparlamentarischen Opposition oder gar einer neuen RAF.
Politisch motivierter Vandalismus schlägt langsam in organisierten Terrorismus um. Linksautonome Gewalt nimmt zu, besonders gegenüber der Polizei. Ich fühle mich zurückversetzt in eine Zeit, die ich neulich inszeniert in einem nichtdokumentarischen Spielfilm mit historisch begründeten Tatsachen gesehen habe: die frühen 1970er.
In den öffentlich rechtlichen Sendern hört man vermehrt von "Idioten und Chaoten, die nur zerstören wollen."
Fragt man in der Szene, so hört man, die steigende Gewaltbereitschaft innerhalb der Linksautonomen sei eine Reaktion auf eine immer stärker im Faschismus gefesselten Gesellschaft.
Anmerkung der Autorin: Ich hatte den Eindruck, dass zum Ende des Jahrzehnts die rechten Ansichten in der Gesellschaft wieder abnehmen. Aber dies ist nur ein persönlicher Eindruck.
Vielleicht ist die neue Jugend nur aus der Interessenlosigkeit am Zeitgeschehen erwacht, die der meinen Generation vorangegangenen Generation noch nachgesagt wurde und aus diesem Interesse musste ein Feindbild entwachsen, denn ohne Feind, keinen Grund zu Partizipation.
Der alte Feind "Faschismus" ist ein guter Feind, denn es ist gemein hin bekannt, dass dieser in all den Jahren in der deutschen Gesellschaft ein warmes Zuhause gefunden hat, wenn auch meist nur hinter verschlossenen Türen und vorgehaltenen Händen.
Es ist sicher zu einfach der Argumentation der Alten zu folgen und von blinder Zerstörungswut, Idioten und Chaoten zu sprechen, auch wenn es in breiten Teilen der Gesellschaft Anklang findet und Sie werden auch zuerst an Idioten glauben, wenn Ihr Auto brennt, doch es wird dem was da passiert nicht gerecht, vorallem aber wird es unserer Gesellschaft und Politik nicht gerecht, die die Jugend erst dazu gebracht hat sich zu vermummen und mit Steinen zu werfen und Lagerfeuer aus Personenkraftwagen herzustellen.
Aber diesem ganzen Geschehen, dessen Ausmaß in den letzten Monaten wuchs, allein eine wichtige politische Botschaft zu unterstellen, ist meiner Meinung nach auch absolut falsch. Dafür sind die Handlungen zu unorganisiert und vor allem meist nicht mit der Botschaft zu vereinen, die sie vertreten sollen. Wenn man beispielsweise gegen die immer weiter auseinanderklaffende soziale Schere protestieren will und dafür die immer reicher werdenden Reichen verantwortlich macht, sollte man keine preisgünstigen Kleinwagen anzünden, was des öfteren geschehen ist.
Was nicht heißt, dass es gutzuheißen ist Oberklassewagen anzuzünden, aber das wäre wenigstens konsistent zur Botschaft.
Warum auch immer die Gewaltbereitschaft zunimmt, ist interessant zu beobachten, dass auch diesmal wieder Studentenproteste, die eigentlich ganz andere Ziele, als die Abschaffung des Staates und des Wirtschaftssystems haben -zumindest in der breiten Masse- für die linke Propaganda instrumentalisiert werden. Deshalb distanzieren sich immer mehr Studenten von den Protesten und den Besetzungen der Unigebäude, was aber dem eigentlich Ziel der Studentenproteste, nämlich bessere Studienbedingungen und Reformierung des Bachelorsystems eher von Nachteil ist, denn um diese Forderungen durchzusetzen, braucht es die breite Rückendeckung der Studenten, denn sonst wird die Notwenigkeit dieser Maßnahmen nicht gesehen.
Aber man kann sich doch auf keine Demo trauen, bei der man fürchten muss, am Ende brennen Autos und die Polizei treibt einen mit dem Gummiknüppel durch die Stadt, weil 3 bis 5 Kollegen von den Jungs schwer verletzt worden.
Ist Studentenprotest auch ohne Linksradikal möglich oder heißt gemäßigt auch auch gleich gemächlich gleich zu faul um sich einzusetzen?
Wenn linksgemäßigter Protest möglich ist, wie grenzt man sich dann aber vor den Anarchisten und Terroristen ab?

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