Samstag, 9. Mai 2009

Vom Guten und anderen Fehlern

"Ziemlich gut ist nicht so gut wie gut!" Ja, um das zu begreifen, muss ich täglich in die Uni gehen. Ich bin meinem Dozent sehr dankbar, hätte ich das nicht erfahren, wäre mein Leben wahrscheinlich den Bach heruntergegangen.
Diese Erkenntnis hat nur den Fehler, dass es mich auch nicht weiter bringt, denn das meiste im Leben ist nur ziemlich gut. Das liegt zum einen daran, dass es in unserer Gesellschaft zum guten Ton gehört an allem etwas zum kritisieren zu finden und zum anderen daran, dass man tief im Inneren immer auf die Erfüllung des ganz persönlichen Märchens wartet und man deswegen mit allem Schönen nur ziemlich zufrieden sein kann, denn es entspricht ja nie ganz der Fantasie. Außerdem haben wir Angst zu sagen, dass Dinge oder Momente wirklich richtig gut sind, weil es dann viel zu sehr weh tut, wenn wir sie verloren haben oder wir an der Erhaltung gescheitert sind. Es ist weniger schlimm, wenn man im Hinterkopf schon mindestens 3 Gründe hat, warum es sowieso nur Mittelmaß war.
Aber meistens disqualifizieren sich die Situationen schon dadurch richtig gut zu sein, dass sie uns einfach viel zu sehr überraschen, dass wir einfach nicht genug Zeit haben uns darauf vorzubereiten und zu freuen und meist haben wir in der Situation auch viel zu wenig Zeit die Schönheit des Augenblicks wahrzunehmen, weil er viel zu schnell vorbeigeht und im Nachhinein können wir ihn ja nicht mehr als sehr gut wahrnehmen, weil es dann, wie ober erklärt, zu sehr weh tut.
Diese Abstufung, ist deswegen ein Fehler, weil wir uns damit die Chance ruinieren, wirklich zu genießen und ein wenig weniger Kritik an der Welt würde uns das Leben oft süßer erscheinen lassen und wir könnten unseren Mitmenschen offener begegnen.
Vielleicht bringt uns die Erkenntnis weiter, dass alles das, was wir als ziemlich gut wahrnehmen, das eigentlich Gute, das kaum noch zu steigern ist, ist und wir dieser Wahrnehmungsschwäche dadurch Rechnung tragen, indem wir das ziemlich Gute mehr schätzen lernen.
Dann muss der Satz vom Anfang zwar lauten: "Ziemlich gut ist heute eigentlich genauso gut wie gut, aber wir brauchen "ziemlich gut" um gut mit dem Verlust des Guten umgehen zu können."

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