Mittwoch, 13. Mai 2009

Von käuflicher Schönheit und anderem Kontrollverlust

Die Welt könnte schöner sein, das bestreitet kaum jemand, auch manche Menschen könnten schöner sein. Aber schöner sein meint hier hauptsächlich mehr aus sich machen, auf ihr Äußeres achten. Aber der Schock sitzt tief, wenn eine junge Frau, die man zwar nur flüchtig kennt, aber immerhin kennt, mitten in einem lockeren Smalltalk plötzlich offenbart, dass sie sich einer "Schönheitsoperation" hingibt, um ihre wohlgeformten zierlichen Brüste in einen Atombusen verwandeln zu lassen. Käufliche Schönheit verdirbt nicht nur die Wahrnehmung unserer Jugend, die sich immer kritischer mit ihrer Figur auseinandersetzt, wie eben wieder eine große Studie bestätigte, sondern sie verdirbt auch den Charakter der Personen, die sich operieren lassen, obwohl es keinen Grund gibt, denn sie halten sich mit ihrer künstlichen "Schönheit" für unwiderstehlich und beginnen "Durchschnittsmenschen" (die es als solches nicht gibt) für unwürdig zu halten.
Warum verkauft man seinen Körper und damit sich selbst und zahlt dafür auch noch Unsummen? Warum glauben junge attraktive Frauen sich mit angeklebten Haaren, Fingernägeln und Wimpern, mit eingepflanzten Brüsten und Po- Implantaten und mit korrigierten Nasen und aufgespritzten Lippen wirklich verschönern zu können?
Man kann es auf die sogenannte Schönheitsindustrie oder die Medien, die mit "Wir ändern dein Leben, indem wir dein Aussehen verändern"- Formaten dazu beitragen, schieben und sicher sind sie auch nicht unschuldig. Aber einem Menschen mit halbwegs klarem Verstand, sollten Sendungen dieser Art doch sofort suspekt sein und außerdem ist auch hinlänglich bekannt, dass "Barbie" rein anatomisch nicht existieren könnte, demzufolge sollten auch Fotos mit ähnlich gebauten Personen schnell als irreale Nachbearbeitung erkannt werden.
Das Problem ist doch das diese Gesellschaft dieses Bild von Schönheit haben möchte. Es ist eine Art kollektiver Anorexia Nervosa (Magersucht), die den Kontrollverlust kompensieren soll. Die Gesellschaft hat kaum noch Einfluss auf die Politik, trotz Partizipation durch Wahlen, werden heute kaum noch Wahlprogramme in befriedigender Art und Weise erfüllt, somit stellt sich die Frage, warum überhaupt engagieren? Darüberhinaus haben stehen immer mehr Menschen einem sehr unsicheren Arbeitsmarkt gegenüber. Wenn das Leben einer ganzen Gesellschaft aus den Fugen zu geraten scheint, sucht man sich einen Faktor, den man ohne größere Schwierigkeiten, kontrollieren kann, in diesem Fall: das "Schönheitsideal" und die Umsetzung des selbigen. Man sucht sich etwas wodurch man sich definieren kann, ohne dabei in größere gesellschaftliche Konflikte zu geraten, denn man möchte ja keinen existenziellen Konkurrenzkampf, sondern nur die Suche nach Bestätigung.
Es wird Zeit, dass sich unsere Gesellschaft eine gesundheitsverträglichere Bestätigungsvariante suchen!

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