Samstag, 25. April 2009

Von Neurosen und anderen Macken

Wir alle fürchten uns vor irgendetwas. Meist sind diese Ängste nicht rational zu begründen und noch weniger rational sind unsere Reaktionen auf diese Situationen. Ich sollte dafür vielleicht einige Beispiele geben: Ich habe einen Bekannten, der beim Duschen nicht die Augen schließen kann, nicht einmal beim Haare waschen, weil er glaub, jemand könne ihn überfallen. Mädchen haben dagegen oft die Panik auf Toilette eingeschlossen oder überfallen zu werden und ich kenne Frauen, die als Verhinderungstaktik auf der Toilette immer pfeifen. Ich weiß nicht, ob das potenzielle Angreifer abschreckt oder sich Schlösser derartig von dem Gequietsche beeindrucken lassen, dass sie von allein aufgehen. Ich leide ja mehr unter der Angst, dass die Schlösser nicht schließen. Aber meine irrationalste Reaktion zeige ich auf etwas anderes: Wenn ich etwas Ekliges oder Gruseliges lese, dann mache ich nicht nur die Augen zu, sondern halte mir auch die Ohren zu. Ich weiß, dass das sehr lustig erscheinen mag, aber wenn ihr euer eigenes Verhalten beobachtet, werdet ihr irgendwann auch bei euch etwas ähnlich Unlogisches finden.
Eine interessante zwanghafte Handlung finde ich es im Fahrstuhl zu zählen, das hält ihn mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht vom Steckenbleiben ab, aber man ist der Erste, der weiß, dass er steckengeblieben ist, weil man vorher in diesem Lift nie so weit mit dem Zählen gekommen ist. Ob es eine Zwangsstörung ist, wenn man beim Betreten einer Wohnung (egal, ob die eigene oder eine fremde) den Wunsch verspürt, als erstes in den Kühlschrank schauen zu wollen, hat mir noch niemand sagen können, aber so lange der Drang in fremden Wohnungen noch von einem gewissen Maß an Benimmregelakkzeptanz und Schüchternheit unterdrückt werden kann, dürfte es sich noch nicht um eine ernsthafte Erkrankung handeln.
Glücklicherweise bin ich von diesen ganzen Sammelneurosen weitgehend verschont geblieben, mal von der Leidenschaft für kleine Zuckertütchen und Würfelzucker in bunten Verpackungen abgesehen. Jedenfalls wird aus mir wahrscheinlich nie ein Sammelmessie. Vielleicht rührt auch da mein Unverständnis her, dass auf unserem Wohnzimmersofa schon wieder mindestens hundert Bücher, die man nicht mal lesen kann, sitzen und natürlich wie rohe Eier behandelt werden müssen. Ich bin beeindruckt davon, wie man sich Monat für Monat für Sinnlosigkeiten finanziell ruinieren kann. Aber wenn ich dann schon mal beim finanziellen Ruin bin, kommen ja dann gleich noch die Suchtkrankheiten hinterhergerannt und wollen auch noch ihr Fett weg kriegen. Ich bin der Meinung, dass für Menschen in Vorbildfunktion, sprich Eltern, Lehrer, Politiker und Pfarrer ein generelles Rauchverbot herrschen sollte und da das politisch nicht umzusetzen ist, sollte es allein aus dem moralischen Empfinden der Angesprochen heraus existieren und befolgt werden. Aber auch zu dieser Erkenntnis war mein Mitbewohner nicht bereit. Das zeigt doch wieder, was das Lustprinzip aus unserem Gewissen macht...

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