Mittwoch, 18. März 2009

Vom Glück und anderen Drogen

Lifestyledrogen- ein Zeitgeistphänomen in der Welt der Erfolgreichen.

Nur einige Beispiele: Eine Studie brachte die erstaunliche Information zu Tage, dass Akademiker ihren Kindern leistungssteigernde Medikamente geben würden, wenn Klassenkameraden diese auch erhalten. Das gekaufte Glück einer ganzen Berufsgruppe, der Banker, scheint die Wirtschaft gerade ein Vermögen zu kosten, denn keiner sonst reduziert seinen Stress mit Hilfe von so viel Medizin wie unsere Banker. Ritalin, als Aufputschmittel bei gesunden Menschen, wird in der Prüfungsphase von einigen Studenten konsumiert wie Vitaminpräparate. Aber der Wunsch nach mehr Leistung sei nicht besorgniserregend, so Psychologen, erschreckender sei viel mehr der steigende Konsum von Stimmungsaufhellern. Antidepressiva statt Champagner auf den Empfängen der Schönen und Reichen. Evolutionsbiologen sehen aber im Zeigen von Überforderung, den Grundstein für die Entstehung sozialer Netzwerke durch gegenseitige Unterstützung. Aber Netzwerke sind heutzutage ja auch überbewertet, denn durch leistungssteigernde Medikamente kann ich doch alle anderen ersetzten und in wenigen Jahren kann ich auch mit dem Kühlschrank, der mir jeden Morgen sagt, wie gut ich aussehe, einen besseren Smalltalk haben als mit der nervigen Praktikantin, die mir und meinem Ego nicht genug Respekt zollt.

Wenn wir mit diesem Leben an der einsamen Spitze so glücklich sind, warum boomen dann in den Buchhandlungen so genannte "Glücksratgeber"? Deutschland muss seinem Ruf als unzufriedenes, unglückliches und unfreundliches Volk doch aufrechterhalten. Ich hatte heute eine sehr interessante Diskussion in der mir plötzlich klar wurde, warum die Deutschen so unglücklich sind: Sie haben verlernt zu feiern, denn nicht glücklich ist, feiert viel sondern wer viel feiert wird automatisch glücklicher. Aber hier sind wir viel zu anspruchsvoll geworden. Simple Familienfeiern stressen oder langweilen uns eher anstatt uns zu unserem festgefahrenen Alltag eine angenehme Abwechslung zu bieten.

Zeitlebens jagen wir dem Glück hinterher und vergessen dabei, dass es sich nicht fangen lässt, sondern es wirft sich vor unsere Füße und wenn wir es nicht genießen, wenn es da ist, dann kommt es auch nicht, wenn wir Zeit dafür haben glücklich zu sein. Glück ist das höchste Gut nach dem wir streben und das immer unerreichbar scheint, aber was wir jederzeit erreichen können, indem wir genügsam werden ist ZUFRIEDENHEIT. Ist beständige Zufriedenheit nicht schöner als das kurze Glück?

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