Donnerstag, 12. März 2009

Vom Wissen und von der Dummheit

"Was vermehrt sich schneller: Das Wissen oder die Dummheit?" fragt ein deutscher Schauspieler und Comedian in der Wissensausgabe einer großen deutschen Zeitung. Drei Experten antworteten. Ich befördere mich hiermit auch zum Experten, denn das Thema ist interessant.
Die Psychologie kennt einen "Flynneffekt". Dieser besagt, dass der IQ der Menschen durch steigende Medieneinflüsse um 10 Punkte in 10 Jahren zunimmt, an diese Veränderung werden Intelligenztests angepasst, deswegen merkt ein großer Teil der Bevölkerung nicht, dass er intelligenter wird. Ich stelle es nur gelegentlich daran fest, wenn sich Fachbegriffe, die Experten schon seit Jahren kennen, sich durch diverse "Wissenssendungen" in die Allgemeinbildung einschleichen. Außerdem merkt man es daran, wenn man seine eigene Vorstellung von Allgemeinwissen mit dem der Eltern vergleicht. Nun ja, Intelligenztester glauben also die Menschheit als solche wird intelligenter damit müsste sich das Wissen ja schneller vermehren als die Dummheit.
Lassen wir das doch so stehen, kann ja sein. Aber kommen wir nun zum Einzelexemplar Mensch (mal eingeschränkt auf die BRD): Wenn ich meine Nichte betrachte glaube ich auch, dass Wissen exponentiell zunehmen muss, sie geht noch nicht mal in die Schule und kann zählen bis sie keine Lust mehr hat, addieren sowieso und seit Neuestem auch multiplizieren mit 1 und 2. Erschreckend, aber wahr. Aber ich glaube ihr brauchbares Wissen wird bis zum Abitur nur minimal zunehmen. Denn ich werde weder die Integralrechnung unter gekrümmten Flächen noch eine Formanalyse von Goethes "Die Leiden des jungen Werther" je wieder benötigen, also unbrauchbares Wissen.
Ich liebe unbrauchbares Wissen, denn es macht sich auf Partys mit hohem Smalltalkanteil sehr gut mit irgendwelchen unnützen Anekdoten als der typische Student erkannt zu werden, beispielsweise meine neueste Lieblingsinformation: Der Buchdruck mit beweglichen Lettern wurde nicht von Gutenberg erfunden, sondern in Korea. Eine Frechheit, dass solche Lügen des Allgemeinwissens noch Generationen von Schülern von grauhaarigen Geschichtslehrern eingebläut werden. Die Menschheit kann also nichts für ihre Dummheit, denn die, die sie bilden sollen, wissen doch selbst nichts.
Ein weiterer Grund warum die Menschheit den Anschein erweckt immer dümmer zu werden, sind so genannte Fachidioten, also Menschen die immer mehr von immer weniger wissen. Dies ist in dieser hochtechnologisierten Welt auch die einzige Möglichkeit Informationen verarbeiten können. Es gibt also eigentlich kein Wissensproblem, denn es ist immer noch genug Wissen da um es zu verteilen und durch die modernen Medien hat auch jeder mehr Möglichkeiten sich Wissen anzueignen, es muss also gar keine Universalgelehrten mehr geben. Aber es wird ein Kommunikationsproblem geben, denn worüber unterhält sich den der IT-Profi, der nicht mal weiß, wie man Eier kocht mit dem Islamwissenschaftler, der eine durch und durch geisteswissenschaftliche Bildung genossen hat, aber erklären, wie man Eier kocht, kann er ihm auch nicht.
Ich bin erschreckt, wie dumm einzelne Menschen sein können und wie hoch sie damit die Bildungsleiter des deutschen Systems erklimmen konnten, aber der Masse bescheinige ich doch ein ausreichendes Wissen um nicht an dieser einzelnen Dummheit zu ersticken. Aber ich gestehe ehrlich, dass ich mich vor dummen Menschen, die sich für schlau halten, fürchte, denn sie sind die, die glauben ihr "Wissen" am meisten verbreiten zu müssen und studieren auf Lehramt (ich möchte damit nicht alle Lehrer beleidigen, aber ich glaube, jeder wirklich intelligente Lehrer weiß genau, was ich meine).

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