Montag, 16. März 2009

Von der Selbsterkenntnis

Welches Geräusch finden Menschen am ekligsten? In Nordamerika ist es Tafelkratzen mit den Fingernägeln, in Südamerika Zahnarztbohrgeräusche. Sagt eine Menge über südamerikanische Zahnärzte aus. Babyschreien ist das einzige Geräusch, das Männer unangenehmer finden als Frauen. Sagt eine Menge über Männer aus. Ich finde das eine echt spannende Frage und bin noch immer nicht dahinter gekommen, welches Geräusch ich richtig eklig finde.
Aber mit ekligen Geräuschen lenke ich mich auch nur von emotionalen Dilemmata meiner etwas verwirrenden Lebensumstände ab. Wer bin ich, wo will ich hin?
Wir sind jedem gegenüber ein anderer Mensch, aber sind wir uns selbst jedes Mal der gleiche Mensch. Ich meine: Kenne ich mich? Wir sind doch einer permanenten Sebsttäuschung ausgesetzt, wir machen uns in jeder Hinsicht vor besser als der Durchschnitt zu sein, ein Schutzmechanismus, der uns davor schützt von uns selbst enttäuscht zu sein. Gelegentlich erkennen wir unsere Selbsttäuschung, dann entstehen solche Gruppen wie "Zwei Drittel meines Lernaufwandes sind organisierter Selbstbetrug" in einem beliebten Online- Netzwerk. Aber bemerken unsere Täuschung doch auch nur, weil die Aufrechterhaltung der Lüge unser Gehirn viel zu viel Energie kosten würde. Aber diese Momente der Selbsterkenntnis sind doch eher spärlich gesät. Daraus resultiert also wieder die Frage, ob es überhaupt möglich ist uns selbst zu kennen.
Viel interessanter als das ist aber doch, will ich mich wirklich kennen? Will ich nicht lieber glauben, dass ich immer genau das richtige Maß an Moral, Ehrlichkeit und Freundlichkeit finde. Ich will ja gar nicht das nette, anständige Mädchen sein, aber ich will auch nicht eine von den Tussiflittchen sein, vor denen ich mich fürchte. Aber wer weiß schon, wer ich bin? Ich weiß es nicht und ich bin auch froh darüber.

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